Vollbreit hat geschrieben::irre:
Du und Konsorten, ihr langweilt deshalb (offenbar nicht nur mich), weil ihr den Polemikmodus nie verlassen könnt.
Lumen hat geschrieben:Es gibt die gängige Praxis einem Teil einer Bewegung, Ideologie, Gläubigen, die Mitgliedschaft abzusprechen, die sich (angeblich) zu weit von eigenen Überzeugen entfernen. Es ist auch als „Kein Wahrer Schotte“ Trugschluss bekannt:
Lumen hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Gerade in Ägypten habe ich häufig gehört - von Leuten mit normalen Berufen, Lehrern, Religionslehrern, Ingenieuren, Anwälten, bis runter zu einfachen Taxifahrern), dass "diese Irren den Islam kaputt machen".
Allgemein werden diese 'Irren' ja bereits in ihre eigene Kategorie, 'Islamist' verwiesen. Ein Begriff, den sich Sozialwissenschaftler in den späten 1980 ausdachten, der kontrovers ist, von 'Betroffenen' nicht immer geteilt wird (die sich einfach als Muslime sehen), und von den Medien eher frei verwendet wird.
Nanna hat geschrieben:Gerade in Ägypten habe ich häufig gehört - von Leuten mit normalen Berufen, Lehrern, Religionslehrern, Ingenieuren, Anwälten, bis runter zu einfachen Taxifahrern), dass "diese Irren den Islam kaputt machen".
Vollbreit hat geschrieben:Was meinst Du denn wie homophil, gleichberechtigt und bildungsnah die Leutchen bei uns sind?
Vollbreit hat geschrieben:Und wäre ein Staat der Religion verbietet tatsächlich ein toleranter Staat? Oder was meintest Du mit „ohne Religion“?
Vollbreit hat geschrieben:Wie kann denn überhaupt jemand schuldig sein, es tut doch jeder sein Bestes?
Vollbreit hat geschrieben:Homophob zu sein, ist halt bequem, würde die Gesellschaft was dagegen haben, würde sie was ändern, oder ist das dort anders?
Vollbreit hat geschrieben:Jeder ist, wie er ist, scheint halt zur allgemeinen Zufriedenheit zu sein, Verbesserungen anzustreben ist ein Irrtum. War doch so, oder?
ganimed hat geschrieben:Homophob zu sein ist Folge von mangelnder Bildung, von falschen religiösen Aussagen und Werten, von Rückständigkeit und sicher auch, wie du schriebst, von patriarchischen Rollenstrukturen. Bequem ist das sicher nicht, da man ja Angst vor etwas empfindet und geneigt ist, es zu kritisieren oder zu bekämpfen oder zu unterbinden.
ganimed hat geschrieben:Überzeugender wäre es, wenn sich diese "normalen" Leute mehr von unseren moralischen Werten teilen würden. Also Bildung statt Koran wörtlich nehmen, Frauen gleichberechtigt ansehen statt sie zu verhüllen, gleichgeschlechtliche Ehen zulassen statt homophob zu sein, einen toleranten Staat wollen ohne Religion. Wollen deine "normalen" Fallbeispiele, deine gemäßigten Muslime wirklich all das? Ich glaube es nicht so recht. Was würdest du einfach mal schätzen, wie viele Muslime in Ägypten meine aufgeführten Meinungstendenzen teilen würden?
Nanna hat geschrieben:Kommt drauf an, wen du meinst. Die Muslime, die ich kenne, sind ausnahmslos Hochschulabsolventen
Nanna hat geschrieben:Die meisten Leute in Ägypten wohl eher nicht
Nanna hat geschrieben:Soll ich dir mal homoerotische Gedichte aus dem andalusischen Umayyadenkalifat schicken, die von interreligiösen Stelldicheins bei jeder Menge Wein berichten?
Nanna hat geschrieben:Der extreme Traditionalismus in Ägypten und anderswo im Nahen Osten war nicht immer so da, die Religion schon, d.h. es müssen sich andere Faktoren geändert haben. Da gibt es auch haufenweise Theorien und Forschungsliteratur dazu und keine davon ist monokausal ausgerichtet.
Nanna hat geschrieben:Es hat auch einfach keinen Sinn, dauernd zu meinen, man könnte oder sollte die Religion eliminieren und dann würde in Ägypten die Wirtschaft abheben und die Glückseligkeit ausbrechen.
Nanna hat geschrieben:Die größten Fortschritte gegen Genitalverstümmelung in Nordafrika wurden beispielsweise erreicht, weil angesehene muslimische Gelehrte sich dafür eingesetzt haben, dass die lokale Bevölkerung darüber aufgeklärt wird, dass es nicht Glaubensinhalt des klassischen Islam ist, dass Frauen beschnitten werden müssen. In dem Fall war Religion eine Ressource
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Kommt drauf an, wen du meinst. Die Muslime, die ich kenne, sind ausnahmslos Hochschulabsolventen
Das klingt ja nicht gerade repräsentativ. Könnte es sein, dass hier einer der seltenen Fälle vorliegt, wo wir als völlige Laien, die keinen Ägypter kennen, die wahren Proportionen besser erkennen können als du, der du möglicherweise zu nahe dran bist und ein detailliertes aber schiefes Bild erlangt hast?
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Der extreme Traditionalismus in Ägypten und anderswo im Nahen Osten war nicht immer so da, die Religion schon, d.h. es müssen sich andere Faktoren geändert haben. Da gibt es auch haufenweise Theorien und Forschungsliteratur dazu und keine davon ist monokausal ausgerichtet.
Dann frage ich mal anders. Wieviele dieser Theorien und Forschungsliteraturen schätzen denn den Einfluss von Religion an dieser Entwicklung als vernachlässigbar gering ein? Um Lumen weiterhin für tendenziell im Recht zu sehen, reicht es mir ja, wenn der Islam als ein nicht unerheblicher Faktor gesehen wird. Es muss beileibe nicht monokausal sein.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Es hat auch einfach keinen Sinn, dauernd zu meinen, man könnte oder sollte die Religion eliminieren und dann würde in Ägypten die Wirtschaft abheben und die Glückseligkeit ausbrechen.
Das wäre sicher der Umkehrschluss, wenn man Monokausalität annähme. Ich glaube aber, das tut nicht einmal Lumen.
ganimed hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Die größten Fortschritte gegen Genitalverstümmelung in Nordafrika wurden beispielsweise erreicht, weil angesehene muslimische Gelehrte sich dafür eingesetzt haben, dass die lokale Bevölkerung darüber aufgeklärt wird, dass es nicht Glaubensinhalt des klassischen Islam ist, dass Frauen beschnitten werden müssen. In dem Fall war Religion eine Ressource
Das siehst du ja sehr verzerrt, finde ich. Mir zeigt dein Beispiel eher, welch große Macht diese "Gelehrten" haben. Ich leite daraus ab, dass sie eben also doch ein wichtiger kausaler Faktor an den Zuständen in diesen Ländern sind. Wieso haben sie ihre wertvolle Aufklärungshilfe nicht schon vor 100 Jahren geleistet? Damals war ihnen das Leid der Frauen egal? Eine Religion, die sich mit dieser Egal-Haltung offenbar ebenso gut vereinbaren lässt wie mit der neuerlichen Aufklärungshaltung, ist durch dieses Beispiel in keinster Weise entlastet. Und eine starke Tendenz zur Unterdrückung der Frau darf man dem religiösen Kern des Islam doch attestieren. Jahrhunderte der Genitalverstümmelung und die Religionen sollen kein kausaler Faktor dafür sein?
Lumen hat geschrieben:Nanna, alle deine Einwände sind längst berücksichtigt worden. Auch der, dass manche Traditionen die heute mit dem Islam in Verbindung gebracht werden gar nicht direkt mit ihm zu tun haben. Das ist bei westlichen Evangelikalen übrigens auch so, da gibt es Ansichten die angeblich christlich sind, aber die nirgendwo in der Bibel genannt werden (sonst Maßstab für alles) und umgekehrt, biblische Vorgaben werden gerne auch ignoriert, wenn sie nicht mehr passen.
Lumen hat geschrieben:Das Problem ist, dass du die Kritik ganz offensichtlich nicht einmal verstehst, weil du aus welchen Gründen auch immer blind für Systemeigenschaften bist, die auch so beschaffen sein können, dass Traditionen/populäre Ansichten in die Religion eingehen, dort dann halt finden oder auch wieder, wie in deinem Beispiel, rausgenommen werden können.
Lumen hat geschrieben:Es versteht sich von selbst, dass nicht alles auf jeden zutrifft. Das ist erstens nicht der Punkt, sondern Eigenschaften des Glaubens, und wenn man es gerne an Leuten festmachen möchte, dann geht es nur über statistische Häufungen und Tendenzen. Es ist ist recht wahrscheinlich, dass ein beliebiger Evangelikaler mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch homophob ist.
Lumen hat geschrieben:Obwohl es für Homophobie viele Gründe geben könnte, wäre es schon aberwitzig religiöse Gründe die das explizit aussagen (und die auch gepredigt werden) auszuklammern.
Lumen hat geschrieben:Was müssen die Leute denn noch machen, außer klarzustellen, dass ihnen Religion eine höchstwichtige Angelegenheit ist, fester Bestandteil ihrer Identität ist (und es bei etlichen US Konvertiten geradzu zu Persönlichkeitskrisen kommt), ihre Ansichten explizit in religiösen Texten oder Zusammenhängen nennen, auf Plakaten schreiben usw.
Lumen hat geschrieben:Da liegt eine Leiche auf dem Boden. Wir finden DNA des Täters. Der Täter hat seine Tat gestanden.
Lumen hat geschrieben:Entschuldigung, ich kann nicht wahrhaben, dass jemand sich absichtlich derartig dusselig anstellt.
Vollbreit hat geschrieben:ganimed hat geschrieben:Homophob zu sein ist Folge von mangelnder Bildung, von falschen religiösen Aussagen und Werten, von Rückständigkeit und sicher auch, wie du schriebst, von patriarchischen Rollenstrukturen. Bequem ist das sicher nicht, da man ja Angst vor etwas empfindet und geneigt ist, es zu kritisieren oder zu bekämpfen oder zu unterbinden.
Doch sicher, wenn mehr drin wäre, würd man ja mehr machen, da das nicht der Fall ist, ist man zufrieden.
Warum sollte sich was ändern, es sind doch alle zufrieden?ganimed hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Doch sicher, wenn mehr drin wäre, würd man ja mehr machen, da das nicht der Fall ist, ist man zufrieden.
Die Ägypter können zufrieden mit sich sein, in der Tat. Jeder andere mit denselben Erfahrungen, kulturellen Vorgaben und religiösen Einflüssen, würde genau so denken, fühlen und handeln. Wenn die Ägypter eines Tages an ihrem Verhalten etwas ändern sollten, dann deswegen, weil sich an ihren Erfahrungen, kulturellen Vorgaben und religiösen Einflüssen etwas ändert.
Genau, das ist ja eine geradezu groteke Vorstellung und ganz sicher ist das noch nie einem Menschen passiert, dass er nachts wachliegt und denkt, dass da irgendwas schief läuft.ganimed hat geschrieben:Nicht etwa, weil sie eines Morgens aufwachen und feststellen, dass sie mit ihrem bisherigen Lebenswandel nicht zufrieden sind.
Oh, eine neue Wendung. Wenn ich jetzt nicht mit Deinem Verhalten zufrieden wäre? Du würdest kurz in Dich gehen, denken: Ja, nö alles tacko bei mir, änder ich nix dran“ und das war's. Wie nun ein ganzes Volk sich überhaupt angesprochen fühlen kann (rein technisch, erklär mal) und warum es was ändern sollte – denn sicher geben auch die schon alles – ist aus Deinem Ansatz heraus nicht zu erklären.ganimed hat geschrieben:Sie sind damit zufrieden, sie sollten damit zufrieden sein und sie können damit zufrieden sein. Wir können das nicht (mit ihrem Handeln zufrieden sein), denn wir haben andere Erfahrungen, andere kulturelle Vorgaben, andere Werte, andere Denkweisen usw.
Gibt es tatsächlich Werte, die wir alle teilen? Welche sind das denn? Diskutier das doch mal mit Darth oder gehört der nicht zu „uns“? Oder mit einem patriarchalenTürkenpapa der sich hier in der Autoindustrie verschlissen hat, oder gegört der nicht zu „uns“? Wer ist „uns“, was macht „uns“ aus? Gehören die 60% von denen sogar Du annimmst, dass sie „unsere“ Werte nicht teilen, nicht zu „uns“?ganimed hat geschrieben:Aber wir können mit unserem Handeln zufrieden sein, denn es entspricht unseren Werten.
Ich kenne etliche Menschen, die genau diese „So kann es nicht weitergehen“-Erfahrung gemacht haben. Ich habe das mal in eine kleine Internetsuchmachine eingegeben und über 800.000 Treffer erhalten. Wie kommt das nur?ganimed hat geschrieben:Auch von uns wird niemand eines Morgens aufwachen und plötzlich glauben, dass man sich angeblich ändern müsste.
Warum sollte sich was ändern, es sind doch alle zufrieden?
Vollbreit hat geschrieben:ganimed hat geschrieben:Sie sind damit zufrieden, sie sollten damit zufrieden sein und sie können damit zufrieden sein. Wir können das nicht (mit ihrem Handeln zufrieden sein), denn wir haben andere Erfahrungen, andere kulturelle Vorgaben, andere Werte, andere Denkweisen usw.
Oh, eine neue Wendung. Wenn ich jetzt nicht mit Deinem Verhalten zufrieden wäre? Du würdest kurz in Dich gehen, denken: Ja, nö alles tacko bei mir, änder ich nix dran“ und das war's. Wie nun ein ganzes Volk sich überhaupt angesprochen fühlen kann (rein technisch, erklär mal) und warum es was ändern sollte – denn sicher geben auch die schon alles – ist aus Deinem Ansatz heraus nicht zu erklären.
Und was nur, wenn die Ägypter meinten, wir sollten uns ändern?
Vollbreit hat geschrieben:Gibt es tatsächlich Werte, die wir alle teilen?ganimed hat geschrieben:Aber wir können mit unserem Handeln zufrieden sein, denn es entspricht unseren Werten.
Vollbreit hat geschrieben:Ich kenne etliche Menschen, die genau diese „So kann es nicht weitergehen“-Erfahrung gemacht haben.
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