mangelnden Reflektion deines Als-ob Zustandes. Das zeigt sich ja daran, dass du dich als "entscheidende" Entität empfindest. Würdest du den Willensbildungsprozess als das Wahrnehmen was er ist: ein determinieter Prozess, würdest du nicht mehr von Entscheiden reden [...] Übrigens implizierte auch eine inkompatibilistische Freiheit keine Allmacht oder Allwissenheit, sondern lediglich die Möglichkeit in derselben Situation relevant anders handeln zu können [...] Eine Definition der inkompatibilistischen Freiheit ist doch bekannt: unter denselben Bedingungen auch anders handeln/sich entscheiden können. Ich behaupte, dass dies verständlich ist. [...] Warum sollte ein auf deterministischem Wege zustande gekommene Entschuldigung wertvoll sein? [...] Wiedergutmachung ist nichts anderes als Vergeltung auf sublimierten Ebene. [...] Verzeihen ist auch dermassen unverträglich mit dem Determinismus [...] Will der Täter Wiedergutmachung leisten, dann will er Vergeltung leisten. [...] etwas bereuen im klarsten Bewusstsein, dass es unausweichlich geschehen musste, in diesem Fall etwas was man getan hat, kann nur ein Ausdruck dessen sein, dass man bedauert dass etwas (eigentlich alles) war wie es war. Keinesfalls kann es implizieren, dass man glaubt man hätte anders handeln können. Genau aber so wird es benutzt: "Mein Gott, hätte ich doch dies oder jenes nicht getan!". Wenn Bereuen moralisch gesehen rational sein soll, dann würde mich interessieren inwiefern. Es ist wie alles Moralische (in einem eigentlichen Sinn) mit einem Determinismus unverträglich. [...] Nicht umsonst behaupte ich, dass der Determinismus der Tod jeglicher Sinnhaftigkeit ist. [...] der Lebensvollzug selber ist ohne ein als inkompatibilistisch erfahrenes und gedeutetes Freiheitsgefühl nicht möglich [...] man muss ja hier fast fürchten wie ein Apostat oder Häretiker diffamiert zu werden wenn man sich gegen den "brightschen Humanismus" wendet und deren Ideologische Scheuklappen benennt) [...] Der Kompatibilismus ist im Strafsystem insofern relevant als er dazu dienen kann die Gefährlichkeit eines Täters einzuschätzen (wobei hier kein notwendiges Bedingungsverhältnis vorliegt). Völlig überflüssig ist er um das Strafmass festzusetzen (willentlich-wissentlich contra unzurechnungsfähig). Da ist NUR der Gesellschaftsschutz massgebend, d.h. wer willentlich-wissentlich handelt muss nicht schon darum mit einer härteren Strafe rechnen als wenn er vermindert zurechnungsfähig gewesen wäre.
ice hat geschrieben:Der springende Punkt ist der, dass, wenn (fast) alles determiniert ist, Nachdenken, Inne-halten und Reflektieren vor dem Entscheiden auch sehr wahrscheinlich determiniert sind, weil es Gründe/Ursachen geben muss, die zu solchen kognitiven Tätigkeiten führen.
ice hat geschrieben:Diese Gründe/Ursachen sind uns zu einem kleinen Teil bewusst - der große Rest läuft unbewusst ab und ist uns meist nicht zugänglich.
Es gibt keinen wirklicheren Grund, als den, dass du mir antworten wolltest.ice hat geschrieben:Diese bewussten Teile sind der Grund, warum wir meinen, dass wir frei entscheiden können - und das auch ständig im Alltag tun. So wie ich zB hier ganz bewusst und frei einen Beitrag schreibe. Aber die wirklichen Gründe/Ursachen für dieses Schreiben verlieren sich im Dunkeln der Vergangenheit, sobald ich anfange darüber nachzudenken.
Dann musstn Du den Thread noch mal durcharbeiten. ;)ice hat geschrieben:Das meint Dr Fraggles wahrscheinlich mit Lebensfluss bzw. Willensbildungspraxis. Wir leben meistens unreflektiert dahin, wollen dies oder das, entscheiden und handeln wie wir eben wollen. Das funktioniert auch soweit ganz gut im Alltag. Sobald man aber anfängt, diesen Lebensfluss zu reflektieren und die These untersucht, wie es wäre, wenn alles determiniert ist, dann schlittert man unweigerlich in eine existentielle Irritation, weil Selbstverständlichkeiten wie Freiheit und Verantwortung plötzlich hinterfragt werden.
Ich kann das, wie gesagt, gut nachvollziehen und verstehen. Trotzdem neige ich zum Kompatibilismus, weil er lebenspraktischer ist - nicht unbedingt weil er mich theoretisch/philosophisch überzeugt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Du behauptest viel, aber begründest wenig. Polemik alleine reicht nicht, Begründungen wären statt dessen schön. Es mag ja nun sein, dass Du was auch immer glaubst, aber damit das andere überzeugen könnte, müsstest Du zumindest ansatzweise argumentieren. Polemik derart "X ist richtig und wer X bestreitet, der lügt oder betrügt sich selber" oder derart ist wenig überzeugend.
Insbesondere musst Du nach wie vor erklären, was "anders handeln können unter denselben Umständen" bedeuten soll, was Du damit meinst, Du kannst nicht einfach sagen "weiß doch jeder und wer das nicht weiß, ist doof oder stellt sich doof".
Das zu erklären wäre Schritt 1; Schritt 2 wäre, plausibel zu machen, wieso ein ein "anders handeln können unter denselben Umständen" nach Deinem Verständnis notwendige und unverzichtbare Voraussetzung für Freiheit und/oder Verantwortungs- und Strafzuweisung sein müsse. Eben das ist der Dissens hier, das kannst Du daher nicht einfach als gegeben setzen.
Vollbreit hat geschrieben:ice hat geschrieben:Der springende Punkt ist der, dass, wenn (fast) alles determiniert ist, Nachdenken, Inne-halten und Reflektieren vor dem Entscheiden auch sehr wahrscheinlich determiniert sind, weil es Gründe/Ursachen geben muss, die zu solchen kognitiven Tätigkeiten führen.
Ja, und das habe ich dabei auch mitbedacht.
Vollbreit hat geschrieben:ice hat geschrieben:Diese Gründe/Ursachen sind uns zu einem kleinen Teil bewusst - der große Rest läuft unbewusst ab und ist uns meist nicht zugänglich.
Das ist egal, weil Freiheit auf dem gründet, was wir wissen, nicht auf dem, was wir nicht wissen.
Vollbreit hat geschrieben:Damit wird nicht geleugnet, dass es Bereiche des noch nicht Bekannten oder psychologisch Verdrängten und Verleugneten gibt, denn die gibt es.
Aber, wenn Freiheit sich aus dem Abwägen meiner derzeitigen Informationen und Vorlieben generiert, dann ist es egal wie vollkommen oder unvollkommen mein aktueller Informationsstand ist.
Vollbreit hat geschrieben:Ins Extrem getrieben würde das nämlich bedeutet, dass Willensfreiheit von Allwissen abhängig wäre und es ist eine eigeen Diskussion, ob ein allwissendes Wesen überhaupt noch etwas wollen kann, es weiß ja, was passiert.
Vollbreit hat geschrieben:Aber an der Untergrenze erscheint mir die Notwendigkleit des Allwissens eine zu starke Forderung zu sein, denn ich würde gerne die Bahn eines Meteors von der abrupten Richtungsänderung eines Fisches, der auf einen angeborenen Schlüsselreiz reagiert, vom immer stärkeren Eindimmen von Intentionen in das Verhalten von Eichhörnchen, Hauskatzen, Hunden und Affen differenzieren können.
Der Mensch verfügt zusätzlich noch über die Möglichkeit seine Affekte zu beherrschen, Affekt- oider Impulskontrolle und zugunsten kutltureller Fordrunge zurückzustellen. Der Rückgriff auf Triebstrukturen als Erklärung ist schon aus biologischer Sicht falsch, da hier Affekt und Trieb in einen Topf geworfen werden, aber das nur am Rande. Auch das noch mal eine gehörige Differenz.
Vollbreit hat geschrieben:Man kann das alles als Folge von Naturgesetzen oder -abläufen erklären, wenn man es denn tatsächlich so erklären kann und nicht nur einfach auf Differenzierungen verzichtet.
Vollbreit hat geschrieben:Es gibt keinen wirklicheren Grund, als den, dass du mir antworten wolltest.ice hat geschrieben:Diese bewussten Teile sind der Grund, warum wir meinen, dass wir frei entscheiden können - und das auch ständig im Alltag tun. So wie ich zB hier ganz bewusst und frei einen Beitrag schreibe. Aber die wirklichen Gründe/Ursachen für dieses Schreiben verlieren sich im Dunkeln der Vergangenheit, sobald ich anfange darüber nachzudenken.
Vollbreit hat geschrieben:Selbst wenn man Ursachen in Form von Motiven, Zufällen, früheren Begegnunge, Interessenschwerpunkt bis zum Internetanschluss findet, warum Du mir antworten wolltest, was macht diese Ursachen wirklicher als Deinen freien Wunsch, den Du nun umgesetzt hast?
Vollbreit hat geschrieben:ice hat geschrieben:Das meint Dr Fraggles wahrscheinlich mit Lebensfluss bzw. Willensbildungspraxis. Wir leben meistens unreflektiert dahin, wollen dies oder das, entscheiden und handeln wie wir eben wollen. Das funktioniert auch soweit ganz gut im Alltag. Sobald man aber anfängt, diesen Lebensfluss zu reflektieren und die These untersucht, wie es wäre, wenn alles determiniert ist, dann schlittert man unweigerlich in eine existentielle Irritation, weil Selbstverständlichkeiten wie Freiheit und Verantwortung plötzlich hinterfragt werden.
Ich kann das, wie gesagt, gut nachvollziehen und verstehen. Trotzdem neige ich zum Kompatibilismus, weil er lebenspraktischer ist - nicht unbedingt weil er mich theoretisch/philosophisch überzeugt.
Dann musstn Du den Thread noch mal durcharbeiten. ;)
Nein, im Ernst, man muss diese Themen nicht spannend finden, ich finde das Thema interessant, mitlerweile merke ich aber, dass mein Interesse etwas verflacht (weil ich die Fragen für weitgehend geklärt halte, die mich umtrieben), zugunsten anderer Themen.
Vollbreit hat geschrieben:Dann musstn Du den Thread noch mal durcharbeiten. ;)ice hat geschrieben:Trotzdem neige ich zum Kompatibilismus, weil er lebenspraktischer ist - nicht unbedingt weil er mich theoretisch/philosophisch überzeugt.
Das finde ich hier ganz schön erklärt: http://www.psyheu.de/5068/psychologische-deutungen/Dr Fraggles hat geschrieben:Wie willst du um das Verdrängte und Verleugnete wissen? Verdrängung ist per definitionem unbewusst. Wie kann man ein Wissen um das nicht Gewisste haben ohe es damit aufzuheben?
Das ist egal, denn für meine Begründung ist nur relevant und kann nur relevant sein, was ich einsehe.Dr Fraggles hat geschrieben:Mancher meint bewusst zu handeln, wo die wirklichen Ursachen andere sind (sagst du selber: Verdrängung).
ice hat geschrieben:Ich bleibe jedenfalls weiterhin harter atheistischer Determinist - habe aber nun vom Begriff Freiheit eine differenziertere Ansicht und werde auch weiterhin über dieses (für mich) spannende Thema nachdenken...
Vollbreit hat geschrieben:Das finde ich hier ganz schön erklärt: http://www.psyheu.de/5068/psychologische-deutungen/Dr Fraggles hat geschrieben:Wie willst du um das Verdrängte und Verleugnete wissen? Verdrängung ist per definitionem unbewusst. Wie kann man ein Wissen um das nicht Gewisste haben ohe es damit aufzuheben?
Vollbreit hat geschrieben:Dr Fraggles hat geschrieben:Mancher meint bewusst zu handeln, wo die wirklichen Ursachen andere sind (sagst du selber: Verdrängung).
Das ist egal, denn für meine Begründung ist nur relevant und kann nur relevant sein, was ich einsehe.
Der Satz: „Ich berücksichtige bei meinen Einstscheidungen auch das, was ich nicht weiß“, ist zutiefst sinnlos.
Vollbreit hat geschrieben:ice hat geschrieben:Ich bleibe jedenfalls weiterhin harter atheistischer Determinist - habe aber nun vom Begriff Freiheit eine differenziertere Ansicht und werde auch weiterhin über dieses (für mich) spannende Thema nachdenken...
Hier möchte ich noch mal einhaken und sagen, dass auch der Kompatibilismus den härtest möglichen Determinismus unterstellt.
Vollbreit hat geschrieben:Ansonsten hast Du das nach meinem Empfinden sehr schnell und gut verstanden...
Vollbreit hat geschrieben:...und es freut mich wirklich, dass Dir und Zappa die Diskussion so viel gebracht hat, mir hat sie auch viel Spaß gemacht und ich habe zuvor von der großen Geduld und klugen Argumentation von AgentProvocateur profitiert, der mich an anderer Stelle dazu gebracht hat meinen inkompatibilistischen Standpunkt aufzugeben und bei dem ich dafür auch noch einmal bedanken möchte.
Dr Fraggles hat geschrieben:Wie gesagt: ich habe alles schon dargelegt. Ich warte auf eine umfassende Auflistung meiner diesbezüglichen Argumente, mit entsprechenden Widerlegungen, die ich bisher auch nirgends finden konnte.
Dr Fraggles hat geschrieben:@Agentprovocateur:
Da wir andere Verstehenshorizonte haben, könnte man ja z.B. eine Umfrage machen mit z.B. folgenden Fragen: "Was verstehen sie unter Freiheit?", "Was verstehen sie darunter wenn man sagt, jemand hätte auch anders handeln können, macht das für sie Sinn?".
Dr Fraggles hat geschrieben:Was wäre dein Kommentar wenn sagen wir 30% der Personen angeben würden unter der Idee "anders handeln zu können" etwas Sinnvolles, Verständliches zu verstehen?
Dr Fraggles hat geschrieben:@Agentprovocateur:
Warum Verantwortung und Determiniertsein sich ausschliesen. Ganz einfach weil für mich evident ist, dass rationales Wollen keine hinreichende Bedingung ist. Dass jemand der keine Chance hatte anders handeln zu können, schuldig sein soll, ist für mich schlicht abstrus. Es widerspricht einer grundlegenden Intuition bzw. Evidenz: dass Schuldfähigkeit impliziert, dass die Tat auch anders hätte ausfallen können, dass ein Täter sich schuldig hätte machen können oder aber auch nicht.
Dr Fraggles hat geschrieben:Ein Dachziegel der im Fallen jemanden verletzt ist auch nicht schuldfähig.
Dr Fraggles hat geschrieben:Und der menschliche Zustand ist bezüglich der Wahlunfreiheit identisch.
Dr Fraggles hat geschrieben:völlige Absurdität [...] ad hoc-Argumentation. [...] ist für mich absurd und widersinnig und allenfalls von pragmatischer Bedeutung (aber bestimmt nicht weil es eine überzeugende Freiheitsidee liefert).
Dr Fraggles hat geschrieben:Folgende Aspekte sehe ich beim Kompatibilisten selber als den inkomp. Freiheitsbegriff indirekt als etwas Verstehbares ausweisend:
1) [...] Dieses nicht wissen (was heisst: ich weiss nicht wie mein Entscheid ausfallen wird) ist unabdingbar für das positive Gefühl welches der Kompatibilist beim Entscheidungsprozess hat: er wird getragen von der Illusion eine offene Zukunft vor sich zu haben, welchen erst sein "Entscheid" Form verleihen wird.
Dr Fraggles hat geschrieben:Realität ist aber: dass sein Entscheid feststeht bevor er nur schon begonnen hat die Argumente hin und her zu wägen.
Dr Fraggles hat geschrieben:2) Wenn der Kompatibilist zurückschaut und einen Entscheid bereut, was bereut er dann? Bereut er wie der Entscheidungsprozess im speziellen Fall determiniert war (das würde bedeuten, dass ihm der Determinismus zumindest retrospektiv bewusst werden müsste)?
Dr Fraggles hat geschrieben:3) Was ist gemeint mit Aussagen der Art: "Hätte ich doch anders gehandelt, ich Idiot." "Das werde ich mir nie verzeihen, dass ich das tat." Ich behaupte, dass in manchen solchen Aussagen genau der intendierte Gehalt der inkomp. Freiheit mit eine Rolle spielt.
Dr Fraggles hat geschrieben:4) Oder angenommen man könnte die Entscheidungsfindung eines Menschen einem Computer bei entsprechender Programmierung und Eingabe der relevanten Informationen übergeben. 5 Minuten nach Eingabe würde der Entschluss feststehen. Würde der Betreffende dies als seinen Entscheid verstehen
Dr Fraggles hat geschrieben:5)Wie auch immer: ich weiss, dass die Kompatibilisten alles in ihrem Sinn zu erklären versuchen werden...aber für den neutralen Beobachter scheint doch gegeben zu sein, dass sich die Kompatibilisten sich stärker an Aspekte des inkomp. Freiheitsbegriffes anlehnen als sie es ihrer eigenen Theorie gemäss eigentlich dürften. Wäre das der Fall, scheint es wiederum so, dass sie selber zumindest Aspekten der inkomp. Freiheit mit Verständnis begegnen.
Dr Fraggles hat geschrieben:Der Kompatibilismus und seine Ansicht, dass determiniertes Verhalten strafwürdig sei, lässt sich mit der Prädestinationlehre vergleichen.
Dr Fraggles hat geschrieben:Bei letzterer gibt es nichts was ein Mensch tun könnte um seinem Los zu entkommen, es steht in keinem Zusammenhang mit seinem Wollen oder Tun welcher Art auch immer.
Dr Fraggles hat geschrieben:Und dann wird man noch von oben herab gefragt, warum man denn nun um Himmels willen, der Ansicht sei, dass der Determinismus und Schuldfähigkeit nicht kompatibel seien!?
Dr Fraggles hat geschrieben:Da muss man schon sehr tief im Alltagstrott sein Leben verbringen, sich den Sachzwängen beugend ein Loblied auf den Pragmatismus singend, um dermassen basalste Gefühle und/oder Reflektionen bezüglich Schuldfähigkeit ignorieren zu können. Meine Gleichung ist da schnell gefunden: Kompatibilismus = härtest möglicher Irrationalismus. Nicht nur irrational, sondern auch ekelhaft in seiner Verlogenheit (da selber sich nährend vom epist. Indeterminismus und einem radikalen Ausblenden des unterstellen "härtest möglichen Determinismus", diese Sachverhalte aber natürlich ebenso verleugnend und abstreitend).
Ich glaube, was unsere Ansätze allgemein unterscheidet, ist, dass ich weniger Wert auf Garanten lege.Dr Fraggles hat geschrieben:Doch, ganz interessant. Wobei ich dabei bleibe: Verdrängungen sind allenfalls an Symptomen erkennbar, direkt zeigen sie sich nie (auch im Traum nicht). Und symptomfrei zu sein kann auch kein Garant dafür sein, dass nichts Verdrängtes mehr existiert.
Was soll das denn konkret heißen? Dass Du tatsächlich das mitbedenkst, dass Du nicht kennst? Wie geht das?Dr Fraggles hat geschrieben:Ich werfe dem Kompatibilismus wie du ja mittlerweile weisst vor, blind zu sein für das deterministische Geschehen, nicht nur grundsätzlich sondern auch im Speziellen wie eben in diesem Beispiel.
Nö. Das bringt nun gar nichts. Ich kann mich nicht an dem orientieren, was ich nicht weiß. Wie soll das gehen? Ich plane normal zur Arbeit zu fahren, gehe aber davon aus, dass ich von UFOs entführt werden könnte, aber auch, dass es eventuell gar keine UFOs gibt, dass meine Firma abgebrannt sein könnte, aber auch, dass sie nie abbrennen wird, dass es eine massiven außergewöhnichen Stau gibt, weshalb ich besser eine Umgehung fahre, aber auch, dass dieser Stau nicht stattfindet und so weiter und so fort. Das ist im besten Fall vollkommen überflüssig.Dr Fraggles hat geschrieben:Zudem sollte man sich doch eher daran orientieren was man wissen kann/könnte und nicht daran das was man nun mal weiss.
Das gilt juristisch, aber doch nicht ontologisch.Dr Fraggles hat geschrieben:Unwissen schützt vor Strafe nicht, wie es so heisst, zumindest dann nicht wenn man das Wissen in Erfahrung hätte bringen können.
Ja, zu einem gewissen Teil ist das so.Dr Fraggles hat geschrieben:Falls ich dich richtig verstehe ist auch der, der gar nichts versteht ("ich muss nichts verstehn und entscheide legitim auf Grund meines Nichtwissens!") oder der völlig neurotische Mensch ein Kandidat um die kompatibilistischen Kriterien zu erfüllen.
Dr Fraggles hat geschrieben:Unterstellt...den härtest möglichen (ich dachte du glaubtest auch an nicht-determiniertes Geschehen?), den härtest möglichen...das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, klingt wie eine zu keinem Kompromiss bereite Kampfansage...und dann ist man so enttäuscht, dass es nur Schall und Rauch war.
Weil ich dann was erkennen müsste?Dr Fraggles hat geschrieben:Wenn du ihn dir härtest im Bewusstsein präsent halten würdest (das würde ich als härtest bezeichnen...wäre als Übung doch eine recht nette Idee), dann wird dir nur schon das Wort Kompatibilismus nicht mehr verständlich erscheinen, mit Sicherheit aber nicht als adäquaten philosophischen Freiheitsbegriff.
Vollbreit hat geschrieben:Wenn wir willenlose Automaten sind, lediglich unfähig den Grad ihrer Willenlosigkeit zu reflektieren oder psychsich zu ertragen und in einer fatalistischen Weise, ohne jede Einflussmöglichkeit auf die Welt, die eigene Psyche, andere Personen, wie Du es annimmst, leben, dann ist doch Dein Engagement wollkommen sinnlos. Ich könnte ja nicht mal anders, selbst wenn ich wollte. Du allerdings auch nicht insofern wärst Du gezwungen immer wieder anzurennen und Dich zu ärgern.
Ansonsten wäre Dein Ärger auch so zu deuten, dass Du davon ausgehst, dass Menschen doch zu überzeugen sind und sich im Kontakt mit geeignet Argumenten freiwillig umentscheiden können.
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