Falk schrieb:
Naturalismus ist die Position, die sich ergibt, wenn zum Erkenntnisgewinn ausschließlich die wissenschaftliche Methode verwendet wird.
Die Definition von Falk ist sehr terffend.
Ansich ist in der Standartdefinition der Brights doppelt enthalten, welche Weltbilder naturalistisch sind: Diejenigen, die frei sind von mystischen und übernatürlichen Elementen.
Naturalismus enthält einen Aussagegehalt über die Methode zur Ermittlung eines Weltbildes, das Ergebnis ist offen und muss stets angepasst werden können. Sagt jemand: Das Weltbild des gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes ist mein Weltbild - unabänderlich - dann ist dieses Weltbild meiner Meinung nach nicht naturalistisch.
Es gibt demnach auch nicht DAS EINE naturalistische Weltbild, sondern eine Vielzahl von Verständnissen, die teilweise auch dem individeullen Erkenntnishorizont entsprechen. Wenn also jemand einen wissenschaftlich anerkannten Umstand zu seinem Weltbild zählt, ihn aber nicht verstanden hat und sich auch nicht um Verständnis bemüht hat, ist das Weltbild dann noch naturalistisch?
Ich meine: Ja! Im Vertrauen auf die wissenschaftliche Theorie kann man einen Umstand als gegeben hinnehmen, ohne ihn anhand der wissenschaftlichen Methode selbst überprüft zu haben. An diesem Punkt enthält der Naturalismus ein Glaubenselement, Glauben an die wissenschaftliche Autorität. Mit religiösem Glauben ist das allerdings kaum vergleichbar, weil keineswegs in irgendeiner Form Unterwerfung oder Absolutismus eingefordert wird, sondern jede wissenschaftliche Erkenntnis muss sich letztendlich an der wissenschaftlichen Methode messen lassen. Etwas als wahr anzunehmen bedeutet insofern auch, es als wissenschaftliche Erkenntnis unter dem Vorbehalt anderer Erkenntnis als wahr anzunehmen.
Auch insofern steht also keine besseres Weltbild zur Verfügung, dass näher an der Wahrheit liegen könnte.
Teilweise kann man auch unterschiedliche wissenschaftliche Theorien vertreten. Welche (naturwissenschaftlichen!) Theorie und Auffassung dann nicht mehr als wissenschaftlich angesehen werden kann, ist dann wieder eine Frage der Rationalität und im Einzelfall der Diskussion.
Erstaunlicherweise kann sich das naturalistische Prinzip auch an sich selbst messen lassen: Es stehen schlicht keine besseren Methoden zur Ermittlung der Wahrheit bzw. Realität zur Verfügung. Insofern kann auch jemand, der sich etwa in der Physik nicht auskennt, ein wissenschaftliches Weltbild eher für wahr halten, als ein Weltbild, dass sich dieser Methode nicht unterzieht.
Außerdem kann wohl kein Weltbild wirklich vollständig sein, nicht einmal die religiösen Weltbilder. Es ist demnach auch gar nicht erforderlich, in jedem kleinsten wissenschaftlichen Bereich eine feste Meinung zu haben, ebenso wie viele wissenschaftliche Fragen nicht bis ins letzte Detail geklärt und bewiesen sind, sondern sich vielfach unbewiesene Theorien gegenüber stehen, die sich allerdings stets an der Rationalität messen lassen müssen.