Wissende Menschen sind sich bewusst wie viel man eigentlich noch nicht weiss?
Und je mehr sie wissen je mehr erkennen sie wie wenig sie in Wahrheit wissen!
Das klingt schön, allerdings sind Begriffe wie "Wissen" und "Wahrheit" in diesem Zusammenhang irreführend, weil sie im alltäglichen Gebrauch anders besetzt sind. "Wissen" wird allermeistens nicht als "Wissen ums Nicht-Wissen" verstanden, sondern in irgendeinem absoluten Sinne - eben genau so wie "Glauben an Gott" absolut verstanden wird.
Das führt dann zu diesem schönen Vergleich:
Glauben an Gott und Glauben an die Wissenschaft sind doch im Grunde das gleiche.
Mit diesem Satz hat man die wissenschaftliche Methode auf dieselbe Ebene wie die Religion geholt und kann sich folglich einfach das aussuchen, das einem besser gefällt. Naturalisten sind dann auch nur eine Form von Gläubigen. Wissenschaftler so eine Art Klerus. Und Philosophen sind Theologen.
Ich halte diesen Vergleich für groben Unsinn. Es scheint mir eine oberflächlich einleuchtene, apologetische Strategie zu sein, die Religion als gleichberechtigte Erkenntnisweise zur Wissenschaft zu etablieren. Daher sehe ich Begriffe wie "Wissen" und "Wahrheit" nicht gerne in Zusammenhang mit dem Naturalismus. Man kann diese Begriffe natürlich so verwenden, und sich den Naturalismus auf diese Weise verständlich machen, aber das birgt immer das Risiko des Mißverstehens. Spricht man stattdessen von vornherein von "Zweifel" besteht diese Gefahr nicht - man sieht dann deutlich, daß Religion und Wissenschaft zwei fundamental verschiedene Erkenntnisweisen sind, die man auf keinen Fall gleichzeitig vertreten, geschweige denn gleichsetzen kann.