Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon trazy » Fr 5. Okt 2007, 00:27

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:Sorry, aber das ist echt strange.

Ich habe nur gesagt, dass ich Kreativität mit Genialität gleich setze und nicht mit IQ.
Was ist daran so kompliziert ?

:applaus: schon in Ordnung :up:
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon stine » Fr 5. Okt 2007, 19:23

Genie und Wahnsinn liegen deshalb so nah beieinander, weil das Genie bei der Umsetzung seiner Ideen sich selbst und die Außenwelt nicht mehr wahrnimmt und deshalb keine Rücksichten nehmen kann. Wahrscheinlich, aber das wissen die Hirnforscher sicher besser, arbeitet da ein Teil des Gehirns isoliert.

Ich denke schon, dass ein Genie immer auch hochbegabt ist. Ich glaube nicht, dass jemand mit einem IQ von 70 in der Lage ist, außer genialem Blödsinn sonst noch was zu verzapfen.
Und Genialität macht einsam. Auf jedem Fall.

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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon ostfriese » Sa 6. Okt 2007, 10:57

Zum Thema Intelligenz eine Anmerkung, unabhängig von den bisherigen Beiträgen.

Man darf Intelligenz nicht mit Hirnleistung oder Lernleistung gleichsetzen. Intelligenz ist die Fähigkeit, wesentliche Ordnungsmerkmale unbekannter Informationen zu erkennen.

Schachgroßmeister spielen nicht deshalb so "genial" (falsches Wort an dieser Stelle), weil sie von Stellung zu Stellung ihre Intelligenz bemühen, sondern weil sie anstelle der Großhirnrinde ihr limbisches System arbeiten lassen, welches bekannte (!) Stellungen sofort erkennt und zügig^^ beantwortet.

Kreativität ist ebenfalls keine Spezialität der Großhirnrinde. Genies benötigen aber beides: Intelligenz und Kreativität.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon trazy » Sa 6. Okt 2007, 13:04

stine hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass jemand mit einem IQ von 70 in der Lage ist, außer genialem Blödsinn sonst noch was zu verzapfen.
Und Genialität macht einsam. Auf jedem Fall.

Tja, da hast du dich also geirrt und einfach meine Links nicht angeschaut oder meine Texte nicht gelesen.
Dein letzter Satz verlangt übrigens Akkusativ.

Es sind in der Welt aktuell mehr als 50 Genies bekannt, die einen IQ unter 70 haben. Die Quelle wurde hier bereits von mir hinterlegt.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon stine » Sa 6. Okt 2007, 18:40

OT:
trazy hat geschrieben:Dein letzter Satz verlangt übrigens Akkusativ.

Schön, dass du sogar darauf achtest.
Ich habe aber noch nicht gesehen, dass Ausdrucks- und Rechtschreibteufelchen anderer Postings ebenfalls reklamiert werden, könnte da eine kleine Antipathie mir gegenüber vorliegen?

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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon trazy » Sa 6. Okt 2007, 19:09

stine hat geschrieben:...könnte da eine kleine Antipathie mir gegenüber vorliegen?

Entschuldigung. Nein. Ich bin nur meistens schlecht gelaunt. Sorry!
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Sa 6. Okt 2007, 19:54

Genie und Wahnsinn liegen deshalb so nah beieinander, weil das Genie bei der Umsetzung seiner Ideen sich selbst und die Außenwelt nicht mehr wahrnimmt und deshalb keine Rücksichten nehmen kann.

Meiner Ansicht nach ist es eher so, dass ein Genie sich soweit von der "normalen" realität entfernt, dass die normalen Menschen Ihm nicht mehr folgen können / wollen. Wobei sich das meiner Ansicht nach nur auf Genies in Natur- oder Geisteswissenschaftlichen Bereichen bezieht.

Die Ergebnisse eines genialen Schreiners der ein aussergewöhnliches Möbelstück kreiert hat sind durchaus für jedermann greifbar.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon pinkwoolf » Sa 6. Okt 2007, 19:56

Obwohl (oder vielleicht auch weil) ich ein Pauker mit philologisch-grammatisch geprägtem Hintergrund bin, verstören mich gelegentliche Akkusativ-Dativ-Vertippungen überhaupt nicht. Ästhetisch schon; aber in diesem Forum suche ich keine Ästhetik. Schon gar nicht in der Kategorie "m" oder "n".

Zum Thema: Unter den musikalischen Genies gibt es Menschen, die einen zum Weinen bringen, obwohl sie sich im wirklichen Leben die Hose weder mit noch ohne Kneifzange anziehen können. Limbisches System? Ich bezweifle, dass jemand zu solchen Höhen gelangen kann, ohne die Großhirnrinde daran teilhaben zu lassen.

Und dann gibt es auch noch Menschen wie Menuhin oder Rostropovitsch, die überirdische Musik machen und dazu noch in Interviews Gedanken verbreiten, vor denen ich nur in Ehrfurcht verstumme.

Von Gott ist da übrigens nicht die Rede.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon stine » Sa 6. Okt 2007, 19:57

trazy hat geschrieben:Entschuldigung. Nein. Ich bin nur meistens schlecht gelaunt. Sorry!

Bild schon besser?
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon pinkwoolf » Sa 6. Okt 2007, 20:10

@ stine

Wie verfrachtest du eigentlich die externen smileys in dieses Forum?
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon stine » Sa 6. Okt 2007, 22:02

OT:
Ich gehe auf die Seite eines externen Smilie-Anbieters und kopiere sie in meine Antwort.
Z.B. von http://www.cosgan.de/smilie.php

LG stine Bild
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon Kurt » Sa 6. Okt 2007, 23:00

ostfriese hat geschrieben:Intelligenz ist die Fähigkeit, wesentliche Ordnungsmerkmale unbekannter Informationen zu erkennen.


Sehr interessante Definition, ist die von dir? Das erklärt wohl auch gut, warum gerade intelligente Menschen in die Falle laufen, auch in zufälligen Dingen Muster zu suchen/zu erkennen. Z.B. die Zahlenfolge am Roulettetisch oder wie das Genie im Film "A Beautiful Mind".
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon emporda » So 7. Okt 2007, 06:00

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:
Genie und Wahnsinn liegen deshalb so nah beieinander, weil das Genie bei der Umsetzung seiner Ideen sich selbst und die Außenwelt nicht mehr wahrnimmt und deshalb keine Rücksichten nehmen kann.

Meiner Ansicht nach ist es eher so, dass ein Genie sich soweit von der "normalen" realität entfernt, dass die normalen Menschen Ihm nicht mehr folgen können / wollen. Wobei sich das meiner Ansicht nach nur auf Genies in Natur- oder Geisteswissenschaftlichen Bereichen bezieht.

Ich habe dieser Tage eine Sendung über Inselbegabte gesehen. Da wurde die These vertreten, das die besonderen Fähigkeiten auf eine Fehlfunktion des Gehirn zurückgehen. Allein diese Ausdruck ist gewagt, solange wir nich wissen was "normal" ist, wieso urteilen wir darüber was falsch ist.

Diese Leute (Autisten-Savants) haben ganz bestimmte enorme Fähigkeiten, sind aber unfähig soziale Kontake aufzubauen. Das was wir gerne als Genie erkennen, ist offenbar eine Leistung zu der jeder fähig wäre, könnte er die Leistungen seines Denkapparates auf anderen Gebieten blockieren bzw. abschalten. Genie wäre folglich keine besondere Leistung, sondern nur eine andere Nutzung die uns Normalen nicht gegeben ist.
Zuletzt geändert von emporda am Mo 8. Okt 2007, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon ostfriese » So 7. Okt 2007, 11:36

@pinkwoolf: Natürlich schadet es nicht, wenn man zum Schachlernen eine gewisse Intelligenz mitbringt. Aber während ein Schachcomputer Millionen von Zügen buchstäblich "durchdenken" muss, sieht ein erfahrener Schachspieler mit einem kurzen Blick aufs Brett sofort, was zu tun ist. Er "überlegt" sich seinen Zug nicht, sondern handelt intuitiv.

Aus dem Polgar-Phänomen ziehen viele gern den Schluss, Intelligenz sei in hohem Maße trainierbar. Und dies ist ein Fehlschluss. Genialität dagegen ist trainierbar, zum Beispiel im Bereich Musik. Wer schon als kleines Kind lernt, musikalische Muster (Rhythmen, Figuren, Klänge, Motive, Themen, Melodien) zu verarbeiten, dem eröffnen sich später als Komponist oder Interpret viel größere Spielräume als einem, der nur einzelne Töne auffasst. Je komplexer die auswändig gelernten Muster (auf die über das limbische System ein extrem schneller Zugriff erfolgen kann), desto wahrscheinlicher werden Kreativität und Genialität.

Man kann natürlich Intelligenz und Genie anders definieren als ich, dann träfe das von mir Behauptete nicht zu.

Auf jeden Fall bestehe ich auf der Beachtung eines Unterschieds, der z.B. für meine berufliche Praxis sehr bedeutsam ist. Alle Kinder können Schach lernen und mindestens 1500 Elo-Punkte erreichen. Nicht alle Menschen können erfolgreich Mathematik studieren, wie früh und wie kompetent man sie auch immer zu fördern versuchte.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon Max » So 7. Okt 2007, 16:09

ostfriese hat geschrieben:Alle Kinder können Schach lernen und mindestens 1500 Elo-Punkte erreichen.
Ich würde sogar sagen 2000 ELO (~1900 DWZ) bei durchschnittlicher Intelligenz.

Schach ist in sehr hohem Maße trainierbar. Es geht darum, Muster abrufen zu können und sie dann auf dem Brett zu erkennen. Ein sehr einfaches Muster wäre beispielsweise eine Springer-Gabel, ein etwas komplexeres die Fesselung. Der gute Schachspieler zeichnet sich dadurch aus, dass er aus einer Stellung möglichst viele Motive herauslesen kann und anschließend auf diesem Wissen seine Taktik aufbaut und seine Strategie modifiziert.

Der wirklich gute Schachspieler kann aber etwas mehr und das ist praktisch kaum zu erlernen: Er hat Positionsgefühl. Er fühlt, dass ein bestimmtes Feld wichtig ist oder der König in zwanzig Zügen bedroht sein könnte. So opfert ein Kasparow oder Kramnik dann auch einfach mal einen Offizier und setzt den Gegner zehn Züge später - zu aller Überraschung - Matt.

Für dieses Positions gefühl braucht der Spieler Begabung, das heißt Intelligenz. Es gibt wohl eine individuelle Grenze für die ELO-Zahl. Einige Forscher beanspruchen sogar diese mittels Gehirn-Scans messen zu können.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon trazy » Mo 8. Okt 2007, 11:20

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:Sorry, aber das ist echt strange.

Ich habe nur gesagt, dass ich Kreativität mit Genialität gleich setze und nicht mit IQ.
Was ist daran so kompliziert ?

Nichts.
Es ist ok.
Ich hatte das nicht kritisiert. Es steht geschrieben was ich kritisiert habe.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon trazy » Mi 10. Okt 2007, 23:07

Ich wollt mich noch entschuldigen, da ich so harsch und schnippig war.
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Re: Geniebegriff und Geisteskrankheit getrennt betrachtet

Beitragvon emporda » Do 11. Okt 2007, 09:58

ostfriese hat geschrieben:Auf jeden Fall bestehe ich auf der Beachtung eines Unterschieds, der z.B. für meine berufliche Praxis sehr bedeutsam ist. Alle Kinder können Schach lernen und mindestens 1500 Elo-Punkte erreichen. Nicht alle Menschen können erfolgreich Mathematik studieren, wie früh und wie kompetent man sie auch immer zu fördern versuchte.

Dabei bleibt ein Aspekt unberücksichtigt, das ist das Interesse an der Sache. Es gibt Menschen, denen etwa Schach oder Mathematik nicht liegt. Trotz allen Trainings wird derjenige nie über armselige Grundkenntnisse hinauskommen und wird sich schnell wieder Bereichen zuwenden, die ihm leichter persönliche Befriedigung verschaffen

Ich kenne so einen Fall eines ehemaligen Mitstudenten mit einem photoprapischen Gedächtnis. Der konnte fast zu jeder Fragestellung die notwendige Formel(n) samt umfangreichen Erklärungen zitieren. Er war aber unfähig eine Formel umzustellen und nach einer anderen Variablen zu entwickeln, diesen Schritt vom inhaltlichen Erinnern zum sachlichen Verstehen hat er nie bewältigt.

Erst mit dem sachlichen Verstehen kommt es zu Erscheinungen, dass ein Problem im Gehrn unbewußt im Hintergrund weitergedacht wird. Man wacht dann nachts unvermittelt auf und weiß dann, dass in der aktuellen Konstruktion oder dem Projekt dieses oder jenes Teilproblem nur so zu lösen ist.
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