Hallo,
heute standen an der Tramhaltestelle einige 6- bis 8jährige Kinder und verteilten diese Kärtchen mit Bibelversen, mit einem Schokoladenherzchen draufgeklebt.
Ich bekam auch eins und fragte das Kind, woher es die Kärtchen habe, die Antwort war "Wir müssen das vom Christlichen Zentrum aus verteilen."
Das Kind holte sich dann von der Gruppenleiterin ein neues Kärtchen, ich sprach diese noch an, dass ich es für ziemlich fragwürdig halte, Kinder zum Missionieren zu missbrauchen. Sie antwortete mit dem üblichen Gedöns: "Kinder können das besonders gut, denn sie haben das Bedürfnis, Gott mitzuteilen, und sie haben Jesus selber erlebt!" Für mich ist die Sache klar, sie benützen liebe Kinder, um ihre netten Bibelverse zu verteilen und heile Welt zu verbreiten. Selbstverständlich waren nur die angenehmen Bibelverse auf den Kärtchen und nicht die weniger sympathischen mit Tod und Verdammnis.
Im Nachhinein überlege ich mir, ob ich ein Kind direkt hätte ansprechen sollen, im Stil von "Glaubst du an Gott? - Warum glaubst du denn an ihn? Hast du ihn schon gesehen? - Wer hat dir das erzählt? - Glaubst du alles, was man dir erzählt?" und so einen Funken von Skepsis streuen... die armen Kinder haben doch niemals eine Möglichkeit, ein Weltbild ohne Gott zu entwickeln, wenn sie immer nur Gott und Jesus hören... Oder ich hätte die Frau fragen können, ob mir ein Kind erzählen könne, auf welche Art es denn Jesus erlebt habe, und dann eine Diskussion anfangen... Fändet ihr so etwas gerechtfertigt? Würdet ihr das machen? "Darf" man als Aussenstehender auf diese Art in die Religion eingreifen? (Mal abgesehen davon, dass man als Mann heutzutage schon schief angeschaut wird, wenn man kleine Kinder auch nur anspricht, was die Kinder zusätzlich immunisiert und zu guten Missionaren macht...)