Warum überhaupt Religion?

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon Andreas Müller » Do 25. Okt 2007, 18:43

Ich habe mal eure Kommentare zu stines Eröffnungspost gelesen, die fand ich nicht in Ordung. Ich habe gar kein Problem damit, wenn sie die Frage nach der evolutionären Entstehung der Religion aufwirft und einen Artikel von einem Evolutionsbiologen zur Diskussion stellt. Genau das Selbe hätte jeder hier machen können, also was soll das sinnlose Gebashe, nur weil sie religiös ist?

"Woran Du Dein Herz hängst, das ist Dein Gott"


Gefällt mir ganz gut, der Spruch, weil Luther damit seine eigene Position relativiert, dass es doch eigentlich nur einen Gott gibt.
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon Klaus » Do 25. Okt 2007, 18:51

in meinen Augen ist das Spam, Gott ist Liebe und ähnliches Gedöns ist Schei...
Die Fakten sagen etwas anderes aus.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon Joe » Do 25. Okt 2007, 19:24

Andreas Müller hat geschrieben:
"Woran Du Dein Herz hängst, das ist Dein Gott"


Gefällt mir ganz gut, der Spruch, weil Luther damit seine eigene Position relativiert, dass es doch eigentlich nur einen Gott gibt.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass Luther damit seine eigene Position relativiert hat. Dafür war er viel zu verbohrt. Ich fasse diesen Ausspruch eher als Kritik an einer diesseitsbezogenen Lebensführung auf, wonach alles, was nicht auf den Bibelgott bezogen wird, verwerflicher Götzendienst ist.
Typisch Luther. Kleinkarierter geht´s kaum noch.
Joe
 
Beiträge: 168
Registriert: Do 21. Dez 2006, 17:08
Wohnort: Stuttgart

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon stefan2 » Do 25. Okt 2007, 19:51

... na, so ganz originär Luther ist das natürlich auch nicht. Er paraphrasiert eigentlich nur einen Text z.B. aus der Bergpredigt - .B. Matth. 6.21 oder einige Parallelstellen im Neuen Testament (aber auch im AT). Solche und ähnliche Paraphrasen durchziehen nach meiner Kenntnis die gesamte theologische Literatur.
Stefan
stefan2
 

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon Andreas Müller » Do 25. Okt 2007, 20:30

Ist schon klar, dass es nicht so gemeint war.
Andreas Müller
 
Beiträge: 2671
Registriert: So 10. Sep 2006, 23:17

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon emporda » Fr 26. Okt 2007, 11:35

stine hat geschrieben:[Aber mir stellt sich dann wieder einmal die ernstgemeinte Frage:
Vergöttert der Humanismus also den Menschen selbst?LG stine

Die Überschrift lautet "Warum überhaupt Religion", denn Religiom ist weder human noch hat sie etwas mit Humanismus zu tun.
Aus einer Buchbesprechung von Jürgen Hettel für
Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben
zitiere ich beispielhaft
-----
Der Freiburger Psychologe nimmt dieses Machwerk (Anm. Die Bibel) unter einem anderen Blickwinkel auf den Prüfstand; er untersucht die Verhaltensnormen, die ethischen Standards, die Leitbilder, die diese mit göttlichem Geltungsanspruch auftretende Quellenschrift transportiert. Freigeschaufelt werden jene Stellen im Alten und Neuen Testament, die den Genozid bejahen, abscheulichsten Strafphantasien huldigen, zum Schlachtfest an Ketzern, Andersgläubigen, sexuell Abweichenden, Geisteskranken, ja sogar an unbotmäßigen Söhnen und Töchtern aufrufen, und damit hinreichend verdeutlicht, daß die Blutspur, die das Christentum durch die Geschichte gezogen hat, keine Kette von institutionellen Betriebsunfällen darstellt, sondern kausal genau aus der Moral hervorgeht, welche die Bibel in die Welt setzt.
---------
Das ist genau auch mein Vorwurf an die Relgionsvertreter und deren Befürworter. Das religiöse Gesülze wie etwa "Gott ist Liebe", "Christliche Kultur ist segensreich", "Glaube ist innere Kraft" zeigt nur die geistigen Scheuklappen derjenigen, die in dies System hineigeboren wurden und nicht die Kraft besitzen sich daraus zu lösen um erstmalig selbstständig zu denken.

Diese Geisteshaltung bzw. Einschätzung analysiert Ursula Neumann/IBKA wie folgt
---------
Wenn eine Religion/Weltanschauung über viele Jahrhunderte in einer Gesellschaft nicht nur vorherrschend war, sondern eine ideologische Monopolstellung hatte, und es keine anderen Sozialisationsagenten gab, ist selbstverständlich, daß wertgeschätzte Eigenschaften mit dieser Religion/Weltanschauung verbunden werden. Wer jahraus jahrein nur die Erfahrung macht: Bei Krankentransporten kommt das Rote Kreuz, verknüpft beides zwangsläufig miteinander. Die Logik ist dann: Ohne Rotes Kreuz gäbe es keine Krankentransporte. Und selbst wenn das Monopol beseitigt ist, wird die Meinung verbreitet sein, das Rote Kreuz habe die Krankentransporte erfunden.
------
Deswegen ist es nach meinem Dafürhalten sinnlos über Werte zu diskutieren, welche eine Religion in Jahrhunderten vermittelt haben soll und diese ihr gutzuschreiben. Das sagt nichts aus solange unklar bleibt, wie die Menschheit ihre Gesellschaftsform ohne eine sie stets bevormundende Religion gestaltet hätten oder was die gewähnten Werte der Religion der Menschheit in der Zukunft bringen könnten oder sollten.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon stine » Fr 26. Okt 2007, 12:27

emporda hat geschrieben:Die Überschrift lautet "Warum überhaupt Religion", denn Religiom ist weder human noch hat sie etwas mit Humanismus zu tun.


Wie ich das Interview verstanden habe, zeigt Wilson auf, dass Religionen frühe Staatssysteme waren die das Zusammenleben regelten. Diese Systeme sind mittlerweile alle, mehr oder weniger, überholt. Davon gehen wir wohl beide aus.

Die Kernaussage, außerhalb der sonstigen menschgemachten Gesetzesauflagen, ist aber der Glaube an ein großes Ganzes, eine schöpferische Energie, eine höhere Instanz, meist Gott genannt. Und egal auf welchem Erdteil die Menschen leben, welche Nationalität sie haben, welche Schulbildung, ob sie einer bestimmten Religion angehören oder nicht, ob sie das Wort Religion je gehört haben oder nicht, ob sie überzivilisiert sind oder in Armut leben, daran glauben, außer ein paar wenige, alle. Die Suche nach Spiritualität war zu allen Zeiten und ist auch heute noch allgegenwärtig.
Da darf die Frage erlaubt sein, warum tun die Menschen das?
Doch nicht, weil sie alle "dumme Schafe" sind?

So kann ich sagen: Es könnte einen Gott geben, ich glaube daran.
Ich könnte auch sagen: Die Möglichkeit eines Gottes halte ich für gering bis unmöglich, ich glaube nicht daran.
Aber ich darf nicht behaupten, dass es keinen Gott gibt, denn eine Behauptung muß ich beweisen können.
Gläubige sagen: Ich glaube an Gott.
Atheisten sagen: Es gibt keinen Gott.
Und genau DAS macht den Unterschied.

Und warum die Frage nach der Vergöttlichung des Menschen?
Die Humanisten stellen den Menschen in den Mittelpunkt und damit kreisen sie nur um sich selbst, genauso wie Gläubige um ihren Gott kreisen.
(An dieser Stelle vielen Dank für Besserwisser`s Beitrag. Es läßt die Hoffnung zu, dass wir Menschen langsam wieder zurückfinden aus unserer unangemessenen Selbstüberschätzung.)

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon LinuxBug » Fr 26. Okt 2007, 13:11

stine hat geschrieben:Aber ich darf nicht behaupten, dass es keinen Gott gibt, denn eine Behauptung muß ich beweisen können.
Gläubige sagen: Ich glaube an Gott.
Atheisten sagen: Es gibt keinen Gott.
Und genau DAS macht den Unterschied.

Nein, du verwechselst da was. "Normale" Behauptungen muss man höchstens begründen bzw. rechtfertigen. Eine Behauptung, wie die Welt beschaffen ist, aber muss ich mit empirischem Beweisen untermauern. Wenn du sagst, es gibt einen Gott, oder es könnte einen geben, im Sinne, dass er Teil dieser Welt ist, dann musst DU den empirischen Beweis bringen, dass es ihn gibt und nicht umgekehrt.

Wir müssten also nicht einmal begründen warum es etwas nicht gibt, worauf nichts eindeutig hinweist. Du verlangst aber einen Beweis, dass es etwas nicht gibt, was "JENSEITS von Existenz und Essenz" ist (Paul Tillich).

Und was den Unterschied ausmacht:
Atheisten sagen, die Wahrscheinlichkeit dass es einen Gott gibt (und dann noch den judeo-christlichen) ist eher gering (und zwar so gering, dass man ruhig sagen kann, dass es "ihn" nicht gibt und nicht nach seinen Vorschriften lebt)
Gläubige sagen, beweist mir, dass es nicht mein Gott ist, der ALLES geschaffen hat.

Um das noch verständlicher zu machen:
Der Unterschied ist folgender: WIR, Atheisten, würden (jedenfalls die meisten von uns) konvertieren, wenn es genug BEWEISE für einen bestimmten Gott gäbe (oder zumindest genug auf einen hinweisen würde). Die gibt es aber nicht und da (nach derzeitigen Kenntnisstand) alles darauf hinweist, dass alle Götter nur Produkte der menschlichen Fantasie sind, werden wir auch nicht sobald konvertieren. (Aber genug Belege vorrausgesetzt, würde uns prinzipiell nichts daran hindern)
Fragt man hingegen einen Gläubigen, was ihn davon überzeugen würde, dass es KEINEN Gott gibt, antwortet er "GAR nichts, mein GLAUBE ist stark!".

Und DAS ist der wirkliche Unterschied. :^^:
Benutzeravatar
LinuxBug
 
Beiträge: 473
Registriert: Do 8. Feb 2007, 16:17
Wohnort: Wien

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon jan » Fr 26. Okt 2007, 13:28

stine hat geschrieben:So kann ich sagen: Es könnte einen Gott geben, ich glaube daran.
Ich könnte auch sagen: Die Möglichkeit eines Gottes halte ich für gering bis unmöglich, ich glaube nicht daran.
Aber ich darf nicht behaupten, dass es keinen Gott gibt, denn eine Behauptung muß ich beweisen können.
Gläubige sagen: Ich glaube an Gott.
Atheisten sagen: Es gibt keinen Gott.
Und genau DAS macht den Unterschied.


Da ist einfach Blödsinn. Erstens wie definiert sich den "Glauben" im Verhältnis zu "Wissen", wenn die Mehrheit von Gläubigen in den USA eher von der Existenz Gottes überzeugt sind, als das Wissen über die Evolution zu akzeptieren? Zweitens geht die Mehrheit der Atheisten wohl in erster Linie davon aus, dass ein eventuell existierender Gott irrelevant ist. Drittens kann der Atheist sein Weltbild bei einer Evidenz für die Existenz eines Gottes anpassen, der Gläubige aber offensichtlich nicht, weniger als nicht vorhandene Evidenz geht halt nicht.
jan
 
Beiträge: 93
Registriert: Sa 23. Jun 2007, 21:22

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon stine » Fr 26. Okt 2007, 19:22

jan hat geschrieben:...weniger als nicht vorhandene Evidenz geht halt nicht.


Zuversicht, Hoffnung, Vertrauen, innere Kraft und Stärke, Zufriedenheit mit sich und Gelassenheit im Umgang mit anderen, das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.
Diesen empirischen Beweis kann wirklich jeder Gläubige nachvollziehen.

Wenn man allerdings die Seele als menschlichen Bestandteil leugnet und so tut, als wäre sie nur das eingebildete Hirnkonstrukt chemischer Vorgänge, wird man mit diesem Beweis wenig bis nichts anfangen können..

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon jan » Fr 26. Okt 2007, 20:14

stine hat geschrieben:Zuversicht, Hoffnung, Vertrauen, innere Kraft und Stärke, Zufriedenheit mit sich und Gelassenheit im Umgang mit anderen, das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.
Diesen empirischen Beweis kann wirklich jeder Gläubige nachvollziehen.

Wenn man allerdings die Seele als menschlichen Bestandteil leugnet und so tut, als wäre sie nur das eingebildete Hirnkonstrukt chemischer Vorgänge, wird man mit diesem Beweis wenig bis nichts anfangen können..


Die oben aufgeführten Gefühle lassen sich durch Drogen und Psychopharmaka, die bio-chemisch auf das Gehirn wirken, beeinflussen. Damit scheint doch die Erklärung des Bewusstseins und Gefühle als Konstrukt des Gehirns sinnvoller, als durch eine irreale Seele, die an einen irreale Gott gekoppelt ist. Es geht ja weniger darum, ob man die Existenz von irgendetwas leugnet, sondern um die Frage ob solche nichtfassbare irreale Objekte für eine Erklärung notwendig oder nichts zu einer Erklärung beitragen und damit überflüssig sind.

Würdest du wenn sich Bewusstsein, Gefühle etc. klar biochemisch erklären lassen aufhören an Gott zu glauben oder würdest du dann nach etwas Neuem suchen, was du dir nur durch einen Gott erklären kannst?
jan
 
Beiträge: 93
Registriert: Sa 23. Jun 2007, 21:22

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Fr 26. Okt 2007, 21:44

Zuversicht, Hoffnung, Vertrauen, innere Kraft und Stärke, Zufriedenheit mit sich und Gelassenheit im Umgang mit anderen, das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.
Diesen empirischen Beweis kann wirklich jeder Gläubige nachvollziehen.

Sorry, aber das ist in meinen Augen Bullshit. Das hat nichts mit Empirie zu tun sondern ist frei erfunden.
Benutzeravatar
ernst.eiswuerfel
 
Beiträge: 289
Registriert: Sa 8. Sep 2007, 17:34

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon LinuxBug » Fr 26. Okt 2007, 22:00

stine hat geschrieben:Zuversicht, Hoffnung, Vertrauen, innere Kraft und Stärke, Zufriedenheit mit sich und Gelassenheit im Umgang mit anderen, das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.

Nicht zwingend, nicht stichhaltig und auch nicht einleuchtend. Warum sind dann nicht alle Menschen zuversichtlich? Warum sind soviele pessimistisch? Warum sind die meisten Menschen anderen gegenüber misstrauisch? Warum zweifeln selbst Gläubige wo doch Gott ihnen innere Kraft und Stärke gibt? Warum sind wir dann eigentlich immer unzufrieden? Und warum sind wir fast nie gelassen im Umgang mit anderen? Sollte jetzt nicht eher das Fehlen dieser "Tugenden" ein Beweis für den nicht-existierenden Gott sein? Oder meinst du, dass nur den "wahren Gläubigen" diese Emotionen zugänglich sind

Diesen empirischen Beweis kann wirklich jeder Gläubige nachvollziehen.

Du weißt was empirisch heißt? :/

Wenn man allerdings die Seele als menschlichen Bestandteil leugnet und so tut, als wäre sie nur das eingebildete Hirnkonstrukt chemischer Vorgänge, wird man mit diesem Beweis wenig bis nichts anfangen können..

Du willst etwas Unbewiesenes (Gott) mit etwas anderm Unbewiesenen (Seele) beweisen? :irre:

Natürlich fangen wir nichts mit diesen Beweisen an, wenn diese "Beweise" nur denen zugänglich sind, denen es von vornherein nicht bewiesen werden muss.
Benutzeravatar
LinuxBug
 
Beiträge: 473
Registriert: Do 8. Feb 2007, 16:17
Wohnort: Wien

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon emporda » Fr 26. Okt 2007, 22:06

stine hat geschrieben:Aber ich darf nicht behaupten, dass es keinen Gott gibt, denn eine Behauptung muß ich beweisen können.

Das ist totaler Quatsch oder ungekehrte Kausalität.

Niemand braucht eine Nichtexistenz beweisen, seien es die rosaäugigen Elefanten in den Bäumen, das Feuer im Hintern oder der liebe Gott im Himmel.

Beweispflicht gilt immer nur jene, die Behauptungen über etwas nicht Offensichtliches aufstellen wie etwa "Der Papst ist allwissend". Den Gegenbeweis hat der Papst selber geliefert, dazu sollte man ihm danken.

Du gehst sograr noch einen Schritt weiter, Du bist Spezialist in Behauptungen nicht beweisbarer Begriffe etwa wie "Gott ist gütig", "Glaube ist Liebe" usw. Fast jeder Text religiöser Schreiberlinge aller Schattierungen besteht überwiegend aus solch Gesülze oder Wortgeklingel ohne faktischen Inhalt. Offensichtlich umnebelt diese Rabulistik den menschlichen Verstand, der danach um so williger die darin versteckten Behauptungen kritiklos als wahr akzeptiert.

Dazu noch einmal aus der Gottespest
------
Unter allen Geisteskrankheiten, welche "der Mensch in seinem dunklen Drange" sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die allerscheusslichste.

Wie alles eine Geschichte hat, so ist auch diese Seuche nicht ohne Historie; nur schade, dass es mit der Entwickelung vom Unsinn zum Verstand, wie sie im Allgemeinen aus dem Historismus oft gefolgert wird, bei dieser Art Geschichte ganz gewaltig hapert. Der alte Zeus und sein Doppelgänger, der Jupiter-das waren noch ganz anständige, fidele, wir möchten sagen gewissermassen aufgeklärte Kerle, verglichen mit den jüngsten Drillingssprossen am Stammbaume der Götterei, welche sich, bei Licht besehen, an Brutalität und Grausamkeit getrost mit Fitzliputzli messen könnten.

Wir wollen übrigens mit den pensionierten oder abgesetzten Göttern überhaupt nicht rechten, denn die richten keinen Schaden mehr an. Die noch amtierenden Wolkenschieber und Höllen-Terroristen des Himmels aber wollen wir dafür desto respektloser kritisieren, blamieren und abführen.
------
Zuletzt geändert von emporda am Sa 27. Okt 2007, 13:52, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon stine » Sa 27. Okt 2007, 10:00

jan hat geschrieben:Die oben aufgeführten Gefühle lassen sich durch Drogen und Psychopharmaka, die bio-chemisch auf das Gehirn wirken, beeinflussen.

Wer sich aber auf ein großes Ganzes verläßt braucht keine Psychopharmaka oder Drogen.
jan hat geschrieben:Würdest du wenn sich Bewusstsein, Gefühle etc. klar biochemisch erklären lassen aufhören an Gott zu glauben oder würdest du dann nach etwas Neuem suchen, was du dir nur durch einen Gott erklären kannst?

Ich denke die biochemischen Prozesse sind die körperlich messbaren Vorgänge, die das Gefühl auslöst, und nicht umgekehrt.
ernst.eiswuerfel hat geschrieben:
Zuversicht, Hoffnung, Vertrauen, innere Kraft und Stärke, Zufriedenheit mit sich und Gelassenheit im Umgang mit anderen, das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.
Diesen empirischen Beweis kann wirklich jeder Gläubige nachvollziehen.

Sorry, aber das ist in meinen Augen Bullshit. Das hat nichts mit Empirie zu tun sondern ist frei erfunden.

Empirie = die Erfahrung.
Hierzu zählen auch Befragungen von Individuen oder Gruppen, so genannter Probanden, die vorher nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt wurden.
LinuxBug hat geschrieben:Warum sind dann nicht alle Menschen zuversichtlich? Warum sind soviele pessimistisch? Warum sind die meisten Menschen anderen gegenüber misstrauisch? Warum zweifeln selbst Gläubige wo doch Gott ihnen innere Kraft und Stärke gibt? Warum sind wir dann eigentlich immer unzufrieden? Und warum sind wir fast nie gelassen im Umgang mit anderen? Sollte jetzt nicht eher das Fehlen dieser "Tugenden" ein Beweis für den nicht-existierenden Gott sein? Oder meinst du, dass nur den "wahren Gläubigen" diese Emotionen zugänglich sind

Wenn du unter wahre Gläubige fundamentale Religionsfanatiker verstehst, dann sicher nicht.
Wenn du aber darunter verstehst, dass jemand sein Leben der großen Gesamtheit, der übergeordneten Instanz anvertraut, dann ja. Und warum? Weil ich selbst diese Erfahrung gemacht habe.
LinuxBug hat geschrieben:Du willst etwas Unbewiesenes (Gott) mit etwas anderm Unbewiesenen (Seele) beweisen? :irre:

Warum nicht? Gleiches mit Gleichem.
emporda hat geschrieben:Dazu noch einmal aus der Gottespest

Wir sind das Ergebnis dessen, was wir lesen, hören, auf uns einwirken lassen.
Ob anderslautende Literatur ein besser tragendes, als theoretisches, Fundament ist, müßte ebenso noch bewiesen werden.

LG stine
Zuletzt geändert von stine am Sa 27. Okt 2007, 10:30, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon LinuxBug » Sa 27. Okt 2007, 11:49

stine hat geschrieben:
LinuxBug hat geschrieben:Du willst etwas Unbewiesenes (Gott) mit etwas anderm Unbewiesenen (Seele) beweisen? :irre:

Warum nicht? Gleiches mit Gleichem.

:lachtot:

Ich wiederhole mich: wir fangen nichts mit solchen Beweisen an, wenn diese nur denen zugänglich sind, denen es von vornherein nicht bewiesen werden muss.

Wenn du das nicht verstehst, brauche ich nicht weiterzudiskutieren :^^:
Benutzeravatar
LinuxBug
 
Beiträge: 473
Registriert: Do 8. Feb 2007, 16:17
Wohnort: Wien

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon dvrvm » Sa 27. Okt 2007, 11:55

[quote=jan]Die oben aufgeführten Gefühle lassen sich durch Drogen und Psychopharmaka, die bio-chemisch auf das Gehirn wirken, beeinflussen.
Wer sich aber auf ein großes Ganzes verläßt braucht keine Psychopharmaka oder Drogen.[/quote]
Dies (was übrigens keineswegs erwiesen ist) tut nichts zur Sache, und hat nichts mit Jans Aussage zu tun, wie du sicher selber weisst. Es ist aber ein Hinweis auf die biochemische Natur von Gefühlen.

...das ist die Evidenz eines existierenden Gottes.


Non sequitur. Genausogut könnte ich behaupten, der Besen in meinem Keller sei die Evidenz eines existierenden Gottes. Es gibt keinen stringenten Zusammenhang zwischen Gefühlen und einem Gott.

Ich denke die biochemischen Prozesse sind die körperlich messbaren Vorgänge, die das Gefühl auslöst, und nicht umgekehrt.

Wenn das so wäre, müssten wir beobachten können, dass sich diese biochemischen oder neuronalen Prozesse nicht nach den Regeln der Thermodynamik abspielen. (Die Biochemie hat keine Wahl, ob sie diese oder jene Reaktion auslösen soll. Die Reaktionen laufen sozusagen "von selber" ab.) Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir irgendeinmal etwas solches feststellen werden, bisher gibt es aber keine Art von Hinweisen darauf. Sollten wir so etwas finden, wäre das tatsächlich ein Hinweis auf eine ausserhalb des materiellen Körpers existierende Seele. (Descartes z.B. vertrat die Ansicht, dass die Seele sich an die Epiphyse "andockt" und von dort den Körper "benutzt". http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Desca ... d_body.gif )

Empirie = die Erfahrung.
Hierzu zählen auch Befragungen von Individuen oder Gruppen, so genannter Probanden, die vorher nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt wurden.

Wenn du 20 Leute befragst, ob Gott existiert, und 18 sagen ja, ist das für dich ein Grund, an Gott zu glauben?
Wenn dir eine Person erzählt (oder von mir aus auch 50 Personen), für sie sei die Liebe eine Evidenz von Gottes Existenz, hat das dann irgendeinen inhaltlichen Wert? Ist das ein Hinweis auf Gottes Existenz? Das ist nur eine Meinung. Ein real existierender Gott müsste die Eigenschaft haben, mehr als nur eine Meinung zu sein.
Ich kann dir beispielsweise aus meiner Erfahrung sagen, dass ich Gefühle empfinde, und diese aus meiner Sicht nicht Evidenz für die Existenz eines Gottes ist. Warum willst du also der Aussage eines Religiösen mehr Wert beimessen als meiner Aussage?
dvrvm
 
Beiträge: 94
Registriert: Mi 25. Jul 2007, 17:58

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon ernst.eiswuerfel » Sa 27. Okt 2007, 12:10

@stine: Also was Du hier erzählst erinnert mich schwer an einen religiösen Wahn. Auch dass Du Dich scheinbar berufen fühlst uns Brights zu missionieren geht in diese Richtung. Du solltest vielleicht in Betracht ziehen, dass Du unter einer Überaktivität der D2 Rezeptoren im Gehirn leiden könntest ...
Benutzeravatar
ernst.eiswuerfel
 
Beiträge: 289
Registriert: Sa 8. Sep 2007, 17:34

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon stefan2 » Sa 27. Okt 2007, 13:05

@ stine:
Irgendwie läufst du immer wieder an eine mauer. Für uns alle sind trotz allem eine (größere oder kleinere) reihe von fragen nicht beantwortet/nicht beantwortbar und ich würde einmal behaupten, dass sich in solchen foren viele aufhalten, die sich mit einfachen antworten nicht abgeben und mehr als nur die befriedigung ihrer elementaren bedürfnisse suchen. ich denke, (leider) zu vielen (in einem weiteren Sinne gesättigten) sind die hier diskutierten fragen einfach gleichgültig und das ist schade.
die evolution hat uns nun einmal mit einem komplexen bewusstsein ausgestattet und wir haben das vorrecht der reflektion, sind aber auch dazu veruteilt (immer diese von die schon zitierten männchen im ohr, die einmal flüstern "da ist nix!" oder "da bin ich (jehova oder wie auch immer)." ich denke, bei jedem von uns hat eines dieser männchen schon geklopft oder klopft ab und an mal wieder - sonst wären wir nicht hier in diesem forum - insoweirt haben wir viel gemeinsam.

aber deine antwort ist eben ganz anders wie diejenige der (meisten) menschen hier und da gibt es keine brücke, sondern nur ein freundliches zuwinken und ein gemeinsames arbeiten an den kleinen, uns möglichen verbesserungen.
ob es gott gibt oder nicht, darüber werden wir uns nicht einigen können. selbst wenn es ihn geben sollte: er hat es offensichtlich so eingerichtet, dass er nicht beweisbar ist. und auch das, was du aus den psychischen befindlichkeiten herleitest, ist keinesfalls ein beweis, denn ist ist ja ganz klar, dass er - gäbe es ihn - sich irgendwelcher psychischer mechanismen bedienen müsste, die auch anderweitig erklärbar sein müssen. in diesem sinne werden deine überzeugungsversuche ins leere gehen: wie gesagt, es bleibt freundliches zuwinken und ein miteinander reden über den großen graben hinweg. und da müssen wir aufpassen, das wir weder missionieren, nerven noch verletzen.

stefan
stefan2
 

Re: Warum überhaupt Religion?

Beitragvon emporda » Sa 27. Okt 2007, 13:56

ernst.eiswuerfel hat geschrieben:@stine: Also was Du hier erzählst erinnert mich schwer an einen religiösen Wahn. Auch dass Du Dich scheinbar berufen fühlst uns Brights zu missionieren geht in diese Richtung. Du solltest vielleicht in Betracht ziehen, dass Du unter einer Überaktivität der D2 Rezeptoren im Gehirn leiden könntest ...

Danke, gründe einen Club und ich bin Dein erstes Mitglied

In einer Nervenklinik galt schon immer die Einsicht - Alle die drinnen sitzen sind normal und die draußen sind alle bekloppt. Nur so ist das Leben in einer selbst gewählten Gummizelle zu ertragen.
Zuletzt geändert von emporda am Sa 27. Okt 2007, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

VorherigeNächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron