Intelligenzforschung

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Beitragvon Andreas Müller » Do 18. Jan 2007, 18:17

Das ändert allerdings nichts daran, dass Emphatiefähigkeit wichtig ist. Nur weil man sie nicht genau messen kann, ist sie noch lange nicht unwichtig. Schließlich werden solche Tests vor allem in Einstellungstests eingebettet. Das Resultat deines Einwands wäre, dass man nur noch mathematisch-logische Fähigkeiten prüfen würde. Was ist denn etwa mit sprachlichen Fähigkeiten, die man auch nicht exakt messen kann und trotzdem enorm wichtig sind? Wie soll man alle wichtigen Eigenschaften bewerten, die nicht mit Intelligenztests eingeschätzt werden können?

Außerdem würde mich dein Beleg dafür interessieren, warum die Intelligenz nicht erhöht werden kann.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 18:28

Nur weil man sie nicht genau messen kann, ist sie noch lange nicht unwichtig.

Das hat auch niemand hier behauptet.

Was ist denn etwa mit sprachlichen Fähigkeiten, die man auch nicht exakt messen kann und trotzdem enorm wichtig sind?

Sprachliche Fähigkeiten weisen eine hohe Korrelation mit g auf. Sie lassen sich relativ gut messen mithilfe von Wortschatztests, Woranalogietests, etc.

Wie soll man alle wichtigen Eigenschaften bewerten, die nicht mit Intelligenztests eingeschätzt werden können?

Als wichtige Eigenschaften?

Außerdem würde mich dein Beleg dafür interessieren, warum die Intelligenz nicht erhöht werden kann.

So eine radikale und bornierte Behauptung habe ich nie von mir gegeben. Meine Aussage war, dass Intelligenz zum größten Teil genetisch determiniert ist und nur in begrenztem Maße durch die Umwelt und mentales Training beeinflusst wird (von Unfällen, starken Abnormitäten, Kasper Hauser, etc. abgesehen...)
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Beitragvon Andreas Müller » Do 18. Jan 2007, 18:33

Als wichtige Eigenschaften?


Was ich natürlich meinte war: Wie soll man sie individuell feststellen?

Meine Aussage war, dass Intelligenz zum größten Teil genetisch determiniert ist und nur in begrenztem Maße durch die Umwelt und mentales Training beeinflusst wird


Das ist kein allzu großer Unterschied. Wie kommst du darauf, dass die Intelligenz so wenig veränderbar ist? Wo hast du das gelesen? So weit ich weiß ist das keinesfalls sicher.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 18:38

Für Persönlichkeitsprofile und -Eigenschaften gibt es persönliche Einschätzungen und verschiedene psychologische Testverfahren.

Zur Frage nach der genetischen Determination der Intelligenz gibt es verschiedene Studien. Der berechnete Prozentanteil der Gene schwankt dabei zwischen 60 und 80 Prozent.

Während es vor einigen Jahrzehnten noch Milieu-Theoretiker gab, also Leute, welche die Umwelt für ausschlaggebend hielten, sind heute ausnahmslos alle Intelligenzforscher der Ansicht, dass Intelligenz zu über 50 Prozent vererbt ist.
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Beitragvon Andreas Müller » Do 18. Jan 2007, 18:44

Für Persönlichkeitsprofile und -Eigenschaften gibt es persönliche Einschätzungen und verschiedene psychologische Testverfahren.


...von denen du nichts hälst, oder habe ich die EQ-Kritik anders zu verstehen?

Der berechnete Prozentanteil der Gene schwankt dabei zwischen 60 und 80 Prozent.

Dann kommen meine 30 %, die man durch Übung steigern kann, aber durchaus gut hin.

Warum hälst du an diesem Mist so dogmatisch fest?


war dezent unangemessen.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 18:58

...von denen du nichts hälst, oder habe ich die EQ-Kritik anders zu verstehen?

Nein, natürlich sind solche Dinge soziale Kompetenz wichtig.

Das Konzept der Emotionalen Intelligenz ist Schwachsinn. Es ist, um die Worte Ernst Hanys zu benutzen, nichts weiter als "ein Haufen zusammengewürfelter Fähigkeiten". Sie stehen in keinem Bezug zu einander und insgesamt ist das Buch stark pseudowissenschaftlich geprägt; dass muss ich sagen, auch wenn es schon etwas her ist, dass ich es gelesen habe. Es ist eine Mischung aus Gefühlsgeschwafel, Geschäftsmache, Pseudowissenschaf und Verdummung der Menschen.

Insbesondere dass er in seinem ersten Buch Emotionale Intelligenz immer wieder nicht nur die Definition von klassischer Intelligenz desavouiert, sondern auch immer wieder intelligente Menschen beleidigt, macht ihn stark fragwürdig. Intelligenten Menschen emotionale Defizite zu unterstellen, kann einen freilich wiederum bei den weniger intelligenten Lesern durchaus beliebt machen.

Dann kommen meine 30 %, die man durch Übung steigern kann, aber durchaus gut hin.

Nein.
Diese Prozentzahlen beziehen sich erstens auf die gesamte Intelligenzentwicklung eines Menschen. Zweitens heißt ein Anteil der Umwelt von 20 bis 40 Prozent nicht, dass man seine Intelligenz um 20 bis 40 Prozent steigern kann.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 19:11

Die Ursache dafür, dass so viele Menschen glauben, alle Menschen seien gleich, liegt wohl darin, dass sie befürchten, Chancengleichheit sei sonst nicht möglich. Der erste Punkt, den man dabei betrachten muss, ist, dass das ethische Prinzip Chancengleichheit abhängig davon ist, was wahr ist und was möglich ist. Ethische Vorstellungen oder Visionen können noch so gut und anständig sein, wenn sie Illusion oder unwahr sind, sind sie, gelinde gesagt, wertlos.

Die Einsicht, dass manche Menschen ein höheres geistiges Potential haben als andere, heißt nicht, dass diese schlechter wären oder weniger Chancen hätten. Ein durchschnittlich intelligenter Mensch kann noch so viel trainieren und lernen und es sich noch so sehr wünschen, er wird nie Physik-Professor werden. Seine Chancen liegen einfach auf einem anderen Gebiet. Der Beweis dafür, dass geringe Intelligenz genauso gut oder schlecht ist wie hohe Intelligenz, liegt allein schon darin, dass es sie gibt. Die unterschiedliche Begabung der Menschen muss sich in der Evolution des Menschen als Vorteil erwiesen haben; sie ist der höheren Intelligenz nicht unterlegen, weil die Gene, die eben diese geistige Veranlagung verursachen, sonst durch die natürlich Selektion ausgestorben wären.
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Beitragvon Andreas Müller » Do 18. Jan 2007, 20:14

Zweitens heißt ein Anteil der Umwelt von 20 bis 40 Prozent nicht, dass man seine Intelligenz um 20 bis 40 Prozent steigern kann.


Der Anteil wird durch die Umwelt variiert. Also könnten Umweltfaktoren die Intelligenz um 20 bis 40 Prozent steigern. Besonders günstige Umweltfaktoren ermöglichen üben und lernen. Oder nicht?

Es entspricht einfach in keiner Weise der Erfahrung, dass man Intelligenz nicht steigern könnte. Wer Logikrätsel und Mathematik übt, der wird auch besser darin. Man kann nach einer Weile klarer Denken und gelangt schneller zur Lösung.

sie ist der höheren Intelligenz nicht unterlegen, weil die Gene, die eben diese geistige Veranlagung verursachen, sonst durch die natürlich Selektion ausgestorben wären.


Das ist ziemlich egal, weil eine hohe Intelligenz nun einmal Voraussetzung für bestimmte gesellschaftliche Positionen in unserem aktuellen System ist. Wenn du den Menschen sagst, dass sie immer dumm bleiben werden, dass solltest du besser ganz genau wissen, wovon du redest.

Die Ursache dafür, dass so viele Menschen glauben, alle Menschen seien gleich, liegt wohl darin, dass sie befürchten, Chancengleichheit sei sonst nicht möglich.


Darum geht es nicht. Klar sind die Leute unterschiedlich intelligent. Ich meine nur, dass sie innerhalb bestimmter Grenzen die Möglichkeit haben, ihre Intelligenz zu steigern und bislang habe ich nirgends gelesen, dass man schon eindeutig weiß, dass dem nicht so ist. Außerdem geht es nicht nur um Chancengleichheit. Wenn man seine Intelligenz nicht steigern kann, dann ist doch alles völlig sinnlos. Man wird seine Ziele ohnehin nie erreichen, warum sollte man dann noch weiterleben wollen? Und gerade darum geht es doch in unserer Gesellschaft: Soziales Ansehen, sozialer Status. Wenn du den Leuten sagst, sie können aufgrund ihrer Natur nicht "aufrücken", dann ist das ziemlich kritisch. Du müsstest das schon beweisen.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 20:22

Wenn ich deine Sätze so lese, scheint es mir immer noch so, als würdest du Intelligenz mit Intellekt oder Bildung verwechseln.
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Beitragvon Andreas Müller » Do 18. Jan 2007, 20:28

Dann definiere doch mal die drei Begriffe, so wie du sie verstehst.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 20:29

Das habe ich doch schon.
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Beitragvon Max » Do 18. Jan 2007, 20:30

Max hat geschrieben:
Der Autor hat geschrieben:Um wie viel kann man denn seine Intelligenz steigern?

Du hast anscheinend eine falsche Vorstellung von Intelligenz. Intelligenz ist so viel wie Lernfähigkeit; die Fähigkeit, Dinge isomorph im Gehirn abzubilden. Intelligenz ist weder Wissen, noch Intellekt oder sonst etwas erlerntes. Das, was wir Menschen lernen, lernen wir mithilfe unserer angeborenen Intelligenz. Ohne diese angeborene Intelligenz könnten wir auch nichts lernen. Der Entwicklungsvorsprung von höher intelligenten Kindern gegenüber ihren weniger begabten Altersgenossen kommt daher, dass diese Entwicklungsstufen schneller durchlaufen.
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Beitragvon Sinuhe » Do 18. Jan 2007, 22:42

Max hat geschrieben:
Der Autor hat geschrieben:Um wie viel kann man denn seine Intelligenz steigern?

Du hast anscheinend eine falsche Vorstellung von Intelligenz. Intelligenz ist so viel wie Lernfähigkeit; die Fähigkeit, Dinge isomorph im Gehirn abzubilden. Intelligenz ist weder Wissen, noch Intellekt oder sonst etwas erlerntes. Das, was wir Menschen lernen, lernen wir mithilfe unserer angeborenen Intelligenz. Ohne diese angeborene Intelligenz könnten wir auch nichts lernen. Der Entwicklungsvorsprung von höher intelligenten Kindern gegenüber ihren weniger begabten Altersgenossen kommt daher, dass diese Entwicklungsstufen schneller durchlaufen.


:2thumbs: volle Zustimmung (Ich streite mich mit meinem Opa und Bruder noch immer über die Wichtigkeit der sg. Begabung)
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Beitragvon Sinuhe » Mi 24. Jan 2007, 16:12

Sinuhe hat geschrieben:
Max hat geschrieben:
Der Autor hat geschrieben:Um wie viel kann man denn seine Intelligenz steigern?

Du hast anscheinend eine falsche Vorstellung von Intelligenz. Intelligenz ist so viel wie Lernfähigkeit; die Fähigkeit, Dinge isomorph im Gehirn abzubilden. Intelligenz ist weder Wissen, noch Intellekt oder sonst etwas erlerntes. Das, was wir Menschen lernen, lernen wir mithilfe unserer angeborenen Intelligenz. Ohne diese angeborene Intelligenz könnten wir auch nichts lernen. Der Entwicklungsvorsprung von höher intelligenten Kindern gegenüber ihren weniger begabten Altersgenossen kommt daher, dass diese Entwicklungsstufen schneller durchlaufen.


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Hab des gerade nochmal durchgelesen, und stimme doch nicht ganz zu - hab deine Aussage erst jetzt ganz verstanden. Die Lernfähigkeit bestimmt mMn viel mehr der Umwelteinfluss, als die Begabung. Es gibt sicherlich viel mehr potenzielle Genies, als man allgemein vermutet.
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