Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon stine » Fr 9. Nov 2007, 14:20

dvrvm hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Es ist zu beobachten,


Quelle?

Ansonsten ist es heisse Luft.


Heiße Luft ist in meinen Augen, wenn einmal Niedergeschriebenes immer und immer wieder nachgeplappert wird. Ein Argument wird nicht besser oder nachhaltiger, nur weil man es beständig wiederholt. Die von mir eingebrachten Beispiele sind authentisch, meine Schilderungen sind selbsterlebte Tatsachen.
Da ihr alle selber aus einem mehr oder weniger religiös vorbelasteten Elternhaus kommt und euch erst im Jugend- oder Erwachsenenalter selbst "abgenabelt" habt, könnt ihr mE gar nicht beurteilen, wie sich jemand fühlt, der von Anfang an keinen Halt und keine Grenzen erfahren hat.

Wenn es so schön ist, humanistisch freischwebend in der Luft zu hängen, dann beantwortet mir doch nochmal folgende Fragen:

Warum konvertieren Jugendliche zum Islam, wenn sie dort noch eine wesentlich strengere religiöse Einbindung erfahren, als in jeder unserer Amtskirchen?
Warum streben Jugendliche in rechtsradikale Gruppierungen und lassen sich dort erniedrigen, wenn die Freiheit so schön ist?
Warum suchen die neubekehrten Gläubigen Zusammenhalt in einer festen Gemeinde, wenn es soviel schöner ist, alleine an nichts zu glauben?

LG stine, die schon sehr neugierig ist.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon stine » Fr 9. Nov 2007, 14:39

emporda hat geschrieben:Das ist mal wieder ganz im Stil der religiösen Fanatiker eine Behauptung, die durch nichts bewiesen ist oder sich allenfalls auf einen der jede jede Art der Behauptung verfügbaren Einzelfall stützt.

Weder bin ich ein religiöser Fanatiker, noch berichte ich von Einzelfällen.
emporda hat geschrieben:Die Vielzahl an durchgeführten Untersuchungen zeigen genau in Richtung des Gegenteils.

Welche Untersuchungen beweisen denn das Gegenteil?
emporda hat geschrieben:Nachtrag aus IBKA- Ursula Neuman von 4/98

Frau Neumann beschäftigt sich in besonderer Weise mit Kindern mit Migrationshintergrund und hat von daher den religiösen Fanatismus des Islam zu hinterfragen.
emporda hat geschrieben:Die Leute, die nicht müde werden zu betonen, daß die heutige Gesellschaft dem Christentum so viel verdanke, gleichen solchen Eltern, die ihren Nachkommen nichts anderes sagen können als den Satz: "Das alles verdankt ihr uns, ohne uns wärt ihr nichts!" Solche Eltern sehen eigenes Positive und auch Positives bei den Nachkommen als höchstpersönliche Leistung an.
... gleichen solchen Eltern, die ihren Nachkommen nichts anderes sagen können als den Satz: "Das alles verdankt ihr uns, ohne uns wärt ihr nichts!" Solche Eltern sehen eigenes Positive und auch Positives bei den Nachkommen als höchstpersönliche Leistung an.

Selbstverständlich kann man alles überspitzt ausdrücken, wenn man mit Geschriebenem Geld verdienen möchte.
Je provokanter, umso mehr Publikum.
Zum anderen: Klar, die Eltern haben einen erheblichen Anteil an der Erziehung. Ob Kinder Bildung erfahren und studieren dürfen, Liebe, Zuwendung und Geborgenheit im richtigen Maß erfahren, ob sie gefördert werden oder in der Luft hängen, DAS IST Elternhaus, was denn sonst?
Eltern die ihre Kinder lieben werden nie sagen, das habt ihr nur uns zu verdanken, so etwas sagen in der Regel immer die Eltern, die ihren Pflichten kaum nachkommen. Und das ist jetzt mal, zugegeben, Klischee.

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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon dvrvm » Fr 9. Nov 2007, 15:14

Heiße Luft ist in meinen Augen, wenn einmal Niedergeschriebenes immer und immer wieder nachgeplappert wird. Ein Argument wird nicht besser oder nachhaltiger, nur weil man es beständig wiederholt.


Völlig richtig. Hingegen wird es stichhaltiger, wenn es mit empirischer Evidenz belegt wird, was in diesem Fall ja nicht schwierig wäre nachzuweisen, wenn es so wäre. Mir ist keine dementsprechende Studie bekannt...

Zu deinem zweiten Punkt:
Wieviele sind denn die neubekehrten Gläubigen? Wieviele Jugendliche laufen zum Islam über? Welcher Anteil der Jugendlichen ist in der Neonazi-Szene?

Niemand bestreitet, dass immer wieder Jugendliche und auch Erwachsene, die nach Schutz und Halt suchen, diesen unter Anderem in religiösen Organisationen oder in der rechtsradikalen Szene finden. Aber deine Beispiele sind mit Vorsicht zu betrachten: Sie betreffen zahlenmässig zwar nur wenige Personen, werden aber in den Medien und der Öffentlichkeit prominent betrachtet. Angenommen, von 100 Jugendlichen wird einer rechtsradikal, einer geht zum Islam über, ein paar werden Atheisten und einige werden gemässigt religiös und andere machen sich gar keine Gedanken um das ganze. Dann kümmert sich die Öffentlichkeit höchstens um den Nazi und den Islamisten. Wenn du jetzt diese beiden Fälle als massgebend für die Beurteilung "der Jugend" betrachtest, hast du sie 50fach überbewertet. Die Zahlen sind reine Spekulation, man könnte das aber relativ einfach nachprüfen... und der Effekt der Überbewertung ist qualitativer bzw. systemischer Art.
Der Schluss "Es gibt Menschen, die Halt in einer religiösen Organisation brauchen, deshalb ist der Humanismus zum Scheitern verurteilt" ist deshalb (und nicht nur deshalb) falsch. Du würdest auch nicht auf die Idee kommen, zu behaupten: "Es gibt immer wieder Überfälle und Morde. Also ist die Menschheit kriminell und ein Leben in Legalität ist zum Scheitern verurteilt." (N.b. dass hier die Kriminalität noch nicht einmal als schlecht gewertet wurde.)
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon HF******* » Fr 9. Nov 2007, 17:34

Ich habe gar keine Lust, das hier alles zu lesen.

Also was macht das für einen Unterschied, ob die Existenz bewiesen werden kann oder nicht?
Einmal ist es eine Sage, das andere mal ein Märchen?

Unstrittig dürfte doch sein, dass es keine Wunder gibt und gegeben hat - zumindest keine, die wörtlich als solche zu verstehen wären.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon gerhard » Sa 10. Nov 2007, 11:29

Es ist schon erschreckend, wie im Namen der Aufklärung heiße Luft hin un her geblasen wird, wenn selbst Atheisten der banalen Buchstabenleere auf den Leim gehen.

Den Theologen des alten Weltbildes ist es unmöglich nach dem Logos (der Logik/Weisheit/Vernunft allen natürlich-kreativen Werdens) als wahren Grund des urchristlichen Glaubens zu fragen. Trotz allen theologisch und geschichtlichen Wissenszuwachses, der unweigerlich diesen Weg weist, schließt es sich aus, im naturalistischen Weltverständnis, das man der Buchstaben zuliebe verteufelt, nach dem lebendigen Grund dessen zu fragen, den griechisch-jüdische Glaubensaufklärer vor 2000 Jahren als Gottessohn/einzig irdische Präsenz des einen unsichtbaren und unsagbaren universellen Schöpfers sahen und den Namen Jesus gaben.

Und auch bei den angeblichen Aufklärern verhindern die alten Vorurteile ein Nachdenken über eine aufgekärtes Schöpfungsverständnis. Statt dessen wird weiterhin der Aberglaube bzw. die Dekandenz des urprünglich durchdachten und kosmisch begründeten Monotheismus mit all seinen fundamentalistischen Folgen und Verirrungen angeprangert, werden im banalbuchstäblichen Verständnis Nachweise über biblische Unwahrheiten gebracht oder muss Glaube in persönlichen Gefühlen gesucht werden. So werden beispielsweise die neutestamentlichen Texte über eine geistige Wende und die davon ausgehende Befreiung von Blindheit... dann nur noch als Märchen verstanden, bleiben völlig bedeutungslose, veraltete Moralpredigten.

Die Kreativität, nach der sich der Kosmos ganz natürlich bewegt und die mich im neuen Verständnis des neutestamentlichen Geschehens auf den universalen, selbst transzendent und unaussprechlich bleibenden Schöpfer der Väter unserer Kultur schließen lässt, verlangt neue Denkwege zu gehen. Frei von alten Vorurteilen, die es verhindern, neue konstruktive Verbindungen herzustellen, um im geistigen Fortschritt den freien, autonomen und aufgeklärten Menschen für die schöpferische Vernunft/eine univesale, menschlich umzusetzende Weisheit zu begeistern und zu entsprechendem Verhalten zu bewegen.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon ostfriese » Sa 10. Nov 2007, 12:28

stine hat geschrieben:Wenn es so schön ist, humanistisch freischwebend in der Luft zu hängen, dann beantwortet mir doch nochmal folgende Fragen:

Warum konvertieren Jugendliche zum Islam, wenn sie dort noch eine wesentlich strengere religiöse Einbindung erfahren, als in jeder unserer Amtskirchen?
Warum streben Jugendliche in rechtsradikale Gruppierungen und lassen sich dort erniedrigen, wenn die Freiheit so schön ist?
Warum suchen die neubekehrten Gläubigen Zusammenhalt in einer festen Gemeinde, wenn es soviel schöner ist, alleine an nichts zu glauben?

LG stine, die schon sehr neugierig ist.

Wie kommst Du bloß darauf, dass Humanisten frei schwebend in der Luft hingen?? Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn als Nicht-Fundamentalisten brechen uns nicht gleich alle Werte weg, sobald jemand am Wertefundament rüttelt (genau die Gefahr besteht, wenn man Kinder christlich indoktriniert und sie derartige Wahrheiten irgendwann im Zuge der Adoleszenz hinterfragen).

Ja, wir bestehen auf rationalen Argumenten auch in der Ethik. Nein, wir vertreten keine amoralische Position, nach der alles erlaubt und nichts verboten ist. Auch sind wir keine Werterelativisten, die jeden Tag ihre Normen wechseln wie die Unterwäsche. Nach Michael Schmidt-Salomon versuchen wir vielmehr, den schmalen Grat zu meistern zwischen Dogmatismus und Beliebigkeit.

In einem Punkt hast Du völlig Recht: Freiheit ist kein Glücksgarant. Aber ebenso wenig gilt das Umgekehrte. Man kann nicht jemanden in einen dunklen Raum einsperren und sein Lachen als Beleg dafür gelten lassen, dass der Eingesperrte gar nichts vermisse. Um beurteilen zu können, ob Freiheit oder Unfreiheit glücklicher machen, muss man beides erfahren haben.

Wobei aus diesen Erfahrungen keineswegs zwingende Schlüsse folgen: Wenn Deine Glücks-Voraussetzungen in Richtung "festen Halts" und meine in Richtung Freiheitsliebe zu finden sind, dann zeigt das nur, dass wir zur Rechtfertigung unserer Positionen andere Argumente bemühen müssen als unsere persönliche Erfahrung.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon dvrvm » Sa 10. Nov 2007, 12:38

[quote=gerhard]...nach dem Logos (der Logik/Weisheit/Vernunft allen natürlich-kreativen Werdens)...[/quote]

Was soll das bitteschön sein? Kannst du Beispiele machen, wo dieser Logos sich zeigt? Tönt für mich nach einer neuen pantheistischen Worthülse...
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon ostfriese » Sa 10. Nov 2007, 13:09

dvrvm hat geschrieben:Kannst du Beispiele machen, wo dieser Logos sich zeigt? Tönt für mich nach einer neuen pantheistischen Worthülse...

Ist eine pantheistische Worthülse. Aber eine ganz alte... :mg:
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon stine » Sa 10. Nov 2007, 15:13

ostfriese hat geschrieben:Um beurteilen zu können, ob Freiheit oder Unfreiheit glücklicher machen, muss man beides erfahren haben.

Aber auf die Reihenfolge kommt es doch an.
Freiheit ist erst ein Genuss, wenn man die Enge kennt.
Umgekehrt wird ein Desaster draus. Sieht man an den Konvertierten.
ostfriese hat geschrieben:Wie kommst Du bloß darauf, dass Humanisten frei schwebend in der Luft hingen?? Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn als Nicht-Fundamentalisten brechen uns nicht gleich alle Werte weg, sobald jemand am Wertefundament rüttelt (genau die Gefahr besteht, wenn man Kinder christlich indoktriniert und sie derartige Wahrheiten irgendwann im Zuge der Adoleszenz hinterfragen).

An dieser Stelle möchte ich (wirklich unwissend, da nie in einem Ethikunterricht) einmal nachfragen, wie Humanisten ihre Werte vermitteln. Gibt es da auch so etwas wie die 10 Gebote?
Gibt´s da eine Liste von Verhaltensmaßregeln?
Oder richten sich die humanistisch erzogenen Kinder nach dem Strafgesetzbuch?
Welche "Werte" und wie werden sie vermittelt?

Nachdem wir wissen, dass der Mensch nicht von Natur aus gut ist, würde mich das sehr interessieren.

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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon ostfriese » So 11. Nov 2007, 14:52

Sorry für die Wartezeit, bin gerade leicht krank.

Ich kann sicher nicht für alle Humanisten sprechen, aber meine Ethik sieht, grob skizziert, so aus:

- Ich schließe von mir auf meine Mitwesen und folgere aus ihrem Verhalten, dass es auch für sie wünschenswerte und weniger wünschenswerte Befindenszustände gibt.
- Wenn dies zutrifft (wer zweifelt daran?), dann haben empfindungsfähige Wesen Interessen und Bedürfnisse, deren Nichtberücksichtigung/ Nichterfüllung Leiden auslöst.
- Da ich selbst nicht gern leide, nehme ich den moralischen Standpunkt ein und befürworte, dass im Zusammenleben der Menschen und ihrer Mitwesen möglichst wenig unnötiges Leid erzeugt werden sollte.
- Nun beurteile ich vor dem Hintergrund meines Wissens, welche Handlungen welche Konsequenzen haben. Handlungen, die zu unnötig großem Leid führen, verwerfe ich als ethisch nicht gerechtfertigt.
- Da im Einzelfall das Überschauen von Handlungsfolgen schwierig bis unmöglich ist, formuliere ich einen möglichst knapp gefassten Katalog an Verhaltensnormen, welche die persönliche Handlungsfreiheit so wenig wie möglich, aber doch so weit wie nötig (für eine konfliktarme Koexistenz) einschränken.
- Solche Normen können sich praktisch bewähren, indem sie (in zunehmendem Maße) akzeptiert werden, oder sie können scheitern, z.B. an der faktischen Natur des Menschen. In dem Fall gilt der Grundsatz: In dubio pro libertate, auf eine unbrauchbare, da offensichtlich inakzeptable Norm sollte verzichtet werden.
- Die UN-Menschenrechtscharta ist ein solcher minimaler Normen-Katalog, der wachsende Akzeptanz erfährt, daher vermitteln Humanisten letztlich sehr ähnliche Werte wie moderne Christen.
- Allerdings verraten sie ihren Kindern einerseits die historische Wahrheit, dass diese Werte von Humanisten gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Kirchen erkämpft wurden und somit nicht christliche, sondern "humanistische Werte" genannt werden sollten; und andererseits leiten sie diese Werte weder aus göttlichen Offenbarungen noch heiligen Schriften ab, sondern stützen sie durch rationale, kritisierbare Argumente und faktische Bewährung (letztlich im Sinne virtuoser Zirkel, das ethische Gesamtsystem hat eine netzartige logische Struktur und wird zusammengehalten von interner und externer Konsistenz). Der Vorteil liegt auf der Hand:
- Zusammenbrechende dogmatische Fundamente (z.B. durch Verlust des Gottglaubens) hinterlassen einen Trümmerhaufen plötzlich ihrer Begründung beraubter Werte. Das kann humanistisch erzogenen Kindern nie passieren, da jede Norm prinzipiell kritisierbar und bei Bedarf zum Positiven hin reformierbar ist. Dies darf nicht mit Werterelativismus verwechselt werden, bei dem es keinen moralischen Fortschritt, sondern bloß geänderte Konventionen gibt.
- Es GIBT aber moralischen Fortschritt, da sind wir uns, glaube ich, einig. Nur dass Du ihn auf die vernünftige Reformbereitschaft der Christen zurückführst, während ich ihn hauptsächlich dem Nachdenken humanistischer Philosophen im Zeitalter der Aufklärung zurechne (man frage sich in dem Zusammenhang, WANN die wichtigsten Fortschritte in Europa und Amerika erzielt wurden...).
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon gerhard » Mo 12. Nov 2007, 18:57

Das naturalistische Weltbild zeigt den schöpferischen Logos: belegt die Existenz dessen, über den hier diskutiert wird.

Wer den Logos als veraltete pantheistische Worthülse abtut, der braucht nicht weiter nachzudenken, kann weiter seine Zeit damit vertun, humanistischische Gedankenspiele zu betreiben oder sich über (inhaltslos gewordene) Glaubenslehren bzw. deren Verirrungen lustig zu machen. Doch wer ernsthaft nach der Wahrheit sucht, die der naturwissenschaftlichen Lehre, wie der Geisteslehren der westlichen Welt zugrunde liegt, der kommt am Logos nicht vorbei.

-Überall dort, wo wir von Logik reden, zeigt sich der Logos.
-Der Logos ist ein Gegenbriff zum Mythos bzw. geheimnisvoller Zauberei (auch der eines intelligenten Designers).
-Wo man am Anfang unserer Wissenschaft über das kausale natürliche Werden nachdachte, wurde vom Logos geredet.
-Heraklit prägte diesen Begriff erstmals für eine Gesetzmäßigkeit/Vernunft, die die Welt durchwirkt und die wir heute in ihrer Vielfalt beschreiben, ob in physikalischen und biologoische Gesetzen oder umfassender noch in, Gesetzmäßigkeiten der Evolutionslehre empirsch belegen.
-Das Judentum hörte in dieser natürlich-kreativen Logik das Wort -die sinnvolle Rede - des selbst unsichtbaren Gottes, verstand so einen Weltgeist als Schöpfungswort.
-Zur Zeit Jesus war der Logos in der die griechische Philosophie in menschlich-gesellschaftliche Verhaltensnormen umsetzende Stoa eine bestimmende Größe. Dort blieb er im pantheistischen Sinne so etwas wie Gott selbst, wurde -analog dem naturalistisch-humanistischen Denken- die Welt als reine Selbstorganistation gesehen.
-Im Christentum sah man nach meinem heutigen Verständnis des gesamten Neuen Testamentes (und noch mehr der unzähligen Schriften in dessen Umfeld) genau diesen Logos nicht mehr rein philosophisch-pantheistisch als Gott selbst, sondern als Sohn des selbst unerklärlichen einen Schöpfers, der einzig dessen Wesen und Willen offenbart.

Das Urchristentum gründet damit nicht auf ein geheimnisvolles Wirken und wundersame Zauberei in Naturbrechungen, nicht auf persönliche Gefühle oder tradtionelle Texte und Mythen bzw. alte religiöse Vor-schriften, sondern auf den kreativen Logos als lebendiges Schöpfungswort: letztlich das kausale logische Geschehen in aller Natur.

Doch dies auf Grundlage des Wissenszuwachses über unsere Geistesgeschichte einzusehen, scheint ein Weg, den derzeit noch kein Vertreter der Kirche gehen kann. Selbst wenn der Papst ständig von einer universellen Vernunft spricht, sich dafür stark macht, weil er als Religionswisschenschaftler weiß, dass darauf der chrisltiche Glaube gründet. Das alte Weltbild, die Vorurteile verbieten es, in der natürlichen Logik nach dem Schöpfungswort zu hören, dort nach dem lebendigen Sohn zu suchen, wo ihn nachweislich die antike Geisteswissenschaft sah.

Und so suchen wir weiter nach der Existenz eines Guru, streiten ab, was nie war und stehen mit leeren Händen da.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon pinkwoolf » Mo 12. Nov 2007, 19:50

@ Gerhard
Vollkommen einverstanden. :up:

Neulich in der Debatte Hitchens vs d'Souza sagte der letztere, dass unsere Kultur auf der griechischen Antike und der nahöstlichen Gedankenwelt aufgebaut sei; mehr aber auf der letzteren.
Bullshit!
Die christliche Mythologie beliefert uns zwar mit zahlreichen nicht zu verachtenden Illustrationen menschlicher Irrungen und Wirrungen; aber das moderne Denken hat seine Wurzel einzig und allein im Logos.
Das heißt nicht, dass ich ein bisschen Mythologie abends am Kamin (den ich nicht besitze) nicht zu schätzen wüsste. Das kann sehr unterhaltsam sein.
:santagrin:
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon stine » Mo 12. Nov 2007, 19:58

gerhard hat geschrieben:Das naturalistische Weltbild zeigt den schöpferischen Logos: belegt die Existenz dessen, über den hier diskutiert wird.

Wer den Logos als veraltete pantheistische Worthülse abtut, der braucht nicht weiter nachzudenken, kann weiter seine Zeit damit vertun, humanistischische Gedankenspiele zu betreiben oder sich über (inhaltslos gewordene) Glaubenslehren bzw. deren Verirrungen lustig zu machen. Doch wer ernsthaft nach der Wahrheit sucht, die der naturwissenschaftlichen Lehre, wie der Geisteslehren der westlichen Welt zugrunde liegt, der kommt am Logos nicht vorbei.


Hallo Gerhard,

Kann ich dein Post so verstehen, dass du ganz hinter der Bibel stehst?
Hinter dem "Göttlichen Wort"?

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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon emporda » Mo 12. Nov 2007, 21:20

stine hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:Die Vielzahl an durchgeführten Untersuchungen zeigen genau in Richtung des Gegenteils.

Welche Untersuchungen beweisen denn das Gegenteil?
Das habe ich hier bereits mehrfach geschrieben, sogar direkt an Dich.
Warum liest Du das nicht erst einmal nach, anstelle erneut auf christlichen Fanatiker zu machen
"Wo steht das", "Das kann nicht wahr sein, mir wurde anderes offenbahrt","Meine Aussagen sind authentisch", "Gott hat es so gewollt", usw. usw.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon pinkwoolf » Mo 12. Nov 2007, 22:26

stine schreibt:
Hallo Gerhard,
Kann ich dein Post so verstehen, dass du ganz hinter der Bibel stehst?
Hinter dem "Göttlichen Wort"?

Entschuldigung, dass ich mich hier einmische; aber könnte es nicht sein, dass der griechische Übersetzer hier "logos" und "mythos" durcheinandergebracht hat?

In den modernen Sprachen wird beides mit "Wort" (word, mot, slovo usw.) übersetzt. Hier wäre es hilfreich, einen Alt-Orientalisten zu hören.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon gerhard » Mo 12. Nov 2007, 23:30

Die menschliche Ausformung der Schöpfungslogik (mit Namen Jesus) ist kein Mythos, sondern Vernunft

Dank meiner langjährigen Erfahrung mit kollektiver Kommunikation (z.B. einen virtuellen Marktplatz mit der Makrtfrau Else personifizierend und wissend, dass man an altbekannte Vorstellungen anknüpfen muss) kann ich mir langsam einen Reim darauf machen, dass es im Neuen Testament nicht um ein bisschen unterhaltsame Mythologie am Kamin geht (der bei uns dank unzähliger Arbeitsstunden beim Holzfällen... brennt), sondern die menschliche Ausformung des Logos in der als Jesus bekannten Gestalt erst die messianische Wirkung erzielte. Auch frührchristliche Diskussionen (Beispielsweise die Diskussion zwischen Oringenes und Celsos) lese ich in dieser Weise.

In diesem Sinne stehe ich nicht hinter der Bibel (die heute als Mythos gelesen wird), sondern versuche in ihr die menschengrechte Umsetzung des in aller Natur wirksame Schöpfungswortes/des Logos zu verstehen, der einzig mein Maßstab ist.

Ich gehe daher davon aus, dass nicht die vom jüdischen Monotheismus begeisterten Griechen Myhtos mit Logos verwechsel haben, sondern wir. Da wir aufgrund inhaltslos geworderner Religionsrhetorik heute jedoch nur noch leere Worte hören, halten wir auch die antike Rede vom Gotteswort für leeres Geschwätz, erkennen nicht, dass es damals um genau das ging, was heute Schöpfungslogik ist.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon dvrvm » Mo 12. Nov 2007, 23:53

Gerhard; Ich habe mich mal ein wenig (nur gerade Wikipedia, mir reicht momentan die Zeit nicht für richtige Lektüre) über den Begriff Logos informiert und werde aus deinen Aussagen nicht schlauer als vorher...
Logos wurde in der griechischen Philosophie für "Gesetzmässigkeit" und "Vernunft" verwendet. In der Bibel wird das Wort "logos" mit "Wort" übersetzt, meint aber auch "Lehrsatz", "Vernunft", "Beweis", "Sprache".
und wo ist jetzt der Link zum Schöpfungswort? Wo ist der Link Bibel <-> Vernunft und wofür brauche ich als Naturalist das logos-basierte Christentum, welches Jesus nicht unbedingt als Person, sondern vor allem als Idee versteht? Soll die Idee sein, dass Gott die Naturgesetze erschaffen hat und diese dann in sich autonom sind? Oder eine panentheistische Auffassung, dass Gott die Naturgesetze ist? Was hilft mir eine solche Christologie/Theologie, wenn ich auch ohne Gottesbegriff auskomme?
Oder existiert Jesus als Person und als Idee? Und wie passt das in ein naturalistisches Weltbild, und warum braucht ein Naturalist eine solche Konstruktion?

etwas verwirrter Gruss
-dvr
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon pinkwoolf » Di 13. Nov 2007, 00:37

@ Gerhard

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, mich über deine Post aufzuregen. Versuche ich es also ohne Aufregung.

Schöpfungslogik? Ich wäre dankbar für die Erläuterung dieses Begriffes, den ich auch noch nie gehört habe. Ich sehe da keine Logik.
... dass es im Neuen Testament nicht um ein bisschen unterhaltsame Mythologie am Kamin geht (der bei uns dank unzähliger Arbeitsstunden beim Holzfällen... brennt), sondern die menschliche Ausformung des Logos in der als Jesus bekannten Gestalt erst die messianische Wirkung erzielte.

Hier fehlt irgendetwas, damit der Satz zu einem Satz werden könnte; aber ich will den Pauker nicht zu weit heraushängen lassen. Sorry, habe ich schon getan.

Jesus ist eine Ausformung des logos? Warum nicht des mythos? So einfach schlucke ich das nicht. Logos ist doch immerhin das Prinzip des logisch Nachvollziehbaren, oder?
Ich gehe daher davon aus, dass nicht die vom jüdischen Monotheismus begeisterten Griechen Myhtos mit Logos verwechselt haben, sondern wir.

Das klingt ein bisschen so, als wären alle Griechen vom jüdischen Monotheismus begeistert gewesen.. Okay, waren sie nicht, klingt nur so.

Wir können logos und mythos gar nicht verwechseln, weil diese Unterscheidung in unserer Sprache gar nicht getroffen wird.

Schöpfungslogik: siehe oben.

P.S: Ich gratuliere zur Einrichtung eines gebrauchsfähigen Kamins. In meiner Etagenwohnung hätte ich mich damit wohl eher unbeliebt gemacht.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon emporda » Di 13. Nov 2007, 04:08

pinkwoolf hat geschrieben:Jesus ist eine Ausformung des logos? Warum nicht des mythos? So einfach schlucke ich das nicht. Logos ist doch immerhin das Prinzip des logisch Nachvollziehbaren, oder?
Ich gehe daher davon aus, dass nicht die vom jüdischen Monotheismus begeisterten Griechen Myhtos mit Logos verwechselt haben, sondern wir.

Das klingt ein bisschen so, als wären alle Griechen vom jüdischen Monotheismus begeistert gewesen.. Okay, waren sie nicht, klingt nur so.

Auch ich kann mit Gerhards "Logos" nichts anfangen, zumal es noch ganz andere Gründe gibt. Ein erstes Zentrum religösen Monotheismus in Griechisch war Alexandria, das reicht von der Übersetzung der Septuaginta bis hin zu Philon Judaeus (ca. 15 v.C. - 40 n.C.), in dessen 30 bekannten Schriften existiert ebensowenig ein Jesus wie in den Werken seiner schreibenden Zeitgenossen. Der Hinweis bei Josephus auf die Familie von Jesus ist als nachträglicher Eintrag bekannt.

Zu Philons Zeit war Hebräisch bereits seit 250 Jahren eine tote Sprache, nur wenige Priester konnten die Tempelrollen lesen Philon hat sogar eine Reise nach Jerusalem unternommen und niemand hat ihm von dem epochalen Ereignise der Menschheit - der Kreuzigung Jesus - erzählt. Warum wohl, es hat nie stattgefunden.

Unmittelbar darauf nach 68 - 73 n.C. wurde die gesamte religiöse Struktur Palestinas von Rom zerschlagen. Erst durch dieses Ereignis sind die mythischen Phantasten Palästinas in die Welt gezogen (worden) und haben ab 90 n.C. angefangen den Mythos von Jesus in ihren Schriften zu erfinden. Es war offensichtlich nicht der biblische Auftrag das Christentum zu verbreiten, sondern die schlichte Notwendigkeit die eigene Haut zu retten.

Was Gerhard hier phantasiert sind die üblichen leeren Worthülsen mythischer Verquasung ohne Rücksicht auf den geschichtlichen Hintergrund. Griechisch war neben Latein eine Weltsprache und im östlichen Teil des römischen Reichs sogar Amtssprache. Dagegen war Hieronymus in der gesamten christlichen Kirche der einzige Bischof, der hebräisch einigermaßen verstandt. Soviel zur griechischen Bewunderung hebräischer Mythologie.
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Re: Jesus Christus - Existenz bewiesen?

Beitragvon stine » Di 13. Nov 2007, 07:49

emporda hat geschrieben:
stine hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:Die Vielzahl an durchgeführten Untersuchungen zeigen genau in Richtung des Gegenteils.

Welche Untersuchungen beweisen denn das Gegenteil?
Das habe ich hier bereits mehrfach geschrieben, sogar direkt an Dich.
Warum liest Du das nicht erst einmal nach, anstelle erneut auf christlichen Fanatiker zu machen
"Wo steht das", "Das kann nicht wahr sein, mir wurde anderes offenbahrt","Meine Aussagen sind authentisch", "Gott hat es so gewollt", usw. usw.

Aber hier ging es darum:
emporda hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Es ist zu beobachten, dass jene Kinder sich besser in den Klassenverband einfügen, wo das Elternhaus noch einen traditionell gläubigen (muß gar nicht mal extrem sein) Hintergrund bietet.

Das ist mal wieder ganz im Stil der religiösen Fanatiker eine Behauptung, die durch nichts bewiesen ist oder sich allenfalls auf einen der jede jede Art der Behauptung verfügbaren Einzelfall stützt.
Die Vielzahl an durchgeführten Untersuchungen zeigen genau in Richtung des Gegenteils.


Ich hätte es gesehen, denn ich lese sonst immer alles sehr geflissentlich.
Ich kenne keine Untersuchung, die beweist, dass Kinder aus humanistisch, ungläubigen Elternhäusern sich besser in den Klassenverband einfügen, als die, deren Eltern sich in traditioneller Weise um die Erziehung ihrer Kinder sorgen.
Diese Statistik wärest du an dieser Stelle schuldig geblieben.

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