Warum Religionen nicht moralischer machen

Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon F.F.H. Fakt » Fr 14. Dez 2007, 15:17

HB!

Wurde Zeit.
In 79 Tagen 410 Beiträge, gelistet als "Bright",
das sind 5,1898732 im Durchschnitt pro Tag.

Missionar oder Bright, das ist die Frage.

ERmBG
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Fr 14. Dez 2007, 15:50

F.F.H. Fakt hat geschrieben:HB!

Wurde Zeit.
In 79 Tagen 410 Beiträge, gelistet als "Bright",
das sind 5,1898732 im Durchschnitt pro Tag.

Missionar oder Bright, das ist die Frage.

ERmBG
F.F.H. Fakt
Ich wußte gar nicht, dass ich so genau beobachtet werde, noch dazu, wo doch die "neuen Brights" jetzt ihr eigenes Forum haben. Ich hätte übrigens den Zusatz Bright unter meinem Avatar schon längst geändert, wenn ich wüßte, wie es geht.
Ganz ehrlich gefällt mir eure kritische Art, die ich aus meinem Elternhaus gewöhnt bin. Mein Vater, sowie mein Bruder sind genau wie ihr, deshalb fühle ich mich hier so wohl, direkt wie zu Hause!
Meine kleinen Sticheleien mag man mir verzeihen, aber ihr wißt ja: Durch Reibung entsteht Energie!

Aber wenn ich verschwinden soll, dann tu ich´s. Das Forum ist sowieso ein Zeiträuber, der mich von wichtigen Tätigkeiten immer wieder weglockt, um mal kurz rein zu schauen.
Aber Erlösung kommt: Ab Weihnachten bin ich sowieso ziemlich lange wech Bild !

LG stine

@F.F.H. Fakt[: Was heißt denn eigentlich "HB" und "ERmBG"?
Ist das etwas, was mich sorgen müßte?
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon pinkwoolf » Sa 15. Dez 2007, 00:17

@ Stine

Die Anzahl deiner Beiträge steht unter deinem Avatar, den Rest erledigt der Taschenrechner.

Anders als andere Mitglieder halte ich deine Beiträge für sehr wichtig für dieses Forum. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich in der dritten Person über Herrn Ratzinger aufregt oder ob man einen Gesprächspartner hat, mit dem man sich ganz direkt in die Haare geraten kann. Ich bin immer noch bass erstaunt, wie du das die ganze Zeit aushältst.

Ob sich wohl deine Kritiker jederzeit bewusst sind, dass du immerhin ca. die Hälfte der Bevölkerung repräsentierst? Ist es wirklich klug, deine Stimme zu ignorieren?

Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn du nach einer wohlverdienten Weihnachtspause wieder hier auftauchst. Ich hasse Weihnachten sowieso und wünsche dir viel Spaß mit den Engeln; aber danach … willkommen zurück.

Ich hasse Weihnachten sogar so sehr, dass ich mich in dem Thread über Brights und Weihnachten nicht einmal zu Wort melde.

:santagrin:
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon gerhard » Sa 15. Dez 2007, 07:38

Humanismus ein Irrglaube?

Die Väter der Aufglärung "glaubten", durch den vom Himmel bzw. einer höheren Bestimmung gereinigten Humanismus den Menschen zur Vernunft bringen zu können. Haben sie sich geirrt? Hat der Humanismus den Menschen moralischer, gesellschafts- und zukunftstauglicher gemacht?

Wenn ich mir Gedanken über eine Re-form (neues Historien- und somit Selbstverständnis) des christlichen Glaubens mache, nach einem aufgeklärten Verstand dessen frage, was unsere Großväter, meist ohne groß zu hinterfragen, nachbetend Schöpfermacht Gottes nannten. Und wenn ich dabei einen völlig freien Glauben im Auge habe, der sich aus Aufklärung ergibt, auf das Wissen um das natürlich-kausale "Wie" gründet und von all dem Unsinn gereinigt ist, der hier permanent aufgelistet wird, bei vielen zum Ärgernis führt, dann ist es der Glaube, dass ohne eine gemeinsame höhere Bestimmung menschliche Geschichte zu machen ist.

Ohne Zweifel ist das, was sich heute als Kirchenglaube darstellt (bzw. in mittelalterlichen Vorstellungen stehen geblieben ist) nicht mehr geeignet der Gesellschaft ein Betriebssystem zu geben, das zum gemeinsamen Fortschritt bewegt, eine Zukunft gestalten lässt, wie sie diejenigen erwarten, die hier immer noch auf die Verwirklichung des "gottlosen" Humanismus hoffen und daher in einer Leier den religiösen Unsinn ständig aufaddieren. Doch haben nicht auch alle humanistischen, kommunisitsichen, nationalistischen ... Ideologien - denen ich grundsätzlich erstmals gutgemeinte Absichten unterstelle - versagt?

Wenn der aufgeklärte Mensch heute selbst im Wissen "warum" vor seiner Selbstvernichtung steht oder sich im Egoimus, den er auch noch "Wirtschaften" nennt, der angeblich entwickelte Westen auf die Stufe der sog. "Dritten Welt" herunterzieht... kann dann der Ruf nach einem Humanismus im alten Sinne - und das reine lächerlich machen des alten Glaubens aufgrund persönlichen Ärgers - wirklich helfen? Es geht nicht zurück zu alten Mythen, Dogmen der Kirche, die aufgrund ihrer Glaubensleere humanistisch-gesellschaftliche Aufgaben übernimmt. Oder noch schlimmer, echt gefährlich: dem wiedererwachten Mittelalterglaube, wie wir ihn in Amerika beobachten.

Dass mir kein großer Zampano mit Bart helfen kann, ich aus einem Universums hervorgegangen bin, das mich im Rahmen der bekannten Naturkonstanten auf kreative (=schöpferische) Weise durch Zufall, Mutation und Selektion hervorgebracht hat, weiß ich wohl. Doch müssen wir im evolutionären Spiel von Versuch und Irrtum nicht weitersuchen: z.B. nach einer zeitgemäßen höheren Bestimmung fragen, die nicht gegen unseren ganz natürlichen biologischen bzw. den kosmologischen Bauplan spricht, sondern sich hieraus ergibt?
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon trazy » Sa 15. Dez 2007, 10:11

@gerhard

An deiner Wortwahl erkenne ich, dass du Rationalität nicht idealisierst und dass sie für dich weniger ist als ein Mittel zum Zweck. Zu sehr idealisieren würde zumindest ich die Rationalität auch nicht. Ich will sagen, dass für dich Worte und Sätze nur Dinge sind, die man benutzt um etwas zu bezwecken. Du gehst so pragmatisch mit Wort und Satz um, wie ich es hier bei noch keinem Schreiber erlebt habe. Der Zweck den du mit Worten verfolgst ist immer der Gewinn von Einfluss. Das ist dir schon zur Gewöhnung geworden, so dass du deinen Stil beibehällst auch wenn er nicht zweckdienlich ist. Du bist nicht anders als andere deiner Gattung. Vielleicht bist du sogar schlimmer. Du schreibst von einer Erneuerung des Glaubens.

Wenn Theisten auf Anti-Theisten zukommen, die allerdings nur meinen sie seien Atheisten, dann liegt das ganz einfach daran, dass Atheisten und Anti-Theisten zu einem ernsthaften Problem geworden sind. Es zeigt außerdem wie unbrauchbar der alte Glaube geworden ist. Was würde ein erneut reformierter Glaube für Brights bedeuten?

Ein reformierter Glaube führt einfach dazu, dass das Gedankengebäude der Raubkulur länger existiert und nicht zu Fall gebracht wird. Jedoch: Sollte ein ganz neuer Glaube Dominanz erfahren, so wird es Wendehälse geben, wie so oft. Man kann das Blatt drehen und wenden wie man will.

Ideologische und religiöse Machtstrukturen wird es immer geben. Es müsste ein Wunder geschehen, das zu verhindern. Man braucht Philosophie und Psychologie Unterricht, ganz klassisch, vielleicht in einem Fach , von der 1. bis zur 10. Klasse. Das dürfte Hoffnung geben.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Sa 15. Dez 2007, 11:38

trazy hat geschrieben:Ideologische und religiöse Machtstrukturen wird es immer geben. Es müsste ein Wunder geschehen, das zu verhindern. Man braucht Philosophie und Psychologie Unterricht, ganz klassisch, vielleicht in einem Fach , von der 1. bis zur 10. Klasse. Das dürfte Hoffnung geben.

Aber Unterricht zum Philosophieren in den Jahrgangstufen 6.-11.Klasse gibt es doch längst!
Nur leider muß festgestellt werden, dass die wenigsten Schüler dieses Jahrgangs wirklich daran interessiert sind. Das Desinteresse am ethischen und religiösem Schulunterricht führt sogar, und das dürfte euch freuen, überwiegend zum Atheismus. Nur was dabei herauskommt sind nicht humanistisch gebildete, sondern überhaupt nicht gebildete junge Menschen, die einfach nur pubertär gegen alles und jeden sind.

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » Sa 15. Dez 2007, 12:09

stine hat geschrieben:Aber Unterricht zum Philosophieren in den Jahrgangstufen 6.-11.Klasse gibt es doch längst!
Nur leider muß festgestellt werden, dass die wenigsten Schüler dieses Jahrgangs wirklich daran interessiert sind. Das Desinteresse am ethischen und religiösem Schulunterricht führt sogar, und das dürfte euch freuen, überwiegend zum Atheismus. LG stine

Stine- verzichte einmal auf Deinen enormen religiösen Phrasenvorrat und schalte ersatzweise die Reste des logischen Denkens ein. Woran mag obiger Trend wohl liegen. Die Jugend hat sich nur wenig verändert, allenfalls stehen Ihr im Vergleich zur früher viel mehr unabhängige Informationsquellen zur Verfügung.

Das bedeutet doch zwangsläufig, daß das religöse Gesülze nur dann ankommt, wenn man andere Inhalte des Wissens und Denkens ausblendet und/oder durch geschickte Manipulation blockiert. Also liegt es ganz eindeutig an der Qualität und am Inhalt dessen, was da vermittelt werden soll.

Mit den Englein an der Harfe als Begleitung zum Gesang der ewigen Jugnfrau Maria und der Herkunft der vielen Marskrater, die ein absolut sicherer Beweis für den ewigen Kampf des Erzengels mit dem Teufel sind - damit kann man nicht einmal eine Demenz kranke Oma im Altersheim verblüffen.
Wer sich wundert, wenn solche Lehrer/Pädagogen als idiotische Spinner bezeichnet werden, dem ist nicht mehr zu helfen bzw. der hat als Lehrer jedes Existenzrecht verloren. Der Wissensstoff explodiert geradezu exponentiell, was könnte man den Kids in dieser vergeudeten Zeit an wichtigen Fakten vermitteln.
Zuletzt geändert von emporda am Sa 15. Dez 2007, 13:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Sa 15. Dez 2007, 12:25

emporda hat geschrieben:[
Das bedeutet doch zwangsläufig, daß das religöse Gesülze nur dann ankommt, wenn man andere Inhalte des Wissens und Denkens ausblendet und/oder blockiert. Also liegt es an der Qualität und am Inhalt dessen, was da vermittelt werden soll.

Lieber emporda,

ich spreche doch nicht NUR vom Reli-Unterricht, ich spreche von all jenen Unterrichtsinhalten, die nicht mit grundlegendem Unterricht zu tun haben. Das Interesse an philosophischen Fragen, am menschlichen Miteinander ist in dieser Altersgruppe so dünn gesät, dass man sagen könnte, es ist praktisch nicht vorhanden.
Solltet ihr hier im Forum immer noch nicht geschnallt haben, dass ich NIEMANDEN missionieren möchte, sondern einzig die Feststellung treffe, dass es keine Alternative zum Religuionsunterricht, nämlich ein Vermitteln menschlicher Werte in Bezug auf eine höhere Wertigkeit (was auch immer!), gibt.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem es wahnsinnig wichtig ist, was aus unserem Weltklima wird, welche Hirnpfurze Herrn Bush entspringen und wie lange die Japaner noch brauchen, bis der letzte Wal in Sushi-Rollen verpackt ist, aber was unser Nachbar macht, ob die Kleine von nebenan ein unentdeckt geborenes Baby in der Mülltonne versenkt, das ist uns wurscht!

Darum ist die Welt so, wie sie ist!
Wir müssen die Welt um uns herum wieder wahr nehmen und auch geanu das unseren Kindern beibringen. Wenn es keine religiösen Gemeinden mehr geben soll, dann muß man Alternativen schaffen und die sehe ich nirgendwo.
So einfach ist das!

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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » Sa 15. Dez 2007, 12:46

stine hat geschrieben:, sondern einzig die Feststellung treffe, dass es keine Alternative zum Religuionsunterricht, nämlich ein Vermitteln menschlicher Werte in Bezug auf eine höhere Wertigkeit (was auch immer!), gibt. LG stine
Kinder und Jugendliche haben ein ganz natürliches Interesse an der Welt und den Vorgängen/Wertigkeiten in ihrem Umfeld, an Handlungsbeispielen, Idolen und Leitbildern. Sehr wichtig als Leitfaden ist dabei das häusliche Umfeld, wobei in Gesprächen die Interessen kanalisiert werden (sollten).

Wenn es zu Hause immer nur darum geht, daß der Nachbar ein größeres oder neueres Auto hat, Frau Dingsda schon wieder einen anderen Freund hat, der Vater säuft und pöbelt, die Mutter verprügelt wird, sich mit Drogen und Tabletten die Birne zudröhnt oder in Kneipen rumtreibt, Bildung zwischen Bildzeitung und Lindenstraße stattfindet, dann kann kein Unterricht der Welt die Kinder vor einer schweren psychischen Störung bewahren. Das kann man in jeder Statistik über Jungendkriminalität nachlesen

Wieso gerade der Reli-Unterricht, in dem nur Lügen, Phantasien, Spinnereien und Mythen als ewige Wahrheit verkauft werden, das Problem lösen sollte – das können nicht einmal erfahrene Spezialisten belegen und beweisen. Oder hälts Du es für eine gute Idee zu 60% homosexuelle Priester und zu 6% – 8% pädpophile Kuttenträger auf unschuldige Kinderseelen loszulassen. Wenn man diese kranken Typen alle aussortiert, dann bleibt kaum ein Reli-Lehrer übrig und das Problem hätte sich elegant gelöst.
Zuletzt geändert von emporda am Sa 15. Dez 2007, 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » Sa 15. Dez 2007, 12:54

emporda hat geschrieben:Wenn es zu Hause immer nur darum geht, daß der Nachbar ein größeres oder neueres Auto hat, Frau Dingsda schon wieder einen anderen Freund hat, der Vater säuft und pöbelt, die Mutter verprügelt wird, sich mit Drogen und Tabletten die Birne zudröhnt oder in Kneipen rumtreibt, dann kann kein Unterricht der Welt die Kinder vor einer schweren psychischen Störung bewahren. Das kann man in jeder Statistik über Jungendkriminalität nachlesen
Aber woran liegt es letztlich, dass unser Gesellschaft so aussieht?

emporda hat geschrieben:Wieso gerade der Reli-Unterricht, in dem nur Lügen, Phantasien, Spinnereien und Mythen als ewige Wahrheit verkauft werden, das Problem lösen sollten – das können nicht einmal erfahrene Spezialisten belegen und beweisen.
Es müßte inhaltlich daran gearbeitet werden, warum nicht?. Aber nur weglassen ist keine Lösung.

emporda hat geschrieben:Wenn man diese kranken Typen alle aussortiert, dann bleibt kaum ein Reli-Lehrer übrig und das Problem hätte sich elegant gelöst.
Ja - lass uns die aussortieren und neu beginnen!!!

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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon ostfriese » Sa 15. Dez 2007, 13:43

stine hat geschrieben:Es müßte inhaltlich daran gearbeitet werden, warum nicht?. Aber nur weglassen ist keine Lösung.

Weglassen wollte ich nie (die Streitereien im logios-Thread beruhten zum einen Teil darauf, dass mir dies unterstellt wurde, zum anderen Teil darauf, dass ich angeblich "die Wahlfreiheit abschaffen" will), ersetzen wollte ich immer. Nämlich durch einen verbindlichen Philosophie-Unterricht, der von mir aus auch "Lebensgestaltung - Ethik - Religionskunde" heißen darf.

Erst innerhalb eines solchen Unterrichts lässt sich eine gewisse Wertevermittlung einerseits und echte (mündige) Wahlfreiheit realisieren. Denn zu einer echten Wahl gehören unabdingbar Kriterien der Urteilsfindung. Diese aber vermittelt der Religionsunterricht in aller Regel nicht. Und er ist auch nicht entsprechend reformierbar, denn: Da Glaube gerade das Gegenteil von Skepsis ist, kann Religion niemals Kriterien entwickeln, die zu ihrer eigenen Widerlegung führen könnten.

Mir ist klar, dass viele Religiöse an solchen Kriterien ausdrücklich kein Interesse haben, weil dadurch die Funktion des Glaubens als feste Stütze im Leben zur Disposition stünde. Eine solche Haltung kann aber in einer allgemein bildenden Einrichtung keine Geltung beanspruchen. Jeder darf sie privat pflegen, aber sie gehört nicht in die Klassenzimmer. Selbständige Kritik- und Urteilsfähigkeit steht schließlich im Zentrum aller Bildungsbestrebungen schlechthin.


Im übrigen schließe ich mich der Meinung von pinkwoolf an: stine, Deine Beiträge liefern hier spannende Impulse, und es wäre schade, wenn Du Dir durch den zuweilen stürmischen argumentativen Gegenwind Deinen Spaß am Brights-Forum nehmen ließest.

Ich sehe gegenüber den Härten des logios-Forums einen entscheidenden Unterschied: Hier wurzelt Aggressivität in Leidenschaft für die Sache, bei logios ging es einigen nur darum, Mit-Diskutanten zu diskreditieren und lächerlich zu machen, um sich selbst über sie zu erheben. Bei den Brights gibt es Streit und Versöhnung, logios dagegen versank in den Strudeln systematischer Feindbildpflege...
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon gerhard » So 16. Dez 2007, 08:13

trazy hat geschrieben:Wenn Theisten auf Anti-Theisten zukommen, die allerdings nur meinen sie seien Atheisten, dann liegt das ganz einfach daran, dass Atheisten und Anti-Theisten zu einem ernsthaften Problem geworden sind. Es zeigt außerdem wie unbrauchbar der alte Glaube geworden ist. Was würde ein erneut reformierter Glaube für Brights bedeuten?



Hallo trazy...,

ich halte mich nicht für einen Atheisten, sondern für einen christlichen Theisten, der
nur aufgrund seines naturalistischen, ganz kausalen Weltbildes,
in Verbindung mit einem Neuverstand der christlichen Wurzeln in antiker Aufklärung,
(aus damaliger Diskussion u.A. zwischen philosopisch-monistischer Stoa, Kaiserkult, Sophismus oder inhaltsentleertem rein ritusversessenen jüdischem Traditions- und Tempelkult hervorgegangen, Jesus: Personifizierung des Lebensflusses nach natürlichen Prinzipien, den die Griechen Logos und Juden Wort Gottes nannten)
rational auf einen selbst unbegreifbaren Schöpfer schließt.

Vom Schöpfer kann ich daher nur das wissen, was mir die natürliche Logik, das naturalistische Welbild sagt. Und nur hieraus - nicht von traditionellen Leeren, Buchstaben... - leite ich eine meine humanistisch-menschliche Bestimmung ab.

Zugespitzt gesagt: Menschen mit einem naturalisitischen Weltbild halten genau das in Händen, was bei Christen an Weihnachten in der Krippe liegen muss. Brights machen genau die Probleme zum Thema, die in den Geschichten des Neuen Testamentes - der damaligen Auseinandersetzung mit entleertem Glaube und dessen Absurditäten - beschrieben sind.

Im alten Denkgebäude, das in der christlichen Religion nur noch die Raubkulutur des "Aber- Glaube" trotzdem sieht, wie sie sich sich leider entwickelt hat und hieran festhalten will, kann das nicht nachvollzogen werden. Ich hoffe trotzdem zum Nachdenken anregen zu können.

"Einfluss" will ich mit meinen Worten keineswegs gewinnen.

Mein Weihnachtswunsch: Dass Theisten und Atheisten bereit sind, den "einen Fluss" allen natürlichen Lebens, den wir in der Evolutionslehre belegen, somit den wissenschaftlich beschriebenen kosmischen Mechanismus mit neuen Augen (philosophischem und psychologischen Wissen) zu hinterfragen, so die eine Sonne wieder neu sehen.

(Das mit der pragmatischen Verwendung von Satz und Wort habe ich noch nicht ganz begriffen.)
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » So 16. Dez 2007, 12:01

gerhard hat geschrieben:Mein Weihnachtswunsch: Dass Theisten und Atheisten bereit sind, den "einen Fluss" allen natürlichen Lebens, den wir in der Evolutionslehre belegen, somit den wissenschaftlich beschriebenen kosmischen Mechanismus mit neuen Augen (philosophischem und psychologischen Wissen) zu hinterfragen, so die eine Sonne wieder neu sehen.


Und meiner: Das Herz für unseren Nächsten zu öffnen. Gutes tun, vor der eigenen Haustüre!
Jede Spende für die dritte Welt ist gut - und jedes freundliche Interesse an unserem Nachbarn ist noch besser!

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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » So 16. Dez 2007, 12:53

stine hat geschrieben:Das Herz für unseren Nächsten zu öffnen. Gutes tun, vor der eigenen Haustüre!
LG stine

Genau Stine, das hat das Christentum immer schon gemacht Hab ich Dich da richtig verstanden so wie folgende Beispiele zeigen?

Juden müssen an ihrer Kleidung ein Unterscheidungszeichen tragen. - 4. Laterankonzil, 1215

Juden dürfen keine Synagogen mehr bauen. - Konzil von Oxford, 1222

Juden können keine akademischen Grade erwerben. - Konzil von Basel, 1434

Christen ist es untersagt, Grund und Boden an Juden zu verkaufen oder zu verpachten. - Synode von Ofen, 1279

Juden dürfen an christlichen Feiertagen nicht auf die Straße. - 3. Synode von Orleans, 538

Christen dürfen nicht bei Juden wohnen. - Synode von Narbonne, 1050

Juden dürfen Christen nicht vor Gericht bringen oder gegen sie als Zeugen aussagen. - 3. Laterankonzil, 1179

Juden dürfen nur noch in Judenvierteln wohnen. - Synode zu Breslau, 1267

Jüdische Forderungen gegen christliche Schuldner werden konfisziert. - Nürnberg, 14. Jahrhundert

Christen, die sich erdreisten, mit Juden zu leben, sind dem Kirchenbann verfallen. -
3. Laterankonzil, 1179

Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher. - Der Katholik Adolf Hitler

Ich erinnere mich in tiefer Dankbarkeit an die Hilfe katholischer Priester bei meiner Flucht aus Europa und entschied, den katholischen Glauben zu honorieren, indem ich Ehrenmitglied wurde.
Der Organisator der "Endlösung", der Prostestant Adolf Eichmann, 1961
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon stine » So 16. Dez 2007, 13:31

Lieber emporda,

wenn wir direkte Nachbarn wären würde ich jetzt mit Stollen, Plätzchen und Glühwein zu dir rüberkommen und mit dir darüber diskutieren, wie schön es ist, dass Menschen sich im Denken weiterentwickeln können und sich deshalb immer wieder mal viele Ansichten auf der Welt verändern.

LG stine
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon emporda » So 16. Dez 2007, 17:01

stine hat geschrieben:wenn wir direkte Nachbarn wären würde ich jetzt mit Stollen, Plätzchen und Glühwein zu dir rüberkommen und mit dir darüber diskutieren, wie schön es ist, dass Menschen sich im Denken weiterentwickeln können und sich deshalb immer wieder mal viele Ansichten auf der Welt verändern. LG stine
Bist herzlich eingeladen, ich hole Dich auch vom Flughafen Gerona ab.

Gemessen am von der Evolution in unser "Seelenleben" eingebauten Humanitätssinn ist das Christentum (und andere) eine endlose und brutale Barbarei von Mord, Totschlag, Underdrückung, Folter, Genozid, Sklaverei, Lüge, Betrug und sexuellen Abartigkeiten im ganz großen Stil. Eine vergreiste und Demenz kranke Schwuchtelgarde wacht eifersüchtig darüber, daß es weiterhin so bleibt, letztendlich hängt ihr feudales Luxusleben direkt davon ab.

Deine anrührenden Beispiele sind alle nicht Resultat einer christlichen Einstellung, auch wenn den Menschen diese Wort leicht von den Lippen gehen. Es gibt viel gute Menschen, das kann sich das Christentum weder anrechnen und noch sollte es das zur Reklame umfunktionieren.

Die im vorherigen Posting zum Judentum genannten Beschlüsse und Verordnungen des Vatikans gegen die Juden sind nach meiner Kenntnis noch alle gültig, werden nur nicht mehr praktiziert. Bisher hat kein Papst Entscheidungen seiner Vorgänger als "falsch" eingestuft und widerrufen. Auch Galileo wurde nicht rehabilitiert, sondern nur das Urteil nach etwa 370 Jahren aufgehoben - ein gavierender Unterschied würde der Mann noch leben.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Mo 17. Dez 2007, 08:53

emporda hat geschrieben:Bisher hat kein Papst Entscheidungen seiner Vorgänger als "falsch" eingestuft und widerrufen. Auch Galileo wurde nicht rehabilitiert, sondern nur das Urteil nach etwa 370 Jahren aufgehoben - ein gavierender Unterschied würde der Mann noch leben.


Das ist es, was ich nicht begreife. Andere Ideologien, die mit einer derartigen Arroganz und Sturheit durch die Geschichte spaziert sind, wurden durch Kriege, Revolutionen oder Dekadenz einfach weggewischt. Aber die schwarze Bande im Vatikan darf 400 Jahre lang der Realität widersprechen und Millionen über Millionen Menschen verdummen und nichts passiert.

Find ich merkwürdig.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon PoppersFan » Mo 17. Dez 2007, 14:22

pinkwoolf hat geschrieben:Ob sich wohl deine Kritiker jederzeit bewusst sind, dass du immerhin ca. die Hälfte der Bevölkerung repräsentierst? Ist es wirklich klug, deine Stimme zu ignorieren?

Diese Fragen habe ich schon von vorn nach hinten und wieder zurück gewälzt. Das Problem sind für mich weniger andere Standpunkte als vielmehr unvernünftiges Geschwafel, Wortgeklingel, ständiges Wiederholen des immergleichen Blablas, obwohl das Zeug längst und mit zum Teil erheblichem Aufwand widerlegt wurde, mit einem anderen Wort: Spam. Es gibt hier Threads mit wichtigen und interessanten Themen, die regelrecht zugespamt wurden...

Und was die Bekehrbarkeit von Dogmatikern angeht - siehe oben.
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon PoppersFan » Mo 17. Dez 2007, 14:32

gerhard hat geschrieben:Humanismus ein Irrglaube?

Ist er das? Ist er überhaupt ein Glaube? Ich habe ihn immer als eine Art Programm verstanden, als eine moralische Forderung an das menschliche Handeln. Ihn zu einem Glauben (wie jeder anderen ordinären Religion oder Ideologie) zu erklären klingt für mich nach einem theistischen Versuch, ihn auf ein für Theisten verständliches Niveau hinunterzuziehen.

gerhard hat geschrieben:Hat der Humanismus den Menschen moralischer, gesellschafts- und zukunftstauglicher gemacht?

Hat er nicht? Ehrlich gesagt finde ich: das ist gar nicht zu übersehen! Wie gelingt es dir eigentlich, die Segnungen des Humanismus in unserer Gesellschaft nicht zu bemerken? Man vergleiche doch mal mit dem Mittelalter oder auch dem heutigen Leben in minderhumanitären Gesellschaften!

gerhard hat geschrieben:Und wenn ich dabei einen völlig freien Glauben im Auge habe, der sich aus Aufklärung ergibt, auf das Wissen um das natürlich-kausale "Wie" gründet und von all dem Unsinn gereinigt ist, der hier permanent aufgelistet wird, bei vielen zum Ärgernis führt, dann ist es der Glaube, dass ohne eine gemeinsame höhere Bestimmung menschliche Geschichte zu machen ist.

Wenn ich dich richtig verstehe (bei diesem Satz ist das nicht ganz einfach) meinst du damit, wir bräuchten eine gemeinsame höhere Bestimmung, um menschliche Geschichte zu machen. Nun ist ja schon öfter mit gemeinsamen Bestimmungen "Geschichte gemacht" worden, und nichts davon möchte ich wiederholen. Schon im "gemeinsam" liegt ein Problem: Was fängt man mit all denen an, die nicht mitmachen wollen? Ich habe das Gefühl, so völlig frei wird dein neuer Glaube nicht sein...

gerhard hat geschrieben:Doch müssen wir im evolutionären Spiel von Versuch und Irrtum nicht weitersuchen: z.B. nach einer zeitgemäßen höheren Bestimmung fragen, die nicht gegen unseren ganz natürlichen biologischen bzw. den kosmologischen Bauplan spricht, sondern sich hieraus ergibt?

Nein, müssen wir nicht. Wir müssen den Naturalismus nehmen wie er ist und seine Wertfreiheit akzeptieren. Keinesfalls müssen wir ihn zu irgendwelchen Biologismen verbiegen oder so gründlich missverstehen, das eine neue Heilslehre dabei herausspringt. Zukünftigen Religionsgründern rate ich zu ganz normalem volkstümlichem Aberglauben, selbst da gibt es für neue Varianten immer genügend Mitläufer.

gerhard hat geschrieben:Doch haben nicht auch alle humanistischen, kommunisitsichen, nationalistischen ... Ideologien - denen ich grundsätzlich erstmals gutgemeinte Absichten unterstelle - versagt?

Dazu gleich noch einen von Stine obendrauf, weil's so schön passt:

stine hat geschrieben:Wir leben in einem Zeitalter, in dem es wahnsinnig wichtig ist, was aus unserem Weltklima wird, welche Hirnpfurze Herrn Bush entspringen und wie lange die Japaner noch brauchen, bis der letzte Wal in Sushi-Rollen verpackt ist, aber was unser Nachbar macht, ob die Kleine von nebenan ein unentdeckt geborenes Baby in der Mülltonne versenkt, das ist uns wurscht!

Darum ist die Welt so, wie sie ist!

Ja, wie ist sie denn heutzutage? Ich meine, im Gegensatz zu früher, als sie noch in Ordnung war? Es ist doch so: Wenn man eine Weltanschauung verkaufen will, dann macht man einfach erstmal alles schlecht. Anschließend präsentiert man dann die tolle neue Weltordnung, die Lösung, und alles wird gut. Das ist sozusagen Zweck-Kulturpessimismus. Die Ursache des Ganzen ist aber vielleicht echter Kulturpessimismus, der fehlende Glaube an die Menschen, Misologie - Antihumanismus. Mein Tipp: positiv denken!
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Re: Warum Religionen nicht moralischer machen

Beitragvon JustFrank » Mo 17. Dez 2007, 15:58

Mal ganz nebenher:

Wir leben in einem Zeitalter, in dem es den Menschen besser geht, als je zuvor. Wer hergeht und die von falscher Romantik verrissenen Kitschbilder der Vergangenheit als 'Gute alte Zeit' hinstellen will, hat Matsch auf den Augen.
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