Naturalismusdefinition

Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 15:03

Peter Janotta hat geschrieben:Das kann dir keiner sagen, denn die Brights-Bewegung ist nur durch die sehr weitgefassten Prinzipien festgelegt.


Im Grunde müssen "nur" die zwei entscheidenden Begriffe <Übernatürlichkeit> und <Mystizität> näher erläutert werden (wobei ich letzteren für eigentlich entbehrlich halte).
Das ist jedoch leichter gesagt, als getan.
Die meisten dürften zumindest eine vage Vorstellung von der Bedeutung des ersteren Begriffs haben, doch ich bezweifle, dass den meisten auf Anhieb zum Stichwort "mystisches Element" irgendetwas auch nur halbwegs Klares vorschwebt.

Der Naturalismus besteht minimalerweise in der Ansicht, dass innerhalb der Raumzeitwelt übernatürliche (oder mystische) Faktoren keine Rolle spielen.
(Diese Formulierung ist sogar mit dem Deismus vereinbar, da sie nicht impliziert, dass es nichts Übernatürliches gibt, sondern nur, dass wenn es Derartiges gibt, es keinerlei ursächlichen Einfluss auf das natürliche Weltgeschehen ausübt!)

Der Deismus ist ausgeschlossen, wenn man die Formulierung ganz einfach wie folgt verschärft:

Der Naturalismus besteht minimalerweise in der Ansicht, dass es nichts Übernatürliches gibt.
(Allerdings stellt sich auch hier die Frage, ob der Pantheismus wirklich rein naturalistisch ist. Ist z.B. das Tao eine naturimmanente oder eine naturtranszendente Entität?)
Diese Aussage ist aber nur dann informativ, wenn darüber hinaus dargelegt wird, was das Übernatürliche ausmacht. (Dabei muss man logischerweise auch bestimmen, was das Natürliche ausmacht.)
Leider ist Brights Central, sprich Futrell & Geisert, an einer solchen Darlegung nicht interessiert, was ich bemängele.
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Re: Selbstverständnis

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 15:34

Falk hat geschrieben:Die Vorwürfe, wir würden den Begriff "Naturalismus" viel zu schwammig lassen und zu unkonkret auftreten, beruhen mE auf genau diesem Mißverständnis, die Brights seien irgendwas Konkretes, das seine Pläne halb verheimlicht. Ist nicht so, soll auch gar nicht so sein.


Wie wollen die Brights die breite Öffentlichkeit erfolgreich darüber aufklären, was das Weltbild des Naturalismus ist, wenn sie selbst keine klare Vorstellung davon haben?!

Ein kurzer Dialog bei einer öffentlichen Veranstaltung der Brights:

Bright: "Wir Brights glauben nicht ans Übernatürliche!"
Frage aus dem Publikum: "Was genau verstehen sie unter dem Übernatürlichen?"
Bright: "Tut mir leid, das kann ich Ihnen nicht sagen."
Das Publikum: :erschreckt:

Sätze wie "Die Bewegung steht in keiner Verbindung mit irgendeiner definierten Glaubensvorstellung" finde ich auch nach dem x-ten Lesen noch irritierend. Das liest sich so, als hätten die Brights bloß eine weiße Leinwand auf einen Weltanschauungsrahmen aufgespannt, ohne eine buntes Glaubensbild darauf zu malen.
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Re: Selbstverständnis

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 15:46

trazy hat geschrieben:Wer weiß denn schon was Naturalismus ist?


Die "minimalste" Formulierung des Naturalismus ist die folgende:

Der Naturalismus besteht minimalerweise in der Ansicht, dass innerhalb der Raumzeitwelt, d.i. innerhalb des physischen Kosmos, übernatürliche Faktoren keine Rolle spielen.

Diese Formulierung lässt den Glauben an eine übernatürliche Wirklichkeitssphäre voller Götter, Engel, Dämonen oder sonstiger Geistwesen durchaus zu. Was sie jedoch nicht zulässt, ist der Glaube, dass von jener "Übernatur" irgendein ursächlicher Einfluss auf das naturgesetzlich bestimmte Weltgeschehen innerhalb der Raumzeit ausgeht. Die übernatürlichen Wesen bleiben sozusagen unter sich und wir natürlichen Wesen unter uns. Die natürliche und die übernatürliche Sphäre sind zwei voneinander unabhängige Parallelwelten. Das natürliche, physische Universum und das übernatürliche, transphysische Universum sind jeweils in sich kausal geschlossen und nach außen kausal isoliert.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Peter Janotta » Mi 30. Jan 2008, 16:13

Myron hat geschrieben:Im Grunde müssen "nur" die zwei entscheidenden Begriffe <Übernatürlichkeit> und <Mystizität> näher erläutert werden (wobei ich letzteren für eigentlich entbehrlich halte).

Leider ist auch der zweite Begriff nicht unmissverständlich. Ich bin vor Kurzem schon im Forum der GBS mit einem anderen Mitglied aneinander geraten, weil er mystisch als geheimnisvoll verstanden hatte und sich dann sehr über das scheinbar naive Bild einer bereits vollkommen entzauberten Welt aufgeregt hatte. Als ich ihm dann erklärte, dass ich unter Mystischem eigentlich alles verstehe was unbegründet behauptet wird und dabei teilweise noch eine Wissenschaftlichkeit vorgibt (wie Kreationismus, ID oder Esotherik), war die Sache schnell aus der Welt geschafft.

Daher stimme ich dir zu. Ich sehe es auch als wichtig an die betreffenden Begriffe klarer zu definieren. Meine Definition von Mystik habe ich ja gerade dargestellt. Als Übernatürlich sehe ich an was für sich den Anspruch erhebt, prinzipiell nicht nachweisbar zu sein aber trotzdem Einfluss auf uns zu haben.

Wir sollten uns aber auf gemeinsame Definitionen einigen und diese dann zumindest in der Präambel des geplanten Vereins aufführen.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 17:08

Peter Janotta hat geschrieben:Leider ist auch der zweite Begriff nicht unmissverständlich.


Ich halte ihn für schwer verständlich.

Siehe: http://plato.stanford.edu/entries/mysticism

Darin findet sich die klarste Definition von "mystische Erfahrung", die ich bisher gefunden habe:

"In the wide sense, let us say that a ‘mystical experience,’ is:

A (purportedly) super sense-perceptual or sub sense-perceptual experience granting acquaintance of realities or states of affairs that are of a kind not accessible by way of sense perception, somatosensory modalities, or standard introspection.

(...) Para-sensual experiences such as religious visions and auditions fail to make an experience mystical. The definition also excludes anomalous experiences such as out of body experiences, telepathy, precognition, and clairvoyance. All of these are acquaintance with objects or qualities of a kind accessible to the senses or to ordinary introspection, such as human thoughts and future physical events. (A degree of vagueness enters the definition of mystical experience here because of what is to count as a “kind” of thing accessible to non-mystical experience."


In einer mystischen Erfahrung macht man also auf außersinnliche Weise, d.h. auf eine Weise, in die keine normalen physischen bzw. neurophysiologischen Wahrnehmungsprozesse involviert sind, direkte Bekanntschaft mit etwas "Transzendentem", also mit irgendeinem "übernatürlichem Element" wie einer Gottheit.
Es geht in der Mystik also im Wesentlichen um übersinnliche Kontaktaufnahmen mit einer transphysischen Sphäre, mit der man sich spirituell zu vereinigen sucht.
Ein Mystiker glaubt an einen über die natürlichen physischen Sinne hinausgehenden, rein spirituellen "sechsten Sinn" ohne neurophysiologische Basis, der es ihm ermöglicht, "transzendente Sphären" wahrzunehmen.
Dass dieser Glaube kaum als naturalistisch bezeichnet werden kann, dürfte einleuchten.

Peter Janotta hat geschrieben: Als Übernatürlich sehe ich an was für sich den Anspruch erhebt, prinzipiell nicht nachweisbar zu sein aber trotzdem Einfluss auf uns zu haben.


Der Begriff der (empirischen) Nachweisbarkeit ist eine epistemologische Kategorie, wohingegen der Begriff der Übernatürlichkeit meines Erachtens hauptsächlich eine metaphysische Kategorie ist. Ich sehe nicht ein, wieso etwas nur deshalb übernatürlich sein soll, nur weil wir Menschlein es mit unserem Hirn und unseren wissenschaftlichen Kapazitäten nicht nachweisen können.
Ich teile die Kritik von Richard Carrier:

"There is a trend in science and law to define the word "supernatural" as "the untestable," which is perhaps understandable for its practicality, but deeply flawed as both philosophy and social policy. Flawed as philosophy, because testability is not even a metaphysical distinction, but an epistemological one, and yet in the real world everyone uses the word “supernatural” to make metaphysical distinctions. (...) The underlying mechanics of quantum phenomena might be physically beyond all observation and therefore untestable, but no one would then conclude that quantum mechanics is supernatural. Just because I can't look inside a box does not make its contents supernatural."
(http://richardcarrier.blogspot.com/2007 ... tural.html)
[Übrigens ein ganz hervorragender Text zum Begriff des Übernatürlichen!—Der sollte auf jeden Fall ins Deutsche übersetzt werden. Mal schauen, vielleicht mache ich das demnächst selbst.]

Zitat: "Nur weil ich in eine Kiste nicht hineinschauen kann, heißt das nicht, dass sein Inhalt übernatürlich ist."

Peter Janotta hat geschrieben:Wir sollten uns aber auf gemeinsame Definitionen einigen und diese dann zumindest in der Präambel des geplanten Vereins aufführen.


Sehr gerne!
(Das wird aber garantiert nicht einfach werden.)
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 17:13

Myron hat geschrieben:In einer mystischen Erfahrung macht man also auf außersinnliche Weise, d.h. auf eine Weise, in die keine normalen physischen bzw. neurophysiologischen Wahrnehmungsprozesse involviert sind, direkte Bekanntschaft mit etwas "Transzendentem", also mit irgendeinem "übernatürlichem Element" wie einer Gottheit.
Es geht in der Mystik also im Wesentlichen um übersinnliche Kontaktaufnahmen mit einer transphysischen Sphäre, mit der man sich spirituell zu vereinigen sucht.
Ein Mystiker glaubt an einen über die natürlichen physischen Sinne hinausgehenden, rein spirituellen "sechsten Sinn" ohne neurophysiologische Basis, der es ihm ermöglicht, "transzendente Sphären" wahrzunehmen.
Dass dieser Glaube kaum als naturalistisch bezeichnet werden kann, dürfte einleuchten.


"Mystik (von, myô, schließen, nämlich die Augen, um in die Innenwelt sich zu versenken) ist die (vermeintliche) Erfassung des Übersinnlichen, Göttlichen, Transzendente (nicht durch die Sinne, nicht durch Vernunft, sondern) durch eigenartige innere Erfahrung, durch unmittelbare (intellektuelle) Intuition (s. d.), Contemplation (s. d.), gefühlsmäßiges Erleben, liebendes Erfassen im Zustande der Ekstase (s. d.); Streben nach Versenkung in die Tiefen des eigenen Gemüts, um so der Vereinigung mit dem göttlichen Sein (»unio mystica«) auf unbegreifliche, geheimnisvolle Weise teilhaftig zu werden."
(http://www.textlog.de/4495.html)
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Robert » Mi 30. Jan 2008, 17:40

Ich geb einfach mal meinen Senf dazu.

Natürlich sind für mich Dinge, die ich durch meine Sinne wahrnehmen kann, ob mit oder ohne Hilfsmittel sei dahingestellt.

Als Übernatürlich sehe ich Dinge an, die durch die Sinne nicht wahrnehmbar sind.

Aus diesem Grund sind übernatürliche Dinge nicht feststellbar, auch nicht durch Hilfsmittel. Daraus folgere ich, dass Wirkungen dieser Dinge auf unsere Umwelt nicht festgestellt werden können, weshalb sie für uns unbedeutend, nichtig sind, da nicht erkennbar.


Was nicht erkennbar ist, ist nicht fassbar und damit nur etwas, was bedeutungslos, nichtig ist.


Aus diesem Sachverhalt heraus stimmt es durchaus, dass ich die Existenz von Göttern, Dämonen, eines "echten" Zufalls, des "freien" Willens nicht verneine, jedoch die Definition dieser Begriffe als unbrauchbar darstelle, womit sie für uns bedeutungslos sind. Die Realität und die Welt sehe ich aus diesem Sachverhalt heraus als ein wahrnehmbares System an, alles was nicht wahrnehmbar ist, gehört nicht zu diesem System, da es keine Bedeutung hat.

Damit kann durch revolutionäre Ereignisse, die unsere Wahrnehmung durch geeignete Hilftmittel verbessern, das wahrnehmbare System sich ändern, die Realität ändert sich damit.


Und als Bright würde ich mich deshalb bezeichnen, weil ich nur wahrnehmbare Dinge zum Deuten verwende.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 19:12

sharif hat geschrieben:Natürlich sind für mich Dinge, die ich durch meine Sinne wahrnehmen kann, ob mit oder ohne Hilfsmittel sei dahingestellt.

Als Übernatürlich sehe ich Dinge an, die durch die Sinne nicht wahrnehmbar sind.

Aus diesem Grund sind übernatürliche Dinge nicht feststellbar, auch nicht durch Hilfsmittel.


Die Gleichsetzung des Übernatürlichen mit dem Übersinnlichen, dem Nichtwahrnehmbaren halte ich nicht für sinnvoll, vor allem nicht, da <Übernatürlichkeit> in meinen Augen primär keine epistemologische, sondern eine metaphysische Kategorie ist.
Es mag ja sein, dass Übernatürliches (für uns) nicht erkennbar ist; aber daraus folgt nicht per se, dass alles (für uns) Unwahrnehmbare übernatürlich ist. Es mag beispielsweise sein, dass wir den physischen Urgrund (so eine Art energetisches Urfeld vielleicht) der Welt niemals wahrnehmen können, oder bestimmte physische Teilchen nicht, die so extrem winzig sind, dass sie für uns grundsätzlich nicht messbar sind; doch das bedeutet mitnichten, dass jene Dinge nicht natürlich sind. Außerdem würde sich die Menge des Übernatürlichen im Laufe der Zeit ändern, wenn wir sie mit der Menge des Wahrnehmbaren gleichsetzten. Zur Zeit der griechischen Antike waren Moleküle und Atome nicht wahrnehmbar oder messbar, während sie es heute (mithilfe von Geräten) sind.

Auf der richtigen metaphysischen Fährte ist meines Erachtens der gute alte Christian Wolff mit seiner Definition:

"Was weder im Wesen noch in der Kraft der Körper, und also nicht in ihrer Natur, noch auch im Wesen und der Kraft der Welt, und also nicht in der ganzen Natur gegründet ist, das heißet übernatürlich."

(Christian Wolff. 1720. Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt. S. 339)

Mit folgender Hinzufügung wird es noch deutlicher:

"Was weder im Wesen noch in der Kraft der Körper, und also nicht in ihrer materiellen/physischen Natur, noch auch im Wesen und der Kraft der Welt, und also nicht in der ganzen materiellen/physischen Natur und deren Gesetzmäßigkeiten gegründet ist, das heißet übernatürlich."
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Robert » Mi 30. Jan 2008, 21:14

@Myron:

Dann komme ich mal wieder zu einem anderen Problem, was ist Natur und was ist physisch/materiell?

edit:

Dann bedient man sich aber wiederum der Metaphysik und mit der kann ich nicht so viel anfangen, wie auch andere es nicht können.


Wenn ich mich richtig an den FGH-Zeiten erinnere, war HFRudolph auch nicht sehr von der Metaphysik angetan, dies kann sich aber sicher geändert haben.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon webe » Mi 30. Jan 2008, 21:54

Zu folgendem Dialog, laut 30.01.08 Myon:
Brights: Wir glauben nicht ans Übernatürliche!
PublikumsFrage: Was ist Übernatürliches?
Brights: Kann ich nicht sagen!

Ist dies Fiktion oder Passiert?

Wenn dies wirklich so statt fand, dann wäre es, ohne dem Verantwortlichen nahe zutreten, dies eine gelungene Luftnummer.
Stell Dir vor, Coka X bringt eine neues Produkt heraus und rührt dafür kräftig die Werbetrommel.
Auf die öffentliche Anfrage, wie das NeuProdukt schmeckt, erklärt die Geschäftsleitung, dass wisse sie nicht, hier muss man erst den Kunden befragen.

Mit einer solchen Zielsetzung kann man den neuen Artikel als Flop verbuchen und somit die weitere Vermarktung als Verlust einstellen.

Anmerkung: Man muss aber auch Abstand nehmen, von einer Zerredung. Die allgemeine Definition von Naturalismus verstörrt nicht, sondern gibt eine verständliche Information darüber. Fertigt man doch darüber eine hochgestochene Studie, wird man in der Öffentlichkeit auf Unverständniss und Ablehnung stossen. Jedes Nachschlagewerk definiert ausreichend Naturalismusmit einer Vorstellung, die man in der breiten Öffentlichkeit vertreten kann.

Würde man so bei etablierten- ParteiGründungen, religiösen OrganisationsInhalte oder Industrieprodukte- sich in der Form auslassen, wie es zuweilen über the Bright geschieht, hätten diese nie ihre heutige Erfolgsstellung erreicht.
Die allgemeine Definition des Naturalismus ist verständlich und öffentlich akzeptiert, sie braucht daher nicht noch weiter wissenschaftliche Auslegungen- oder besser gesagt, Untermalungen.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon webe » Mi 30. Jan 2008, 21:56

Im allgemeinen vertrete ich die Ansicht von Sharif.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Robert » Mi 30. Jan 2008, 22:00

@webe

Wer wirbt, der redet nur vom Guten und verarscht.

Wer aufklären will, der wirbt nicht, sondern klärt auf.


Wollen wir einfach mehr Brights oder einfach mehr Verständnis für die Brights?

edit:

Da kam ein Nachzügler.

webe hat geschrieben:Im allgemeinen vertrete ich die Ansicht von Sharif.


Und wo unterscheidest du dich? Vielleicht haste was Schickes. :up:
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Mi 30. Jan 2008, 23:14

webe hat geschrieben:Die allgemeine Definition des Naturalismus ist verständlich und öffentlich akzeptiert, sie braucht daher nicht noch weiter wissenschaftliche Auslegungen- oder besser gesagt, Untermalungen.


Was ist denn Deiner Meinung nach die allgemeine, öffentlich akzeptierte (Minimal-)Definition des Naturalismus?
"die Ansicht, dass alles natürlich ist" etwa?
Schön und gut, doch Du kannst mir nicht weismachen, dass dies eine selbstverständliche und befriedigende Definition ist, die keiner weiteren "Untermalung" bedarf.
Der Begriff der Natürlichkeit ist nicht trivial!
(Beispiel: Ist ein Werwolf ein natürliches Wesen so wie ein Mensch oder ein Wolf? — Wenn ja, warum, bzw. wenn nein, warum nicht?)
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 00:26

sharif hat geschrieben:Dann komme ich mal wieder zu einem anderen Problem, was ist Natur und was ist physisch/materiell?


Über die Bedeutung der Begriffe "Natur", "Physizität" und "Materialität" sind die Philosophen wie immer geteilter Meinung.
Unter Natur verstehe ich den physischen Kosmos, d.i. die Raumzeit plus Materie plus Energie plus alle daraus hervorgehenden und davon abhängenden Gebilde.
Der Begriff der Materialität bezieht sich ursprünglich auf die harten, massigen Körper der alten Atomisten. Doch die moderne Physik beschäftigt sich auch mit anderen Objekten, die weitaus weniger "substanziell" erscheinen, wie z.B. Felder oder die Raumzeit selbst. Deshalb bevorzugen heute viele Philosophen die Bezeichnung "Physikalismus" gegenüber "Materialismus", weil sie sich namentlich vom veralteten, naiv-primitiven mechanistischen Materialismus abgrenzen und die Komplexität des zeitgenössischen physikalischen Forschungsbereichs betonen wollen.
Doch eigentlich spricht nichts dagegen, die Wörter "physisch" und "materiell" synonym zu gebrauchen, solange man sich dessen bewusst ist, dass mit letzterem "materiell im weiteren Sinne" gemeint ist. Dann kann man auch Felder ruhig als materielle Entitäten bezeichnen.
Kurzum: Ich gebrauche beide Wörter synonym.

Nun zu deren Bedeutung:
Hier zwei Definitionen zweier bekannter Philosophen:

"A physical property is a property expressible in the vocabulary of physics."

"Eine physische Eigenschaft ist eine im Vokabular der Physik ausdrückbare Eigenschaft." [meine Übers.]

(Fodor, Jerry A. "Making Mind Matter More." In The Philosophy of Mind: Classical Problems, Contemporary Issues, edited by Brian Beakley and Peter Ludlow, 151-168. Cambridge, MA: MIT Press, 1992. p. 151+)

"A physical property is a property canonically expressible in physicalistic vocabulary."

"Ein physische Eigenschaft ist eine im physikalistischen Vokabular kanonisch ausdrückbare Eigenschaft." [meine Übers.]

(Block, Ned. "Max Black's Objection to Mind-Body-Identity." In Consciousness, Function, and Representation [Collected Papers, Vol. 1], 435-498. Cambridge, MA: MIT Press, 2007. p. 461)

Das "kanonische" Vokabular der Physik findest Du hier: http://physics.nist.gov/cuu/Units/units.html

(Ein physisches/materielles Objekt ist einfach eines mit physischen/materiellen Eigenschaften, wobei eine Eigenschaft freilich nicht im selben Sinn materiell ist wie ein materielles Objekt. Ein materielles Objekt kann 100kg wiegen, wohingegen die materielle Eigenschaft, 100kg zu wiegen, selbst überhaupt kein Gewicht hat. Im Englischen gibt es nur das eine Wort, "physical", während wir im Deutschen zwei Wörter, "physisch" und "physikalisch" zur Verfügung haben, zwischen denen allerdings oft auch kein Unterschied gemacht wird. Aber man kann eben einen machen, und so zwischen "physische Dinge" und "physikalische Eigenschaften", statt "physische Eigenschaften", unterscheiden, um den besagten Sinnunterschied zu verdeutlichen.)

Manche meinen, dass diese Definitionen den Nachteil haben, dass die Menge der physischen Eigenschaften dadurch nicht endgültig festgelegt ist, da das Vokabular der Physik (d.i. die Menge der physikalischen (Basis-)Prädikate) ja nicht für alle Zeiten gleich bleiben muss. Es könnte ja sein, dass es von den Physikern aufgrund neuer Erkenntnisse irgendwann in der Zukunft erweitert wird.
Auf diese Kritik könnte man erwidern, dass bereits die Kenntnis des derzeitig gegebenen physikalische Vokabulars ein ausreichendes, praxistaugliches Verständnis des Begriffs der Physizität vermittelt.

Eine ganz anders geartete Definition bietet der Religionsphilosoph Richard Swinburne an:

"I understand by a 'physical property' one such that no individual has necessarily a means of discovering that it is instantiated that is not available to any other individual. Physical properties are public; there is no privileged access to them."

"Unter einer 'physischen Eigenschaft' verstehe ich eine dergestalt, dass kein Individuum notwendigerweise über ein Mittel verfügt zu entdecken, dass sie exemplifiziert ist, über welches kein anderes Individuum verfügen kann. Physische Eigenschaften sind öffentlich; es gibt keinen privilegierten Zugang zu ihnen." [meine Übers.]

(Swinburne, Richard. The Christian God. Oxford: Oxford University Press, 1994. p. 16+)

Abschließend präsentiere ich eine der Swinburne'schen ähnliche Definition:

"Eine Eigenschaft ist genau dann eine physische/materielle Eigenschaft im weitesten Sinn, wenn sie in Welten ohne Subjekte, d.h. ohne Objekte in subjektiven Zuständen, exemplifiziert werden kann."

(In einer subjektfreien Welt gibt es keine geistig-seelischen Erscheinungen, d.h. keine Empfindungen, Gefühle, Stimmungen, Absichten, Begierden, Gedanken oder Vorstellungen; und folglich auch keine intersubjektiven Erscheinungen wie gesellschaftliche Institutionen.)

(P.S.: Hier noch ein Link zum Thema: http://plato.stanford.edu/entries/physicalism/#9)
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon webe » Do 31. Jan 2008, 14:15

Myon hat recht, es gibt wohl keinen Widerspruch gegen den sydromen Gebrauch von physisch und materiell, ausgehend, dass materiell weitläufig verstanden werden muss.

Ich finde die MyonsAusführungen erfrischend und gut nachvollziehbar.
Hierbei werde ich an den frz. Philosophen und Mathematiker Renatus Cartesius, 31.03.1596 La Haye, Touraine-11.02.1650 Stockholm, erinnert.
Von diesem leite ich folgende Lebenseinstellung ab:

cogito, ergo sum-ich denke, also bin ich
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 15:55

webe hat geschrieben:Myon hat recht, es gibt wohl keinen Widerspruch gegen den sydromen Gebrauch von physisch und materiell, ausgehend, dass materiell weitläufig verstanden werden muss.


J. J. C. Smart schreibt in seinem Text über den Materialismus in der Encyclopaedia Britannica:

"A [contemporary] materialist allows the concept of material thing to be extended so as to to include all of the elementary particles and other things that are postulated in fundamental physical theory—perhaps even continuous fields and points of space-time."

" Ein [zeitgenössischer] Materialist gestattet es, dass der Begriff eines materiellen Dinges erweitert wird, damit er alle Elementarteilchen und die anderen Dinge einschließt, die in der fundamentalen physikalischen Theorie postuliert werden—vielleicht sogar kontinuierliche Felder und Raumzeitpunkte."

Jaegwon Kim schreibt:

"We may think of physicalism as a modern version of materialism—materialism informed by modern physics."

"Wir können den Physikalismus als eine moderne Form des Materialismus betrachten—als den von der modernen Physik informierten Materialismus." [meine Übers.]

(Kim, Jaegwon. Philosophy of Mind. 2nd ed. Boulder, CO: Westview, 2006. p. 31)

Man kann allerdings, wofür der große Philosoph David Lewis plädiert, die ältere Bezeichnung "Materialismus" aus traditionspflegerischen Gründen durchaus beibehalten und zugleich der modernen Physik Rechnung tragen, indem man den Begriff des Materiellen eben entsprechend erweitert.
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » Do 31. Jan 2008, 17:13

Myron hat geschrieben:Man kann allerdings, wofür der große Philosoph David Lewis plädiert, die ältere Bezeichnung "Materialismus" aus traditionspflegerischen Gründen durchaus beibehalten und zugleich der modernen Physik Rechnung tragen, indem man den Begriff des Materiellen eben entsprechend erweitert.


"I say 'materialistic' where some would rather say 'physicalistic': an adequate theory must be consistent with the truth and completeness of some theory in much the style of present-day physics. ('Completeness' is to be explained in terms of supervenience.)
Some fear that 'materialism' conveys a commitment that this ultimate physics must be a physics of matter alone: no fields, no radiation, no causally active spacetime. Not so! Let us proclaim our solidarity with forebears who, like us, wanted their philosophy to agree with ultimate physics. Let us not chide and disown them for their less advanced ideas about what ultimate physics might say."


"Ich sage 'materialistisch', wo manche lieber 'physikalistisch' sagen würden: eine adäquate Theorie darf nicht im Widerspruch zur Wahrheit und Vollständigkeit einer bestimmten Theorie stehen, die weitgehend der Art der zeitgenössischen Physik entspricht. ('Vollständigkeit' ist durch Supervenienz zu erklären.)
Einige fürchten, dass 'Materialismus' eine Festlegung darauf zum Ausdruck bringt, dass diese endgültige Physik eine Physik der Materie allein sein muss: keine Felder, keine Strahlung, keine kausal aktive Raumzeit. Mitnichten! Lasst uns unsere Solidarität mit Vorfahren verkünden, die, wie wir, wollten, dass ihre Philosophie mit der endgültigen Physik übereinstimmt. Lasst uns davon absehen, sie wegen ihrer weniger fortschrittlichen Vorstellungen darüber, was die endgültige Physik sagen könnte, zu schelten und zu verleugnen."
[meine Übers.]

(Lewis, David. "Naming the Colours." in David Lewis, Papers in Metaphysics and Epistemology, 332-358. Cambridge: Cambridge University Press, 1999. p. 332, fn. 2)
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Peter Janotta » Do 31. Jan 2008, 21:13

So hab mich nun nach langer, umfassender Analyse deiner Zitate und Definitionen an eine allgemeinverständliche Definition für Mystik gewagt:

"Mystik ist die vermeintliche Erfassung des Göttlichen oder sonstigem Transzendenten durch innere Erfahrung, durch unmittelbare Intuition, emotionales Erleben, ekstatischem Rausch oder Streben nach Versenkung in die Tiefen des eigenen Gemüts, um so der Vereinigung mit dem göttlichen Sein auf prinzipiell nicht dem Verstand fassbare Weise teilhaftig zu werden, die weder der Wahrnehmung der eigenen Psyche noch dem Erleben der realen, physischen Außenwelt zugerechnet wird."
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Robert » Fr 1. Feb 2008, 18:51

Myron hat geschrieben:Auf diese Kritik könnte man erwidern, dass bereits die Kenntnis des derzeitig gegebenen physikalische Vokabulars ein ausreichendes, praxistaugliches Verständnis des Begriffs der Physizität vermittelt.


Physizität?

Myron hat geschrieben:"Unter einer 'physischen Eigenschaft' verstehe ich eine dergestalt, dass kein Individuum notwendigerweise über ein Mittel verfügt zu entdecken, dass sie exemplifiziert ist, über welches kein anderes Individuum verfügen kann. Physische Eigenschaften sind öffentlich; es gibt keinen privilegierten Zugang zu ihnen." [meine Übers.]


Mit Individuen sind nur Menschen oder was genau gemeint?

Sind physikalische Eigenschaften auch nicht öffentlich, woduch kein einziges Individuum diese erkennen kann?

Und welche nicht physikalischen Eigenschaften gibt es nach deinem Verständnis?

Gruß.
Robert
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Re: Naturalismusdefinition

Beitragvon Myron » So 3. Feb 2008, 19:15

Peter Janotta hat geschrieben:So hab mich nun nach langer, umfassender Analyse deiner Zitate und Definitionen an eine allgemeinverständliche Definition für Mystik gewagt:

"Mystik ist die vermeintliche Erfassung des Göttlichen oder sonstigem Transzendenten durch innere Erfahrung, durch unmittelbare Intuition, emotionales Erleben, ekstatischem Rausch oder Streben nach Versenkung in die Tiefen des eigenen Gemüts, um so der Vereinigung mit dem göttlichen Sein auf prinzipiell nicht dem Verstand fassbare Weise teilhaftig zu werden, die weder der Wahrnehmung der eigenen Psyche noch dem Erleben der realen, physischen Außenwelt zugerechnet wird."


Ich halte die Erwähnung des Mystischen in der Definition von "Bright" für überflüssig; denn es ist offenkundig, dass den angeblichen mystischen Erfahrungen keine natürlichen Sinneswahrnehmungen zugrunde liegen. Sie sind demnach zu den "übernatürlichen Elementen" zu zählen.

Es ist schon schwierig genug, mit dem Begriff der Übernatürlichkeit definitorisch zurande zu kommen; da ist es besser, die Sache nicht durch einen weiteren, noch unklareren Begriff zu erschweren.
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