dvrvm hat geschrieben:Drei Einwände.
Erstens: Dass ein Normalverdiener dabei nicht draufzahlt, musst du mir erst vorrechnen. Dazu kommt, dass für ihn der Anreiz, mehr zu arbeiten, viel kleiner wird als bisher (für jeden zusätzlichen Euro, den er verdient, bekommt er nur 58c, das wäre beim heutigen System deutlich mehr.)
dvrvm hat geschrieben:Zweitens: Wie geht die Finanzierungsrechnung denn auf? Wenn ein Langzeitarbeitsloser bisher ca. 1000€ kostet, heisst das, dass er so viel zum Überleben braucht, also dass die 657€ zuwenig sind. (Ansonsten wären die Sozialversicherungen zurzeit zu grosszügig.) Zusätzlich sind ja im neuen System nicht nur die Langzeitarbeitslosen Nettoprofiteure, sondern auch die Wenigverdiener, also ist erst zu berechnen, wieviel diese mehr kosten würden.
dvrvm hat geschrieben:Drittens: Es ist aus rein finanzeller Sicht richtig, dass es sich mit diesem System lohnt, zu arbeiten, weil man damit kein Einkommen aufgibt. Allerdings würden sich einige in dieser Situation zweimal überlegen, ob sie lieber arbeiten gehen und verdienen oder den ganzen Tag chillen und dafür bescheidener leben. Besonders bei Schülern am Anfang ihrer Berufslaufbahn (ich kenne das deutsche System nicht wirklich, in der Schweiz kann man nach 9 Schuljahren eine Berufslehre beginnen oder ins Gymnasium gehen, falls man die Voraussetzungen erfüllt) könnte die Perspektive, einfach mal "rumzuhängen und zu kassieren" (besonders falls noch Hotel Mama die Wohnkosten erübrigt) einige Attraktivität gewinnen. Leute, die den Einstieg einmal verpassen, sind aber oft nur noch schwer in das System zurückzubringen. Ob das Problem überhaupt auftreten würde, sähe man aber wohl erst, wenn man das ganze ausprobiert...
StefanK hat geschrieben:Freiheit heißt auch Selbstverantwortung!
stine hat geschrieben:Ich denke, dass viele Langzeitarbeitslose ihre Eigenverantwortung nicht mehr wahrnehmen wollen und/oder sogar können. Der Eigenantrieb kommt abhanden und mit staatlicher Hilfe lebt´s sich letztlich auch ganz gut. Man lernt auszukommen.
K.Tucholsky hat geschrieben:Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege, wer die Butter hat, wird frech.
stine hat geschrieben:Ich kenne zwar keine Langzeitarbeitslosen persönlich, aber sobald es Fernsehberichte zum Thema gibt, stelle ich immer wieder fest, dass der Computer, der Fernseher und der volle Aschenbecher stets im Hintergrund zu sehen sind.
Klaus hat geschrieben:Das ist mal völlig daneben, zu unterstellen, dass ein Langzeitarbeitsloser, nicht mehr arbeiten will.
Und was meinst du mit staatlicher Rente?
Andreas Müller hat geschrieben:(die Lohnnebenkosten könnte man drastisch senken)
Andreas Müller hat geschrieben:, sondern durch eine deutliche Erhöhung der Mehrwersteuer wie etwa in Schweden.
Welche Komponenten der Lohnnebenkosten würdest du denn streichen?
die nicht zwischen arm und reich unterscheidet
aber ich bezweifle, dass die Effekte so sind, wie von dir erwartet/gewünscht.
Andreas Müller hat geschrieben:...von der Wiege bis zur Bahre...
Andreas Müller hat geschrieben:Welche Komponenten der Lohnnebenkosten würdest du denn streichen?
Man müsste den Arbeitgeberanteil vielleicht durch etwas anderes ersetzen, einen niedrigeren Grundeinkommensanteil oder so.
Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung könnte man streichen/mindern, Krankenversicherung allgemein (jeder muss einzahlen)
Andreas Müller hat geschrieben:die nicht zwischen arm und reich unterscheidet
Es ist nicht ganz so einfach. Wer einen Porsche kauft statt einen VW, der zahlt auch erheblich mehr Mehrwertsteuer, nur der Prozentsatz bleibt gleich.
Andreas Müller hat geschrieben:aber ich bezweifle, dass die Effekte so sind, wie von dir erwartet/gewünscht.
Es wäre vor allem eine gewaltige Entbürokratisierung. Auch für Unternehmen ist die Idee durch Wegfall/Minderung der Lohnnebenkosten sehr attraktiv oder sollte es eigentlich sein.
Baky86 hat geschrieben:Was passiert wahrscheinlich gesellschaftlich, wenn der Staat eine Rundumversorgung bietet? Es gibt keinerlei Existenzdruck mehr, also wozu noch lernen?, sich anstrengen?, wozu überhaupt etwas machen?
D.h. der Bürger muss selber mehr zahlen, es geht also ein größerer Teil vom Grundeinkommen schonmal weg.
arbeitsfähige Leute in die soziale Hängematte legen
folgsam hat geschrieben:Baky86 hat geschrieben:Was passiert wahrscheinlich gesellschaftlich, wenn der Staat eine Rundumversorgung bietet? Es gibt keinerlei Existenzdruck mehr, also wozu noch lernen?, sich anstrengen?, wozu überhaupt etwas machen?
Das nenne ich : GEISTESHALTUNG DER VERRINGERTEN ERWARTUNGEN
Schade, wenn du so denkst.
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