Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Fr 5. Sep 2008, 16:37

achwas hat geschrieben:Hallo sun!
Was bitte soll dieser pathetische Kult mit der "Beweisbarkeit"? Würde ich mein Denken und Handeln allein in Phänomene gründen die beweisbar sind, käme ich nicht weit - und das im Wortsinne: Etliche meiner Handlungen betreffen nicht den unmittelbaren Augenblick, sondern rechnen damit, ...sagen wir, am nächsten Dienstag noch am Leben zu sein - das beweis mir aber einer mal! Ich halte es unbeweisbar für wahr und lasse daraus meine Tätigkeit provozieren.

In diesem Falle möchte ich keinen Beweiskult vertreten sondern einen Wahrscheinlichkeitskult.
Die Wahrscheinlichkeit am nächsten Dienstag noch zu Leben ist vermutlich (soweit wir wissen, wenn wir nicht was besonders gefährliches machen oder irgendwie krank sind) recht hoch. Demnach ist die vereinfachte Annahme, dass es auf jeden Fall so sei vernünftig.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Gott gibt ist aber einfach minimal. Es gibt viele rationale Argumente die dagegen sprechen und eigentlich keine, vielleicht findet man ein paar wenige, die dafür sprechen.
Demnach würde ich in dieser Sache ganz klar sagen, dass die Annahme gerechtfertigt ist, dass es Gott nicht gibt.
Stell dir einen Lottospieler vor, der eine Wahrscheinlichkeit zu Gewinnen von 1/100000000 hat. (geschätzt)
Wenn dieser also nun seine Zahlen eingetragen hat und dann fröhlich durch die Welt läuft und jedem erzählt er gewinnt im Lotto. Da er gewinnt beginnt er bereits ein haus zu bauen und kauft sich einen teuren Jaguar.
Wir sind uns wohl recht einig, dass dieser Mann als verrückt zu bezeichnen wäre.
-> Wenn wir etwas als wahr oder gegeben annehmen muss es nachvollziehbare Gründe geben an die Wahrhaftigkeit dieser Annahme zu glauben.



achwas hat geschrieben:Bin hier übrigens neu, bin auch kein Bright, bin einer von jenen Zeitgenossen, die, so ein häufiger Vertreter hier, über die Intelligenz eines "Türnagels" verfügen und erwarte von dieser Umgebung intelektueller Brillianz a) mentales Wachstum und b) wenigstens ein kleines Ausgängle aus meiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Danke für das Kompliment. Ich würde ja frech sagen a kommt mit b ;) . Viel Erfolg!
sun
 
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon achwas » Fr 5. Sep 2008, 17:51

Das mit dem Lottospieler ist ein schönes Beispiel und ein entsprechend schöner - nämlich schön-blöder Tor wäre einer, der so handelt: aufgrund einer kaum darstellbaren Wahrscheinlichkeit vorauseilend Fakten zu schaffen. Indes, Gott ist für mich weder Wahrscheinlichkeit, noch Annahme, sondern erlebte und damit erlebbare Wirklichkeit, zuallererst präsent und gegenwärtig an dem Teil der wirklichen Welt, der mir der unmittelbar nächste ist: Das eigene Selbst. So das nur, um darzustellen wie solche wie ich ticken...ist für viele sicher nicht überraschend.

Noch eines: Neugier und (zugegebenermaßen) auch Ärger lässt mich hier teilnehmen; möchte Klärung darüber, was ein "naturalistisches Weltbild " ist, und ärgere mich an mancher intelektueller Borniertheit anderen Lebensbefindlichkeiten gegenüber. (trifft aber nicht generell für die Teilnehmer zu - für einige schon)

So, die Katze will ihr Futter, verabschiede mich einstweilen.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Fr 5. Sep 2008, 19:38

achwas hat geschrieben:Indes, Gott ist für mich weder Wahrscheinlichkeit, noch Annahme, sondern erlebte und damit erlebbare Wirklichkeit, zuallererst präsent und gegenwärtig an dem Teil der wirklichen Welt, der mir der unmittelbar nächste ist: Das eigene Selbst.

Ich nehme an dir ist klar, was ich nun sagen werde?
erlebbare Wirklichkeit... ist religiöses Gelaber allerdings relativ Inhaltslos. Eine erlebbare Wirklichkeit soll sich also von der messbaren Wirklichkeit unterscheiden? Da unsere Sinnesorgane nur einen Teil der Wirklichkeit messen und ihn uns dann verfälscht wiedergeben redest du also entweder von einer verfälschten Messung oder aber es geht um einen Gehirnprozess.
Dass dieses Subjektive empfinden, was nicht mehr ist als eine seltsame Erscheinung in den Gehirnströmen niemand anderen überzeugen kann ist dir hoffentlich klar? Es handelt sich also um eine Fantasie des Gehirns.
Genau wie es sich bei Halluzinationen und anderen Dingen ebenfalls um eine "Fantasie" des Gehirns handelt.
Wie kommst du also darauf, dieses Gefühl als Wirklichkeit wahrzunehmen und daraus vielleicht sogar Lebensmaximen abzuleiten?

achwas hat geschrieben:Noch eines: Neugier und (zugegebenermaßen) auch Ärger lässt mich hier teilnehmen; möchte Klärung darüber, was ein "naturalistisches Weltbild " ist, und ärgere mich an mancher intelektueller Borniertheit anderen Lebensbefindlichkeiten gegenüber. (trifft aber nicht generell für die Teilnehmer zu - für einige schon)

Ein naturalistisches Weltbild ist ein Weltbild frei von übernatürlichen Kräften. Dahinter steckt wohl die Überzeugung, dass es neben der Materiellen Wirklichkeit keine andere übernatürliche Wirklichkeit gibt.
Die intellektuelle Borniertheit hängt glaube ich damit zusammen, dass von religiöser Seite keine rationalen Argumente kommen. Dann ist es für einen rational denkenden Mensch irgendwann klar, dass dort keine Rationalität vorhanden ist.
Es geht aber nicht gegen jede Andere Weltanschauung, so haben wir innerhalb des Naturalismus viele verschiedene Philosophien und Ideen über die Welt, doch meist eine vernünftige Begründung für unsere Annahmen.
Natürlich spreche ich nicht für alle Brights und gibt es genug Brights, die sich den Supers nicht intellektuell überlegen fühlen.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 19:44

Ich muss nochmal auf den Podcast mit Herbert Schnädelbach zurück kommen, den ich heute morgen hörte. Soweit ich ihn verstanden habe, greifen wir hier im Forum üblicherweise wirklich Äpfel mit Birnen an.
Schnädelbach zufolge ist "Glaube" eben nicht im Sinne von Annahme (denken dass es so ist, Tatsachen vermuten) gemeint, sondern mehr im Sinne von Vertrauen. Im englischen sei das besser getrennt. Nicht "Believe" sondern "Faith" ist da das Zauberwort.
Will sagen, der Gläubige geht als Erstes von seinem Vertrauen aus. Er schaut sich nicht, wie wir Naturalisten erst einmal die Sachlage an und entscheidet sich dann für das Vernünftigste. Erst spürt/lernt/übt der Gläubige sein Gottvertrauen. Und wenn es um den normalen europäischen Kirchgänger geht, ist man danach immer noch offen für wissenschaftliche Tatsachen und auch jede Menge Kritik.

Die umgekehrte Reihenfolge fände ich schwerer nachvollziehbar: erst die wissenschaftlichen Erkenntnisse anschauen und dann ganz zum Schluss unbeeindruckt denken "hm, ich glaube aber, einen Gott gibt es trotzdem". Das wäre wohl wirklich so hirnrissig, wie es hier im Forum oft in ebenso unverblümten Worten dargestellt wird.
Aber die reale Reihenfolge ist ja meistens die ander: erst als Kleinkind mit Gottvertrauen aufzuwachsen und dann viel später die wissenschaftlichen Widersprüche zur Kenntnis nehmen. Dann an seinem Vertrauen festzuhalten, meist beides zu glauben, das erscheint mir schon eher verständlich.

Ich als Naturalist finde es unvernünftig, an einen Gott zu glauben. Alles deutet darauf hin, dass es keinen gibt. Aber immerhin, so richtig bewiesen dass es keinen gibt, hat ja nun auch noch niemand. Also wer diese letzte Unsicherheit als Zufluchtsort für sein Gottvertrauen nutzen möchte, da könnten wir ja nun nichts gegen haben. Hauptsache, der Gläubige fängt nicht an (so wie die Kreationisten) und zweifelt die wissenschaftlichen Erkenntnisse ernsthaft an. Da hörts dann auf.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 19:51

achwas hat geschrieben:...und ärgere mich an mancher intelektueller Borniertheit anderen Lebensbefindlichkeiten gegenüber. (trifft aber nicht generell für die Teilnehmer zu - für einige schon)

Ich kenne das Forum auch erst seit zwei Wochen und muss deinen ersten Eindruck leider teilen. Ein wenig Borniertheit und ein manchmal gar zu großer Groll gegen negative Auswüchse der Religionen zieht sich wie ein roter Faden durch die Themen.

Es wäre ja aber auch zu schön, wenn Naturalisten per Definition perfekt UND höflich wären. Meiner Ansicht nach haben wir das genau richtige Weltbild :^^: aber an den Umgangsformen arbeiten wir noch.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 20:00

sun hat geschrieben:Es handelt sich also um eine Fantasie des Gehirns.
Genau wie es sich bei Halluzinationen und anderen Dingen ebenfalls um eine "Fantasie" des Gehirns handelt.
Wie kommst du also darauf, dieses Gefühl als Wirklichkeit wahrzunehmen und daraus vielleicht sogar Lebensmaximen abzuleiten?

So ganz stimmt das Bild nicht. Die "Fantasie", wie du es nennst, wird ja nun geradezu von einer Mehrheit der Mitmenschen geteilt. Wenn man also tagtäglich mit anderen Christen zusammen ist und in Gottesdiensten per Gruppendynamik und wiederkehrenden Ritualen diese "Fantasie" tief in seine Gehirnstrukturen einbrennt, dann wird das verständlicherweise nicht als "Fantasie" sondern als Wirklichkeit erlebt. Das kann ich schon nachvollziehen.

Und die von dir angesprochene Rationalität, so habe ich auch just letztens beim Lesen gelernt, ist ja im Gehirn nur eine von vier Entscheidungsebenen, und in vielen Fällen wohl längst nicht die einflussreichste. Wenn also drei von vier Schichten hü sagen, dann kannst mit dem hott deiner Rationalität nach Hause gehen, da hört keiner mehr drauf. Wir Naturalisten sollten, nach meinem Dafürhalten, nicht zu sehr die Rationalitätskarte spielen. Wir Menschen sind, das zeigen die rationalen Ergebnisse aktueller Hirnforschung, nun einmal überhaupt keine besonders rationalen Wesen. Wir Naturalisten, so meine Vermutung, haben einfach nur Glück, dass bei uns aus bestimmten Gründen die unteren drei Schichten auch in die gleiche Richtung ziehen, weg vom Gotteswahn zum Beispiel. Nur deshalb können wir wirklich dieser Ansicht sein. Kein Anlass für uns, mit besonders toller Rationalität oder einem besonders 'vernünftigen' Gehirn zu prahlen.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Fr 5. Sep 2008, 21:11

Sollten unsere Gehirne so gepolt sein, dass die Rationalität sich durchsetzen kann ist doch an der Behauptung nichts falsch, dass wir rational sind.
Bei intelligenten Menschen sind auch nur irgendwelche Gehirnverknüpfungen besser oder anders. Wir sind nunmal unser Gehirn.
Wenn ich jemand für nicht rational halte meine ich damit natürlich sein Gehirn, welches ja sein Bewusstsein ausprägt.

Ein Freund des "freien Willens" und damit der Schuld bin ich im Allgemeinen nicht.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon emporda » Fr 5. Sep 2008, 21:19

ganimed hat geschrieben: Hier in Europa habe die Kirche überhaupt kein Problem damit, die Evolutionstheorie anzuerkennen. Erzürnen wir uns hier im Forum also regelmäßig über Windmühlen?
Da liegt Du total neben der Realität

Papst Ratzinger dreht kreationistisch mit der Enzyklika Spe-Salvi das Rad der Zeit zurück: „Materialismus und Evolution sind ungeeignet das Leben und die Gesetze der Materie zu erklären, sie bringen nur Not und Elend. Nur eine theistische Wissenschaft mit göttlichem Bezug ist akzeptabel, sofern deren Erkenntnisse niemals über Gottes Wort stehen“. Wenn der Papst die Evolution verbietet und Gedanken daran gar mit dem Scheiterhaufen bestraft, sie passiert weiterhin ohne etwas auf theologisches Geschwafel zu geben.

Papst Johannes Paul II sagt im Mai 1998: „Es genügt nicht, allein mit der Theorie der Evolution den Ursprung der Menschheit zu erklären“ was die Evolutionstheorie nie beansprucht hat und von krassem Unwissen zeugt.
Alternativ besteht die Möglichkeit einer letzten noch funktionierenden grauen Zelle vorm totalen Alzheimer und er hat nur die markige Werbeparole seines Kultes ausgegeben, um sich von Voodoo und anderen zu differenzieren.

Jetzt zu behaupten die Evangelikalen wäre da grundsätzlich anderen Meinung, das geht an den Fakten vorbei. Die stellen immerhin die große Mehrheit der geistig unterernährten Fundamentalisten und geben nur das wieder, was die reale Substanz dieser Religion ist. Über den traurigen Rest wie ZJ und Scientologen lohnt es nicht zu schreiben/reden.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 22:06

Nenn mich total durchgeknallt, aber soweit ich die beiden von dir zitierten Päpste verstehe, halten sie die Evolution also zumindest schon einmal für real und zweifeln sie nicht an. Gut, dass sie die Evolutionstheorie nicht für geeignet halten, das Leben zu erklären, kann man den Leuten ja zubilligen. Aber immerhin greifen sie also die wissenschaftlichen Fundamente gar nicht an. Sie relativieren höchstens deren Bedeutung für unser Leben.
Wieso meinst du also, ich läge total neben der Realität? Deine beiden Zitate bestätigen doch, dass die Kirchen kein Problem haben, die Evolutionstheorie anzuerkennen, oder?
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Fr 5. Sep 2008, 22:09

sun hat geschrieben:Sollten unsere Gehirne so gepolt sein, dass die Rationalität sich durchsetzen kann ist doch an der Behauptung nichts falsch, dass wir rational sind.

Gegen das Veto der drei anderen Schichten, wenn ich das von mir gelesene richtig verstehe, kann sich die Rationalität alleine nicht durchsetzen. Also wäre an der Behauptung, dass wir rational sind, wohl doch etwas falsch.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Kurt » Sa 6. Sep 2008, 00:23

ganimed hat geschrieben: Deine beiden Zitate bestätigen doch, dass die Kirchen kein Problem haben, die Evolutionstheorie anzuerkennen, oder?


Das Problem ist, die Kirchen haben kein Problem, die Evolution anzuerkennen und gleichzeitig die Schöpfungsgeschichte zu glauben. Entweder ist mit meinem Hirn etwas nicht richtig oder hier existiert ein Widerspruch. Stimmen nun beide "Theorien" gleichzeitig oder kann nur eine wahr sein?!
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon Kurt » Sa 6. Sep 2008, 00:29

ganimed hat geschrieben:Es wäre ja aber auch zu schön, wenn Naturalisten per Definition perfekt UND höflich wären.


Perfekt werde ich nie werden und höflich war ich schonmal. Erfolglos. Mittlerweile sage ich es den Leuten direkt, wenn sie Blödsinn reden. Egal, ob sie Pfarrer, Politiker oder sonstwas sind. Ich kann zwar auch hier nicht riesige Erfolge verbuchen, aber ich glaube, es hilft schon, eine unsinnige Meinung nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Scheigen wird sonst gern als Zustimmung missverstanden.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon emporda » Sa 6. Sep 2008, 03:21

ganimed hat geschrieben:Nenn mich total durchgeknallt, aber soweit ich die beiden von dir zitierten Päpste verstehe, halten sie die Evolution also zumindest schon einmal für real und zweifeln sie nicht an. Gut, dass sie die Evolutionstheorie nicht für geeignet halten, das Leben zu erklären, kann man den Leuten ja zubilligen. Aber immerhin greifen sie also die wissenschaftlichen Fundamente gar nicht an. Sie relativieren höchstens deren Bedeutung für unser Leben.
Wieso meinst du also, ich läge total neben der Realität? Deine beiden Zitate bestätigen doch, dass die Kirchen kein Problem haben, die Evolutionstheorie anzuerkennen, oder?
Mir fällt dazu nichts Neues mehr ein.

Ratzfatz negiert die Evolution als ungeeignet für die christliche Welt als ideale Existenzform - wie fragwürdig und blutig die auch immer war und wie sinnlos seine Möglichkeiten sind, etwas dagegen zu unternehmen. Deine Aussage ist so als wenn ich sage: Kriminalität schadet der Gesellschaft. Daraus eine Anerkennung der Kriminalität zu zimmern, das ist mehr als schräg, aber Du schaffst es

Sein Vorgänger unterstellt der Evolutionstheorie eine Eigenschaft, die sie vom Grundsatz her niemals beinhaltet. Das ist entweder saudumm oder "blackmailing", ein politisch gewollte bewußte Falschaussage um dem Gegner zu schaden. Ich überlasse Dir die Beurteilung, ich für mich tippe auf die erste Alternative, das passt so wunderbar zu Allwissend
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Sa 6. Sep 2008, 08:07

Besonders viel fällt mir auch gerade nicht ein. Muss wohl noch zu früh am Morgen sein. :^^:

Aber vielleicht ist dies die Stelle, wo wir beide unter Beweis stellen, dass wir Menschen nun einmal nicht rational sind. Die Zitate liegen im Wortlaut vor aber wir interpretieren sie völlig unterschiedlich. Liegt bestimmt daran, dass unsere Ratio mehr als überlagert wird von irgendwelchen Emotionen, Beurteilungen und neuronal festgezurrten Einstellungen der Kirche gegenüber.

Aber ist ja vielleicht letztendendes auch ein gutes Gefühl, während wir hier im Forum so miteinander plänkeln. Egal was der andere sagt, unsere Ratio mag schnell beeindruckt und überzeugt werden, unsere tieferliegenden emotionalen Schichten sind dagegen so unbeweglich wie das Himalaya. Insofern kann einen hier nicht viel erschüttern :^^:
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon achwas » So 7. Sep 2008, 22:43

Was bisher geschah- lasst es uns zusammenfassen! Am Anfang stand das tiefe Erstaunen darüber, dass es tatsächlich möglich sein könnte, - man traut es sich kaum auszusprechen- Relgiösität und Bildung und !!! Intelligenz in einem Individuum anzutreffen. Ist's ein tückisch Gen? Der davon Betroffene wäre dem Defeckt- bei aller Intelligenz- gleichsam hilflos ausgeliefert, doch könnte nicht ein helller, sich mehr und mehr entfaltender Verstand ihn aus der Finsternis retten...indes, ach, Gen oder nicht Gen, auch der Verstand, nennen wir ihn die Ratio, ist ja umgeben von numinoser Gefühligkeit, lulligen Phantasien, hallizugenen Wähnen ( gibt's das als Plural?), die ihn einer trüben Suppe gleich umschwappen; die Deiche der Aufklärung, von großen Denkern errichtet-wie schnell können sie hier und da brechen..Und die galligen Massen verwässern, was sag' ich, sie verderben das, was eben noch hell und bright war.Wie ist's zu retten?

Jetzt werden sie gebraucht, all die Hirnchirurgen und mentalen Klärwerker! Um nicht als ganzer Mensch verloren zu sein, sortiere ich konsequent die befallennen von den gesunden Teilen, akzeptiere, wenn auch resignierend, erstere als Krankheit, die aber erträglich...ja und erklärbar mir durch die letzteren wird. Damit ließ sich vielleicht leben: in der erlebbaren und der messbaren Wirklichkeit.

Religiösität und Intelligenz bzw. Bildung. Ein schwere Thema. Am schwersten vielleicht dabei ernst zu bleiben
Gut Nächtle!
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » So 7. Sep 2008, 22:50

@achwas:
was sollte dieser Beitrag? Ich habe verstanden, dass du mit den meisten Diskutierenden hier nicht einverstanden bist.
Na und? Der statistische Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Brillianz und Areligiösität ist deutlich.
Also ist es wohl eine durchaus berechtigte Frage ob Religion durch Bildung "ausgetrieben" wird und warum/ob es gebildete Menschen gibt die trotzdem religiös sind. Dazu werden hier Frage gesucht.

Wie du auf die Idee kommst, dass hier ein Genozid geplant wird ist mir nicht ganz klar. Seinen Gegenüber zu diffamieren ist die Taktik des Verzweifelten/Unterlegenen.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon achwas » So 7. Sep 2008, 22:57

Das mit dem Genozid habe ich nicht kapiert.
Dass es Methode der Unterlegenen und Verzweifelten ist, sein Gegenüber zu diffamiefen - da stimme ich dir voll und ganz zu.
Erlaube mir aber, dass ich mich, und zwar nach ausführlichen Genuß etlicher Beiträge hier, über dieses Schlusswort wundere -aber bis zur Fassungslosigkeit wundere! Wie war das noch gleich mit dem Glashaus und den Steinen?
achwas
 
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Mo 8. Sep 2008, 18:25

achwas hat geschrieben:Jetzt werden sie gebraucht, all die Hirnchirurgen und mentalen Klärwerker! Um nicht als ganzer Mensch verloren zu sein, sortiere ich konsequent die befallennen von den gesunden Teilen, akzeptiere, wenn auch resignierend, erstere als Krankheit, die aber erträglich...ja und erklärbar mir durch die letzteren wird. Damit ließ sich vielleicht leben: in der erlebbaren und der messbaren Wirklichkeit.

Habe das als Unterstellung gelesen und nicht wie im nachhinein nun als nur persönliche Handlungsweise und Wunsch nach Spiritualität. Die werden dir die meisten hier zugestehen. Es gibt Gefühle vieler Art und sicher manche die man zu erfahren sucht. Doch muss man subjektives empfinden von der objektiven Realität trennen können.

In diesem Forum wird nicht all zu viel diffamiert, auch nicht unter den Diskutierenden. Wenn du damit meintest, dass hier harsche Kritik an verbohrten Wahnsinnigen ausgesprochen wird (auch wenn diese nur ein Teil der Brights teilt) dann hab ich das hiermit wieder getan. Ich lese hier täglich interessante Beiträge, aber noch habe ich kein überzeugendes Wort gefunden, dass solche Verbohrtheit wirklich rechtfertigen würde.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon ganimed » Mo 8. Sep 2008, 19:39

Ich fand den launigen Beitrag von achwas lustig und treffend!
Eine lockere Zusammenfassung "was bisher geschah" hat mich auch schon bei so manchem Krimimehrteiler immer wieder auf Augenhöhe gebracht, nachdem ich per schlechtem Gedächtnis schon den Anschluss zu verlieren drohte. Und uns nicht in jedem Beitrag immer ganz ernst zu nehmen ist sicher gesund und begrüßenswert.

sun hat geschrieben:Ich lese hier täglich interessante Beiträge, aber noch habe ich kein überzeugendes Wort gefunden, dass solche Verbohrtheit wirklich rechtfertigen würde.

Mir als Bright, ich gebe es ja zu, ist tiefe Gläubigkeit im ersten Moment wirklich eine nicht zu rechtfertigende, unverständliche Verbohrtheit. Dann aber, mit ein wenig Überlegung, wieder nicht, und das liegt vielleicht auch an zwei Annahmen: Es gibt keinen freien Willen (mein Lieblingsthema) und das Universum ist kausal.

Die Annahme, dass freier Wille eine Illusion ist, bringt mich in diesem Fall eine ganze Ecke weiter, finde ich. Ich kann nämlich im Falle des Gläubigen davon ausgehen, dass das schon seine Richtigkeit haben wird. Dass es also KEINER Rechtfertigung bedarf. Dieser Gläubige ist, solange ich keine besseren Hinweise dafür finde, nicht dumm wie ein Türnagel und irrational wie ein Geisteskranker. Jedenfalls nicht wegen seiner Gläubigkeit.

Mehr noch: die Gläubigkeit muss gute Gründe haben. Nichts passiert akausal in einem kausalen Universum. Wenn ich denselben Faktoren ausgesetzt wäre (Gene, Prägung, Erziehung, Erfahrungen) dann wäre ich ebenso gläubig wie der Dr. Türnagel. Wenn ich nun aber zu einem Naturalist wurde, dann werde ich wohl entsprechend anderen Faktoren ausgesetzt gewesen sein. Weit und breit also kein Grund, dies als eigene Leistung zu sehen und Gläubige als dumm zu verunglimpfen.

Irre ich mich, oder führt Determinismus zu mehr Bescheidenheit und weniger Überheblichkeit?

Mein bisheriges Fazit im Thread: Religiosität ist die Folge von Faktoren. Intelligenz und Bildung (genauer gesagt: Naturwissenschaftliche Bildung) sind tendenziell hemmende aber nicht ausschließende Faktoren.
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Re: Religiosität und Intelligenz bzw. Bildung

Beitragvon sun » Mo 8. Sep 2008, 20:39

ganimed hat geschrieben:Mir als Bright, ich gebe es ja zu, ist tiefe Gläubigkeit im ersten Moment wirklich eine nicht zu rechtfertigende, unverständliche Verbohrtheit. Dann aber, mit ein wenig Überlegung, wieder nicht, und das liegt vielleicht auch an zwei Annahmen: Es gibt keinen freien Willen (mein Lieblingsthema) und das Universum ist kausal.

Auch ich gehe inzwischen davon aus, dass es keinen freien Willen gibt. Trotzdem gibt es weiterhin rationale und irrationale Entscheidungen auch wenn diese nicht Frei getroffen werden. Eine rationale Entscheidung zeichnet eigentlich ja sogar aus, dass sie aufgrund von Argumenten und Objektivität, also gerade unfrei getroffen wird.
Das wird immer wieder deutlich, wenn Menschen sagen, dass sie gerne an Gott glauben würden es aber nicht können.

Natürlich hat Religiösität einen Grund, mit dem "Religen" und der Erziehung fallen mir spontan 2 Gründe ein. Es gibt für jede Verhaltensweise einen Grund. Das macht die Verhaltensweisen (z.B. Helfen oder Ermorden) noch lange nicht gleich "gut" oder "ehrenvoll".

ganimed hat geschrieben:Die Annahme, dass freier Wille eine Illusion ist, bringt mich in diesem Fall eine ganze Ecke weiter, finde ich. Ich kann nämlich im Falle des Gläubigen davon ausgehen, dass das schon seine Richtigkeit haben wird. Dass es also KEINER Rechtfertigung bedarf. Dieser Gläubige ist, solange ich keine besseren Hinweise dafür finde, nicht dumm wie ein Türnagel und irrational wie ein Geisteskranker. Jedenfalls nicht wegen seiner Gläubigkeit.

Du kannst davon ausgehen, dass sein Glaube eine Ursache hat. Seine Richtigkeit hat das noch lange nicht!
Es bedarf keiner Schuldzuweisung, da seine Eltern, die Umgebung und u.U. der daraus resultierende eigene Charakter die Ursache dafür sind.
Warum sollte der Gläubige deshalb nicht dumm oder geisteskrank sein können. Wenn das Gehirn einen determinierten Fehler produziert könnte das durchaus mit determinierter Dummheit zusammenhängen.

ganimed hat geschrieben:Mehr noch: die Gläubigkeit muss gute Gründe haben. Nichts passiert akausal in einem kausalen Universum

Wie du aus "Gründe" auf "gute Gründe" schließt musst du mir erklären. Es hat auch Gründe, dass Motten ins Feuer oder an die Birne fliegen. Deshalb ist es trotzdem keine besonders glorreiche Tat!

ganimed hat geschrieben:Wenn ich denselben Faktoren ausgesetzt wäre (Gene, Prägung, Erziehung, Erfahrungen) dann wäre ich ebenso gläubig wie der Dr. Türnagel. Wenn ich nun aber zu einem Naturalist wurde, dann werde ich wohl entsprechend anderen Faktoren ausgesetzt gewesen sein. Weit und breit also kein Grund, dies als eigene Leistung zu sehen und Gläubige als dumm zu verunglimpfen.

Wenn du der Gläubige wärst wärst du gläubig das stimmt. Ein persönlicher Vorwurf ist niemandem für seine Taten zu machen, auch wenn das eine ganz neue Ethik und ein anderes Menschenverständnis braucht. Ob wir das in nächster Zeit entwickeln weis ich nicht. Trotzdem kann der Gläubige dumm sein. (natürlich ist nicht jeder Gläubige dumm, zumindest nicht in jedem Bereich wie wir hier ja auch gelesen haben) Intelligenz ist keine eigene Leistung, trotzdem gibt es intelligente und dumme Menschen!!!

ganimed hat geschrieben:Irre ich mich, oder führt Determinismus zu mehr Bescheidenheit und weniger Überheblichkeit?

Zu weniger Verurteilung. Trotzdem kann man durchaus der Meinung sein, das bessere Los gezogen zu haben und denken, dass andere "schlechter" sind.
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