Möchte mich auch vorstellen

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Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon Thymian » Sa 27. Sep 2008, 21:24

Hallo,
Ich bin knapp 40 Jahre alt, weiblich, verheiratet,2 Kinder, atheistisch in der glaube ich 3. Generation. Mein Mann ebenso, da wir aus dem Osten Deutschlands stammen.
Durch die vielgerühmte berufliche Mobilität hat es uns ins Münsterland verschlagen,JJJJaaaaaa, genau in die Gegend, wo man folgende Steigerungsform kennt: Schwarz-schwärzer-Münster
Oder anders, in Münster regnets, oder es läuten die Glocken.
Mein erster Arbeitstag hier war der 1.11.1992. Es regnete, und es sah aus wie im Mittelalter. Lauter Mönche und Nonnen.
Ich suchte verzweifelt das Filmteam von der Fortsetzung von "Der Name der Rose"
Da waren wirklich noch welche mit brauner Kutte und Strick um den Bauch. Ich war entsetzt, als ich merkte, die waren echt!!!
Warum ich das so ausführlich schreibe?
Weil ich dieses Gefühl hier immer wieder habe. Bis dato hab ich mich dann ausgeklinkt, habe nie ein Geheimnis um mein Nichtgläubigentum gemacht, aber auch nicht viel gesprochen darüber. Bin aber auch noch nie blöd angemacht worden, muß ich ganz fairerweise sagen.
So konnten wir hier immer ganz gut leben damit, sozusagen leben und leben lassen. Wir haben den Christen ihre für uns verrückten Marrotten gelassen, gelächelt und nicht weiter drüber nachgedacht.
Jetzt wird es ernster: Wir haben 2 Söhne, der erste ist jetzt in die Schule gekommen. Hier gibt es nur 2 kath. Grundschulen, und kein anderes Kind würde vom Reli-unterricht befreit werden. Wir wissen einfach jetzt manchmal nicht mehr was wir machen sollen. Religion ist für uns so fremd wie die grünen Marsmännchen, wir können uns gar nicht vorstellen, an einen Gott oder so zu glauben. Aber unserem Kind wird in der Schule jetzt so ein Schmarrn erzählt. Dazu kommen diese ganzen Schulgottesdienste, warum muß ein Einschulungsgottesdienst sein?????
Und diese ganzen Feiern, Taufen, Kommunionen, und dieser ganze Mist, ich r :explodieren: könnt wirklich explodieren.
Und wenn man versucht mit jemandem hier zu reden, kommt nur, jaaa, willst du deinen Kindern DAS vorenthalten. Ich bin in dieser ganzen Situation ziemlich ratlos, möchte keine Religion bei den Kindern, kann sie aber auch nicht ohne weiteres immer von diesen Dingen ausschliessen.
Ich hoffe, dass ich hier auf Gleichgesinnte treffe, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, oder sie vielleicht schon bewältigt haben. Vor allem der Austausch mit anderen Eltern, aber auch die Meinung von Schülern selbst würde uns (mein Mann eingeschlossen) sehr interessieren.
Bis dahin
LG von Thymian
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon Myron » Sa 27. Sep 2008, 21:34

Herzlich willkommen!
:brights:
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon ganimed » Sa 27. Sep 2008, 23:10

Willkommen im Forum!

Ich habe ja auch ein ganz klein wenig Bedenken, wenn ich meine Kinder so sehe, während ich meiner Frau ihren Willen lasse und alle getauft werden und vermutlich später auch alle konfirmiert werden. Wenn ich versuchen würde, mich da durchzusetzen (mal ganz abgesehen davon, dass meine Frau viel stärker ist als ich) dann würde ich viel mehr kaputt machen als gewinnen, habe ich das Gefühl. Auch mit dem Hintergedanken, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist für die Kinder.

Wie du so schön schreibst "leben und leben lassen". Ich kann mir vorstellen, dass dieses Motto, so wie nun bei euch, gar nicht so einfach umzusetzen ist. Komischerweise fällt mir da gerade ein, was wohl die wirklich kulturell Fremden wohl durchmachen müssen, Muslime zum Beispiel. Wie schwer es wohl ist, hier zu leben und Töchter mit Kopftüchern aufzuziehen wenn alles um einen herum anderer Meinung und anderer Kultur zu sein scheint.
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon pariparo » So 28. Sep 2008, 15:35

HERZLICH WILLKOMMEN!!

Altbekannte Geschichte... die Kinder :motz: Ich empfehle da mind. die Lektüre des "Ferkelbuches" Bild
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon pariparo » So 28. Sep 2008, 16:18

Im Jahr 2005 gehörten etwa 55 % der Einwohner der Stadt Münster der römisch-katholischen Kirche an, 20,5 % waren evangelisch, weitere 3 % gehörten einer evangelischen Freikirche an. Etwa 3 % der Bewohner waren Muslime, 0,3 % waren jüdischen Glaubens.
Infolge der Austritte aus den christlichen Kirchen und des Zuzugs häufig konfessionsloser Bürger aus den neuen Bundesländern seit 1990 wuchs der früher sehr niedrige Anteil konfessionsloser Einwohner. (wiki)
Über 80% "Gläubige...

Von den 3,4 Millionen Einwohnern Berlins sind etwa 59 % konfessionslos, 22,3 % evangelisch, 9,1 % katholisch, 2,7 % bekennen sich zu einer anderen christlichen Konfession, 6,2 % zum Islam, 0,6 % gehören einer weiteren Religion an.
In Berlin sind viele humanistische und atheistische Vereinigungen vertreten. (wiki)
Nur die Hälfte an "Gläubigen"... ick bleib in Berlin,wa!?
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 28. Sep 2008, 16:32

Grüß dich Thymian,

Thymian hat geschrieben:genau in die Gegend, wo man folgende Steigerungsform kennt: Schwarz-schwärzer-Münster
Schockt mich jetzt nicht so sehr, ich setzte ja hier auf die heutige (hiesige) Wahl, schwarz bleibt es sowieso, mal sehen wie die großen Schwarzen und die kleinen Braunen Abschneiden. Typisch für die Schwärze hier, ist das der Kandidat für den Bezirkstag (IIRC) aus dem hohen Norden kommt (Nürnberg = halber Weg zur Küste :mg: ) bei uns im "Stammland" wird üblicherweise alles bis ganz rechts außen assimiliert, die Borg können dies.
Als Kind habe ich mangels faktischer und damals m.W. rechtlicher Alternativen auch in den Religionsunterricht gehen müssen, allerdings in der einen Schule in den protestantischen, bei der anderen habe ich es vergessen. Ich war dort immer sehr schlecht, was von zuhause aus eher als egal (aber als "ungeschickte, blöde Sache) angesehen wurde - war nicht ganz falsch, so habe ich schon in der Volksschule (hieß damals in BY noch so) gelernt, schlechte Noten machen nix :mg: Ich bin aber schon in der Schule mit dem (kindlichen) Wissen von Daheim aufgewachsen, der Religionsunterricht ist sowieso Schmarrn, aber da muss man einfach durch. Geglaubt habe ich nichts, vermutlich aber netten Gschichterln zugehört, und dies obwohl ich als noch kleineres Kind als Ritual ein Gute-Nacht-Gebet gesprochen habe und über dem Bett ein nettes Engerl aufgehängt ( :^^: ) war. Sollte ich es heute irgendwo wiederfinden, ich glaub ich würde es aus Nostalgie behalten - allerdings auch nur in einem Karton auf dem Speicher.
Was ich damit sagen will, nimms nicht so tragisch, rede mit den Kindern darüber, vermittle ihnen (so früh wie möglich) dass es mehrere Ansichten der meisten Dinge gibt und dass manchmal Skepsis angesagt ist.

ganimed hat geschrieben:Wie schwer es wohl ist, hier zu leben und Töchter mit Kopftüchern aufzuziehen wenn alles um einen herum anderer Meinung und anderer Kultur zu sein scheint.
Naj, mein Mitleid bei dieser Konstellation hält sich nun wirklich in engen Grenzen.
Außerdem wurden teilweise die Madl zu meiner Kindeszeit hier auch nicht viel anders erzogen, dies hat sich aber ebenfalls zu meiner Kindeszeit schon recht früh gewandelt. :mg: Aber noch sind die originären und eingeborenen Kopftuchträgerinnen noch nicht ganz ausgestorben. :lachtot:
(Aber ohne Gehwagerl kaum noch anzutreffen - außer ein paar "Vollkopftücher" mit Hidschab-ähnlicher Pinguin-Verkleidung, weshalb mich jetzt eine Mönchskutte nicht so schockt.)
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon stine » So 28. Sep 2008, 17:49

Hallo Thymian,
herzlich willkommen hier im Forum!

Wenn du hier um Rat ansuchst, dann wirst du natürlich schnell bekommen was du hören willst. Das ist so ähnlich, als suchtest du im Meer nach Salzwasser. Die Frage ist eine ganz andere: Sind deine Kinder denn getauft? Wenn nicht, dann gehen sie sowieso in den Ethik-Unterricht, oder gibt es den nicht in Münster?

Sollten sie in den katholischen oder evangelischen Religionsunterricht gehen "müssen", dann kannst du ihnen doch sagen, dass es Menschen gibt, die an einen Gott glauben und ihnen erzählen, was sie darunter zu verstehen haben. Die Kinder machen sich, je nach Alter, ganz schnell selbst ein Bild und so wie das Bild wird, so sollst du ihnen das auch lassen.
Denn eins müßte klar sein: Das bewußte Vorenthalten ist genauso strittig, wie der Zwang!

LG stine
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 28. Sep 2008, 18:10

stine hat geschrieben:Wenn du hier um Rat ansuchst, dann wirst du natürlich schnell bekommen was du hören willst.
Ja, nämlich Rat.
Ansonsten was maßt du dir an, zu wissen was sie hören will - außer eben tatsächlich anderer Leute Meinung.
stine hat geschrieben:Sind deine Kinder denn getauft? Wenn nicht, dann gehen sie sowieso in den Ethik-Unterricht, ...
Die Taufe zwingt die Kinder nicht in oder aus den Ethik- bzw. Religionsunterricht. Aber das Angebot der Schulen und der Wille der Eltern.
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon stine » So 28. Sep 2008, 18:46

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Wenn du hier um Rat ansuchst, dann wirst du natürlich schnell bekommen was du hören willst.
Ja, nämlich Rat.
Ansonsten was maßt du dir an, zu wissen was sie hören will - außer eben tatsächlich anderer Leute Meinung.

Anmaßen :/ ?
Was für eine heftige Reaktion! Tatsächlich entnehme ich dem Post von Thymian, sie mag mir vergeben, wenn es nicht so ist, dass sie Gleichgesinnte sucht, um sie in ihrem Vorbehalt zu stärken:
Thymian hat geschrieben:Ich hoffe, dass ich hier auf Gleichgesinnte treffe, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, oder sie vielleicht schon bewältigt haben. Vor allem der Austausch mit anderen Eltern, aber auch die Meinung von Schülern selbst würde uns (mein Mann eingeschlossen) sehr interessieren.

Könnte sich das auch so lesen, als würde sie damit rechnen, dass man sie darin bestärkt, die Kinder religiös erziehen zu lassen?
Dann sorry, für den Irrtum.

LG stine
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon Thymian » So 28. Sep 2008, 19:35

Hallo, und erst mal vielen Dank für die Resonanz auf meinen Beitrag.
Und dann zu den entstandenen Fragen und Diskussionspunkten.
1. Kinder sind nicht getauft, wie auch, wir doch auch nicht :yes:
Mein Mann hatte sogar ne sozialistische Namensgebung :ops:

2. jaa, natürlich suche ich Gleichgesinnte, um mich einfach über die Probleme, Problemchen, Ereignisse
auszutauschen, die einem in dieser Welt dann so begegnen, und womit man so alleine bissel schwierig fertig wird.

3. In Münster und seinem Speckgürtel (wir wohnen etwas ausserhalb) gibt es in der Grundschule keinen Ethikunterricht.
Als wir eine Lösung dahingehend suchten, hieß es, dass sie unseren Sohn in den Flur setzen, oder Parallelklasse und
Aber und das war der Hammer, dann kam dann noch der Zusatz, das würden nur Extreme mit ihren Kindern machen,
extreme Muslime oder Zeugen Jehovas. Das war also die Alternative. In den weiterführenden Schulen kein Problem.

4. Zu dem Bestärken in der religiösen Erziehung: Sagen wir mal so, man versucht, es uns schmackhaft zu machen.

5. Meinen Großen haben wir jetzt beim ev. Religionsunterricht angemeldet, weil wir denken, es ist das kleinere Übel
v.a. weniger Feiern in der Kindheit (Erstkommunion)= weniger Zuckerbrot.
Erste Großfeier mit 14, hoffe, dass der Verstand dann über die Feierei gucken kann.

6. Wir hatten ja auch das Problem, dass wir in der Schule einige Sachen lernten, die zuhause ganz anders gesehen wurden. Nur die Thematik war eine andere (STAATSBÜRGERKUNDE hieß das so fein ) Hatte mal gehofft, dass dieses mit der Wende
erledigt wäre, aber irgendwie ist es hier dasselbe in grün...
Nur die Eltern können wenigstens nicht mehr dafür verhaftet werden :schweig: .

7. Das Ferkelbuch is ne Super-Idee, werd ich mir mal bestellen. (Da guckt der Buchhändler immer so merkwürdig, das find
ich schon wieder lustig).

@ ganimed
Das ist ja auch ziemlich hart für dich, da beneide ich dich nicht. Aber ich finde es toll, wenn ihr so tolerant miteinander
umgehen könnt, dass ihr zusammenbleibt und über alles reden könnt.
Könnte deine Frau denn auch damit leben, wenn sich eure Kinder einmal umentscheiden?
Was kommen so für Fragen auf?
Freu mich auf den Erfahrungsaustausch!

ich weiß nicht, ob ich hier täglich mitlesen und schreiben kann, bin gerade in Weiterbildung, und abends s.o. .
Werde aber regelmäßig hier mal vorbeischauen.
LG erst mal, und jetzt muß ich Englisch büffeln
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 28. Sep 2008, 19:47

Thymian hat geschrieben: In Münster und seinem Speckgürtel (wir wohnen etwas ausserhalb) gibt es in der Grundschule keinen Ethikunterricht.
Als wir eine Lösung dahingehend suchten, hieß es, dass sie unseren Sohn in den Flur setzen, oder Parallelklasse und
Aber und das war der Hammer, dann kam dann noch der Zusatz, das würden nur Extreme mit ihren Kindern machen,
extreme Muslime oder Zeugen Jehovas. Das war also die Alternative. In den weiterführenden Schulen kein Problem.
War bei mir vor circa 40 Jahren nicht anders, nur dass es keine Moslemkindern gab und bis zur Mittel-/Oberstufe auch keinen Ethikunterricht an weiterführenden Schulen. :/
Thymian hat geschrieben: Meinen Großen haben wir jetzt beim ev. Religionsunterricht angemeldet, weil wir denken, es ist das kleinere Übel
dito, dürfte IMHO auch tatsächlich und nach wie vor so sein.
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Re: Möchte mich auch vorstellen

Beitragvon Twilight » Mo 29. Sep 2008, 11:12

Hi und willkommen!

Zu deinem Problem: Patentlösungen gibt es natürlich nicht und etwas kindgerechte antireligiöse Literatur schadet sicher nicht.
Aber du selbst auch dann noch aktiv bleiben, wenn sich der Religionsunterricht nicht vermeiden lässt. Rede mit den Kiddies, finde heraus, was sie dort lernen und zeige andere Punkte auf, die zeigen, warum das doch nicht so toll ist.
Informationsmaterial für A- und Anti-Theisten gibt es reichlich.
Richard Dawkins "Gotteswahn" ist zwar oft als reißerisches, populistisches Machwerk verschrien und von anderen wieder in den blauen Himmel gelobt, aber trotzdem eine interessante Lektüre, die ein normal arbeitender Mensch mit Privatleben in zwei Wochen konsumieren kann und den Preis einfach wert ist.
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