Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon ganimed » Mi 3. Dez 2008, 20:40

Ich habe nochmal über diese Unterscheidung von stine nachgedacht. Einerseits der emotionale Gläubige und andererseits der gefühlsarme Rationaldenker. Das erinnert mich an die ein oder andere Diskussion, in der man mir Gefühlsarmut vorwarf und ich darüber nur überrascht, verblüfft, betroffen, erschrocken, ergrimmt, verletzt und mit Angst davor, falsch verstanden zu werden, reagieren konnte.

Ich will ja nicht angeben, aber es gibt wohl kaum einen emotionaleren Hirni, als mich, der gleichzeitig gerne von sich als Rationaldenker denkt. Laut stine eine absoluter Widerspruch. Bin ich ein wandelndes Paradoxon?

Wenn ich also so darüber nachdenke, so scheint mir, dass Rationalität vielleicht auch wieder nur eine Emotion ist. Das Gehirn schüttet irgendwelche angenehmen Belohnungsgefühle aus, wenn mir beim Nachdenken irgendein Zusammenhang aufgeht oder ich etwas verstehe. Es ist ganz einfach nur ein Trieb, nachdenken und verstehen zu wollen. Vielleicht sollten also wir Naturalisten, die wir, so vermute ich mal, uns selbst als eher rational erleben, nicht glauben, dass wir damit unseren Trieben und Emotionen entkommen wären. Das Gegenteil ist der Fall, vermute ich mal.

Noch jemand da, der so denkt (und fühlt)?
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon El Schwalmo » Mi 3. Dez 2008, 21:13

ganimed hat geschrieben:Noch jemand da, der so denkt (und fühlt)?

Yepp.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon stine » Mi 3. Dez 2008, 21:30

ganimed hat geschrieben:Ich will ja nicht angeben, aber es gibt wohl kaum einen emotionaleren Hirni, als mich, der gleichzeitig gerne von sich als Rationaldenker denkt. Laut stine eine absoluter Widerspruch. Bin ich ein wandelndes Paradoxon?
Nein. Wahrscheinlich geht es vielen ebenso.

Vielleicht muß man zwischen hormonell gesteuerten, zwischenmenschlichen Empfindungen und dem Nachdenken über die belebte Natur als wissenschaftlichen Faktor unterscheiden. Ich wollte damit nicht sagen, dass alle Rationalisten per se gefühlskalte Mitmenschen sind, sondern dass sie sich eben nicht vertrauensselig auf unbewiesene Behauptungen einlassen.

Ich beispielsweise bin überhaupt nicht von esoterischen Quacksalbereien zu überzeugen, obwohl ich schon gerne den guten Mächten um mich herum vertrauen mag. Manchmal sagt mir eben auch mein Gefühl, was rational richtig ist :mg:

LG stine
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon Mark » Fr 5. Dez 2008, 11:23

stine hat geschrieben: Manchmal sagt mir eben auch mein Gefühl, was rational richtig ist :mg:

LG stine


Mir sagt immerzu NUR mein GEFÜHL was richtig ist, sogar dann wenn man es mir mathematisch beweisen kann :mg:
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon Gandalf » Fr 5. Dez 2008, 17:49

stine hat geschrieben:..... sondern dass sie sich eben nicht vertrauensselig auf unbewiesene Behauptungen einlassen.



.. dennoch tun sie oftmals genau das: sich auf 'geglaubtes Wissen' verlassen. (Was rationale Theorien im 'Zweifelsfall' wert sind, kann man ja anhand der aktuellen Finanzmarkt und kommenden Systemkrise erkennen)


stine hat geschrieben:Ich beispielsweise bin überhaupt nicht von esoterischen Quacksalbereien zu überzeugen, obwohl ich schon gerne den guten Mächten um mich herum vertrauen mag. Manchmal sagt mir eben auch mein Gefühl, was rational richtig ist :mg:

LG stine


rational hinterfragt: was hat diese Aussage mit Esoterik zu tun?
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon Pfeifer » So 11. Jan 2009, 22:30

Wäre ich Wissenschaftler, würde ich nach dem Konsum der drei Teile einfach mal wieder Danke sagen. Die Leute sagen doch klar, wo die Evolutionstheorie ihre Schwächen hat. Ich kann leider nicht wirklich einschätzen, welche der genannten Gegen-Fakten bereits erklärt sind, welche nicht. Aber es ist doch einfach cool, auch noch solch nette Kritiker zu haben, die einem in höflichem Tone sagen, an welchen Stellen sie an der Theorie zweifeln. Und, was man dabei nicht vergessen darf: es gibt immer noch reichlich Lücken. Umso besser, dass wir unter uns solch findige Partner auf der Suche nach der Wahrheit haben, damit die Evolutions-Theorie Stück für Stück besser fundiert werden kann. Einige wollen es eben ganz genau wissen, bevor sie die Wahrheit akzeptieren. :mg:

Danke, Danke, Danke.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon Pfeifer » So 11. Jan 2009, 22:35

Mark hat geschrieben:
stine hat geschrieben: Manchmal sagt mir eben auch mein Gefühl, was rational richtig ist :mg:

LG stine


Mir sagt immerzu NUR mein GEFÜHL was richtig ist, sogar dann wenn man es mir mathematisch beweisen kann :mg:



Du hast so Recht. Auch dir: Danke! :gott:
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon sapere aude » Mo 12. Jan 2009, 21:28

ganimed hat geschrieben:Noch jemand da, der so denkt (und fühlt)?


Hm, bitte vergiss nicht, dass Deine irrationale Rationalität ja aus zwei Komponenten besteht: Deinem sehr existentem Hirn und Deiner ebenfalls existenten Umwelt. Dass das, was am Ende in Deinem Bewußtsein ankommt, nicht die Erkenntnis allen Seins ist, ist dabei ja wohl klar. Nichtsdestotrotz entsteht Dein konkretes Denken nicht völlig beliebig und "irrational", sondern auf der Basis der Fakten. Dass Du sie immer und immer wieder korrekt und hypothesengeleitet prüfst, ist dabei das entscheidende, nicht dass Du sie in allen Einzelheiten korrekt erkennst.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon ganimed » Mo 12. Jan 2009, 22:57

sapere aude hat geschrieben:Nichtsdestotrotz entsteht Dein konkretes Denken nicht völlig beliebig und "irrational", sondern auf der Basis der Fakten.

Das ist zwar richtig. Aber offenbar ist diese Basis recht klein und die Beliebigkeit beim Denken hoch über dieser Basis sehr groß. Bei den exakten Wissenschaften ist das Verhältnis ja noch ok. Mathematiker brauchen sich nur über unbewiesene Hypothesen zu streiten, alles andere ist klar. Aber abgesehen von diesem Ratio-Idyll ist der Rest der Realität nach meinem Eindruck so sehr von Geschmäckern, Prägungen und Vorlieben durchsetzt, dass die Verwendung des Begriffs Rationalität doch eher vermessen erscheint.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon lorenz » So 18. Jan 2009, 17:11

Wenn man dem Verkehr auf der Autobahn zusieht, kann man denken: Es ist doch erstaunlich, wie rel. gut das mit der Rationalität trotz dieser "schmalen Basis" doch klappt. Kaum je gibt es eine Massenkarambolage, obwohl da sogar tendenziell irrationale Autofahrer mitmachen dürfen! (Ob die Unfallstatistiken besser wären, wenn man Religiösen den Führerschein verweigern würde?)
Die Rationalität scheint in der Praxis völlig auszureichen. Mehr Aufwand (noch größeres Hirn?) wäre der Evolution vermutlich zuviel gewesen. Es ist ja auch eine Frage des Wirkungsgrads und der Ökonomie.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon ganimed » Mo 19. Jan 2009, 22:36

Vielleicht sind die Autos und Autobahnen aber nur deshalb so gebaut, wie sie gebaut sind, weil wir Menschen so irrational sind. So dass es also kein Wunder ist, dass alles so gut funktioniert, sondern es ist nur deshalb da, weil es so (einigermaßen)gut funktioniert.

Ich könnte mir denken, dass es in einer rationaleren Welt noch viel effizientere Transportsysteme gäbe. Zum Beispiel gäbe es nur 3 Automodelle (nach Kosten und Richtgeschwindigkeit unterschieden). Und für jede der 3 Geschwindigkeitskategorien gäbe es genau eine Spur. Und irrationales Rasen, Überholen und Hupen würde nicht vorkommen.

lorenz hat geschrieben:Mehr Aufwand (noch größeres Hirn?) wäre der Evolution vermutlich zuviel gewesen. Es ist ja auch eine Frage des Wirkungsgrads und der Ökonomie.

Das ist eigentlich eine interessante Frage: Muss man das Gehirn für mehr Rationalität nur weiter vergrößern? Oder muss man es nicht vielmehr gezielt umbauen und verkleinern? Vielleicht muss man nur ein paar Verbindungsstrippen zu den emotionalen Zentren kappen. Kein Angstzentrum, kein Lustzentrum, kein Temporausch-Zentrum mehr. Oder wenigstens stark drosseln. :^^:
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon Mark » Fr 23. Jan 2009, 14:54

Ich glaube nicht, daß der Mensch noch Recht viel schlauer werden muss (als es die schlausten heute schon sind)
mit spezialisierung ist alles zu stemmen, wir sind ja viele. von aussen betrachtet ist die Menschheit sowieso recht paradox... sie gebiert sich viel dümmer als es der Klügste Mensch tun würde, aber das liegt nur an der eingeschränkten Sichtweise des Betrachters... in Wirklichkeit ist sie viel klüger als der Klügste unter ihnen. UND dümmer zugleich... alles gleichzeitig oder irgendwo und irgendwann. Unsere Wahrnehmung und persönliche Interpretation lässt uns nicht erkennen, daß wir alle zusammen immer schlauer werden und eigentlich ein Metawesen bilden, und nur dessen Fähigkeiten werden immer besser, nicht unbedingt die der Individuen.
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon BglBttr » Sa 24. Jan 2009, 20:48

Legen wir einfach 'das Maß der Dinge' beiseite und lesen diesen alten Schinken:

http://scienceblogs.com/goodmath/2006/09/is_evolution_good_enough_it_be.php#more

Oh, der Horizont ist ein Tellerrand...
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon folgsam » So 25. Jan 2009, 15:12

Ich weiß zwar nicht was du mit deinem Kommentar meinst, aber ein sehr interessanter Artikel!
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Re: Die Wahrheit über die Evolutionstheorie

Beitragvon BglBttr » Mo 26. Jan 2009, 20:09

folgsam hat geschrieben:Ich weiß zwar nicht was du mit deinem Kommentar meinst, aber ein sehr interessanter Artikel!


Ich meine diese Excerpte aus dem Artikel:

"Let me get the psych one out of the way first. In our observations of the universe, so far, we are the smartest living beings that we know about. We tend to be very impressed by our own intelligence, and the things that we have accomplished as a result."
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