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Beitragvon stine » Di 30. Jun 2009, 21:06

Für alle, die ihre Fragen auch mal mit südländischer Kultur beantwortet haben wollen!

LG stine :mg:
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Re: Wikipedia

Beitragvon smalonius » Di 30. Jun 2009, 22:59

:mg:

Um mich verständlich zu machen, schreibe ich hier im Forum auf Hochdeutsch.

Meine bairische Muttersprache würde hier kaum einer verstehen. (siehe unten) Und - ja - Baiersich ist eine eigene Sprache, genau so wie Plattdeutsch oder Holländisch eine eigene Sprache ist.

Bairisch hat eine andere Vergangenheitsform, statt "ich ging nachhause" nehmen wir die zweite Vergangenheit: "I bin hoamganga". Bairisch hat eine eigene Möglichkeits- und Wunschform, die auf "-at" endet ("I mechat hoam" statt "Ich will nach Hause") und somit auch die Unklarheiten zwischen Vergangenheitsform und Möglichkeitsform im Hochdeutschen vermeidet.

Und an Zwielauten ist die bairische Sprache reich wie keine andere. Beispiel:

Deutsch

Manche gehen hinauf
manche hinuter
manche hinaus


Bairisch-Wäldlerisch

Oi genand oi
Oi genand o-ui
Oi gangand aui.


Ich befürchte, jetzt hab ich die meisten hier überfordert. ;)
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Re: Wikipedia

Beitragvon stine » Mi 1. Jul 2009, 06:44

smalonius hat geschrieben:Bairisch-Wäldlerisch

Oi genand oi
Oi genand o-ui
Oi gangand aui.

Das wusste auch ich noch nicht! :up:
Ist das aus der Oberpfalz?

LG stine
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Re: Wikipedia

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 1. Jul 2009, 21:00

Woidler sind nun mal meistens aus der Oberpfalz.
Allerdings finde ich bairischen Dialekt (oder auch Sprache) nicht besonders sinnvoll in der Schriftform, das deutsche Alphabet reicht nicht für die unterschiedlichen Vokallaute und außerdem wird je alle paar Häuser anders gesprochen.
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Re: Wikipedia

Beitragvon Jakob » Do 2. Jul 2009, 15:14

Oberpfalz?

Da wo die Hasen Hosen hasen und die Hosen Husen hasen.
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Re: Wikipedia

Beitragvon stine » Do 2. Jul 2009, 15:40

Ich kenn das so:
Wo die Hosn Husn hasen und die Hasn Hosn hiesn
:lachtot:

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Re: Wikipedia

Beitragvon smalonius » Do 2. Jul 2009, 16:52

Bayrischer Wald. Gleich hinter der Rusel, beim Geißkopf.

Merkwürdigerweise halten mich viele im Norden für einen Österreicher. Ich spreche wohl nicht das münchnerisch gefärbte Bairsich aus dem Fernsehen.

Die Oberbayern würden sagen: "Fui zvui Gfui", - "Viel zuviel Gefühl". Bei uns heißt es "Fa-i zvai Gfai".

Obwohl mein Bairisch sehr tief sein kann, gibt es doch einige alte Redewendungen, die auch ich nicht mehr gebrauche. Mein Großvater hat zum Beispiel immer "hussen" gesagt, wenn er vom Leute aufhetzen und aufwiegeln sprach. Ich frage mich, ob das von Jan Hus kam, dem tschechischen Reformator.
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 2. Jul 2009, 16:59

smalonius hat geschrieben: Ich spreche wohl nicht das münchnerisch gefärbte Bairsich aus dem Fernsehen.
Was? Also das Fernsehbairisch hat in der Regel (heute) mit bairisch sehr wenig zu tun - München allerdings inzwischen auch.
(Außerdem sind viele dieser "bairischen" Schauspieler eben in Wirklichkeit Österreicher :^^: , andere sind "Norddeutsche" - und die Sprache ist nicht einmal Salonbairisch, sondern eine Kunst-TV-Sprache)
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Re: Wikipedia

Beitragvon stine » Do 2. Jul 2009, 17:41

smalonius hat geschrieben:Die Oberbayern würden sagen: "Fui zvui Gfui", - "Viel zuviel Gefühl". Bei uns heißt es "Fa-i zvai Gfai"

Ich würde ersteres sagen, aber ich finde zweiteres total witzig.
Ich mag auch Mundart-Kabarett sehr gerne, in deiner Sprache wäre das Lizzy Aumeier
Ich hab sie mal live am Kontrabass erlebt, tolle Frau!

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Re: OT

Beitragvon smalonius » Do 2. Jul 2009, 19:38

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Was? Also das Fernsehbairisch hat in der Regel (heute) mit bairisch sehr wenig zu tun - München allerdings inzwischen auch.
Sehr gut möglich.

Ich hab schon jahrelang keinen Fernsehapparat mehr. :mg: Und bin deshalb bestimmt nicht auf dem Laufenden.

stine hat geschrieben:Ich würde ersteres sagen, aber ich finde zweiteres total witzig.

Als Liebhaber meiner Muttersprache habe ich mich ja bereits geoutet.

Ich will auch mal die Gegenseite erwähnen. Einmal wurde mir, zurück in der Heimat, vorgeworfen, ich sei kein richtiger "hiesiger" mehr, weil ich "ich" gesagt habe, statt - bairisch - "i", ohne den "ch"-Laut. :/

Zugegeben, das war eine exotische Einzelmeinung. (Hoffentlich.) Aber irgendwie illustriert diese Anektode auch die soziale Funktion einer gemeinsamen Sprache.
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Re: Wikipedia

Beitragvon apostat » Fr 3. Jul 2009, 09:37

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Woidler sind nun mal meistens aus der Oberpfalz.
Allerdings finde ich bairischen Dialekt (oder auch Sprache) nicht besonders sinnvoll in der Schriftform, das deutsche Alphabet reicht nicht für die unterschiedlichen Vokallaute und außerdem wird je alle paar Häuser anders gesprochen.


Es gibt auch Woidler aus Niederbayern (Waldkirchen, Freyung, ...). Und diese werden bei uns Waiddler ausgesprochen.

Das Hauptproblem beim Niederschreiben des Bayerischen ist meiner Ansicht nach tatsächlich, dass beinahe jedes Dorf und jede Stadt ihre eigene Dialektausprägung hat. Auf den Seiten des bayrischen Wikipedia fühle ich mich jedenfalls nur teilweise heimisch. Ausserdem müsste man mal eine Art bayerischer Rechtschreibung erfinden - entweder mit ein paar diakritischen Zeichen oder mit neu definierten Buchstabenkombinationen, die bestimmte Laute repräsentieren. Insbesondere die Vokale und Diphtonge sind schwierig niederzuschreiben, da sich deren Aussprache erheblich vom Standard-Hochdeutsch unterscheiden.


Noch zu dem erwähnten Beispiel:

Deutsch

Manche gehen hinauf
manche hinuter
manche hinaus

Das heißt in meiner Heimatgegend (Rottal-Inn):

Oi gengan auffe
Oi gengan owe
Oi gengan ausse

Hierbei wird das "Oi" nasaliert gesprochen.
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Re: Wikipedia

Beitragvon stine » Fr 3. Jul 2009, 16:37

Olle genga nauf
olle genga nunter
olle genga naus

das wäre meine gemäßigte Großstadtversion. :wink:
Es ist richtig, dass man die bairische Sprache kaum so schreiben kann, wie man sie spricht, man müsste zu Anfang, wie im Französisch-Wörterbuch, erst mal die Aussprache des Geschriebenen festlegen.
Aber ausser manchen Heimatvereinen, nimmt das eh keiner ernst, glaub ich.

Man könnte eigentlich mal darüber diskutieren, wie "lebendig" Sprache denn sein muss oder soll.
Es gibt ja die Hardliner, die jede moderne Sprachwendung ablehnen und dann gibt es die, die ohne Fremdwörter und Anglizismen nicht mehr auskommen. Es gibt auch welche (oh Graus) die keine Grammatik mehr kennen und hinter jede Aussage ein "ey, bist blöd, ey" hängen.

Wieviel Wandel braucht denn Sprache?

LG stine
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Re: Wikipedia

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 3. Jul 2009, 17:08

Ich glaube nicht, dass eine Sprache Wandel braucht, aber eine Sprache ohne Wandel ist eine tote Sprache, die aber trotzdem noch existieren kann.
Latein wäre m.E. sowas, da ist kein Wandel mehr, auch wenn neue Wörter dazukommen (für neue z.B. technische Entwicklungen).
Wandel sähe ich hier als Veränderung von Bestehendem und nicht die Addition von Neuem.

Aber es braucht den Wandel nicht, aber der Wandel ist normal.
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Re: Wikipedia

Beitragvon russellsteapot » Fr 3. Jul 2009, 21:10

stine hat geschrieben:Olle genga nauf
olle genga nunter
olle genga naus

LG stine


Olle gean auffi
Olle gean achi (das CH bitte mit kehlkopfberstender Tiroler Intensität)
Olle gean aussi

Von einem Achtadachzgmalachakhackten :2thumbs:
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Beitragvon stine » Sa 4. Jul 2009, 10:38

russellsteapot hat geschrieben:Von einem Achtadachzgmalachakhackten :2thumbs:

Mei gschtierscht! :^^:

Aber im Ernst, was bedeutet das?

LG stine
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Beitragvon stine » Sa 4. Jul 2009, 10:47

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wandel sähe ich hier als Veränderung von Bestehendem und nicht die Addition von Neuem.

Ich denke schon, dass es auch Additionen braucht.
Gerade Kleinkinder, wenn sie die Muttersprache erlernen, sind doch große Worterfinder. Eine im Wind schlagende Türe führte zB zu der Bemerkung: "Wie oft muss die Tür noch zugewindt sein?"
Eine Menge Beispiele aus Kindermund, die uns zwar lieb und lustig erscheinen, sind aber am Ende so blöd nicht, weil sie logische Zusammenhänge vereinfachen und verbildlichen.
Die Frage wäre, wie aufwendig soll eine Sprache werden? Um bei 30 000 Wörtern bleiben zu können (die man Goethe nachsagt), tun es Umschreibungen dann auch.

liebgrüßt stine :^^:
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Re: Wikipedia

Beitragvon russellsteapot » Sa 4. Jul 2009, 12:53

stine hat geschrieben:
russellsteapot hat geschrieben:Von einem Achtadachzgmalachakhackten :2thumbs:

Mei gschtierscht! :^^:

Aber im Ernst, was bedeutet das?

LG stine


Gschtierscht ist Unterland - Ich bin aus dem Ausserfern - noch härter das K und CH... Das bedeutet 88 mal abgehackt - so sagen die "normalen" Tiroler zu uns Ausserfernern weil wir noch abgehackter sprechen und wir, lagebedingt (Grenzt ans Allgäu, Lechtaler Alpen zwischen uns und Resttirol) einen wilden Mix aus Tiroler, Bayerischen und Allemannischen Einflüssen in der Sprache haben. Vorteil: Ich versteh Bayern, Schwaben, Tiroler und sogar Vorarlberger und teilweise Schweizer... Ich find Dialekte und die historischen Verknüpfungen dazu auch sehr spannend!
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Re: Wikipedia

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 4. Jul 2009, 14:49

stine hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Wandel sähe ich hier als Veränderung von Bestehendem und nicht die Addition von Neuem.

Ich denke schon, dass es auch Additionen braucht.
Habe ich nie bestritten und würde es niemals behaupten, denn ohne Addition ist eine Sprache wirklich töter als tot.

stine hat geschrieben:Gerade Kleinkinder, wenn sie die Muttersprache erlernen, sind doch große Worterfinder. Eine im Wind schlagende Türe führte zB zu der Bemerkung: "Wie oft muss die Tür noch zugewindt sein?"
Würde ich jetzt sogar eher als Wandel sehen, ist schließlich eine Abwandlung von Wind.
Auch wenn "Fernseher" eine Abwandlung von fern + sehen ist, ist der Begriff Fernseher aber zum Beispiel so eine Addition wie ich sie gemeint habe, wobei darunter auch i.d.R. Lehnwörter fallen, wobei dort halt nicht jedes nötig wäre.
Eigentlich unnötige Wandlung wäre z.B. Beispiel sie buk einen Kuchen zu sie backte einen Kuchen
(auf bayerisch/hochsprachlich - also nicht Dialekt) sie hat einen Kuchen gebacken
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Re: Wikipedia

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 4. Jul 2009, 14:53

russellsteapot hat geschrieben: Ich find Dialekte und die historischen Verknüpfungen dazu auch sehr spannend!
Unbedingt, Dialektgrenzen treten z.B. auch gerne an Bistumsgrenzen auf.
Jegliche politische Grenzen hinterlassen Spuren, aber nicht jede Grenze hat identische Auswirkungen.
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