Stierkampf

Re: Stierkampf

Beitragvon stine » Mi 15. Jul 2009, 11:34

Aber genau die Priorisierung ist es doch, Julia, die mir Sorgen macht.
Welches Tier ist jetzt wertvoller und welches ist weniger wertvoll, im Sinne des Tierschutzes?
Welches Tier müsste gerettet und geschützt werden und welches nicht?
Siehe Küchenschabe!

Gibt es eine Liste "höherwertiger" Tiere?

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Re: Stierkampf

Beitragvon Arathas » Mi 15. Jul 2009, 12:01

Gut fänd ich, wenn man jedem Leben den gleichen Wert zuordnen würde.

Das Problem dabei: Versuch mal, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen für den Schutz von Kakerlaken oder "häßlichen" Tieren. Wenn du aber einer dicken, steinreichen alten Dame das Bild eines gerade aussterbenden Delfins zeigst, löst das sicherlich mehr Verlangen danach aus, die Tiere zu retten, als das Bild einer verwahrlosten Langohrratte, von denen es nur noch zweieinhalb Exemplare gibt ...
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Mi 15. Jul 2009, 17:39

Jakob hat geschrieben:Aber trotzdem - und abseits der Stierkampfproblematik - muß ein bißchen Tierschutz schon sein. Zum einen schmecken die Viecher dann besser und zum anderen gibt's so sinnlose und leicht vermeidbare Quälereien, das muß einfach nicht sein.

Wenn die Jungs in China zum Beispiel einen Verzehr-Hund töten würden, bevor sie ihn häuten und zerlegen, dann wäre das ein minimaler Mehraufwand, der dem Tier eine enorme Menge Qualen ersparen würde.


Ja, als Gourmet muss man zustimmen.. der Panik-Apparat schafft es wirklich das Fleisch binnen Minuten anders schmecken zu lassen.
Und das vermeidbare Leid hat ja auch eine handfeste Bewandnis : egal wie sehr man sich bewusst macht keinen Grund zu haben im menschlich-sozialen Sinne Fürsorgendes Mitgefühl mit einem Tier zu haben, erreicht man erstens schlecht immer gleich alle Ebenen seiner Wahrnehmung, und zweitens ist es etwas mühselig das überhaupt tun zu müssen. Der Instinkt kann nicht gleich differenzieren zwischen den Wesen von denen man Leid wahrnimmt (weil es sich menschen-ähnlich äussert... mit einem sich vor Schmerz krümmenden Tintenfisch haben wir weniger Mitleid, weil der keine Geräusche von sich gibt und keine erkennbaren ähnelnden Gliedmaße hat mit denen er erkennbar zucken könnte, als zB mit einem jaulenden humpelnden Hund..)
Und weil es uns also auf den Geist geht, sollten wir es eben schlicht vermeiden wo es noch ökonomisch nicht allzusehr aus dem Rahmen fällt. Wir müssen eben Rücksicht auf unsere empfindsamen intuitiven Wahrnehmungen nehmen, weil sie nicht so reflektiert reagieren wie es unser Verstand vermag.
Das sind in meinen Augen die einzigen vertretbaren Gründe für den Tierschutz (neben der Arterhaltung).
Sollte ausreichen um mit jedem Tierfreund irgendwie einig zu werden (selbst aus meiner "Tierverachter"-Position ;-) )
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Re: Stierkampf

Beitragvon Nanna » Mi 15. Jul 2009, 21:16

Mark hat geschrieben:Warum sollten wir dann zurückstecken wenn wir uns mit Tieren vergleichen ? WIR sind die Menschen ! Unser Team !


Sorry für die harte Antwort und meinen leichten Hang zum Totschlagargument hier, aber bin ich der einzige hier, der das ein bisschen faschistisch findet? Setz mal "Neger" oder "Juden" für Tiere ein und "Deutsche" oder "Christen" für Menschen. Da klingt das "Unser Team!" gleich ganz anders.

Mark hat geschrieben:Und was haben wir eigentlich davon wenn wir Tieren Rechte geben ?


Was haben wir denn davon, "den Asiaten" in China oder "den Negern" (ich benutzte bewusst die rassistische Konnotation) in Afrika mehr Rechte zu geben? Die nehmen doch nur Platz und Ressourcen weg und verschmutzen zunehmend die Umwelt genauso wie wir. Warum nehmen wir uns das alles nicht für unser Team? Letztlich aus einer Reihe von Gründen: Wir haben Empathie und empfinden es als barbarisch, ihnen diese Rechte nicht zu geben; wir erhöhen das Sicherheitsgefühl in der Gesellschaft, indem wir Vertrauen in den Wert des Lebens schaffen; Wir können es uns letztlich doch leisten und haben gar keine so großen Schaden dadurch, bekommen aber im Gegenzug ein gutes Gewissen; wir haben einen genetisch bedingten Sinn für Fairness;

Mark hat geschrieben:Ich fühle mich auf alle Fälle nur und einzig Menschen verpflichtet, und erkenne bei manchen Mitmenschen manchmal tatsächlich nicht in wessen Herren Dienst sie eigentlich wirklich stehen möchten.


Von mir aus kannst du dich ja einzig und allein nur dem Menschen verpflichtet fühlen, es ist dein gutes Recht deine Meinung zu vertreten, aber mich würde doch eine klarere Begründung interessieren, also welche tieferen Beweggründe dich dazu veranlassen, mal von der Tatsache abgesehen, dass du als Mensch ein egoistisches Interesse verfolgst. Das würde dich ja nicht allein veranlassen, das auf alle Menschen auszudehnen, also wie konstruierst du den Grund für deine Menschenloyalität?

Mark hat geschrieben:Schreckt denn nicht allein schon der Gedanke vom Vorhaben ab, alle Gattungen hinsichtlich eines nicht quantifizierbaren Bewusstseins differenzieren zu müssen, weil man anderenfalls der Linie nicht mehr folgen könnte, ohne allen Lebewesen vollkommen identische Rechte zuzugestehen ? Wie soll das denn bitte aussehen ? Schicken wir die Affen dann auf die Sonderschulen damit sie lernen sich selbst zu versorgen im Grossstadtdschungel ?


Wovor hast du eigentlich Angst? Dass demnächst Affen mit dir um den Arbeitsplatz konkurrieren (nein, das soll kein Vergleich mit dir sein -.-)? Warum sollten wir allen Lebewesen vollkommen identische Rechte zugestehen? Wir können allen Lebewesen eine Würde zugestehen und uns entsprechend verhalten, also unnötiges Töten und Leid vermeiden. Wir können durchaus auch dahin gehen, Lebewesen mit Gefühlen, sozialen Bindungen und einer Denkfähigkeit, die auf ein rudimentäres Bewusstsein schließen lassen (neurologische Forschungen abwarten) ein Recht auf Leben zuzugestehen. Warum denn nicht, wenn wir es uns leisten können, fällt uns deshalb ein Zacken aus der Krone? Viehzucht ist ohnehin schrecklich ineffizient, das Nahrungsmittelargument dürfte hier nur in wenigen Fällen greifen.

Mark hat geschrieben:Wir werden in unser Zukunft noch wahrlich genug Probleme damit haben die Menschenrechte aufrechtzuerhalten bzw endlich mal dafür zu sorgen daß sie sich weltweit durchsetzen bevor sie wie eine Modeerscheinung wieder verschwinden. Da können wir nicht auch noch Träumer gebrauchen die den Prozess mit zusätzlichem Aufwand für die knuddeligen Tierchen belasten. Den Luxus können wir mal angehen, wenn die Menschenrechte ausser Gefahr sind, und das sind sie mit SIcherheit noch lange nicht !


Mit der Durchsetzung gewisser Rechte für Tiere würde gleichzeitig auch der Wert eines Menschen weiter erhöht. Und wieso, um auf meine Eingangsfrage zurückzukehren, geben wir denn anderen sozialen Gruppen, Ethnien oder Behinderten überhaupt Lebensrechte? Ich behaupte, der Hauptgrund ist, dass es zu mehr Vertrauen und daher zu einer Senkung der Kosten für die Erhaltung von Sicherheit für den Einzelnen führt (spieltheoretischer Ansatz). Wir würden es also im Grunde nicht wegen der Tiere machen, sondern um uns gegenseitig zu beweisen, dass wir das Töten nicht nötig haben und uns deshalb gegenseitig vertrauen können.
Die Argumentation "Erst Menschenrechte in Ordnung bringen, dann alles weitere" klingt zwar auf den ersten Blick sehr vernünftig, ist es aber nicht. Teile der Menschheit schreiten eben in der Entwicklung voran, sei es nun in technologischer, ökonomischer oder sozialer Hinsicht. Niemand würde auf die Idee kommen, die Computerentwicklung einzuschränken, bis jeder Mensch auf der Welt Zugang zu Nahrung und sauberem Trinkwasser hat, aber hier ist der Zusammenhang, dass ein Fortschreiten eines Teils der Menschheit letztlich mehr Vorteile bringt, selbst, wenn er temporär zu Lasten anderer Teile zu gehen scheint, wohl offensichtlicher und leichter empirisch zu untermauern. Der Schritt weg vom Speziezismus ist so gesehen ein möglicher Entwicklungsschritt einer komplexen und in vielerlei Hinsicht (z.B. Nahrungsversorgung) saturierten Gesellschaft intelligenter Lebewesen, der sich möglicherweise evolutionär bewährt. Auf jeden Fall halte ich die Folgen für nicht so katastrophal oder beängstigend wie von dir dargestellt.
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Mi 15. Jul 2009, 23:37

@Nanna

siehe meinen letzten Post.. Es gibt gute Gründe die Tiere artgerecht zu halten und ihnen Stress zu ersparen wo immer möglich. Ich finde aber eben nur, man darf sie nicht wie Menschen beurteilen oder bewerten. Ihnen unveräusserliche Rechte zugestehen zu wollen scheitert meiner Meinung nach an der schlichten technischen Unmöglichkeit für eine Differenzierung der Bewußtsei...äh... jetzt ist es passiert... ich kenne die Mehrzahl von "Bewußtsein" nicht..kann jemand aushelfen ?
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Re: Stierkampf

Beitragvon folgsam » Mi 15. Jul 2009, 23:48

wie wärs mit " ...für eine Differenzierung von Bewusstsein "
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 02:42

hmm.. oder "Differenzierung der jeweiligen Bewusstseins-Kapazitäten" ?
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Re: Stierkampf

Beitragvon stine » Do 16. Jul 2009, 06:57

Nanna hat geschrieben:Sorry für die harte Antwort und meinen leichten Hang zum Totschlagargument hier, aber bin ich der einzige hier, der das ein bisschen faschistisch findet? Setz mal "Neger" oder "Juden" für Tiere ein und "Deutsche" oder "Christen" für Menschen. Da klingt das "Unser Team!" gleich ganz anders.
Also ich muss schon sagen, der Vergleich hinkt schon ziemlich.
Du kannst doch jeden Satz nehmen und einfach die Sub- oder Objekte austauschen und dann sagen: Schau mal was du da für eine haarsträubende Aussage gemacht hast!

Wie kannst du überhaupt "den Asiaten" in China oder "den Negern" mit Tieren vergleichen?
Ich finde jemanden, der in jedem Satz das Wort Tier mit einer beliebigen Menschengruppe vertauscht, schon sehr merkwürdig!
:crazy:

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Zuletzt geändert von stine am Do 16. Jul 2009, 07:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stierkampf

Beitragvon stine » Do 16. Jul 2009, 07:05

Was ist denn nun mit Küchenschaben und Kanalratten?
Was ist mit den Mäusen im Haus, die nicht aus der Zooabteilung vom Gartencenter stammen?
Und was mach ich mit den Läusen auf Kinderköpfen? Sollte ich die vom Kinderarzt vernichten lassen oder lieber in den Zoo bringen?
Wer sich für den Tierschutz stark macht, muss sich überlegen, wie er die Prioritäten setzt. Klar muss unverhältnismäßiges Leiden verhindert werden, aber das Tier dem Menschen gleich setzen sehe ich ohne "Werteliste der Arten" nicht.
Und bei dieser kann man sich trefflich streiten, oder nicht?

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Re: Stierkampf

Beitragvon Julia » Do 16. Jul 2009, 09:04

stine hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Sorry für die harte Antwort und meinen leichten Hang zum Totschlagargument hier, aber bin ich der einzige hier, der das ein bisschen faschistisch findet? Setz mal "Neger" oder "Juden" für Tiere ein und "Deutsche" oder "Christen" für Menschen. Da klingt das "Unser Team!" gleich ganz anders.
Also ich muss schon sagen, der Vergleich hinkt schon ziemlich.

Mir kam er jedenfalls auch in den Sinn. Schon bei dieser Aussage aus dem Vegetarismusthread:
Mark hat geschrieben:Im Humanismus ist nunmal nur Platz für menschliche Bedürfnisse

hörte ich einen Farmer mit Südstaatenakzent auf seiner Veranda argumentieren: "Im Humanismus ist nunmal nur Platz für die Bedürfnisse von Weißen. Einen Schwarzen kann man doch nicht mit einem Weißen gleichsetzen. Und überhaupt es gibt so viele Weiße, die in Armut leben, müssen wir uns nicht erst um die armen Weißen kümmern bevor wir uns auch noch um die Schwarzen kümmern? Gut, ich bin auch für loose packing, das ist etwas humaner, ich will ja kein Unmensch sein und meine Frau hat ja Mitgefühl für die süßen, schwarzen Babys. *seufz*"

@stine:
Zecken töte sogar ich, es muss eben eine Interessenabwägung stattfinden und da werden natürlich auch die Interessen der Menschen berücksichtigt. Bei Mäusen habe ich mich immer für Lebendfallen ausgesprochen, ob Küchenschaben Schmerz empfinden weiß ich gar nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Praktische ... nenbegriff
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Re: Stierkampf

Beitragvon stine » Do 16. Jul 2009, 10:18

Der Link ist schon gut, Julia, aber auch diese Aufstellung ist nach menschlichem Ermessen.
(Übrigens Mäuse habe ich auch immer lebend gefangen und einige Kilometer weiter im Wald wieder ausgesetzt. Ich weiß aber nicht, ob das "humaner" gewesen ist, weil schließlich könnte ich eine Mäusemutter gefangen haben, deren Kinder dann in irgendeinem Kellerloch elendiglich verhungern mussten.)

Was den Satz von Mark angeht:
Mark hat geschrieben:Im Humanismus ist nunmal nur Platz für menschliche Bedürfnisse
ist klar, dass Humanismus pro Human ist, dieses Wort beinhaltet eben nur die Art Mensch, aber nicht jede Tierart.

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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 10:40

Nanna hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Warum sollten wir dann zurückstecken wenn wir uns mit Tieren vergleichen ? WIR sind die Menschen ! Unser Team !


Sorry für die harte Antwort und meinen leichten Hang zum Totschlagargument hier, aber bin ich der einzige hier, der das ein bisschen faschistisch findet? Setz mal "Neger" oder "Juden" für Tiere ein und "Deutsche" oder "Christen" für Menschen. Da klingt das "Unser Team!" gleich ganz anders.


Hast Du gerade jüdische und und schwarze Menschen mit Tieren verglichen ?
Merkst Du ? Der Vorwurf stellt sich dem der den Vorwurf macht, nicht mir !
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 10:45

Julia hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Im Humanismus ist nunmal nur Platz für menschliche Bedürfnisse

hörte ich einen Farmer mit Südstaatenakzent auf seiner Veranda argumentieren: "Im Humanismus ist nunmal nur Platz für die Bedürfnisse von Weißen. Einen Schwarzen kann man doch nicht mit einem Weißen gleichsetzen. Und überhaupt es gibt so viele Weiße, die in Armut leben, müssen wir uns nicht erst um die armen Weißen kümmern bevor wir uns auch noch um die Schwarzen kümmern? Gut, ich bin auch für loose packing, das ist etwas humaner, ich will ja kein Unmensch sein und meine Frau hat ja Mitgefühl für die süßen, schwarzen Babys. *seufz*"


Schon wieder jemand der Minderheiten (oder sogar teilweise sogar ganze Mehrheiten ?) der menschlichen Gesellschaft mit Tieren vergleicht.

Bleibt von dem dünnen Eis runter, bitte !
Tiere sind nur Tiere. Nur Menschen sind von Bedeutung. Was ist daran so kompliziert ? Macht in eurem Privatleben was ihr wollt, aber versucht nicht anderen Menschen aufzuzwingen Tiere wie Menschen zu behandeln. Ihr fühlt Euch doch nur beleidigt, weil ich Euer Mitgefühl für Tiere als einfachen Instinkt ohne echte rationale Grundlage verurteile. Dabei habe ich nie behauptet daß es beim Mitgefühl für Menschen nicht auch genau der gleiche Mechanismus ist.. nur müssen wir eben reflektiert handeln, weil das zu unserem Erfolgsrezept gehört. Die Menschenrechte sind viele tausende Jahre lang durch das reine Gefühl nicht einen deut gefördert worden. Erst seit der wissenschaftlichen Methode gehts auch mit den Menschenrechten aufwärts. Intuitive Gefühle sind eben oft sinnlos und müssen kontrolliert werden. Sonst würden wir heute noch vor dem Feuer weglaufen, und ich glaube manchen wäre das sogar ganz recht...
Widersprecht dem doch lieber mit Argumenten anstatt Eistanzen im September zu üben !
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Re: Stierkampf

Beitragvon Julia » Do 16. Jul 2009, 11:01

Menschen sind Tiere und das per Definition.
Mark hat geschrieben:Ihr fühlt Euch doch nur beleidigt, weil ich Euer Mitgefühl für Tiere als einfachen Instinkt ohne echte rationale Grundlage verurteile.

Irrational und willkürlich kann ich hier nur die künstliche Grenzziehung zwischen Tieren und Menschen finden, aber wenn man bestrebt ist sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen drücken hier wohl einige beide Augen zu und akzeptieren die haarsträubendsten Argumente (kleine grüne Männchen) und schlichte Postulate ohne hinreichende Begründung ("Nur Menschen sind von Bedeutung.").

Mark hat geschrieben:Widersprecht dem doch lieber mit Argumenten anstatt Eistanzen im September zu üben !

Ich stehe durchaus auf festem Grund und Boden wenn ich auf diese Parallelen hinweise. Wenn jemand ein Ferkel ohne Narkose kastriert und ich darauf hinweise, dass das sicher auch für den Bauern schmerzhaft wäre, wenn ich ebenso mit ihm verfahren würde ist das dann ein ungerechtfertigter Vergleich zwischen Schwein und Mensch? Oder ist es nicht eben genau die richtige Argumentation, weil eben sowohl Mensch als auch Schwein Schmerz empfinden und das den Vergleich absolut rechtfertigt?
(Wenn ich anfange von Kastration zu fabulieren bin ich wirklich "not amused").
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Re: Stierkampf

Beitragvon stine » Do 16. Jul 2009, 11:15

Wie gesagt, Julia: Niemand soll leiden müssen.
Aber auf einer einsamen Insel, zusammen mit Mark und einem Ferkel, würde ich das Ferkel eher schlachten :santagrin: .

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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 14:01

Julia hat geschrieben:Menschen sind Tiere und das per Definition.
Mark hat geschrieben:Ihr fühlt Euch doch nur beleidigt, weil ich Euer Mitgefühl für Tiere als einfachen Instinkt ohne echte rationale Grundlage verurteile.

Irrational und willkürlich kann ich hier nur die künstliche Grenzziehung zwischen Tieren und Menschen finden, aber wenn man bestrebt ist sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen drücken hier wohl einige beide Augen zu und akzeptieren die haarsträubendsten Argumente (kleine grüne Männchen) und schlichte Postulate ohne hinreichende Begründung ("Nur Menschen sind von Bedeutung.").

Es ist willkürlich festzulegen, daß nur Menschen wirklich von Bedeutung sind ?
Du würdest nachdenklich zögern wenn es gilt das Leben eines Menschen oder eines Tieres zu retten ?
Pfui.


Mark hat geschrieben:Widersprecht dem doch lieber mit Argumenten anstatt Eistanzen im September zu üben !

Ich stehe durchaus auf festem Grund und Boden wenn ich auf diese Parallelen hinweise. Wenn jemand ein Ferkel ohne Narkose kastriert und ich darauf hinweise, dass das sicher auch für den Bauern schmerzhaft wäre, wenn ich ebenso mit ihm verfahren würde ist das dann ein ungerechtfertigter Vergleich zwischen Schwein und Mensch? Oder ist es nicht eben genau die richtige Argumentation, weil eben sowohl Mensch als auch Schwein Schmerz empfinden und das den Vergleich absolut rechtfertigt?
(Wenn ich anfange von Kastration zu fabulieren bin ich wirklich "not amused").


Ja das ist ungerechtfertigt. Es wäre angebracht als Argument vorzubringen, daß derart traumatisierte Ferkel Verhaltensstörungen entwickeln die viel teurer kommen als eine kleine Narkose (die ein Tierarzt schon zum Selbstschutz durchführen müsste)
Das genau die gleiche Anwendung auf einen Menschen für den Menschen eine Unzumutbarkeit bedeuten würde ist irrelevant. Denn wenn ich einen Menschen aufsattle und eine Stunde auf ihm durch die Wälder reite dann fällt er ebenfalls tot um, das Pferd hälts aus.
Was für eine Logik soll das denn sein alles einfach irgendwie gleich zu sehen ? Wie kommst Du nur durchs Leben ? Das muss doch eine Höllenfahrt für Dich sein (was Deine Wahrnehmung und Frustration der Welt angeht)
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Re: Stierkampf

Beitragvon Julia » Do 16. Jul 2009, 14:10

Mark hat geschrieben:Es ist willkürlich festzulegen, daß nur Menschen wirklich von Bedeutung sind ?

Ja.
Mark hat geschrieben:Du würdest nachdenklich zögern wenn es gilt das Leben eines Menschen oder eines Tieres zu retten ?

Nein, auch ich würde das Ferkel schlachten, selbst wenn das bedeuten würde dann mit dir allein auf einer einsamen Insel zu sein. ;)
Ich würde nur zögern einem Tier das Leben zu nehmen, nur damit du ein Steak auf dem Teller hast.

Mark hat geschrieben:Was für eine Logik soll das denn sein alles einfach irgendwie gleich zu sehen ?

Das tut ja niemand.

Mark hat geschrieben:Wie kommst Du nur durchs Leben ? Das muss doch eine Höllenfahrt für Dich sein (was Deine Wahrnehmung und Frustration der Welt angeht)

Das einzige das mich frustriert ist die Uneinsichtigkeit mancher Zeitgenossen.
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 14:42

Julia hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Du würdest nachdenklich zögern wenn es gilt das Leben eines Menschen oder eines Tieres zu retten ?

Nein, auch ich würde das Ferkel schlachten, selbst wenn das bedeuten würde dann mit dir allein auf einer einsamen Insel zu sein. ;)
Ich würde nur zögern einem Tier das Leben zu nehmen, nur damit du ein Steak auf dem Teller hast.


Wenn ich am verhungern wäre auch ?

Aber davon unabhängig : Du musst dann doch anerkennen, daß Du kategorisch einen riesen Unterschied machst bezüglich der Bedeutung eines menschlichen oder eines tierischen Lebens ?
Ich bin bei meiner pragmatischen Festlegung nicht willkürlicher als Du. Ich habe einen Instinkt der mir sagt, daß alle Menschen wichtiger sind als jedes Tier, und zusätzlich meinen Verstand der mir sagt wie wichtig es ist die Menschen untereinander undifferenziert zu schützen und zu achten, weil ich weiss daß es auf mich zurückfällt. Bei Tieren muss ich mir aktuell nur Gedanken machen ob ich Ärger mit Tierschützern bekommen könnte. Da gibt es ansonsten nur praktische Gründe niederer Ordnung (Geschmack, Wahrnehmungsbequemlichkeit, Arterhaltung), aber keinerlei "Gegenüber" mit dem sich noch weitere Menschen soweit identifizieren, daß sie fürchten das gleiche Schicksal durch mich erleiden zu können (es sei denn ein Tierschützer würde mich zB beim Hasenschlachten sehen und mich dann aus Notwehr erschiessen, weil er Angst hat ich könnte mit ihm das gleiche machen)
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Re: Stierkampf

Beitragvon Julia » Do 16. Jul 2009, 14:53

Ich bin davon ausgegangen, dass ein Mark ein bewussteres Lebewesen ist als ein Ferkel (allein schon deshalb, weil es noch nicht erwachsen ist, ich würde auch ein ungeborenes Kind töten, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist) und aufgrund dieser Einschätzung hätte ich mich dann für dein Leben und gegen das Ferkel entschieden, ich kann das also begründen.
Ich kann auch generell dem Leben eines erwachsenen Menschen mehr Wichtigkeit zuordnen als dem eines Schweines und gleichzeitig dem Leben eines Schweines mehr Wert beimessen als der Gaumenfreude der Menschen. Beim Utilitarismus geht es ja darum Leid zu minimieren und ein Abwägen von Interessen aller Beteiligten. Wenn wir uns auf Peter Singer stützen, dann beziehen wir eben die Interessen aller Lebewesen mit ein, welche Interessen haben. Als Voraussetzung dafür gilt bei Singer eben die Fähigkeit Leid zu empfinden, wobei Personen (Menschen, Menschenaffen), die nicht nur Bewusstsein, sondern Selbstbewusstsein besitzen noch zusätzliche Interessen haben.

Eine Kastration mag für viele Tiere mit Schmerzen verbunden sein, aber für jemanden der vor hatte Kinder zu bekommen ist das natürlich zusätzlich zu berücksichtigen, eine Kastration wiegt hier noch schwerer. Es zählt nicht ob du ein Mensch bist oder ein Schwein (oder beides), sondern nur welche Interessen du aufgrund deiner Natur hast.
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Re: Stierkampf

Beitragvon Mark » Do 16. Jul 2009, 15:54

Warum "zählen" denn für uns die natürlichen "Interessen" der Tiere ? Tiere haben doch keine Gedankenmuster die mit menschlichen Absichten vergleichbar wären, vielleicht mal manche Beobachtungen bei Menschenaffen ausgenommen (aber die zählen ja schliesslich auch zur Gattung "homo" im weitesten Sinn)

Und sieh, das ursprüngliche Problem besteht ja nach wie vor... bei den Menschen differenzieren wir nicht, weil dies nicht annähernd so effektiv in der Aktivierung aller Kräfte der Gruppe ist wie ihnen das sichere Gefühl zu geben völlig indifferent zu anderen behandelt zu werden. Das ist ein handfester und absolut nicht willkürlicher Grund alle Menschen als gleich-bedeutend anzusehen. Nun kann man Menschen aber eben als einheitliche Gattung verstehen, die "Tiere" jedoch nicht. In dem Moment wo ich irgendeinem Tier ein Recht ansinne, muss ich begründen können warum ich dies im gleichen nicht auch anderen Gattungen angedeihen lassen möchte, und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Der Aufwand ist nicht redlich zu betreiben. Also was ist die einzig lebbare pragmatische Lösung ? Oder siehst Du das Problem der Verpflichtung zur Redlichkeit nicht ?
Nur ein Mensch ist anerkannter "sozialer Mitspieler" in der menschlichen Gesellschaft. Wir haben keinen Bedarf an Mitspielern die des Spiels nicht mächtig sind, und die andere Mitspieler dann auch viel zu oft garnicht als solche anerkennen können/wollen.
Zuletzt geändert von Mark am Do 16. Jul 2009, 16:01, insgesamt 1-mal geändert.
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