ujmp hat geschrieben:Das interessiert mich. Wo kann man das nachlesen?
Myron hat dankenswerterweise schon einen Link gepostet.
Ich bin erst kürzlich auf Peirce gestoßen - Lee Smolin hatte ihn erwähnt.
Lee Smolin ist der Vater der (modernen) Idee, daß Universen und Naturgesetze evolutiv entstanden sind, in dem Sinne, daß aus Universen weitere Baby-Universen hervorgehen, mit leicht abgewandelten Naturgesetzen. Smolin hat das 1992 vorgeschlagen.
Kürzlich hat er sein Gegenmodell zur Multiversums-Hypothese zusammen mit dem Philosophen Roberto Mangabeira Unger weiter ausgebaut. Er zitiert Peirce so:
...the great American logician Charles Sanders Peirce wrote in 1891 that “To suppose universal laws of nature capable of being apprehended by the mind and yet having no reason for their special forms, but standing inexplicable and irrational, is hardly a justifiable position.
Uniformities are precisely the sort of facts that need to be accounted for. Law is par excellence the thing that wants a reason. Now the only possible way of accounting for the laws of nature, and for uniformity in general, is to suppose them results of evolution.”
http://physicsworld.com/cws/article/indepth/39306
Myron hat geschrieben:Naturphilosophische Ideen spielen immer eine Rolle bei den kreativen Denkprozessen innerhalb der Naturwissenschaft.
Sicherlich. Was ich sagen wollte war, daß die Ideen zur Zeit hauptsächlich aus der naturwissenschaftlichen Ecke kommen.
Siehe zum Beispiel die Debatte um Neurologie und Willensfreiheit.
Myron hat geschrieben:Das ist aber etwas anderes als ein kruder Positivismus oder Verifikationismus, der keinen Glauben zulässt, als sinnvoll oder vernünftig erachtet, dessen Wahrheit bzw. Falschheit sich nicht eindeutig mit empirisch-experimentellen Mitteln feststellen lässt.
Ich wende mich lediglich gegen den engstirnigen Standpunkt, dass alles, was jenseits der empirischen Wissenschaft, insbesondere der Naturwissenschaft, liegt, bloße "Fiktion" sei.
Wenn man neue Dinge finden will, muß man den Boden der gesicherten Tatsachen erstmal verlassen. Man muß philosophieren/spekulieren.
Was du über "Fiktion" schreibst, erinnert mich sehr an die gegenwärtige Diskussion über das Multiversum. Manche sagen, endlich haben wir eine runde Hypothese, warum es die Welt gibt. Andere beschweren sich und sagen, das sei niemals überprüfbar und deshalb unwissenschaftlich.
PS:
Genügt Poppers Falsifizierbarkeits-Kriterium eigentlich sich selbst?
Myron hat geschrieben:Es ist nicht der Fall, dass das Philosophieren keinerlei Bedeutung hat, die über den subjektiven Spaß am Betreiben eines Privathobbys hinausgeht, wie Sabrist meint.
Das kommt drauf an. Mit mancher Philosophiererei kann ich wenig anfangen, Descartes regt mich geradezu auf, und viele deutsche Philosophen empfinde ich als kaum lesbar bis hin zu nichtssagend. Popper wäre ein gutes Gegenbeispiel, dessen Schreibe auch ich verstehen kann.