<em>jackle</em> hat geschrieben:Nein, beim Menschen nicht. Das schreibt Dawkins im egoistischen Gen ganz klar. Ich habe die Passagen mehrfach hier zitiert. Im Grunde steht das auch schon auf dem Klappentext des egoistischen Gens.
Dawkins schreibt nur, dass wir aufgrund unserer einzigartigen kognitiven Fähigkeiten unsere egoistischen Gene austricksen können. Dass das ganze Konzept für Menschen nicht gelten soll, schreibt er natürlich nicht.
<em>jackle</em> hat geschrieben:Das schreibt Dawkins doch selbst: Für den Menschen gelten diese Theorien nicht. Mersch behauptet: Für Honigbienen auch nicht.
Doch, siehe oben. Was die Honigbienen angeht: Die Meinung sei Mersch ungenommen, er darf das nun gerne mit Belegen unterfüttern.
<em>jackle</em> hat geschrieben:Das Reproduktionsinteresse der Honigbienen wird nicht genetisch bestimmt, sondern durch die Nahrung. Das ist mit Dawkins und Darwin nicht vereinbar.
Moment, es ging doch bisher nur darum, welche Entwicklungsprogramme bei der Larvenentwicklung gefahren werden und wie das beeinflusst werden kann. Was das mit dem Reproduktionsinteresse der Honigbienen zu tun hat, verstehe ich nicht.
jackle hat geschrieben:Ja ja, Ameisen. Das mag sein. Deren Verwandtschaftsverhältnisse sind ja auch sehr einfach.
Keine Ahnung, was da einfach sein soll.
Single mating scheint nicht die Regel zu sein und bei vielen Paarungen der Königin mit verschiedenen Männchen liegen die Verwandtschaftsverhältnisse weit unter den für single mating erwarteten 75%, das kann auf 30% und weniger sinken (die Verwandtschaft zur Königin bleibt gleich).
Natürlich müssten nun die egoistischen Gene der Arbeiterinnen einen eigenen Fortpflanzungserfolg anstreben, ihre Gene haben mehr davon, als noch mehr entfernte Cousinen aufzuziehen.
Witzigerweise kann man genau das beobachten: Je größer die Kolonien und je ausgeprägter die Promiskuität der Königin, desto stärker versuchen einzelne Individuen eigenen Nachwuchs aufzuziehen. Das wird durch policing anderer Arbeiterinnen unterbunden, die wiederum kein Interesse daran haben, dass irgendjemand auf Kosten der Kolonie aus der Reihe tanzt. Brut die nicht die eigene ist und auch nicht von der Königinmutter stammt, wird kurzerhand aufgefressen.
Trivial ist die Sache hier auch nicht, lässt sich jedoch sehr elegant mit Darwin und Dawkins erklären.
<em>jackle</em> hat geschrieben:Mersch zeigt in seinem Buch, dass die Darwinsche Evolutionstheorie ein Spezialfall der Systemischen Evolutionstheorie ist
Was war denn vorher? Die unbewusste Evolution oder die kulturelle der Menschen? Ich bleibe dabei: Mersch wäre höchstens ein enger Spezialfall.
jackle hat geschrieben:Die Verwandtenselektion und die Theorie der egoistischen Gene behaupten, dass es immer (!!!!) so ist.
Keineswegs, Dawkins schreibt ja selber dass der Mensch sich darüber hinwegsetzen kann.
jackle hat geschrieben:Unterschiedliche Reproduktionsinteressen kennt diese Theorie nicht.
Ich kann mir auch nicht erklären, wie eine Honigbiene, Taufliege oder sonstiges Getier ein spezielles, von der einfachen Tatsache, dass diejenigen Individuen, die sich am erfolgreichsten Fortplanzen auch überleben, unterscheidbares 'Interesse' zur Fortpflanzung haben kann. Wenn du das etwa so meinst, wie Dawkins den Genen 'Egoismus' zuspricht, dann verstehe ich trotzdem nciht, wie diese neue Qualität zustande kommen soll.
Ich gebe dir mal ein neues Problem:
Bei der Meiose in Säugetieren entstehen mit der eigentlichen Eizelle drei Polkörper, die, da sie keine Klone sind, laut Dawkins nun jeder für sich das egoistische Bestreben haben, das eigene Fortbestehen zu sichern. Wie kommt es nun, dass drei Zellen sich für eine opfern, mit der sie nicht sehr viel gemein haben? Tipp: auch das Problem konnte gelöst werden, ohne irgendein Reproduktionsinteresse gesondert in Betracht zu ziehen.
jackle hat geschrieben:Wie gesagt: Ich halte das für eine bahnbrechende Erkenntnis.
Schonmal daran gedacht, auf einem Fachkongress für Merschs Ideen zu werben? Hier gewinnst du doch im besten Falle Fahnenschwenker und loyale Amazonrezensenten, damit lässt sich die Fachwelt kaum beeindrucken.