Wie sozial kann der Staat sein?

Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 14:41

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Allerdings "ist es statistisch nachweisbar", dass bildungsnahe Eltern auch i.d.R. bildungsnahe Kinder haben und bildungsferne Eltern auch bildungsferne Kinder haben. Auch wenn es davon - selbstverständlich - Ausnahmen gibt.
Wenn wir jetzt deinem Beispiel unterstellten, dass der "Herr Doktor" deutlich überdurchschnittlich intelligent ist (laut IQ-Test) und die Unterschichtenmutti (kleiner Chauvinismus :mg: ) deutlich unter dem Durchschnitt liegt, dann stimmt zwar, dass hochwahrscheinlich das Doktorkind dümmer ist als sein Vater und das Unterschichtenkind gescheiter als seine Mutter - aber trotzdem bleibt (statistisch gesehen) das Doktorkind gescheiter als das Unterschichtenkind.
Denn der Drang (Normalverteilung!) im IQ ist nicht zum Gegenteil sondern nur zur Mitte, und sogar irgendwoi zwischen Eltern und der Normalverteilungsmitte (IQ 100).


Richtig , du bestätigst alles, was ich sagen wollte. Das Bild mit dem Doktorenkind und dem Uterschichtenkind ist vielleicht etwas übertrieben (eigntlich nur statistisch selten), aber prinzipiell stimmt es, wenn nicht in einer Generation dann in der zweiten oder Dritten, aber irgend wann ist es so weit. Es gibt z.B. so gut wie keine Genies in Kunst oder Wissenschaft, die auch geniale Kinder hatten.

Der Punkt ist doch, wie du auch richtig darstellst, dass es eben nur Statistik ist, was bedeutet, dass man eigentlich niemals weiß, was aus einem Kind mal werden kann, es sei denn man gibt ihm die Chance, alles zu werden (so gut es geht), dann sieht man es.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 14:46

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Eine Untersuchung in Bayern hat leider nachgewiesen, das Entscheidungen für die Eignung zum Gymnasium bei grenzwertigen Notendurchschnitten vom Status der Eltern und nicht von den Leistungen des Kindes abhängen.
Es stimmt leider, dass in Bayern die Eltern das letzte Wort bei der Versetzung haben, was ich selber durchaus bedaure. Du darfst mir aber gerne glauben schenken, wenn ich dir sage, dass gerade die "besser gestellten" oft zu Gunsten der Kinder entscheiden und einen anderen Weg wählen. Das sogenannte "Arbeiterkind" wird vielfach gezwungen, "soll es ja mal besser haben".

ujmp hat geschrieben:Beleg doch mal was du sagst!
Das gilt doch aber für alle, oder?

LG stine

Ich habe meine Ansichten mit der Studie aus Bayern belegt die ich noch aus der Pisa-Diskussion in Erinnerung habe und die du noch nicht verstanden hast. Lehrer geben bei einem Notenstand auf der Kippe eine Empfehlung für das Gymnasium ab, und diese Empfehlung korreliert in Bayern mit dem Status der Eltern. Wie man das interpretiert, darüber können wir diskutieren, es aber zu ignorieren ist unverantwortlich.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 14:49

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Bedenke, es geht nicht in jedem Thread um eine Schönheitsschau wer der beste ist.

Nich wer sondern was das Beste ist, ist der Sinn jeder Diskussion.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 15:04

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Die DDR war ein wissenschaftlich-technologisch hoch entwickletes Land...
Also ich will ja nichts sagen, aber der Wiederaufbau kostete bis jetzt 1,2 Bio €. Ich weiß ja nicht...
Dass heute die Unis gut dastehen ist einer 20 jährigen Denkfreiheit zu verzollen.

LG stine


Wie sehr veile, weiß du sicher nicht, was diese Zahl bedeutet. Ist das viel oder wenig? Viel - im Vergleich wozu? Es sind wohl weniger als 5% des Bruttozozialproduktes.

Die DDR war im Vergleich zu den hochentwickelten westlichen Industriestaaten rückständig, es gab aber auch viel schlimmeres, auch in der freien westlichen Welt. Ein Land, wie Portugal oder Griechenland auf den Stand der BRD zu bringen, wäre wohl ungleichviel teurer.

Und dass heute Dresden das Silicon-Valley Deutschlands ist, liegt nicht nur an den Subventionen, sondern auch daran, dass dort schon zu Ostzeiten das wichtigste Zentrum der Microelektonik des gesamten Ostblocks war und es dort sehr viel gute Fachleute gibt. Das ist eine Tatsache. Wenn diese in euren Augen die DDR glorifiziert, ist das euer persönlicher Geschmack.

Ich denke, jetzt habe ich ausreichend belegt, dass man nicht einfach alles geringschätzen muss, bloß weil es aus dem Osten kommt.

Ex Oriente Lux (wenn ich mal so selbstbewusst sein darf).
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Re: Staatssysteme

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 10. Nov 2009, 15:22

ujmp hat geschrieben:Richtig , du bestätigst alles, was ich sagen wollte.
Schön :mg: ein Problem sah ich aber darin, dass du eigentlich was eher anderes geschrieben hats, oder ich habe dich so sehr mißverstanden. Aber Schwamm drüber.

ujmp hat geschrieben:Das Bild mit dem Doktorenkind und dem Uterschichtenkind ist vielleicht etwas übertrieben (eigntlich nur statistisch selten), aber prinzipiell stimmt es, wenn nicht in einer Generation dann in der zweiten oder Dritten, aber irgend wann ist es so weit.
Nein, absolut nicht. Die liegt aber auch daran, dass die Mehrzahl versucht ihr "Niveau" zu halten, d.h. dass die Mehrzahl aller

ujmp hat geschrieben: Es gibt z.B. so gut wie keine Genies in Kunst oder Wissenschaft, die auch geniale Kinder hatten.
Absolut falsch. Du magst also keine klassische Musik, keine alten Meister (der Malerei) etc...

Wobei man zugeben muss, was heute als Genie vergangener Tage gilt, war u.U. nur ein sehr guter Handwerksmeister (und es gab damals nur ein "unausgeprägtes Urheberrecht" (dem auch vorgenlöich absolute Genies wie Edison sehr viel zu verdanken haben - gut geklaut ist derhalbe Weg zum Milliardär oder so ;-) ) Und guter Lehrer => guter Schüler (manchmal auch strenger Lehrer, Schüler lernt viel)

<em>ujmp</em> hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Bedenke, es geht nicht in jedem Thread um eine Schönheitsschau wer der beste ist.

Nich wer sondern was das Beste ist, ist der Sinn jeder Diskussion.
So viel Optimismus habe ich nicht. :( Der Sinn so manchen Diskussion ist doch eher die Selbstdarstellung. Du magst und kennst also auch keine Politiker :/
Oder glaubst du eine Diskussion zwischen Politikern im Fernsehen dient zur Eruierung was das Beste ist? Siehst du, da gilt es schon mal nicht. Und bei anderen bin ich mir manchmal auch nicht so ganz sicher. :erschreckt:
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Re: Staatssysteme

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 10. Nov 2009, 15:30

ujmp hat geschrieben:Und dass heute Dresden das Silicon-Valley Deutschlands ist, liegt nicht nur an den Subventionen, sondern auch daran, dass dort schon zu Ostzeiten das wichtigste Zentrum der Microelektonik des gesamten Ostblocks war und es dort sehr viel gute Fachleute gibt. Das ist eine Tatsache.
Naja - was immer dies wert ist (hat man übrigens im Westen auch immer nationalistisch hervorgehoben).
Und viel Antivirenhersteller kommen aus anderen Post-Ostblockländern :mg: dies lässt viel, viel tiefer Blicken (die wurden auch nicht einmal subventioniert - oder vielleicht doch? Aber zumindest nicht (direkt) von "uns".)
Weil die DDR so gut in der Mikroelektronik war, konnte man ja ab 89 den allergrößten Schrott dorthin verschieben, eine glorreiche Tat (des (christlichen) Westens - und ein Beweis des Mikroelektronikverstandes des Osten). Hier hätte es Verschrottungsgebühren gekostet und so konnte man den lieben ostdeutschen Brüdern gleich wieder das Begrüßungsgeld und noch viel mehr wieder abnehmen.

ujmp hat geschrieben:Ich denke, jetzt habe ich ausreichend belegt,
Nein, mit keiner Silbe (ehrlich nicht)
ujmp hat geschrieben: dass man nicht einfach alles geringschätzen muss, bloß weil es aus dem Osten kommt.
Hat dies jemand behauptet?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 16:31

Ich habe leider nicht die Zeit auf jeden Gedankengang einzugehen. Wenn euch einer besonders wichtig ist, dann sagt mal bescheid.

Mir wäre noch die IQ-Statistik wichtig. Alles was ich darüber weiß, weiß ich aus der Fachliteratur. Ok, es gibt einen Bach, der auch Komponist war, aber keinen im Rang seines Vaters, Johann Sebastian. Es gibt auch ein paar Künstler-Familien, Oystrach oder so. Das sind aber Ausnahmen. Greif einfach die Genie-Klischees raus: Beethoven, Einstein, Picasso usw. Wer von denen hatte Kinder, die man überhaupt kennt? Das ist professionell untersucht worden, ich glaub Eysenck hat die Studie beschrieben. In der Regel liegen die Nachkommen weit weg von genialen Mamis und Dadies.

Regression zur Mitte bedeutet doch das: Auf eine hohe Abweichung vom Mittel folgt mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Wert der dem Mittel näher liegt, als ein Wert mit derselben Abweichung oder einer noch höheren. Dieser Effekt ist ein Zeichen für die Zufälligkeit der betrachteten Größe. Zumindest sind die Ursachen dieser Varianz so komplex, dass sie als zufällig angesehen werden können. Wenn dieser Regressionseffekt beim IQ von Eltern und Kindern messbar ist, kann die Vererbung von Intelligenz in Graden als zufällig angesehen werden. Und sie ist messbar, wie ebenfalls Eysenck belegt hat. Und je öfter der Würfel fällt - sprich: je mehr Generationen man beobachtet - um so wahrscheinlicher ist es, dass der ganze Stammbaum durchschnittlich begabt ist. Wo liege ich falsch?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 10. Nov 2009, 17:28

ujmp hat geschrieben:Greif einfach die Genie-Klischees raus: Beethoven, Einstein, Picasso usw. Wer von denen hatte Kinder, die man überhaupt kennt?
Vielleicht hilft dir mal Google, vielleicht ein gutes Lexikon, vielleicht sogar Wikipedia. Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass du von jedem (angeblichen) Genie nur die Nachkommen gelten lassen willst, ich hatte auch die Vorfahren im Kopf.

ujmp hat geschrieben:Regression zur Mitte bedeutet doch das: Auf eine hohe Abweichung vom Mittel folgt mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Wert der dem Mittel näher liegt, als ein Wert mit derselben Abweichung oder einer noch höheren. Dieser Effekt ist ein Zeichen für die Zufälligkeit der betrachteten Größe.
Nein, dies ist eben gerade kein Zufall, sondern Abhängigkeit. Zufall wäre es, wenn der Vater keinen Einfluss hätte, und echter Zufall, wenn es keine Normalverteilung wäre (oder irgendeine andere nicht gleichwertige Verteilung).

Vereinfacht könnte man auch sagen, die Wahrscheinlichkeit der Intelligenz (gemessen mit IQ) deines Kindes dürfte auf einer Normalverteilung mit dem Scheitelpunkt irgendwo zwischen den IQ-Werten der Eltern und dem IQ-Wert 100 liegen. Die betrachtete Größe (IQ-Wert) ist also absolut nicht zufällig, nicht einmal zufällig in der Hinsicht, dass es sich um eine Normalverteilung handelt (reiner Zufall wäre eine gleiche Verteilung, ist aber bei diffusen Grenzen natürlich sowieso nicht möglich). Der IQ-Wert eines tatsächlich zufällig ausgewählten Deutschen, verteilt sich zwar wie zufällig auf der Normalverteilung (so ist ja auch der IQ definiert). Die bedeutet aber schon keinen reinen Zufall, denn dass dieser Mensch den IQ-Wert von 100 hat, ist eben schon mal bedeutend höher, als dass er den Wert 130 oder 70 hat. Der IQ-Wert ist nicht zufällig, sondern normalverteilt. Es ist aber statistich gesehen (bei wirklich zufälliger Auswahl der Person) gleich wahrscheinlich, dass die Person einen IQ-Wert von 120 oder von 80 hat.
Aber:
Betrachtest du jetzt - was du tust! - eine bestimmte Person, nämlich den direkten Nachkommen einer (korrekt - noch - zweier) Person(en) mit definierten IQ-Wert, so hast du schon zwei (korrekt drei) Werte, die diesen 'Zufall' "beeinflussen":
Den IQ der Mutter
Den IQ des Vaters
Den IQ-Wert 100


ujmp hat geschrieben: Und je öfter der Würfel fällt - sprich: je mehr Generationen man beobachtet - um so wahrscheinlicher ist es, dass der ganze Stammbaum durchschnittlich begabt ist. Wo liege ich falsch?
Ein idealer Würfel (bzw. die Augenzahl natürlich) fällt nicht normalverteilt und es hat überhaupt keinen Einfluss, was der Wurf (eben nicht Vater oder Mutter) davor ergeben hat.
Selbst wenn du (extrem unwahrscheinlich aber eben möglich) tausend mal die 6 hintereinander gewürfelt hast, die Wahrscheinlichkeit für den nächsten Wurf wird davon nicht beeinflusst, sie beträgt wie bei jedem einzelnen der vorangegangen Würfe wieder 1/6 - nicht mehr und nicht weniger.

Du kannst aber nur schwer einen ganzen Stammbaum (da viele Einflüsse existieren) mit Würfelwürfen vergleichen, denn da existieren keine Einflüsse (bei idealem Würfelwurf)
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 17:46

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Greif einfach die Genie-Klischees raus: Beethoven, Einstein, Picasso usw. Wer von denen hatte Kinder, die man überhaupt kennt?
Vielleicht hilft dir mal Google, vielleicht ein gutes Lexikon, vielleicht sogar Wikipedia. Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass du von jedem (angeblichen) Genie nur die Nachkommen gelten lassen willst, ich hatte auch die Vorfahren im Kopf.

Glas halb voll oder halb leer... lassen wir das! Beethoven stammt aus der absoluten Unterschicht, weiter unten geht nicht. Faraday ebenfalls. Es lassen sich sicher auch gegenteilige Beispiele finden, aber ich habe doch gesagt, dass das professionell untersucht wurde, und da kam das raus, was ich dargestellt habe. Wir können dann über diese Untersuchung diskutieren, aber sie zu igrorieren ist auch hier unverantwortlich, wenn man bez. Bildungssystem Entscheidungen treffen muss.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 18:20

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Vereinfacht könnte man auch sagen, die Wahrscheinlichkeit der Intelligenz (gemessen mit IQ) deines Kindes dürfte auf einer Normalverteilung mit dem Scheitelpunkt irgendwo zwischen den IQ-Werten der Eltern und dem IQ-Wert 100 liegen. Die betrachtete Größe (IQ-Wert) ist also absolut nicht zufällig, nicht einmal zufällig in der Hinsicht, dass es sich um eine Normalverteilung handelt (reiner Zufall wäre eine gleiche Verteilung, ist aber bei diffusen Grenzen natürlich sowieso nicht möglich). Der IQ-Wert eines tatsächlich zufällig ausgewählten Deutschen, verteilt sich zwar wie zufällig auf der Normalverteilung (so ist ja auch der IQ definiert). Die bedeutet aber schon keinen reinen Zufall, denn dass dieser Mensch den IQ-Wert von 100 hat, ist eben schon mal bedeutend höher, als dass er den Wert 130 oder 70 hat. Der IQ-Wert ist nicht zufällig, sondern normalverteilt. Es ist aber statistich gesehen (bei wirklich zufälliger Auswahl der Person) gleich wahrscheinlich, dass die Person einen IQ-Wert von 120 oder von 80 hat.
Aber:
Betrachtest du jetzt - was du tust! - eine bestimmte Person, nämlich den direkten Nachkommen einer (korrekt - noch - zweier) Person(en) mit definierten IQ-Wert, so hast du schon zwei (korrekt drei) Werte, die diesen 'Zufall' "beeinflussen":
Den IQ der Mutter
Den IQ des Vaters
Den IQ-Wert 100

Es ist eben nicht so, dass der IQ eines Kindes irgend ein Mittel zwischem dem des Vaters und der Mutter ist. Eltern mit höhrem IQ haben der Wahrscheinlichkeit nach Kinder mit geringerem IQ und umgedreht. Warum das so ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Niemand kennt bisher die Ursachen von Intelligenz oder sonstigen Fähigkeiten genau. Das einzige, was man machen kann, ist die Daten respektieren: die Regression zur Mitte beim IQ konnte nachgwiesen werden. Und zwar tatsächlich so, dass man den IQ der Kinder mit dem der Eltern verglichen hat. Es geht also dabei nicht nur um die allgemeine Auftretenswahrscheinlichkeit von bestimmten Fähigkeiten, sondern um die Wahrscheinlichkeit, mit ein Mensch die Fähigkeiten seiner Eltern hat, und die wird landläufig sehr stark überschätzt. Es regiert das Vorurteil.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon Nanna » Di 10. Nov 2009, 18:40

Nur so als Zwischenanmerkung: Es gibt zwar durchaus eine Korrelation von IQ und "Intelligenz", aber was Intelligenz so genau ist und ob der IQ das wirklich abdeckt, ist sehr umstritten. Bisher gab es keinen Wissenschaftler, der ein schlüssiges Konzept für Intelligenz vorlegen konnte. Es ist ja auch Blödsinn, eine einzige Zahl als Leistungswert für den leistungsfähigsten Computer zu benennen, den wir kennen, während jeder Feld-, Wald- und Wiesen-PC mit in jedem Werbeporspekt mit dutzenden Zahlen um sich schmeißt.
Insofern bitte nicht vergessen, dass dieses ganze pseudoexakte Messen des IQs der Intelligenzforschung ein wesentlich besseres Image gibt, als die wissenschaftlich gut belegte Basis an Modellen und Daten bisher hergibt. Das heißt nicht, dass man den IQ über Bord werfen soll, nur ist er leider nicht das exakte Instrument zur Intelligenzmessung, für das viele ihn gerne halten.
Den prinzipiellen Aussagen über die Regression der Intelligenzvererbung ist wohl im Großen und Ganzen trotzdem zuzustimmen.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 18:45

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: Und je öfter der Würfel fällt - sprich: je mehr Generationen man beobachtet - um so wahrscheinlicher ist es, dass der ganze Stammbaum durchschnittlich begabt ist. Wo liege ich falsch?
Ein idealer Würfel (bzw. die Augenzahl natürlich) fällt nicht normalverteilt und es hat überhaupt keinen Einfluss, was der Wurf (eben nicht Vater oder Mutter) davor ergeben hat.
Selbst wenn du (extrem unwahrscheinlich aber eben möglich) tausend mal die 6 hintereinander gewürfelt hast, die Wahrscheinlichkeit für den nächsten Wurf wird davon nicht beeinflusst, sie beträgt wie bei jedem einzelnen der vorangegangen Würfe wieder 1/6 - nicht mehr und nicht weniger.

Du kannst aber nur schwer einen ganzen Stammbaum (da viele Einflüsse existieren) mit Würfelwürfen vergleichen, denn da existieren keine Einflüsse (bei idealem Würfelwurf)

a) Es gibt keinen idealen Würfel.
b) Dass der Würfel so oder so fällt liegt an seiner Form und an den Randbedingungen, er kann z.B. keine Sieben würfeln und im Sand kann er auf Kante stehenbleiben. So gesehen gibt es auch keinen Zufall. Wer weiß, welches Atom da gerade den Auslöser für eine Sechs gibt? Die Erwartung ergibt sich aus der Statistik, das heißt aus der Betrachtung von vielen Würfen.
c) Der Punkt ist, das bei einer genügend großen Anzahl von unberechenbaren Faktoren, die alle nicht zufällig sein mögen, über das Ergebnis keine Vorhersage gemacht werden kann. Und damit kann das Ergebnis als zufällig angesehen werden. Da das Zustandekommen von Begabungen von sehr vielen Faktoren abhängt, kann man es eben als Zufällig betrachten, besonders wenn man viele Fälle in diese Betrachtung einbezieht. Die nichtzufälligen Ursachen werden dann (so gern man sie berechnen können würde) unerheblich. Man sieht eben, das es sich meist so und so verhält. Wie oft gibt es das, dass eine Familie zwei US-Präsidenten stellt? Die überwältigende Mehrheit der Politiker sind in ihren Familien Ausnahmen. Und wenn ein Monsieur Sarkozy sein Söhnchen puscht, regiert man zurecht mit Protest.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon platon » Di 10. Nov 2009, 19:22

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Betrachtest du jetzt - was du tust! - eine bestimmte Person, nämlich den direkten Nachkommen einer (korrekt - noch - zweier) Person(en) mit definierten IQ-Wert, so hast du schon zwei (korrekt drei) Werte, die diesen 'Zufall' "beeinflussen":
Den IQ der Mutter
Den IQ des Vaters
Den IQ-Wert 100

Tut mir Leid, 1von6,5Milliarden, aber mir ist keine Studie bekannt, dass an dieser Korrelation irgendetwas dran ist. Mal abgesehen dass der IQ eine Hausnummer ist, so lange der Test, der ihn misst, kulturabhängig ist. Es existiert nicht ein einziger IQ-Test, der für Inuit wie Inder, Indianer, Isländer und Iren eine IQ-Verteilung auf vergleichbarem Niveau produziert. Und so lange das nicht erfüllt ist, kannst Du über die Vererbung der Intelligenz keine Aussagen machen - Du kannst sie ja nicht einmal messen.
Die Tatsache, dass in unserem Land Akademikerkinder deutlich höhere Schulabschlüsse erzielen als Arbeiterkinder liegt schlichtweg an unserem Schulsystem und nicht daran, dass Akademikerkinder etwa intelligenter wären.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 19:58

platon hat geschrieben: Es existiert nicht ein einziger IQ-Test, der für Inuit wie Inder, Indianer, Isländer und Iren eine IQ-Verteilung auf vergleichbarem Niveau produziert. Und so lange das nicht erfüllt ist, kannst Du über die Vererbung der Intelligenz keine Aussagen machen - Du kannst sie ja nicht einmal messen.


Man sagt ja so schön, "Intelligenz ist das was der Intelligenztest misst" - und eben das ist nicht so erblich, wie man sich das gemeinhin vorstellt. Man kann jede Begabung oder Charktereigenschaft hernehmen, letzlich ist alles Veranlagung, wie die Zwillingsforschung oft genug belegt hat. Die Vererbung lässt sich aber auf Grund der komplexen Ursachen nie so vorhersagen, wie z.B. die Hautfarbe des Kindes eines schwarz-weißen Paares.

Ich bin zwar auch skeptisch, was die Aussagekraft eines IQ angeht, aber ich finde schon, dass das objektive Messungen sind. Ob ein Mensch sich in bestimmter Zeit eine betimmte Anzahl Wörter merken kann, ist objektiv feststellbar und schwankt wohl auch nicht wesentlich wenn man den Test wiederholt. Wenn er darin gut ist, dann kann er vermutlich auch komplexe Texte schneller erfassen, als jemand, der dreimal zurückblättern muss (wie ich z.B.).
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Re: Staatssysteme

Beitragvon platon » Di 10. Nov 2009, 21:08

ujmp hat geschrieben:Ob ein Mensch sich in bestimmter Zeit eine betimmte Anzahl Wörter merken kann, ist objektiv feststellbar und schwankt wohl auch nicht wesentlich wenn man den Test wiederholt.

Das ist absolut richtig, aber was hat das mit Intelligenz zu tun?
Intelligenz ist nicht Wissen und nicht Konzentrationsfähigkeit und nicht Kurzzeitgedächtnis, das ist ja das Problem mit der Intelligenz und dem Grund, warum sie nicht objektiv messbar ist.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon platon » Di 10. Nov 2009, 21:14

ujmp hat geschrieben:Ob ein Mensch sich in bestimmter Zeit eine betimmte Anzahl Wörter merken kann, ist objektiv feststellbar und schwankt wohl auch nicht wesentlich wenn man den Test wiederholt.

Das ist absolut richtig, aber was hat das mit Intelligenz zu tun?
Intelligenz ist nicht Wissen und nicht Konzentrationsfähigkeit und nicht Kurzzeitgedächtnis, das ist ja das Problem mit der Intelligenz und dem Grund, warum sie nicht objektiv messbar ist.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 22:11

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ob ein Mensch sich in bestimmter Zeit eine betimmte Anzahl Wörter merken kann, ist objektiv feststellbar und schwankt wohl auch nicht wesentlich wenn man den Test wiederholt.

Das ist absolut richtig, aber was hat das mit Intelligenz zu tun?
Intelligenz ist nicht Wissen und nicht Konzentrationsfähigkeit und nicht Kurzzeitgedächtnis, das ist ja das Problem mit der Intelligenz und dem Grund, warum sie nicht objektiv messbar ist.


Akzeptiert. Dann lass uns doch nicht von Intelligenz reden, sondern von der Fähigkeit sich Wörter zu merken, Mathematikaufgaben zu lösen, sich Dinge räumlich vorzustellen, logische Beziehungen zu verstehen, sich zu konzentrieren usw. usw. All diese Fähigkeiten kann man objektiv messen. Anstatt das Ganze immer aufzuzählen, könnten wir ein Platzhalterwort vereinbaren - du weißt schon, welches ich meine. Aber ich gebe dir insofern recht, dass man unerschiedlicher Meinung sein kann, was der Begriff Intelligenz genau beinhaltet, worüber man sich aber einigen kann. Intelligenz ist dann also das, was Intelligenztests messen und diese Messung ist theoretisch objektiv möglich (es gibt einige praktische Probleme). Die Voraussetzung ist dabei nur die Annahme, dass jemand der z.B. ein logisches Problem von einer bestimmten Komplexität in einer bestimmten Zeit gelöst hat, auch andere Probleme von ähnlicher Komplexität lösen kann. Und an diesen Fähigkeiten sind meist Leute interessiert, die den IQ wissen wollen. Ob ein Mensch, der bestimmte Probleme lösen kann, sie dann auch löst steht auf einem anderen Blatt Papier.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 10. Nov 2009, 22:21

ujmp hat geschrieben:Es ist eben nicht so, dass der IQ eines Kindes irgend ein Mittel zwischem dem des Vaters und der Mutter ist.
Und? Hat ja auch keiner behauptet! :sauer:
Wenn du lesen und verstehen könntest, dann würdest du jetzt nicht so einen Unsinn schreiben.
ujmp hat geschrieben:Eltern mit höhrem IQ haben der Wahrscheinlichkeit nach Kinder mit geringerem IQ und umgedreht. die Regression zur Mitte beim IQ konnte nachgwiesen werden. [/i
Ach was, na sowas, ist ja vollkommen neu. Warum wiederholst du alles? Weist du nichtz genau was die Regression zur MItte ist?

Eltern mit hohem IQ, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kinder mit hohem IQ, aber wahrscheinlich mit niedrigerem IQ als sie selber. Aber statistisch gesehen immer noch mit höherem IQ als der der Durchschnitt.
Eltern mit niedrigem IQ, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kinder mit niedrigem IQ, aber wahrscheinlich mit höherem IQ als sie selber. Aber eben wahrscheinlich niedriger als der Durchschnitt.

(gilt auch für platon.
Ebenso: Du weißt zwar richtig hin, dass (wie ich oben schon geschrieben habe) Intelligenz nicht messbar und ein IQ-Test durchaus auch Kulturabhängig ist (hat aber mit meiner Verdeutlichung nicht die Bohne zu tun) und doch vermischst du dauernd Intelligenz mit IQ. Und dann wurschtelst du plötzlich noch Schulabschlüsse dazu. Die Schulbildung (richtiger die Ausbildung an sich dort) mag (wird) zwar tatsächlich den gemessenen IQ-Wert eines Tests beeinflussen, aber man kann (und tut dies auch mitunter) man wählt die IQ-Test durchaus gezielt nach Vorbildung aus, [i]versucht dies also mitunter zu bereinigen.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 10. Nov 2009, 22:29

ujmp hat geschrieben:a) Es gibt keinen idealen Würfel.
Wenn du keine Ahnung hast, dann wirf anderen nicht vor von Statistik nichts zu wissen.
Der ideale Würfel ist ein Fachbegriff und zugleich ein theoretisches Konstrukt in der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Der ideale Würfel hat eben als Definition eine absolut gleichverteilte Wahrscheinlichkeit seiner sechs möglichen Ergebnisse.
Das Ergebnis jeden Wurfes ist reiner Zufall. Ein idealer Würfel wird nicht in Sandkästen geworfen, in die sollte man vielleicht zum Spielen gehen.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Di 10. Nov 2009, 22:42

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Eltern mit hohem IQ, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kinder mit hohem IQ, aber wahrscheinlich mit niedrigerem IQ als sie selber. Aber statistisch gesehen immer noch mit höherem IQ als der der Durchschnitt.
Eltern mit niedrigem IQ, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Kinder mit niedrigem IQ, aber wahrscheinlich mit höherem IQ als sie selber. Aber eben wahrscheinlich niedriger als der Durchschnitt.


Was ist denn das jetzt für eine Erbsenzählerei? Es geht immer wieder in Richtung Mitte, das ist der Punkt. Es kann auch sein das Eltern mit IQ 105 Kinder haben mit IQ 95. Und über ein paar Generationen kann vom Deppen bis zum Genie alles vorkommen - wie die Realität beweist.
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