Wie sozial kann der Staat sein?

Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 13:57

jackle hat geschrieben:
Hier sagt er ganz klar: Es werden von "mächtigen Institutionen und führenden Persönlichkeiten" gesellschaftliche Zuchtziele verfolgt: Man züchtet sich seine Wähler und Schäfchen selbst, und zwar aus egoistischen Gründen.

Kann es sein, dass das bei dir auch so ist?


Ja, das kann sein. Das kann aber auch bei dir so sein. Lass uns mal bei Eröterung deiner falschen Argumente bleiben.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 14:30

ujmp hat geschrieben: Ich habe nicht behauptet, dass Nachkommen ihren Eltern gleich sein müssen, ich hatte dir diese Meinung unterstellt. Zu ziehst dich schon wieder auf Gemeinplätze und Stromannargumente zurück, um der eigentlichen Frage auszuweichen.


Natürlich hattest du das behauptet! Du schriebst: ... nur der Schluss, den du daraus ziehst, ist falsch. Die Frage ist nicht allein, ob Intelligenz erblich ist, sondern in welchem Maße diese Erbschaft berechenbar ist. Du müsstest also, um deine Thesen zu stützen, nachweisen, dass die Intelligenz von unmittelbaren Nachkommen intellligenter Eltern zwangsläufig gleich ist. Das setzt du in deiner Argumentation bereits vorraus.

Meine Thesen und die der Evolutionstheorie sind richtig, wenn eine Merkmalskorrelation zwischen Eltern und Nachkommen besteht. Deine Behauptung, dass ich das nur sagen könne, wenn die Merkmale von Eltern und Nachkommen "zwangsläufig gleich" sind, zeigt genau, dass für dich Erblichkeit nur dann vorliegt, wenn die Kinder den Eltern in einem Merkmal vollständig gleichen. Das ist falsch.

ujmp hat geschrieben: Dass Nachkommen ihren Eltern ähneln ist unbestritten. Die Frage ist aber, in wie weit und in wie weit in Bezug auf ein betimmtes Merkmal. Graduell ist auch Zirkusdirektorsein erblich. Es gibt da von Merkmal zu Merkmal teilweise erhebliche Unterschiede. Wenn schon die Ausprägung eines monogenetischen Merkmals nur mit der Wahrscheinlichkeit von 50% oder noch weniger vorhersehbar ist, wer will dann Prognosen bezüglich der Intelligenz des Nachkommens intelligenter Eltern anstellen? Wobei man bei Intelligenz noch nichteinmal weiß, welche und wieviele Gene sie beeinflussen.


Herrje, wie oft muss man das denn wiederholen? Du vertrittst hier deine Gutmenschen-Privatmeinung. Ich habe dir den Wikipedia-Link gepostet, der die aktuelle offizielle Meinung der Wissenschaften wiedergibt: IQ ist bei Erwachsenen zu 75% erblich. Lassen wir es meinetwegen 50% sein. Die Gene bekommt man von seinen Eltern. Was willst du da noch weiter herumdiskutieren? Man muss dafür nicht die einzelnen Gene finden, sondern Studien mit Zwillingen, Adoptivkindern, Männer/Frauen etc. untersuchen, um sich ein Bild zu machen. Beispielsweise korreliert der IQ von Kindern, die bei der Geburt zur Adoption freigegeben wurden, auch 25 Jahre später noch viel stärker mit den leiblichen Eltern als mit den Adoptiveltern. Bzgl. Letzteren besteht im Grunde keine Korrelation.

Du baust deine Argumenation auf völlig falschen Annahmen und einem fehlerhaften Verständnis von Erblichkeit auf.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 14:37

ujmp hat geschrieben: Ja, das kann sein. Das kann aber auch bei dir so sein. Lass uns mal bei Eröterung deiner falschen Argumente bleiben.


Naja, wir sollten schon mal deine politischen Ziele hinterfragen.

Stellen wir uns vor, unsere Gesellschafte erklärt den Menschen, oberstes Ziel wäre es, anderen Menschen zu helfen. Das sollten sie in ihrem Leben anstreben. Schon in der Schule würde das die ganze Zeit vermittelt. Leider bekommen nun aber exakt die Menschen, die sich relativ stark daran halten (immerhin die Hälfte der Bevölkerung), so gut wie keine Kinder, weil sie ständig dabei sind, den anderen armen Menschen mit ihren Kindern zu helfen.

Was würde passieren? Ich kann es dir sagen: Die Gesellschaft würde immer egoistischer werden, weil sich die hilfsbereiten Menschen auf diese Weise selbst ausrotten.

Du glaubst das nicht? Nun, dann zweifelst du die Evolutionstheorie an.

Und deshalb noch eimal eine andere These von mir: Es sind nicht nur die Kreationisten, die die Evolutionstheorie ablehnen. Die Ablehnung der Evolutionstheorie in unserer Gesellschaft liegt bei nahe 100% (auch bei den Brights).
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 15:22

jackle hat geschrieben:Du baust deine Argumenation auf völlig falschen Annahmen und einem fehlerhaften Verständnis von Erblichkeit auf.

Nein, du verstehst nur meine Fragestellung nicht.

jackle hat geschrieben:Herrje, wie oft muss man das denn wiederholen? Du vertrittst hier deine Gutmenschen-Privatmeinung. Ich habe dir den Wikipedia-Link gepostet, der die aktuelle offizielle Meinung der Wissenschaften wiedergibt: IQ ist bei Erwachsenen zu 75% erblich. Lassen wir es meinetwegen 50% sein. Die Gene bekommt man von seinen Eltern. Was willst du da noch weiter herumdiskutieren? Man muss dafür nicht die einzelnen Gene finden, sondern Studien mit Zwillingen, Adoptivkindern, Männer/Frauen etc. untersuchen, um sich ein Bild zu machen. Beispielsweise korreliert der IQ von Kindern, die bei der Geburt zur Adoption freigegeben wurden, auch 25 Jahre später noch viel stärker mit den leiblichen Eltern als mit den Adoptiveltern. Bzgl. Letzteren besteht im Grunde keine Korrelation.

Das ist mir alles bekannt und richtig und ich hab nichts gegenteiliges behauptet.

jackle hat geschrieben:Beispielsweise korreliert der IQ von Kindern, die bei der Geburt zur Adoption freigegeben wurden, auch 25 Jahre später noch viel stärker mit den leiblichen Eltern als mit den Adoptiveltern. Bzgl. Letzteren besteht im Grunde keine Korrelation.

Mein Frage lautet dann eben so formuliert : Wie stark korreliert der IQ mit den leiblichen Eltern? Und rechtfertigt diese Korrelation eine pauschale Ungleichbehandlung von Kindern allein wegen des sozialen Status ihrer Eltern?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 15:43

jackle hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: Ja, das kann sein. Das kann aber auch bei dir so sein. Lass uns mal bei Eröterung deiner falschen Argumente bleiben.


Naja, wir sollten schon mal deine politischen Ziele hinterfragen.

Stellen wir uns vor, unsere Gesellschafte erklärt den Menschen, oberstes Ziel wäre es, anderen Menschen zu helfen. Das sollten sie in ihrem Leben anstreben. Schon in der Schule würde das die ganze Zeit vermittelt. Leider bekommen nun aber exakt die Menschen, die sich relativ stark daran halten (immerhin die Hälfte der Bevölkerung), so gut wie keine Kinder, weil sie ständig dabei sind, den anderen armen Menschen mit ihren Kindern zu helfen.

Was würde passieren? Ich kann es dir sagen: Die Gesellschaft würde immer egoistischer werden, weil sich die hilfsbereiten Menschen auf diese Weise selbst ausrotten.

Du glaubst das nicht? Nun, dann zweifelst du die Evolutionstheorie an.

Und deshalb noch eimal eine andere These von mir: Es sind nicht nur die Kreationisten, die die Evolutionstheorie ablehnen. Die Ablehnung der Evolutionstheorie in unserer Gesellschaft liegt bei nahe 100% (auch bei den Brights).


Das Problem an deiner Gedankenwelt ist, dass du weitreichende Schlüsse aus Grundannahmen ziehst, die du nur vage belegen kannst, was man Ideologie nennt. Während ich hier erstmal damit beschäftigt bin, die Grundlagen für deine Ideologie herauszufinden.

Ich zweifle nicht an der Evolution, sondern daran, dass irgendwelche kleinkarrierten Eugenetiker der Evolution Vorschriften machen könnten, wie sei am besten abzulaufen hat. Zumindest habe ich Respekt vor der Begrenztheit des menschlichen Horizontes. Gerade auf diesem Gebiet, was wir hier diskutieren, ist schon sehr viel Unheilvolles erdacht worden.

Nach meiner Überzeugung muss man Menschen nicht zur Hilfsbereitschaft auffordern, genausowenig wie man ihnen verbieten kann egoistisch zu sein. Sie sind es, weil Charaktereigenschaften zum allergrößten Teil Veranlagung sind. Die Evolution hat den Menschen so geschaffen. Dass sie dann bestimmte Werte predigen ist die Folge davon, Sprachverhalten und Selbstvergewisserung.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 15:47

ujmp hat geschrieben:Mein Frage lautet dann eben so formuliert : Wie stark korreliert der IQ mit den leiblichen Eltern? Und rechtfertigt diese Korrelation eine pauschale Ungleichbehandlung von Kindern allein wegen des sozialen Status ihrer Eltern?


Hirnforscher Gerhard Roth gibt 0,4 an für Adoptivkinder, die ab der Geburt nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen sind. Wachsen die Kinder bei ihren Eltern auf, dann ist die Korrelation höher.
Bei zusammen aufwachsenden eineiigen Zwillingen korreliert der IQ mit 0,78 (das ist ein extrem hoher Wert). Bedenken sollte man, dass verschiedene IQ-Tests der gleichen Person mit 0,79 korrelieren. Man könnte also durchaus sagen: Zusammen aufwachsende eineiige Zwillinge haben eine identische Intelligenz.

Welche Ungleichbehandlung meinst du? Aktuell werden Menschen mit einem guten sozialen Status am Kinderkriegen gehindert. Du kennst die Statistiken? Die sind eindeutig. Deshalb wundert es mich, dies noch immer so herum zu lesen. Es gibt Menschen, die unter Soziahilfebedingungen 10 Kinder in die Welt setzen. Hat jemand sie darum gebeten? Ist so etwas ethisch, speziell bei 7 Mrd. Erdenbürger? (Stichwort: KInder ernähren ihre Eltern.) Gebildete, berufstätige Menschen, die für diese Kinder die Sozialhilfebeiträge erwirtschaften, können sich aber keine 10 Kinder leisten, da sie dann ihren Beruf aufgeben müssten. Ist das gerecht?

Und was ist mit der Generationengerechtigkeit? Die nächste Generation hat keine Stimme. Dürfen wir die nächste Generation zunehmend in Armut und Bildungsferne entstehen lassen, nur weil unsere Wirtschaft aktuell nach allen verfügbaren menschlichen Kompetenzen dürstet, die dann aber nicht mehr an die nächste Generation weitergeben werden können?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 15:54

ujmp hat geschrieben: Ich zweifle nicht an der Evolution, sondern daran, dass irgendwelche kleinkarrierten Eugenetiker der Evolution Vorschriften machen könnten, wie sei am besten abzulaufen hat. Zumindest habe ich Respekt vor der Begrenztheit des menschlichen Horizontes. Gerade auf diesem Gebiet, was wir hier diskutieren, ist schon sehr viel Unheilvolles erdacht worden.


Wobei das, was du hier vertrittst, in der nächsten Generation die aller unheilvollste Variante genannt werden wird.

ujmp hat geschrieben:Nach meiner Überzeugung muss man Menschen nicht zur Hilfsbereitschaft auffordern, genausowenig wie man ihnen verbieten kann egoistisch zu sein. Sie sind es, weil Charaktereigenschaften zum allergrößten Teil Veranlagung sind. Die Evolution hat den Menschen so geschaffen. Dass sie dann bestimmte Werte predigen ist die Folge davon, Sprachverhalten und Selbstvergewisserung.


Nanu? Charaktereigenschaften sind Veranlagung, Intelligenz aber nicht? Es wird immer komischer.

Aber mein Argument funktioniert doch unter deiner Veranlagungshypothese erst recht. Es werden dann die Menschen ganz besonders hilfreich sein, die schon von der Veranlagung her besonders hilfreich sind (man beachte: Evolutionskriterium Variation!). Wenn die dann vor lauter Hilfsbereitschaft kaum noch Kinder haben, rotten sie sich selbst aus.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 16:03

Ein großes Problem unserer Gesellschaft ist das Verschwinden des kompetenten, souveränen und furchtlosen Mannes. Im Grunde gibt es nur noch Opportunisten und Weicheier.

In dieser Diskussion hätte eigentlich längst jemand auftauchen müssen, um zu sagen:
Moment:
- Intelligenz ist sehr stark erblich.
- Um eine gute Bildung zu erlangen, braucht man ein Mindestmaß an Intelligenz.
- Bildung und Intelligenz korrelieren beide negativ mit dem Fortpflanzungserfolg (Kinderzahl).
- Bei unseren Kindern sind zunehmende Bildungsdefizite, ja sogar IQ-Verluste feststellbar.
Das kann nicht gut gehen! Auf diese Weise dürften die Menschen immer dümmer werden. Jackle hat recht!

Passiert aber nicht. Weil es die furchtlosen Männer nicht mehr gibt.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 16:11

jackle hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Nach meiner Überzeugung muss man Menschen nicht zur Hilfsbereitschaft auffordern, genausowenig wie man ihnen verbieten kann egoistisch zu sein. Sie sind es, weil Charaktereigenschaften zum allergrößten Teil Veranlagung sind. Die Evolution hat den Menschen so geschaffen. Dass sie dann bestimmte Werte predigen ist die Folge davon, Sprachverhalten und Selbstvergewisserung.


Nanu? Charaktereigenschaften sind Veranlagung, Intelligenz aber nicht? Es wird immer komischer.


Du musst halt richtig durchlesen, was ich sage. Ich habe nie geleugnet, dass Intelligenz Veranlagung ist, ich habe lediglich bestritten, dass man die Intelligenz eines Individuums anhand der Eltern so genau vorhersagen kann, dass es gerechtfertigt ist, Kinder von vornherein unterschiedlich zu behandeln.

jackle hat geschrieben:Wenn die dann vor lauter Hilfsbereitschaft kaum noch Kinder haben, rotten sie sich selbst aus.


Ich welchem Märchenwald hast du denn das beobachtet? Die Evolution ist Millionen Jahre ohne die Tipps von jackle ausgekommen, sie wird wegen dir nicht das Ruder rumreisen.
Zuletzt geändert von ujmp am Do 12. Nov 2009, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 16:14

jackle hat geschrieben:Weil es die furchtlosen Männer nicht mehr gibt.


Du verwechselst Furchtlosigkeit mit Mangel an Gefahrenbewusstsein. Den Nazischrott wollen wir nicht mehr haben.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 17:18

ujmp hat geschrieben:Du musst halt richtig durchlesen, was ich sage. Ich habe nie geleugnet, dass Intelligenz Veranlagung ist, ich habe lediglich bestritten, dass man die Intelligenz eines Individuums anhand der Eltern so genau vorhersagen kann, dass es gerechtfertigt ist, Kinder von vornherein unterschiedlich zu behandeln.


Dann solltest du dir aber erst einmal selbst an die Nase fassen. Das hat doch überhaupt niemand behauptet. Du gehörst scheinbar auch zu den typischen Ideologen, die in Diskussionen dem Gegenüber eine beliebige These zuschustern, gegen die sie dann argumentieren. Ist ein beliebtes Spiel, ist jedoch völlig unseriös.

ujmp hat geschrieben:Die Evolution ist Millionen Jahre ohne die Tipps von jackle ausgekommen, sie wird wegen dir nicht das Ruder rumreisen.


Welche Evolution? Ist das so etwas wie der liebe Gott.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 17:19

ujmp hat geschrieben: Den Nazischrott wollen wir nicht mehr haben.


Was mindestens genauso schlimm ist, ist unreflektierter Gutmenschenschrott.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon smalonius » Do 12. Nov 2009, 17:24

Übrigens,

George W. Bush hatte einen IQ von 120.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 17:47

ujmp hat geschrieben:Du musst halt richtig durchlesen, was ich sage. Ich habe nie geleugnet, dass Intelligenz Veranlagung ist, ich habe lediglich bestritten, dass man die Intelligenz eines Individuums anhand der Eltern so genau vorhersagen kann, dass es gerechtfertigt ist, Kinder von vornherein unterschiedlich zu behandeln.


Es wäre übrigens selbst dann nicht gerechtfertigt, Kinder von vornherein unterschiedlich zu behandeln, wenn man ihre unterschiedliche Intelligenz sicher vorhersagen könnte.

Darf ich mir deinen Diskussionsstil angewöhnen? Okay!

Also ich finde deine Empfehlung, weniger intelligente Kinder schlechter zu behandeln als intelligente Kinder, ganz schlimm!
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Re: Staatssysteme

Beitragvon Nanna » Do 12. Nov 2009, 17:50

jackle hat geschrieben:- Intelligenz ist sehr stark erblich.

Intelligenz ist, um es nochmal zu betonen, überhaupt kein exakt definierter Begriff. Durch den IQ lässt die allgemeine Intelligenz sich jedenfalls nicht hinreichend abbilden. Demzufolge interpretiert auch jeder genauso an dem Begriff herum, wie er ihn gerade braucht. Die Wahrheit ist, dass der angeblich so sicherere wissenschaftliche Stand, den du andauernd voraussetzen zu scheinst, nach wie vor ein sehr dürftiger ist. Man weiß ja in der Intelligenzforschung noch nicht einmal, worüber man eigentlich genau redet.

Zudem ist es ziemliche Faktenverdreherei, wenn du behauptest, die Mehrzahl der Wissenschaftler wären so stark von der Erblichkeit der Intelligenz überzeugt. Das rassistische Herumgeschreie einiger Harvardprofessoren ("The Bell Curve") mag diesen Eindruck erwecken, meines Wissens ist der allgemeine Forschungsstand aber ein ganz anderer. Der Einfluss der Gene auf die Intelligenz ist nachgewiesen, gilt aber als moderat bis allenfalls hälftig. Mehrere Adoptionsstudien stützen das. Dabei wurden erhebliche Unterschiede zwischen Kindern festgestellt, die von armen, und solchen, die von reichen Familien aufgenommen wurden. Folgerung: Erziehung, Förderung, Ernährung, soziales Umfeld machen einen erheblichen Teil der Intelligenzentwicklung aus.
Übrigens kommt Hochbegabung in Arbeiterfamilien genauso oft vor wie in Akademikerfamilien, wird nur viel seltener erkannt. Der Kern des Problems liegt in der Förderung, nicht in den Genen. Gerade die Thesen von "The Bell Curve", die sich recht stark mit deinen decken, brechen in sich zusammen, sobald man - was in der Folge nachgewiesen werden konnte - erkennt, dass im statistischen Mittel Armut IQ-Verluste und nicht niedrige IQ-Werte Armut verursachen. Die Autoren hatten einfach das Kausalprinzip vertauscht.

jackle hat geschrieben:- Um eine gute Bildung zu erlangen, braucht man ein Mindestmaß an Intelligenz.

Das mag sein, aber mit dieser Formulierung unterschlägst du etwas: Viel wichtiger noch als Intelligenz ist ein förderndes Umfeld.

jackle hat geschrieben:- Bildung und Intelligenz korrelieren beide negativ mit dem Fortpflanzungserfolg (Kinderzahl).

Korrekt, damit ist aber noch nichts über die Ursache ausgesagt.

jackle hat geschrieben:- Bei unseren Kindern sind zunehmende Bildungsdefizite, ja sogar IQ-Verluste feststellbar.

Wenn man einen winzigen Teil aus einer Statistik nimmt und ihn auf ein großes Diagramm malt, kann man sehr viele ahnungslose Leute erschrecken. Die IQ-Verluste, von denen du sprichst, sind nicht derart gravierend, dass wir in 20 Jahren ein Entwicklungsland sind, zumal in den Entwicklungsländern die Entwicklung übrigens genau gegengesetzt läuft, die Leute also intelligenter werden, so wie das bei uns bis in die 1990er Jahre der Fall war. Die Ursache für diesen sogenannten Flynn-Effekt ist bisher nicht geklärt, im Verdacht stehen die zunehmende Medienfixierung und das Bildungssystem. Genetische Faktoren sind aufgrund der Kürze der Zeit jedenfalls auszuschließen. Ich persönlich würde auch die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen gepaart mit der Möglichkeit einer Flucht in den Konsum berücksichtigen, denn das ist etwas, was ich bei Menschen meines Alters oder noch jüngeren immer wieder sehe. Ich finde die Korrelation zwischen IQ-Abnahme und Computerisierung vereint mit erneuter Schließung der sozialen Schranken (resultiert in Perspektivlosigkeit und einfacher Fluchtmöglichkeit in virutelle Welten) jedenfalls viel interessanter als die zwischen Emanzipation und IQ-Abnahme.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 19:13

Nanna hat geschrieben:Intelligenz ist, um es nochmal zu betonen, überhaupt kein exakt definierter Begriff. Durch den IQ lässt die allgemeine Intelligenz sich jedenfalls nicht hinreichend abbilden.


Der IQ ist ein wichtiger Indikator. Mehr behaupten auch Intelligenzforscher nicht. Selbst menschliche Basiskompetenzen wie Musikalität werden vom IQ überhaupt nicht abgedeckt. Auch bei anderen Begriffen operiert man mit Indikatoren. Was glaubst du, worauf ein Arzt seine Aussage stützt: „Sie sind kerngesund“?

Nanna hat geschrieben:Zudem ist es ziemliche Faktenverdreherei, wenn du behauptest, die Mehrzahl der Wissenschaftler wären so stark von der Erblichkeit der Intelligenz überzeugt. Das rassistische Herumgeschreie einiger Harvardprofessoren ("The Bell Curve") mag diesen Eindruck erwecken, meines Wissens ist der allgemeine Forschungsstand aber ein ganz anderer.


Jetzt betreibst du Faktenverdrehung. Erstens ist „The Bell Curve“ nicht unbedingt rassistisch (dann müsstest du bald Leute wie Steven Pinker als Rassisten bezeichnen), und zweitens ist tatsächlich eine überwältigende Mehrheit der Psychologen der Meinung, Intelligenz sei zu erheblichen Anteilen erblich.

Nanna hat geschrieben:Der Einfluss der Gene auf die Intelligenz ist nachgewiesen, gilt aber als moderat bis allenfalls hälftig.


Wer bist du, dass du das einfach so behauptest? Du redest gegen die Mehrheit der Experten an. Der weltbekannte Hirnforscher Gerhard Roth meinte erst unlängst im SPIEGEL wieder Roth: Zur Kreativität und Intelligenz kann man kaum erziehen, die sind hochgradig angeboren.

Nanna hat geschrieben:Übrigens kommt Hochbegabung in Arbeiterfamilien genauso oft vor wie in Akademikerfamilien, wird nur viel seltener erkannt.


Was ist denn eine Arbeiterfamilie? Für mich haben die nichts mit bildungsfern und Unterschicht zu tun.

Nanna hat geschrieben:Der Kern des Problems liegt in der Förderung, nicht in den Genen.


Nein.

Nanna hat geschrieben:Gerade die Thesen von "The Bell Curve", die sich recht stark mit deinen decken, brechen in sich zusammen, sobald man - was in der Folge nachgewiesen werden konnte - erkennt, dass im statistischen Mittel Armut IQ-Verluste und nicht niedrige IQ-Werte Armut verursachen.


Das ist Quatsch.

Nanna hat geschrieben:Die Autoren hatten einfach das Kausalprinzip vertauscht.


Das ist großer Quatsch.

Nanna hat geschrieben:Das mag sein, aber mit dieser Formulierung unterschlägst du etwas: Viel wichtiger noch als Intelligenz ist ein förderndes Umfeld.


Sind bildungsferne Eltern dann dieses fördernde Umfeld? Macht es Sinn, Kinder – aufgrund einer sozialen Organisation – vorzugsweise dort entstehen zu lassen? Macht es Sinn, Kinder bevorzugt in Armut entstehen zu lassen, damit Sozialtechnologen wie du ihrem gnadenlosen Egoismus frönen können? Was du machst, ist nämlich nichts anderes als deinen Egoismus auf Kosten der Kinder und der nächsten Generation auszuleben, frei nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.

Nanna hat geschrieben:Die IQ-Verluste, von denen du sprichst, sind nicht derart gravierend, dass wir in 20 Jahren ein Entwicklungsland sind, zumal in den Entwicklungsländern die Entwicklung übrigens genau gegengesetzt läuft, die Leute also intelligenter werden, so wie das bei uns bis in die 1990er Jahre der Fall war.


Die IQ-Verluste bei uns sind gravierend. Deswegen trifft man auch kaum jemanden mehr, der halbwegs logisch konsistent argumentieren kann. Und: Was interessieren uns die Entwicklungsländer? Möchtest du deren Humankapital plündern? Reicht dein Egoismus nun auch noch bis da hin, frei nach dem Motto: Wir können unsere Kinder ruhig in der Bildungsferne aufwachsen lassen. Dann nehmen wir halt die besten aus den Entwicklungsländern. Unglaublich!

Nanna hat geschrieben:Die Ursache für diesen sogenannten Flynn-Effekt ist bisher nicht geklärt, im Verdacht stehen die zunehmende Medienfixierung und das Bildungssystem. Genetische Faktoren sind aufgrund der Kürze der Zeit jedenfalls auszuschließen. Ich persönlich würde auch die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen gepaart mit der Möglichkeit einer Flucht in den Konsum berücksichtigen, denn das ist etwas, was ich bei Menschen meines Alters oder noch jüngeren immer wieder sehe. Ich finde die Korrelation zwischen IQ-Abnahme und Computerisierung vereint mit erneuter Schließung der sozialen Schranken (resultiert in Perspektivlosigkeit und einfacher Fluchtmöglichkeit in virutelle Welten) jedenfalls viel interessanter als die zwischen Emanzipation und IQ-Abnahme.


Eine völlig unplausible Behauptung. Es lässt sich zeigen, dass der IQ der Kinder gegenüber den Eltern nicht fällt, sehr wohl allerdings der mittlere IQ der Bevölkerung. Und nun?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 19:40

jackle hat geschrieben:Es lässt sich zeigen, dass der IQ der Kinder gegenüber den Eltern nicht fällt.

Wie lässt sich das zeigen?
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Re: Staatssysteme

Beitragvon jackle » Do 12. Nov 2009, 20:08

ujmp hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Es lässt sich zeigen, dass der IQ der Kinder gegenüber den Eltern nicht fällt.

Wie lässt sich das zeigen?


Es hat ein paar Familienuntersuchungen gegeben, die keinen signifikanten Generationenunterschied ergeben haben. Der scheint nur bevölkerungsweit zu existieren.

Interessant ist der in diesem Zusammenhang ermittelte Geschlechterunterschied, den Nanna auch nicht erklären kann. Am unteren Ende der IQ-Skala findet man anteilsmäßig immer mehr Jungen. Das würde erklären, warum die auch in den Haupt- und Sonderschulen zahlenmäßig dominieren.

Allerdings: Ab IQ 125 gibt es doppelt so viele Jungen wie Mädchen, ab IQ 155 sogar 5,5x so viele Jungen wie Mädchen. Auch dafür gibt es eine genetische Begründung (1 X-Chromosom bei Jungen statt 2 bei Mädchen). Darf man aber in der Öffentlichkeit nicht sagen, weil damit das feministische Programm (50% Frauen bei Aufsichtsräten, Politikern, Top-Managern, Professoren, 100% Männer bei Obdachlosen, Arbeitslosen, Selbstmördern, Wehrpflichtigen, Gefängnisinsassen, Müllwerkern etc.) gefährdet wäre.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon ujmp » Do 12. Nov 2009, 20:32

jackle hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Es lässt sich zeigen, dass der IQ der Kinder gegenüber den Eltern nicht fällt.

Wie lässt sich das zeigen?


Es hat ein paar Familienuntersuchungen gegeben, die keinen signifikanten Generationenunterschied ergeben haben. Der scheint nur bevölkerungsweit zu existieren.

So, so. Was hatte denn der große unbekannte Tester für eine Brille auf?

jackle hat geschrieben:Interessant ist der in diesem Zusammenhang ermittelte Geschlechterunterschied, den Nanna auch nicht erklären kann. Am unteren Ende der IQ-Skala findet man anteilsmäßig immer mehr Jungen. Das würde erklären, warum die auch in den Haupt- und Sonderschulen zahlenmäßig dominieren.

Einige Sozialwissenschaftler schreiben das schlechte Abschneiden der Jungs in unsren Schulden dem Umstand zu, dass es für Mädchen optimiert wurde. Das habe ich in der Pisadiskussion mehrfach gelesen und Eysenck hat das glaub ich auch schon beschrieben. Mädchchen und Jungs brauchen unterschiedliche Bedingungen zum lernen, Mädchen Harmonie und Jungs Wettbewerb. Das Ergebnis ist leider, dass die Mädchen vergleichsweise besser als Jungs sind aber die Leistungen insgesamt fatalerweise abgesunken sind. Manche sprechen sogar von der Diskriminierung von Jungs.
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Re: Staatssysteme

Beitragvon stine » Do 12. Nov 2009, 20:33

Nanna hat geschrieben:Ich finde die Korrelation zwischen IQ-Abnahme und Computerisierung vereint mit erneuter Schließung der sozialen Schranken (resultiert in Perspektivlosigkeit und einfacher Fluchtmöglichkeit in virutelle Welten) jedenfalls viel interessanter als die zwischen Emanzipation und IQ-Abnahme.
Erst in der nächsten oder übernächsten Generation wird man die Auswirkungen einer Computergeneration wirklich sehen können.
Mancheiner opfert schon heute sein echtes Leben der Zweitwelt im Netz.

Allerdings in den Tetrispausen macht das Internet auch mal klüger :mg:

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