Audimaxbesetzung zu Potsdam

Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Dr. Ohnemoos » Fr 13. Nov 2009, 23:28

Nanna hat geschrieben:Man ist als Student auch nicht privilegiert, wenn man die 1000€ im Jahr nicht bezahlen muss. Man schuftet zeitlich mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt, hat einen Lebensstandard, der bei einem großen Teil der Studenten unterhalb der Armutsgrenze liegt

Stimmt schon, rechtfertigt aber nicht, dass andere Dein Studium für Dich bezahlen sollen.

Für mich ist die krasseste Ungerechtigkeit, das Langzeit-Wohlfahrtsempfänger, die gar nichts tun, drastisch besser gestellt sind als Studenten. Das ist doch irgendwie komisch, oder nicht ? In DIESEM Fall wäre ich dafür, das Geld lieber Studenten zu geben.
Nanna hat geschrieben: und landet danach nicht mehr im Wirtschaftswunderschlaraffenland, wie in Zeiten der alten BRD noch, wo man sich auch ein Gammelstudium leisten konnte und hinterher trotzdem Arbeit fand.

Das Gammelstudium der damaligen Zeit hat aber auch was gekostet, (wenn das Geld auch nicht die Studierenden aufbringen mussten), wodurch sich die finanzielle Lage der Universitäten verschlechtert hat, was wiederrum zu Studiengebühren geführt hat. Will sagen, dadurch, dass es lange Zeit keine Studiengebühren gab, werden diese heute um so höher.
Nanna hat geschrieben:Mit der Umverteilung hast du nur solange recht, wie du sowieso schon die hermetische Geschlossenheit der Schichten anerkennst. Ein kostenfreies Studium ermöglicht nämlich gerade den Angehörigen der Unterschicht überhaupt den Aufstieg. Nur wenn du davon ausgehst, dass die sowieso nicht so weit kommen - was in vielen Fällen zugegebenermaßen stimmt - hast du mit der Argumentation recht. Was für mich aber ein gangbarer Kompromiss wäre, ist ein kostenfreies Studium für Arme und ein kostenpflichtiges für Reiche. Durch die vielen Befreiungsmöglichkeiten von den Studiengebühren versucht man das ja auch umzusetzen, nur ist da längst ein Chaos ausgebrochen, das keine gerechte Einstufung mehr zulässt, da müsste eine Reform des Befreiungssystems her.

Bezahlen sollte jeder. Wer in seinen Leistungen gut ist, bekommt Stipendien. Je mehr Studiengebühren zahlen, je zahlreicher und höher können die Stipendien sein. Alles andere ist Kappes. Nicht zu vergessen: drastische Kürzungen von Professorengehältern zugunsten des Mittelbaus und der studentischen Hilfskräfte.


Viele Grüße

Dr.O.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Zappa » Sa 14. Nov 2009, 10:28

Dr. Ohnemoos hat geschrieben:Nicht zu vergessen: drastische Kürzungen von Professorengehältern zugunsten des Mittelbaus und der studentischen Hilfskräfte.


Und was soll das bewirken? Das noch mehr gute Leute ins Ausland gehen, super Idee!

Meiner Meinung nach verdienen Professoren nicht zuviel. Mit einem W2 Gehalt kannst Du dir in München noch nicht mal ein Haus kaufen. Studentische Hilfskräfte zwingt ja keiner für das Geld zu arbeiten, ist halt Angebot und Nachfrage, hab ich kein Problem mit. Problematisch ist demgegenüber sicher die jahrelange Ausbeutung der Doktoranden und post Docs, wobei ich da vor allem ein Problem in der viel zu ausgeprägten Hierarchie sehen. Der Mittelbau soll viel früher eigenständig forschen dürfen und sollte sicher auch mehr Geld bekommen.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 11:05

folgsam hat geschrieben:Du kannst aber auch nachvollziehen, dass Kinder aus so genannten 'bildungsfernen' Haushalten durch eine wie auch immer geartete Studiengebühr überdurchschnittlich häufig daran gehindert werden, ein Studium anzutreten und dass dies nichts ist, was man in einer gleichberechtigten und sozialen Gesellschaft wollen kann?

hier laufen mehrere Threads durcheinander. Die Frage ist, wieviel Bildung sich der Staat leisten kann oder will. Als ich studierte wurde gerade die Regelstudienzeit eingeführt. Es gab eine Menge Studenten, die gar nicht mehr studierten, sondern nur noch eingeschrieben waren, weil sie sich so billig krankenversichern konnten und jobbten dann. Gab einen Riesen-Aufstand, hat sich dann aber gelegt.

Studiengebühren finde ich vom Ansatz her nicht schlecht. Wie auch schon andere sagten, führt ein Studium oft dazu, dass man dann auch einen gut bezahlten Job bekommt. Dafür kann man der Gesellschaft ruhig wieder etwas zurückgeben. Meiner Meinung nach sollte man Stipendien vergeben, die, je nach akutellem Verdienst, dann mehr oder weniger vollständig zurückgezahlt werden müssen oder eben auch nicht. Das hätte dann den Vorteil, dass es nicht darauf ankommt, was die Eltern verdienen, sondern wie sehr ein Mensch vom Studium profitiert.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Julia » Sa 14. Nov 2009, 11:37

xander1 hat geschrieben:Ich hätte nicht gedacht, dass Studiengebühren wirklich mehrheitsfähig sind.

Ich glaube wir leben halt auch in einer Gesellschaft, in der man niemandem etwas gönnt, dem Hartz 4 Empfänger nichts, den Studenten erst recht nichts und schießt sich damit auf lange Sicht selbst ins Knie.

Ich meine man reißt sich den Ar*** auf (bei uns heißt das Motto jedenfalls: "Ein Leben neben der Uni wird überschätzt."), verdient die ganze Zeit kein Geld, im Gegenteil hat man einen Haufen Bafögschulden, wenn man mit dem Studium fertig ist und wird dann noch von den ach so hart Arbeitenden schief angeschaut, obwohl man mit ihnen aufsteht, aber nach ihnen nach Hause kommt und dann noch lange keinen Feierabend hat, wenn andere in den Urlaub fahren lernt man auf Prüfungen und Wochenende heißt eh nur vorlesungsfreie Zeit (ich schreibe diese Zeilen gerade aus der Unibibliothek).

Ich meine Semmeln beim Bäcker verkaufen kann ja fast jeder, ist es zu viel verlangt, wenn man auch Leuten Wertschätzung gegenüber aufbringt, die eben auch anderes leisten können und bereit sind das zu tun und zwar unter anderem auch zum Wohle der Gesellschaft?

Vor allem geht die Ökonomisierung auch auf Kosten des sozialen Engagements und der außerfachlichen Weiterbildung der Studenten, darüber dass die "jungen Leute" sich für nichts mehr interessieren und Drogen nehmen um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen jammert man dann in einem anderen Thread.
Ich denke Bildung umfasst mehr als nur Studieninhalte und die Fähigkeit ein Bewerbungsschreiben zu verfassen, aber vielleicht bin ich altmodisch.

Ach ja, die Studiengebühren werden so dringend benötigt, dass man bei uns von dem Geld Windowslizenzen kauft, weil man nicht weiß wohin sonst mit all dem Geld.

*sich wieder abregt*
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 11:56

Julia hat geschrieben:Ich meine Semmeln beim Bäcker verkaufen kann ja fast jeder, ist es zu viel verlangt, wenn man auch Leuten Wertschätzung gegenüber aufbringt, die eben auch anderes leisten können und bereit sind das zu tun und zwar unter anderem auch zum Wohle der Gesellschaft?

was glaubst Du wohl, wie viele Menschen studieren, weil sie das Wohl der Gesellschaft vor Augen haben?
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Julia » Sa 14. Nov 2009, 12:04

Keine Ahnung, soll ja noch Idealisten geben. Ich für meinen Teil möchte schon meinen Beitrag leisten und mich dort einbringen, wo ich nützlich bin und wo man etwas mit meinen Fähigkeiten anfangen kann, falls ich solche denn habe.
Natürlich bereitet mir das auch einfach Freude, ganz selbstlos ist das nicht, aber was ist gegen Spaß an der Arbeit einzuwenden...

Und ich kann die Frage auch zurückgeben: Wer arbeitet zum Wohle der Gesellschaft und nicht nur für den eigenen Geldbeutel?
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 12:27

Julia hat geschrieben:Und ich kann die Frage auch zurückgeben: Wer arbeitet zum Wohle der Gesellschaft und nicht nur für den eigenen Geldbeutel?

jeder, der das nicht auf seine Fahnen schreibt, hat kein Problem damit.

Nicht nur in der Retrospektive war das Studium die schönste Zeit meines Lebens. Ich bekam kein BAFÖG, sondern Halbwaisenrente, und kam damit, 'sponsored by Mutti' und mit diversen Jobs an der Uni so in Etwa über die Runden. Gegen Ende des Studiums hatte ich ca. 10 TDM mehr ausgegeben als ich zur Verfügung hatte. Hab's aber nicht bereut und nach ein paar Jahren war ich 'eben'. Ich hätte es verstanden, falls 'die Gesellschaft' von mir einen Ausgleich in Form von Studiengebühren eingefordert hätte.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Julia » Sa 14. Nov 2009, 12:51

El Schwalmo hat geschrieben:jeder, der das nicht auf seine Fahnen schreibt, hat kein Problem damit.

Nunja, die Leute die Kinder kriegen erwecken ja auch ständig den Eindruck, dass sie das für meine Rente tun...

Ich weiß nicht wie ein Studium zu deiner Zeit ablief, aber wenn schon Schulkinder ein "Burnoutsyndrom" haben, stimmt etwas nicht.

"Depressionen bei Schülern nehmen seit etwa acht Jahren stark zu", sagt Hans-Jürgen Tölle vom Zentralen Schulpsychologischen Dienst der Stadt München. "Bei etwa der Hälfte unserer Beratungen geht es um Depressionen." Hauptgruppe seien Zehn- bis Zwanzigjährige, aber es gebe auch schon Siebenjährige, die sich dem schulischen Druck nicht gewachsen fühlten. Tölle sieht die Ursachen dieser frühen Depression aber vor allem im gesellschaftlichen Umbruch. "Die trostlose Zukunftsperspektive, die drohende Arbeitslosigkeit, das Fehlen von Bindungsstrukturen und die allgemeine Sprachlosigkeit in den Familien - da stellt sich bei den Kindern oft das Gefühl ein, nicht gewünscht zu sein."

Hinzu kämen die schulischen Belastungen, die extrem zugenommen hätten. "Unser Schulsystem ist nicht fördernd. Die frühe Selektion und zu hören, dass man nichts kann und nichts taugt, führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Die Kinder erfahren, dass sie ohnehin keinen Einfluss auf ihr Leben haben. Das sind eigentlich alles strukturelle Probleme, aber die haben Auswirkungen bis ins alltägliche Detail."


Ist das die Gesellschaft in der wir leben wollen?
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon jackle » Sa 14. Nov 2009, 13:03

Julia hat geschrieben:Ist das die Gesellschaft in der wir leben wollen?


Wenn du dir dann noch die Frage stellst, was der Gender-Feminisums mit den Problemen zu tun haben könnte (und nicht nur die böse ausbeuterische Wirschaft), dann hast du es glaube ich ...
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon smalonius » Sa 14. Nov 2009, 13:05

Ich hab mir das schon bei stines Sozialstaat-Thread gedacht: bevor ich mir eine endgültige Meinung bilde, würde ich mir erst gerne den Bundeshaushalt ansehen, um überhaupt eine Vorstellung zu bekommen, von welchen Beträgen und von welchen Verhältnissen zu anderen Resorts wir sprechen.

Die öffentlichen Ausgaben für die Hochschulen nahmen zwischen 1995 und 2005 um ebenfalls 13 Prozent auf 18,4 Milliarden zu und sind für 2008 mit 20,7 Milliarden Euro veranschlagt.

http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/249/449972/text/

Zum Vergleich:
Stärker stiegen dagegen etwa die öffentlichen Ausgaben für Kindertageseinrichtungen, und zwar von 1995 bis 2005 um 25 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro, die 2008 demnach auf 11,5 Milliarden Euro anwachsen.

Allerdings scheinen die Länderkassen hier einiges beizusteuern. Der Bundeshaushalt für Bildung und Forschung liegt bei 10 Mrd. EUR.

Noch ein Vergleich: Verteidigungsministerium liegt bei 30 Mrd. Kohlesubvention bei 2,5 Mrd. jährlich.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 13:40

Julia hat geschrieben:ist das die Gesellschaft in der wir leben wollen?

irgendwie sehe ich den Zusammenhang mit meinem Posting nicht.

Aber wenigstens hast Du Jackle ein Zuckerle gegeben. Wenn es nach ihm ginge, würdest Du Dein Studium abbrechen, vom Staat bezahlte Familienmanagerin werden und einem Mann fünf Kinder gebären und großziehen. Dann hättest Du etwas für das Wohl der Gemeinschaft getan.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Julia » Sa 14. Nov 2009, 14:16

El Schwalmo hat geschrieben:irgendwie sehe ich den Zusammenhang mit meinem Posting nicht.

Ich denke, dass Studiengebühren (und damit der zusätzliche Druck so schnell wie möglich das Studium so gut wie möglich zu beenden), die "Verschulung" des Studiums, die Tendenz immer mehr in immer kürzerer Zeit lernen zu müssen (gilt auch für Schulen) negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft hat.

Falls ihr meint es ginge mir nur um die 500 Euro, ich zahle gar keine Studiengebühren, weil mein Vater zum Wohle der Gesellschaft viele Kinder in die Welt gesetzt hat...

Jedenfalls, wenn meine Mutter von ihrer (abgebrochenen) Studienzeit erzählt, dann hat das überhaupt nichts mit meinem Alltag gemein, da hat sich schon einiges gewandelt (wobei es vielleicht auch ein bisschen auf das Studienfach ankommt, leugne ich nicht) und nicht nur zum Positiven.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Zappa » Sa 14. Nov 2009, 15:01

Julia hat geschrieben: ... der zusätzliche Druck


Ich nenne sowas Eustress, Prost :kaffee:

Im Ernst, die Argumentation auf Steuerzahlerkosten mal so lustig in den Tag hinein studieren zu dürfen, hat schon was unverschämtes.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon jackle » Sa 14. Nov 2009, 15:40

Julia hat geschrieben: Ich denke, dass (...) die Tendenz immer mehr in immer kürzerer Zeit lernen zu müssen (gilt auch für Schulen) negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft hat.


Ja ja, was alles negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hat… Wie wäre es mit der zunehmenden Perspektivlosigkeit der männlichen Jugend, der man bis heute jegliche gezielte Förderung verweigert und die schon in der Schule klar benachteiligt wird?

In unserer Gesellschaft geschieht alles nur noch im Interesse der Wirtschaft. Der Mensch hat sich hinten anzustellen. Doch wer ist der Schwächste in diesem Spiel? Richtig, die Kinder. Die Emanzipation der Frauen wurde auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen. Die sind entweder arm, oder sie entstehen erst gar nicht mehr. Blöder geht’s nimmer.

Die Wirtschaft brauchte möglichst qualifizierte, billige Arbeitskräfte, und da hat man das brachliegende Potenzial bei den Frauen entdeckt und prompt die Emanzipation erfunden. Egoistische Frauen, die das vehement vertraten, waren schnell gefunden. Zukunft? Reproduktion des Humanvermögens? Wen interessiert das schon: das Öl pumpen wir doch auch ständig aus dem Boden, ohne für Ersatz zu sorgen. Was braucht man Erneuerung? Entsprechend antwortete die 2-fache Bundesverdienstkreuzträgerin Alice Schwarzer auf die Frage des Spiegels, ob ihr die niedrigen Geburtenraten keine Sorgen bereiteten: Nicht die Bohne.

Und die Welt berichtet: Unter von der Leyen hat in der Familienpolitik ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Früher stand das sozialpolitische Ziel im Vordergrund, Familien materiell vor allem durch Kindergeld und steuerliche Vorteile zu fördern. „Das Ziel heute ist es, die Erwerbstätigkeit der Mütter zu steigern“, sagt Familienexperte Stefan Fuchs vom Institut für Demografie, Allgemeinwohl und Familie (IDAF). An der Norm der doppelt berufstätigen Eltern setze nicht nur das einkommensbezogene Elterngeld an, sondern auch der Krippenausbau und die Reform des Unterhaltsrechts.

Ein Heer an Arbeitslosen, zunehmende Armut, Bildungsdefizite und Gesundheitsprobleme bei den Kindern, aber dennoch soll die Erwerbstätigkeit von Müttern gesteigert werden??? Ja wie blöd ist denn das?

In den letzten 25 Jahren hatten wir ausschließlich Bundesfamilienministerinnen, und diese Damen haben mit Ihrer Inkompetenz und ihrer ideologischen Verblendung maßgeblich dazu beigetragen, das dieses Land nun die Segel streicht. Sie haben zu einer zunehmenden Verrohung dieser Gesellschaft beigetragen, weil ursprüngliche weibliche Werte nichts mehr gelten.

Und die Männer? Die hat man völlig ins Abseits geschoben. Wie soll denn ein Kapitän oder Matrose, der mit seinem Schiff auf der Strecke Hamburg-Shanghai unterwegs ist, eine Familie haben? Das geht nur, wenn seine Frau die Erziehung der Kinder übernimmt. Aber das ist ja heute nicht mehr erwünscht. Und wenn es doch noch gemacht wird, dann geht das praktisch nur noch in Armut, weil die vielen weiblichen Erwerbspersonen die Löhne immer weiter gesenkt und den Konkurrenzkampf auf den Arbeitsmärkten immer mehr angehoben haben.

Das ist eine Gesellschaft der zusammenhangslosen Elementarteilchen geworden. Nun fehlt nur doch ein Grundeinkommen, d.h. die nächste bescheuerte Ideologie. Erst schiebt man jede menschliche Kompetenz in den Rachen der Wirtschaft, die diese Massen aber nicht gebrauchen kann, vernachlässigt dafür die Reproduktion (wie gesagt: hat man ja schon beim Öl gesehen, dass man heute nix mehr erneuern braucht – Nachhaltigkeit: was ist das?), und dann heißt es plötzlich: Die Arbeit schwindet. Wir brauchen weder Erwerbs- noch Nachwuchsarbeit, sondern nur noch Einkommen. Dann würde jeder lebenslänglich eine Rente vom Staat bekommen, wäre seine eigene Insel, könnte den ganzen Tag vor irgendeinem PC oder einer Glotze herumlungern und respektlose Scheiße ins Off pusten.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon folgsam » Sa 14. Nov 2009, 15:56

Die Frage die man sich bei jeder Form von Gebühren auf Bildung stellen muss ist eine ganz einfache: Soll Bildung, auch höhere, abseitige, spezialisierte, traumtänzerische und in Elfenbeintürmen verborgene, gefördert werden und zu den ersten Zielen des Staates gehören, oder nicht?

Wenn man bei dem Gedanken, dass durch Studiengebühren und ähnliche Hürden auch nur wenige Tausend (wobei es in Wirklichkeit sehr viel mehr sind) jedes Jahr davon abgehalten werden einen höheren Bildungsweg einzuschlagen, nicht zumindest ein leises unwohlsein befällt, der soll sich fragen, ob die daraus erwachsenden Konsequenzen wirklich wünschenswert sind.


Zudem: zu sagen, man könne ja jetzt dafür zahlen (wovon eigentlich, aus welchem reichen Vermögen soll ich schöpfen?), man bekomme ja später ohnehin einen gut bezahlten Job, der soll bedenken, dass man später dann auch umso mehr Steuern zahlt.
Also warum soll der Staat nicht in seine eigene Zukunft investieren, indem er sovielen Leuten wie möglich ein Studium ermöglicht.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon folgsam » Sa 14. Nov 2009, 15:58

Dr. Ohnemoos hat geschrieben:Für mich ist die krasseste Ungerechtigkeit, das Langzeit-Wohlfahrtsempfänger, die gar nichts tun, drastisch besser gestellt sind als Studenten. Das ist doch irgendwie komisch, oder nicht ? In DIESEM Fall wäre ich dafür, das Geld lieber Studenten zu geben.


Klar, sollen diese faulen Almosenempfänger doch in Suppenküchen schlange stehen. Gute Idee, und so progressiv.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon folgsam » Sa 14. Nov 2009, 16:02

El Schwalmo hat geschrieben:Die Frage ist, wieviel Bildung sich der Staat leisten kann oder will.


Es ist meine feste Überzeugung, dass eine höchstmögliche Bildung für jeden seiner Bürger eines der ersten Ziele des Staates sein muss und Studiengebühren laufen dem Diametral entgegen.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon Zappa » Sa 14. Nov 2009, 18:34

folgsam hat geschrieben:Die Frage die man sich bei jeder Form von Gebühren auf Bildung stellen muss ist eine ganz einfache: Soll Bildung, auch höhere, abseitige, spezialisierte, traumtänzerische und in Elfenbeintürmen verborgene, gefördert werden und zu den ersten Zielen des Staates gehören, oder nicht?


Ich denke das sollte man nicht reglementieren, Die Leute sollen das "Risiko" für sie interessante und zukunftsorientiert Studiengänge zu belegen selber tragen und finanzieren. Solch ein System ist viel flexibler.

Wenn man unbedingt will, kann man den Leuten lediglich auferlegen einen gewissen Prozentsatz des späteren Einkommens zurückzuzahlen, dann ist das Risiko kalkulierbar. Ich wäre aber für ein Mindestbetrag, der auf jeden Fall zurück gezahlt werden muss.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 18:48

folgsam hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Die Frage ist, wieviel Bildung sich der Staat leisten kann oder will.

Es ist meine feste Überzeugung, dass eine höchstmögliche Bildung für jeden seiner Bürger eines der ersten Ziele des Staates sein muss und Studiengebühren laufen dem Diametral entgegen.

es ist immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Es macht wenig Sinn, Akademiker auszubilden, wenn es nachher für diese Menschen keine Jobs gibt. Es ist blauäugig, die Augen davor zu verschließen, dass es einen Kampf um knappe Ressourcen gibt. Die Frage ist nicht, ob selektiert wird, sondern wann. In der Gegend, in der ich groß geworden bin, gibt es eine TH. Die 'siebten' zu Beginn, aber die, die dort einen Abschluss machten, hatten einen Job meist schon in der Tasche, bevor sie die letzte Prüfung ablegten.

Ist es besser, möglichst vielen ein Diplom in die Hand zu drücken und Firmen die Selektion der Bewerber zu überlassen?

Als ich studierte, waren gerade Zwischenprüfungen eingeführt worden. Auch wenn das merkwürdig klingt, auf Wunsch der Studierenden. Bisher war nämlich die Abschlussprüfung die erste Prüfung. Das konnte bitter werden, für Prüfer und Prüfling.

Soll es sich eine Gesellschaft leisten, möglichst viele Menschen möglichst lange das tun zu lassen, was sie gerne möchten? Oder geht es darum, etwas zu vermitteln, was die Gesellschaft braucht? Dazu kann auch gehören, dass man sich in möglichst kurzer Zeit das aneignet, was verlangt wird.
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Re: Audimaxbesetzung zu Potsdam

Beitragvon El Schwalmo » Sa 14. Nov 2009, 18:50

jackle hat geschrieben:
Julia hat geschrieben: Ich denke, dass (...) die Tendenz immer mehr in immer kürzerer Zeit lernen zu müssen (gilt auch für Schulen) negative Auswirkungen auf unsere Gesellschaft hat.

[ ... ]

fasse Dich doch kürzer und sage, dass man die Details bei Mersch nachlesen kann. So sparst Du Bandbreite, und jeder, der es möchte, kann die Details bei Mersch nachlesen.
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