Staatssysteme kontra Christen

Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Do 19. Nov 2009, 09:12

Ist der neue Atheismus die Folge von 20 Jahren sozialistischer Erziehung?
Vielen Unterlagen zufolge wurden Christen, die sich anstatt zur Jugendweihe zur Kommunion, Firmung oder Konfirmation bekannten, von der Stasi überwacht, aus den Universitäten ausgeschlossen und teilweise auch wegen ihres freien Gedankenguts verfolgt.
Stasiakten belegen heute, dass Priester in der DDR als Staatsfeinde galten und nicht selten mit einem Unfalltod zu rechnen hatten.
Sind Christen mit ihrer Vorstellung des freien Willens potentielle Staatsfeinde?
Und spüren wir nun die Folgen einer sozialistisch erzogenen Arbeiterjugend, die Atheismus als Lehrfach verordnet bekam?

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 19. Nov 2009, 10:27

stine hat geschrieben:Ist der neue Atheismus die Folge von 20 Jahren sozialistischer Erziehung?
2 x Nein. Denn es gibt keinen "neuen Atheismus", dies ist nur ein Kampfbegriff klerikaler Fundis und der Atheismus selber ist keine Folge sozialistischer Erziehung. (das verbitte ich mir! :/ )
stine hat geschrieben:Stasiakten belegen heute, dass Priester in der DDR als Staatsfeinde galten und nicht selten mit einem Unfalltod zu rechnen hatten.
Nun übertreib mal nicht, wir sind hier weder bei kreuz.net, der Bild-Zeitung oder im Privatfernsehen. "Nicht selten mit Unfalltod" ist wohl eher auch ein Fundamentalistenkampfmärchen klerikaler Verschwörungstheoretiker - auch wenn auch "nur" ein "vorsätzlicher Unfalltoter" ein Ausdruck butalem Terrors und Unrechtsregimes ist.
stine hat geschrieben:Sind Christen mit ihrer Vorstellung des freien Willens potentielle Staatsfeinde?
Nein, denn es gibt sie nicht. Christentum per se und per Selbstdefinition ist schon kein freier Wille mehr. Und in der Praxis auch schon recht deutlich. (und mal die Kampffrage ob es überhaupt einen freien Willen gibt mal ganz weglassend. Dies ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt (und auch eine Frage der Definition) und zu viele Experten wollen und/oder können da mit "neuen Erkenntnissen" in die Fach- oder Trivialmedien kommen. )
stine hat geschrieben:Und spüren wir nun die Folgen einer sozialistisch erzogenen Arbeiterjugend, die Atheismus als Lehrfach verordnet bekam?
Leider nicht oder (hier) zumindest zu wenig. Wäre wenigstens ein Vorteil, den die DDR gehabt hätte, :santagrin:
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Do 19. Nov 2009, 12:11

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Stasiakten belegen heute, dass Priester in der DDR als Staatsfeinde galten und nicht selten mit einem Unfalltod zu rechnen hatten.
Nun übertreib mal nicht, wir sind hier weder bei kreuz.net, der Bild-Zeitung oder im Privatfernsehen. "Nicht selten mit Unfalltod" ist wohl eher auch ein Fundamentalistenkampfmärchen klerikaler Verschwörungstheoretiker - auch wenn auch "nur" ein "vorsätzlicher Unfalltoter" ein Ausdruck butalem Terrors und Unrechtsregimes ist.

Muss ich alles glauben was der Spiegel schreibt?
Ist die SZ der Maßstab?
Welche Zeitung ist denn unpropagandistisch und neutral?
Wenn ich einem Filmbericht der öffentlich rechtlichen Fernsehanstalt zum Thema Stasiakten nicht Glauben schenken darf, wem denn dann?

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 19. Nov 2009, 12:24

Belege mal "nicht selten", wie viel waren es denn tatsächlich? Oder ist es nicht eher so, dass viele die mehr oder weniger gerne still mitgelaufen sind, heute einfach eine Ausrede brauchen?
Und - gerade kirchliche Interessensvertreter - nutzen gerne im Nachhinein diese Ausrede, dies war/ist bezüglich der Nationalsozialisten so, dies ist/war auch bezüglich der nationalen Sozialisten so.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Do 19. Nov 2009, 12:53

@stine: Sag doch mal verbindlich was du denkst, anstatt dich hinter Fragezeichen zu verkriechen. Dann frage ich dich nämlich, woher du das weißt oder wie du darauf gekommen bist, und wie ich dich hier bisher wahrgenommen habe, wirst du das selber nicht wissen.

Wie würdest du auf folgende Fragen reagieren: "Fördert Katholizismus das Kannibalentum? - schließlich war Meiwes ein Katholik- und wie hoch ist die Dunkelziffer?" oder "Sind die katholischen Kindermörder wie Magnus Gäfgen nur die Spitze des Eisberges einer menschenfeindlichen Religion?".
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Do 19. Nov 2009, 12:59

Meine Meinung dürfte hinlänglich bekannt sein.
Die Fragezeichen stehen für Meinungen zum Thema.

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Do 19. Nov 2009, 14:01

stine hat geschrieben:Ist der neue Atheismus die Folge von 20 Jahren sozialistischer Erziehung?
Vielen Unterlagen zufolge wurden Christen, die sich anstatt zur Jugendweihe zur Kommunion, Firmung oder Konfirmation bekannten, von der Stasi überwacht, aus den Universitäten ausgeschlossen und teilweise auch wegen ihres freien Gedankenguts verfolgt.
Stasiakten belegen heute, dass Priester in der DDR als Staatsfeinde galten und nicht selten mit einem Unfalltod zu rechnen hatten.
Sind Christen mit ihrer Vorstellung des freien Willens potentielle Staatsfeinde?
Und spüren wir nun die Folgen einer sozialistisch erzogenen Arbeiterjugend, die Atheismus als Lehrfach verordnet bekam?


Ja. So hatte es doch auch was Gutes!
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Do 19. Nov 2009, 14:35

ujmp hat geschrieben:Ja. So hatte es doch auch was Gutes!

Wenn das deine ehrliche Meinung über die verbleibende Verblendung einer ganzen Generation ist, dann bedanke ich mich jetzt schon mal ganz herzlich für die Hinterlassenschaft der EX-DDR. :(

Die Verfolgung und/oder Verurteilung bestimmter Glaubensgruppen sollte für einen gebildeten Hochschüler eigentlich kein Thema sein. Wenn das die Folge von Bildung für alle ist...

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon Arathas » Do 19. Nov 2009, 15:03

Ich lenke das Thema mal kurz in eine andere Richtung, weil meine Frage auch was mit Staatssystemen kontra Christen zu tun hat:

Politiker müssen bei ihrer Vereidigung ja, soweit ich weiß, auf die Bibel schwören. Ist das überhaupt noch so? Wenn nicht, erübrigt sich natürlich meine Frage. Wenn doch, dann frag ich mich, ob es schonmal einen hochrangigen Politiker gab, der ganz bewusst nicht auf die Bibel schwor, weil er Atheist war. Ist euch sowas bekannt? Würde mich mal interessieren. Und würde meinen Respekt für den/die PolitikerIn sicher nach oben treiben.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 19. Nov 2009, 15:10

Arathas hat geschrieben:Politiker müssen bei ihrer Vereidigung ja, soweit ich weiß, auf die Bibel schwören.
Nein
"Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden." (Art. 56 Satz 2 GG)

Arathas hat geschrieben: Wenn doch, dann frag ich mich, ob es schonmal einen hochrangigen Politiker gab, der ganz bewusst nicht auf die Bibel schwor, weil er Atheist war. Ist euch sowas bekannt?
Zypries, Schröder (Gerhard, Ex-Bundeskanzler), Fischer ("Joschka"), Oskar Lafontaine (damals noch SPD), Otto Schily (damals schon SPD), Walter Riester, Edelgard Bulmahn, Bodo Hombach, Jürgen Trittin ...


Nachtrag (ich kann googlen :santagrin: ): http://www.humanistische-aktion.homepag ... de/eid.htm
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon Arathas » Do 19. Nov 2009, 15:22

Ah, OK. Na, wenn es nicht Pflicht ist, dann ist klar, dass viele es nicht tun. Ich dachte wirklich, dass man noch auf die Bibel schwört.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Do 19. Nov 2009, 15:33

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ja. So hatte es doch auch was Gutes!

Wenn das deine ehrliche Meinung über die verbleibende Verblendung einer ganzen Generation ist, dann bedanke ich mich jetzt schon mal ganz herzlich für die Hinterlassenschaft der EX-DDR. :(

Die Verfolgung und/oder Verurteilung bestimmter Glaubensgruppen sollte für einen gebildeten Hochschüler eigentlich kein Thema sein. Wenn das die Folge von Bildung für alle ist...


Jetzt bin ich erleichtert, dass du das, was ich dir in meiner vorherigen Antwort vorschnell unterstellt hatte, nachträglich rechtfertigst. Es geht dir mal wieder nur oberflächliche Polemik gegen Andersdenkende. Man darf ruhig annehmen, dass der Atheismus sich in einem naturwissenschaflich orientiertem Bildungssystem ganz von selbst einstellten wird - solange keine gezielte andersgeartete Indoktrination erfolgt. Man unterschätzt die Menschen in der DDR, wenn man meint, dass man sie so mirnichstdirnichts mit einer Ideologie hätte vollstopfen können. Der Beweis dafür ist nicht zuletzt die Abschaffung der DDR durch ihre Einwohner selbst, die gesagten haben "Nein, das wollen wir nicht".
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Do 19. Nov 2009, 16:40

ujmp hat geschrieben:...dass der Atheismus sich in einem naturwissenschaflich orientiertem Bildungssystem ganz von selbst einstellten wird - solange keine gezielte andersgeartete Indoktrination erfolgt.
Ich hätte nicht vermutet, dass die Indoktrination der SED naturwissenschaftlicher Art war. :/
Dass sich die Christen mit dem Boykott der Jugendweihe bewusst und für alle sichtbar dem Regim entgegenstellten, ist dann also nach deiner Meinung gar nicht relevant?

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Do 19. Nov 2009, 21:19

stine hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:...dass der Atheismus sich in einem naturwissenschaflich orientiertem Bildungssystem ganz von selbst einstellten wird - solange keine gezielte andersgeartete Indoktrination erfolgt.
Ich hätte nicht vermutet, dass die Indoktrination der SED naturwissenschaftlicher Art war. :/
Dass sich die Christen mit dem Boykott der Jugendweihe bewusst und für alle sichtbar dem Regim entgegenstellten, ist dann also nach deiner Meinung gar nicht relevant?

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Die SED-Indoktrination war wenistens nicht antiwissenschaftlich. Der Marxismus dieser Prägung hatte sogar selbst den Anspruch, wissenschaftlich zu sein.

Der Hauptgrund für begrüßenswerten den Erfolg des Atheismus im Osten dürfte die Trennung von Kirche und Staat gewesen sein. Religion war Privatsache, die Kirche hatte im Staat nix zu sagen. Ich find die jetzt herrschende Meinungsfreiheit unbedingt besser und kann auch einen Meisner oder Mixa aushalten. Die Kirche darf aber keine Staatsgewalt haben, auch nicht hinten herum über das Bildungssystem. Das ist nicht gegen das Christentum, nur gegen m.E. ungerechtfertigte Machtansprüche des Christentums.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 07:50

Hätten aber nicht ein paar wenige dem Christentum und den Kirchen die Stange gehalten, hätte man keinen rechtsfreien Raum für Versammlungen und das Drucken von Hetzschriften zur Verfügung gehabt.
Die Trennung von Staat und Kirche mag schon gerechtfertigt sein, aber die Religion gehört als mutmachendes Standbein und als Ausgleich zur politischen Hörigkeit unbedingt in das menschliche Leben.
Wie man in der DDR gesehen hat, galten genau deswegen die Christen als Staatsfeinde.

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Fr 20. Nov 2009, 09:27

Ich will den Beitrag der Kirchen zur Wende in der DDR nicht herunterspielen. Die treibenden Kräfte waren sie aber m.E. nicht. Ich kann nicht sehen, dass die Wende signifikant von einer Glaubensbewegung getragen worden wäre. Die Kirchen waren ein Treffpunkt für Andersdenkende, aber nicht der Ausgangspunkt. Die Menschen wollten Freiheit und nicht Religion. Es gab sicherlich auch reaktionäre Kräfte, die sich unter dem Dach der Kirchen gegen das SED-Regime versammelten.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 09:55

Ja - sicher, aber genau die Menschen, die unermüdlich an den Kirchen und den Glauben daran, dass der Mensch ein freier Mensch mit freiem Willen ist, festgehalten haben, haben diesen Freiraum der inspirativen Zusammenkunft so lange offen gehalten.
Hätten alle nach den Tönen der SED getanzt, wäre selbst dies so nicht mehr möglich gewesen.
Ich finde schon, dass der christliche Glaube, hier als Gegner einer weltlichen Herrschaft, unverkennbar Vorschub geleistet hat.

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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon ujmp » Fr 20. Nov 2009, 13:23

Der Aspekt der Willensfreiheit spielt außerhalb dieses Forums unter den Christen kaum eine Rolle und ein Kommnist wird in der Regel die Willenfreiheit auch gar nicht leugnen. Wenn sich Christen jetzt als Urheber der Wende stilisieren, ist das völlig überzogen. Die Menschen interessierten sich nicht für Philosophie oder Theologie, sie wollen erstmal nur frei sein. Viel wichtiger für die Mobilisierung einer Massenbewegung, die den Mut hat, sich gegen das Regime zu stellen, war m.E. Gorbartschow.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon Sabrist » Fr 20. Nov 2009, 16:53

Ach stine, deine fanatischen prochristlichen Flammschriften sind fast schon erheiternd.
Jetzt also möchtest du die Kirche zum DDR-Freiheitsheld hoch stilisieren, wie absurd!
Die Kirche war in der DDR genau angepasst und genauso unangepasst wie alle anderen auch. Musterbeispiel Angela Merkel: die Pastorentochter entstammt einem vortrefflich systemtreuen Pastorenhaushalt der DDR.

Als Staatsbürger eines sozialistischen Landes sehen wir uns vor die Aufgabe gestellt, den Sozialismus als eine Gestalt gerechteren Zusammenlebens zu verwirklichen.
Erklärung der evangelischen Bischöfe, Kloster Lehnin vom 15. Februar 1968
Genau derselbe Bla, den man auch von den SED-Funktionären hörte.
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Re: Staatssysteme kontra Christen

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 17:26

Wenn Kirche und Gläubige so staatskonform gewesen wären, wie du schreibst und zitierst, dann wundert doch, dass die Parteiführung erkennbar Gläubige wegen "politischer Unreife" aus den Universitäten ausschloss und die Familien durch die Stasi derart bespitzeln ließ, als wären sie Schwerverbrecher.
Worin lag denn nun ihr Verschulden genau?
War es nicht doch das freiere Denken und die Unlust an der Anpassung an ein vereinnehmendes sozialistisches Gedankengut?

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