Einfache Frage: Was ist Gott?

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Mi 6. Jan 2010, 22:47

Nanna hat geschrieben:Judenfeindliche Karikaturen sind genauso niveaulos wie moslemfeindliche.

Mensch Nanna, mach mal halblang! Diese Karrikaturen waren doch nicht moslemfeindlich! Das war ganz normale Satire! Was ist den daran moslemfeindlich? Das ist einfach nur lustig!

Bild

Wenn Monty Pyton den Herrn Jesus auf die Schippe nimmt, können auch Christen lachen. Die Muslime haben sich - abgesehen davon, dass die sich auch ohne Grund furchtbar gerne ereifern - außerdem über Karrikaturen ereifert, die in der dänischen Zeitung gar nicht vorkamen.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » Do 7. Jan 2010, 01:04

Ich bin nicht sicher, ob Evangelikale über Monty Pyton lachen werden. Davon abgesehen gab es in erster Linie Probleme mit Karikaturen, die Mohammed als Terroristen darstellen, und die Verärgerung darüber kann ich insofern verstehen, als dass das eben nicht nur der religiösen, sondern auch der historischen Figur Mohammed, nach allem, was die moderne (säkuläre westliche) Forschung über ihn herausgefunden hat, nicht gerecht wird. Die Frage ist, war es wirklich nötig, Öl ins Feuer zu gießen? Es hätte sicherlich satirische Wege gegeben, Probleme des Islam so darzustellen, dass es auch Moslems wirklich zum Nachdenken angeregt hätte.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Do 7. Jan 2010, 09:09

wikipedia hat geschrieben:Anfang 2006 erstellten die dänischen Imame Ahmad Abu Laban und Ahmed Akkari ein Dossier, in dem neben den originalen zwölf Karikaturen auch solche abgebildet waren, die nicht aus der Jyllands-Posten stammten und beleidigend-obszönen Inhalts waren,

Es war eine bewusst von den Imanen selbst geschürte Hysterie und Jyllands-Posten nur der willkommene Anlass. Wenn ihnen die hiesige Kultur nicht gefällt, sollen sie halt zuhause bleiben, aber das Geld, das sie hier verdienen, ist ihnen nicht unheilig genug. Gott ist nur ein Vorwand.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Do 7. Jan 2010, 19:43

Da fällt mir doch der schöne Witz mit dem Angler am See Genezaret ein:
Ist mir doch scheißegal, wer Dein Vater ist! So lange ich angle, rennt hier niemand übers Wasser!
Gibt es irgend einen Christen im Forum, dem das die Zornesröte ins Gesicht treibt?
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon stine » Fr 8. Jan 2010, 19:04

platon hat geschrieben:Ist mir doch scheißegal, wer Dein Vater ist! So lange ich angle, rennt hier niemand übers Wasser!
Ich könnte mir vorstellen, dass darüber sogar der Papst lacht!

:mg: LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Zappa » Fr 8. Jan 2010, 19:35

ujmp hat geschrieben:Das ist einfach nur lustig!

Bild


Das ist nicht nur lustig, sondern sehr gekonnte Bildersprache!

Kannte das Bild noch nicht, danke für die Bereicherung.
Benutzeravatar
Zappa
 
Beiträge: 1416
Registriert: Mi 29. Jul 2009, 19:20

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Zappa » Fr 8. Jan 2010, 19:39

Nanna hat geschrieben:Die Frage ist, war es wirklich nötig, Öl ins Feuer zu gießen? Es hätte sicherlich satirische Wege gegeben, Probleme des Islam so darzustellen, dass es auch Moslems wirklich zum Nachdenken angeregt hätte.


Ich denke ein Satiriker darf (soll?) sogar Öl ins Feuer gießen*. Wenn sich ein Satiriker Gedanken über Metaebenen machen soll, sind wir ja sofort im spröden Philosophie(pro)seminar und damit am Ende des Humors!

*Die Art der Reaktion korreliert mit der Reife der Persönlichkeit/Gruppe/Gesellschaft/Kultur.
Benutzeravatar
Zappa
 
Beiträge: 1416
Registriert: Mi 29. Jul 2009, 19:20

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Fr 8. Jan 2010, 20:25

Nanna hat geschrieben:war es wirklich nötig, Öl ins Feuer zu gießen? Es hätte sicherlich satirische Wege gegeben, Probleme des Islam so darzustellen, dass es auch Moslems wirklich zum Nachdenken angeregt hätte.

Ja, es ist bitter nötig, ansonsten ist es keine Satire. Satire ist weder politisch korrekt noch objektiv. Und es müssen auch nicht alle drüber lachen, aber ausreichend viele sollten es schon sein. Ob es ausreichend viele sind, merkt der Satiriker am besten, wenn er davon leben kann.
Und gib uns mal einen Tip, wie Du es auf satirischem Wege geschafft hättest, Probleme des Islam so darzustellen, dass es auch Moslems wirklich zum Nachdenken angeregt hätte - "ohne Öl ins Feuer zu gießen".
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » Fr 8. Jan 2010, 21:16

Ich halte nicht viel von Religion, aber ich sehe in dem exzessiven Extremismus kein Problem des Islams, sondern ein Problem der derzeitigen politischen, sozioökonomischen und kulturellen Situation in einigen arabischen (nicht muslimischen!) Ländern. So liegt der Extremismus im Jemen sicherlich nicht primär am Islam, sondern an der Tatsache, dass diese Land zu den ärmsten und ungebildetsten der Welt zählt. Das Beispiel Europas zeigt, dass es durchaus möglich ist, dass verschiedene weltanschauliche Konzepte friedlich koexistieren und in einigen Ländern mit vielen Muslimen, die nicht zum ursprünglichen Kerngebiet des Islam gehören, speziell in Südostasien, gibt es auch gute Tendenzen in diese Richtung.
Ein Umdenken haben diese Karikaturen bei fast allen Muslimen sicherlich nicht ausgelöst, im Gegenteil, sie bewirken, dass auch die gemäßigten Muslime mit den Fanatikern zur Solidarität gezwungen fühlen. Ein Umdenken findet in den jeweiligen Ländern derzeit durchaus statt, aber nicht was den Islam, sondern was den militanten Islamismus angeht. Das hat aber nichts mit heroischen Mohammedkarikaturen, sondern damit zu tun, dass die islamistischen Terroristen mittlerweile dutzendmal mehr Muslime getötet haben, als westliche "Imperialisten und Kreuzzügler". Der Islamismus leidet wegen seiner ziellosen Exzesse im muslimischen Mainstream mittlerweile unter einem gehörigen Glaubwürdigkeitsproblem, so dass sich mittlerweile sogar ältere Mitglieder der al-Qaida schon hie und da von Attentaten, beispielsweise gegen friedliche Touristen im Jemen, distanziert haben.

Und ansonsten ziehe ich für meinen Teil das persönliche Gespräch mit Muslimen vor, anstatt mir daheim vor dem PC eins ins Fäustchen zu lachen, dass Herr Weestergard es den Muslimen endlich mal allen gezeigt hat. Ich verbiete dem Herrn auch nicht die Feder, im Gegenteil, ich frage mich lediglich, ob es etwas feinsinnigere Satire nicht auch getan hätte. Oder zumindest eine, die die Sache trifft. Dieser Schwarz-Weiß-Blödsinn ist jedenfalls unter jedem kulturellen Niveau, mit dem sich das liberale Europa so gerne schmückt. Soweit meine (!) Meinung zu dem Thema.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Sa 9. Jan 2010, 11:08

Nanna hat geschrieben: Ein Umdenken haben diese Karikaturen bei fast allen Muslimen sicherlich nicht ausgelöst,

Diese Karikaturen dienten lediglich der Unterhaltung eines kleinen, dänischen Publikums. Ich habe kein Verständnis dafür, dass wegen solcher Zeichnungen Menschen ermordet werden sollen, ja ganze Nationen vernichtet werden sollen (symbolisch durch Verbrennung der Landesfahne) - ja die ganze westlich Kultur.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » Sa 9. Jan 2010, 15:51

Dafür habe ich genausowenig Verständnis und ich würde auch nicht im Traum die barbarischen Grausamkeiten rechtfertigen, die anlässlich dieser Karikaturen begangen wurden.

Ich beobachte nur mit Sorge, dass auf beiden Seiten sich so viele Leute blindlings polarisieren lassen. Gemäßigte Muslime und säkuläre Europäer, die im letzten Ägyptenurlaub vielleicht noch freundlich ein paar gebrochene, freundliche Sätze auf Englisch getauscht haben, lassen sich beide von den eigenen Extremisten als Geißeln nehmen. Bezeichnenderweise funkioniert dieser Mechanismus, den Dawkins auch immer wieder beschreibt, also dass die Frommen den Gemäßigten immer als die "besseren" Vertreter der eigenen Überzeugung erscheinen, auch bei den Säkulären. Auf der einen treiben islamistische Extremisten den Hass gegen den Westen auf die Spitze, auf der anderen Seite reizt ein dänischer Karikaturist die Meinungsfreiheit bis zur Schmerzgrenze aus, und beide Seiten bekommen von den jeweiligen gemäßigten Brüdern im Geiste Beifall, als gäbe es keine vernünftigen Zwischenpositionen mehr, als müsste man sich plötzlich zu einer der beiden Schwarz-Weiß-Positionen bekennen. Plötzlich sieht sich vom kleinen Bürger bis zum Intellektuellen jeder in einem epischen Kampf um die eigenen (muslimischen oder säkulären) Werte begriffen, dass man meinen könnte, in einen Monty-Python-Sketch geraten zu sein, wenn dieser Irrsinn nicht 140 Menschen das Leben gekostet hätte.

Warum ist es für viele so schwer, einfach zuzugeben, dass diese Karikaturen niveaulos und nicht gerade zwingend nötig waren (weil sie historisch unhaltbar sind, bei den Einheimischen Xenophobie schüren und Muslime unnötig beleidigen) und dass andererseits die heftige Reaktion der Gegenseite durch nichts zu entschuldigen ist und von großer geistiger Unreife zeugt? Damit verharmlost man nichts, aber man vermeidet es, sich vor den populistischen Karren spannen zu lassen. Ich vermisse einfach ein bisschen Vernunft in dieser ganzen Debatte, nicht nur bezüglich der Karikaturen, sondern was das Zusammenleben von Menschen verschiedener Weltanschauungen insgesamt angeht. Das ist aber doch genau das, für was die Brights ihrem Selbstverständnis nach stehen sollten, oder?
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Sa 9. Jan 2010, 16:31

Nanna hat geschrieben:Warum ist es für viele so schwer, einfach zuzugeben, dass diese Karikaturen niveaulos und nicht gerade zwingend nötig waren (weil sie historisch unhaltbar sind, bei den Einheimischen Xenophobie schüren und Muslime unnötig beleidigen) und dass andererseits die heftige Reaktion der Gegenseite durch nichts zu entschuldigen ist und von großer geistiger Unreife zeugt?

Das ist völliger Unsinn! Weder waren die Karikaturen niveauloser als irgendwelche Karikaturen, wie wir sie täglich in den Zeitungen über unsere Politiker sehen, noch haben Religionen irgend ein Sonderrecht auf spezielle Behandlung, die den Repräsentanten unseres Staates nicht zustünde. Was unsere Politiker ertragen müssen, müssen Religionen ebenso ertragen. Und wenn sie es nicht können, dann müssen sie es lernen.
Wenn für Karikaturen oder Satire oder Ironie schon vorher überlegt werden muss, was für schräge Reaktionen der Betroffenen sie evtl auslösen könnten, dann haben wir das Ende der Fahnenstange erreicht. Wer sich von Karikaturen, die nicht auf ihn persönlich abzielen, persönlich betroffen fühlt, sollte sich überlegen, ob er nicht professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollte, statt zu fordern, dass die Umgebung Rücksicht auf seine zarten Gefühle zu nehmen hat.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Sa 9. Jan 2010, 16:35

Nanna hat geschrieben:Warum ist es für viele so schwer, einfach zuzugeben, dass diese Karikaturen niveaulos und nicht gerade zwingend nötig waren (weil sie historisch unhaltbar sind, bei den Einheimischen Xenophobie schüren und Muslime unnötig beleidigen) und dass andererseits die heftige Reaktion der Gegenseite durch nichts zu entschuldigen ist und von großer geistiger Unreife zeugt?

...weil es dummes Zeug ist. Wenn wir das zugestehen, können sie sich willkürlich jedes beliebige Item unsrerer Kultur herauspicken und zum Kriegsgrund deklarieren. Und es wird dann nicht lange dauern, bis unsere Gedanken nach ihrer Pfeife tanzen - so wo deine: du scheinst schon einen Terrorschaden zu haben. Lässt sich hoffentlich therapieren...
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » So 10. Jan 2010, 13:31

Herta-Däubler Gmelin musste zurücktreten, weil sie Bush mit Hitler verglich, PETA wurde massiv für die Holocaust-Kampagne kritisiert, beides hatte nichts mit Religion zu tun und stellte trotzdem eine Grenzüberschreitung dar. Das war zwar keine Satire, aber einem Karikaturisten wäre es ähnlich ergangen, wenn er solche Karikaturen angefertigt hätte und das einem größeren Personenkreis bekannt geworden wäre, noch dazu in einer politisch unruhigen Zeit. Oder man denke an die Judenkarikaturen mit der großen Nase aus der NS-Zeit. Wenn das heute einer macht, darf er sich völlig zu Recht darauf gefasst machen, dass sich keiner für seine Meinungsfreiheit interessieren wird. Es gibt Karikaturen und Vergleiche, die bringen die Sache auf den Punkt und es gibt Karikaturen und Vergleiche, die einfach nur unsachlich sind und deren vorranginges Ziel nicht die Aufklärung, sondern die Diffamierung eines politischen Gegners ist - und wenn das der Fall ist, hat dieser auch jedes Recht sich darüber zu beschweren, wenn auch nicht das Recht zu illegalen und unethischen Mitteln wie Gewalt zu greifen.

Meinungsfreiheit schließt das Recht ein, sich schlecht zu benehmen, aber nicht das Recht, davon verschont zu werden, soziale Sanktionen dafür ertragen zu müssen. Wobei es mir darum gar nicht ging. Ich hätte Herrn Weestergard nicht von diesen Karikaturen abgeraten, weil ich Angst um seine Sicherheit oder die anderer westlicher Bürger gehabt hätte, sondern, weil ich nicht verstehe, warum man aggressive Symbolpolitik gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen führen muss, deren meiste Mitglieder absolut friedlich leben. Hilft es, gegen die Geldgier der Megachurches in den USA vorzugehen, indem man Jesus als verrückten Banker hinstellt? Da könnte ich auch verstehen, dass man sich im Vatikan unnötig attackiert fühlen würde. Eine Karikatur über pädophile Priester oder islamistische Prediger, gerne, das hat was mit der heutigen Realität zu tun. Sachliche Religionskritik, historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Person Mohammeds: jederzeit! Es muss eine angemessene Auseinandersetzug mit dem Propheten-Tabu des Islam geben. Aber dieser Angriff, der Milliarden Gläubige in Sippenhaft nimmt? Bringt's einfach nicht und ist für die kulturelle Verständigung kontraproduktiv, weil auf beiden Seiten dumpfe Klischees erfüllt werden. Wäre die Karikatur aus der Hand eines (Ex-)Moslem gekommen, würde ich die Sache womöglich anders sehen.
Ich kann zwar mit deinem Argument, platon, dass die Karikaturen oberflächlich gesehen nur die Person Mohammed betrafen, etwas anfangen. Aber andererseits dürfte klar sein, dass jemand, der Uncle Sam als Militaristen darstellt, es nicht auf eine bestimmte fiktive Person, sondern auf die US-Amerikaner als Kollektiv abgesehen hätte.

Übrigens, ujump, fehlende Argumente durch persönliche Diffamierungen zu ersetzen ("Terrorschaden, der therapiert werden muss"), das ist genau die Art von Umgang, die ich Herrn Weestergard und einer Reihe weiterer Personen vorwerfe. Aber danke für die Demonstration.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » So 10. Jan 2010, 13:57

Nanna hat geschrieben:Eine Karikatur über pädophile Priester oder islamistische Prediger, gerne, das hat was mit der heutigen Realität zu tun. Sachliche Religionskritik, historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Person Mohammeds: jederzeit! Es muss eine angemessene Auseinandersetzug mit dem Propheten-Tabu des Islam geben. Aber dieser Angriff, der Milliarden Gläubige in Sippenhaft nimmt?

Und was ist mit den tausenden nicht-pädophiler Priester? Die nehmen wir dann erlaubter Maßen in Sippenhaft während wir es bei den Muslimen mit ihrem völlig realitätsfremden Propheten-Tabu nicht dürfen? Sachliche Kritik taugt nicht für Karikatur und Ironie. Und der Analphabet Mohammed taugt nicht für eine historisch-kritische Auseinandersetzung. Wo bitte ist in Deiner Argumentationskette die Logik versteckt? Und warum hast Du sie versteckt, denn offensichtlich ist sie keineswegs. Und warum ist Uncle Sam, wenn es nach Dir ginge, von der Schutzbedürftigkeit ausgenommen?
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon JustFrank » So 10. Jan 2010, 14:24

Da muss ich Platon beipflichten. Es kann nicht sein, dass in einem Europa, dass Meinungs- und Pressefreiheit garantiert, eine Religion daher kommt und Menschen genau dafür mit dem Tode bedroht.

Und der mitteralterliche Unfug, an den Muslime zu glauben gezwungen werden, sollte wann und wo auch immer kritisiert werden. Was diese Religion verlangt, tritt jedes Grundverständnis von Menschenwürde derart mit Füßen, dass ich jeden bewundere, der dass angemessen zum Ausdruck bringt. Das ist schon deshalb wichtig, weil wir sonst Stück für Stück unsere demokratischen Grundrechte verlieren, indem wir sie selbst beschränken, um die Muslime nicht zu beleidigen.

Gerade der Islam zeigt uns, dass eine religionfreie Welt eine bessere Welt wäre.
Benutzeravatar
JustFrank
 
Beiträge: 763
Registriert: Mo 19. Nov 2007, 15:05
Wohnort: Hannover

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » So 10. Jan 2010, 15:33

platon hat geschrieben:Und was ist mit den tausenden nicht-pädophiler Priester?

Ich sagte über pädophile Priester, nicht darüber, dass alle Priester pädophil wären. Das macht einen Unterschied, oder? Eine Karikatur üer gewaltbereite Moslems wäre ja auch problemlos, nicht aber darüber, dass alle Moslems gewalttätig sind.

platon hat geschrieben:Sachliche Kritik taugt nicht für Karikatur und Ironie.

Karikatur und Ironie taugen ihrerseits nur dann, wenn sie einen wahren Kern hat.

platon hat geschrieben:Und der Analphabet Mohammed taugt nicht für eine historisch-kritische Auseinandersetzung.

Angesichts der Tatsache, dass fast eineinhalb Milliarden Menschen dem, was Mohammed gesagt hat, eine große Bedeutung beimesse, ist um eine solche Auseinandersetzung überhaupt nicht herumzukommen.

platon hat geschrieben:Wo bitte ist in Deiner Argumentationskette die Logik versteckt? Und warum hast Du sie versteckt, denn offensichtlich ist sie keineswegs.

Ich versuche meine Meinung stringent darzustellen, kann aber nicht dafür garantieren, dass mir das immer gelingt. Vielleicht hilft es weiter, wenn ich nochmal betone, dass mir ein respektvolles der Menschen wichtig ist und dass dazu für mich eben gehört, dass man von unnötigen Angriffen absieht. Trotzdem verbiete ich ja niemandem die Veröffentlichung solcher Karikaturen, würde mich auch vehement gegen eine Zensur wehren. Ich sehe aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung eines Publizisten und auf die setze ich. Die zunehmende Emotionalisierung der Europa-und-Islam-Debatte sehe ich mit Sorge. Wenn man Herrn Weestergards Biografie ein wenig kennt (Herkunft aus einem kleinen Dorf mit eher christlich-fundamentaler Prägung), dann wundert vielleicht nicht, dass der Herr gegen alles anrennt, was irgendwie nach Religion riecht, aber sowas trägt halt nicht dazu bei, einen vernünftigen Dialog zu etablieren.

Die Logik, ganz einfach runtergebrochen, ist:
Unsachlichkeit und Emotionalisierung führen zu kontraproduktiver Entgleisung der Debatte, daher ist eine respektvolle und dennoch in der Sache harte Auseinandersetzung angebracht. Kommunikationsfähigkeit und Fingerspitzengefühl sorgen für eine gelungene Integration hierzulande und Völkerverständigung nach außen, dumpfe Parolen für das Gegenteil. Und diese Karikaturen waren dumpfe, populistische Parolen in Bildform.

platon hat geschrieben:Und warum ist Uncle Sam, wenn es nach Dir ginge, von der Schutzbedürftigkeit ausgenommen?

Ich bin nicht sicher, ob ich Mohammed eine Schutzbedürftigkeit gegen Karikaturen zusprechen würde. Ich nehme ihn lediglich davor in Schutz, als Symbol für etwas herhalten zu müssen, was er nach Stand der historischen Forschung nicht war. Uncle Sam hat natürlich den "Nachteil", dass er nie eine Person, sondern immer ein politisches Symbol war. Wenn aber jemand Uncle Sam beispielsweise mit Fäkalien darstellen würde, um auszusagen, dass die USA ein Haufen ******* sind, dann fände ich das wohl ähnlich daneben und hätte Verständnis, wenn US-Amerikaner sich davon beleidigt fühlen würden.

JustFrank hat geschrieben:Da muss ich Platon beipflichten. Es kann nicht sein, dass in einem Europa, dass Meinungs- und Pressefreiheit garantiert, eine Religion daher kommt und Menschen genau dafür mit dem Tode bedroht.

Da stimme ich dir voll zu. Ich für meinen TEil habe aber auch nirgendwo die gewaltsamen Reaktionen von bestimmten Muslimen verteidigt, nur Verständnis dafür gezeigt, dass diese Karikaturen auf viele unsachlich und verletzend gewirkt haben und Zweifel daran geäußert, dass eine solche Form von Karikaturen den öffentlichen Diskurs wirklich voranbringt. Klar, wir reden jetzt darüber, aber die Debatte ist längst so emotionalisiert, dass man mit einer mäßigenden Mittelposition im besten Fall als Verharmloser gilt.

JustFrank hat geschrieben:Und der mitteralterliche Unfug, an den Muslime zu glauben gezwungen werden, sollte wann und wo auch immer kritisiert werden.

Ja, aber das tun die Mohammedkarikaturen, insbesondere die Bombenkarikatur, nicht. Die Karikatur von ujump weiter oben finde ich ok, weil sie gegen einen bestimmten Aspekt gerichtet ist, der mit einer bestimmten barbarischen Auffassung des Islams einhergeht. Kritik ja, blindes Draufschlagen nein, darauf sollten wir uns alle einigen können.

JustFrank hat geschrieben:Was diese Religion verlangt, tritt jedes Grundverständnis von Menschenwürde derart mit Füßen, dass ich jeden bewundere, der dass angemessen zum Ausdruck bringt. Das ist schon deshalb wichtig, weil wir sonst Stück für Stück unsere demokratischen Grundrechte verlieren, indem wir sie selbst beschränken, um die Muslime nicht zu beleidigen.

Beleidigungen werden aber nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Nun kann sicherlich niemand einen juristischen Anspruch gegen diese Karikaturen erheben, dass Herr Weestergard das als sachliche Kritik gemeint hat, nehme ich ihm aber nicht ab. Bei demokratischen Grundrechten ging es ursprünglich darum, eine politische Meinung überhaupt kundtun zu können. Die Väter der Grundrechte gingen aber, da bin ich mir sicher, davon aus, dass man in der Lage ist, von sich einen sachlichen Diskurs zu führen. Entspricht es deinem Verständnis von Würde, auch der eigenen (!), dass man seinerseits mit dem mit-Füßen-Treten weitermachen muss?

Gerade der Islam zeigt uns, dass eine religionfreie Welt eine bessere Welt wäre.[/quote]
Gerade die Islam-Debatte zeigt, dass eine bessere Welt vor allem Respekt braucht.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon stine » So 10. Jan 2010, 15:39

JustFrank hat geschrieben:Gerade der Islam zeigt uns, dass eine religionfreie Welt eine bessere Welt wäre.
Ich würde sagen: Gerade der Islam zeigt uns, dass Religion die Menschen mehr beeinflussen kann, als alles andere.
Religiös leben die Menschen freiwillig nach festhelegten Riten und Gebräuchen, sie scheinen das nicht in Frage zu stellen, wohingegen menschlich festgelegte Regeln nicht immer auf Freiwilligkeit hoffen dürfen.
Was die Karikaturen betrifft so finde ich, sind die Reaktionen darauf in mancher Hinsicht sicherlich überzogen, aber die Tatsache, dass es Menschen gibt, denen nichts "heilig" ist, finde ich ebenso abartig.
Mir kommt dabei witzigerweise das Wort "Demut" in den Sinn. Religiöse haben sie, Areligiöse scheinen das Wort und das Gefühl, welches dahinter steckt, nicht zu kennen. Dabei ist die Demut den Religiösen nicht vorbehalten. Wer als Naturalist die Natur spirituell erleben kann, der sollte ahnen können, dass er ein kleines Würstchen im Ablauf der Naturgeschichte ist und sich selber mal nicht so wichtig nehmen. Das gilt vor allem für die, die glauben den Stein der Weisen gefunden zu haben.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » So 10. Jan 2010, 15:41

Nanna hat geschrieben:Beleidigungen werden aber nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.

Die Darstellung eines Mohammed mit einer stilisierten Bombe im Turban stellt weder in Dänemark noch sonst irgendwo in Europa eine stafbewehrte Beleidigung dar. Und wie JustFrank sagte, wenn wir uns vor jeder Satire fragen, wessen empfindlichen religiöse oder sonstwie weltanschauliche Gefühle wir eventuell verletzen könnten, dann graben wir unserer Meinungsfreiheit vorsätzlich ihr Grab. Und dafür werde ich keine Schaufel in die Hand nehmen.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon stine » So 10. Jan 2010, 15:44

Nanna hat geschrieben:Gerade die Islam-Debatte zeigt, dass eine bessere Welt vor allem Respekt braucht.
Das denke ich auch.
Es verlangen ja nicht nur Muslime danach.
Respekt ist wie Demut, in einer Gesellschaft, die sich das Wort "Freiheit" gerne mit Großbuchstaben auf's Hirn schreibt, aber immer noch notwendig, um ein friedliches Miteinander zu garantieren.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

VorherigeNächste

Zurück zu Religion & Spiritualität

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron