Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon bEWEGUNG » So 28. Feb 2010, 17:35

Kabarettist Christian Springer alias Fonsi unterbricht Rede "Auf Wiedersehen Herr Westerwelle "


http://www.youtube.com/watch?v=IH7ZsAudE00

Wie seht ihr Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4 ?
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Zappa » So 28. Feb 2010, 22:30

Westerwelle hat in gewissen Punkten Recht, aber letztendlich nutzt er das Thema für Propagandazwecke.

Christian Springer (den ich bis dato noch nicht kannte) bringt das hier schön rüber; das "aus der Rolle schlüpfen" als Stilmittel ist übrigens sehr gekonnt eingesetzt!
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon platon » Mo 1. Mär 2010, 00:19

Zappa hat geschrieben:Westerwelle hat in gewissen Punkten Recht,

Nein, Westerwelle hat in keinem Punkt Recht. Bei 3,6 Mio Arbeitslosen auf allen Gebieten (vielleicht außer den hochqualifizierten) ist der Arbeitsmarkt ein Verdrängungswettbewerb. Kriegt der eine einen Job, dann kriegt ihn ein anderer eben nicht. Von daher ist die Diskussion über faule Hartz IV-Bezieher für die Tonne.
Staat (und vor allem die Industrie) haben versäumt, für ihren Bedarf auszubilden. Jetzt haben wir ein Heer von unqualifizierten Menschen, die arbeiten könnten und nur sehr wenige unqualifizierte Jobs für sie.
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon bEWEGUNG » Mo 1. Mär 2010, 05:45

Davon abgesehen das es gar nicht genug Jobs für alle gibt , auch nicht für die die unbedingt wollen, finde ich es perfide von Westerwelle Sanktionen und Kürzungen zu fordern ,über Steuerhinterzieher verliert er kaum ein Wort und wenn dann nur das man die DatenCD nicht möchte , die ja eine wesentlich größeren Wirtschaftlichen schaden anrichten in dem sie Milliarden ins Ausland schaffen...
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon stine » Mo 1. Mär 2010, 08:28

Herr Westerwelle hat eine Diskussion in Gang gebracht; zugegeben auf eine sehr perfide Art und Weise, aber letztlich hat er doch den Finger in eine Wunde gelegt, die momentan nicht heilen möchte. Wir sind immerhin noch eine demokratische Gesellschaft, wo jeder sagen kann, was er denkt. Einen Maulkorb zu verhängen macht doch nichts besser.
Herr Westerwelle ist in seiner Ausdrucksweise wenig politisch vorgegangen, aber dennoch hat er recht, den Sozialstaat dahingegen zu hinterfragen, ob er so, wie er heute ist, dauerhaft noch bezahlbar bleiben wird. Das müssten doch inzwischen auch andere Politiker zur Kenntnis nehmen können, auch die, die immer noch mehr fordern für immer mehr Menschen. Aus der Opposition heraus regiert es sich immer besser, weil man nur popolistische Schlagworte in die Menge brüllen muss.
Dass inzwischen keine Partei mehr in der Lage ist, das Ruder rumzureissen dürfte kein Geheimnis mehr sein.

Wir müssen endlich weg vom Mythos der menschenunwürdigen Arbeit und ganz ehrlich gesagt müssen wir auch wieder weg von der Technisierung des alltäglichen Lebens. Nur das und das Reduzieren der immensen Lohnnebenkosten kann wieder eine dauerhafte Beschäftigung, vor allem im Dienstleistungssektor bringen.
Der Schrei nach immer mehr Bildung lenkt doch nur davon ab, dass die Technisierung Arbeitsplätze im einfachen Bildungssektor dauerhaft vernichtet hat. Es gibt inzwischen Experten, die berechnet haben dass die Wirtschaft mit dem Paradoxum "SB-Service" jährlich Milliarden Euro einspart. Wer selber tankt und seine Bankgeschäfte über Homebanking abwickelt, wer selbst seine Bahnkarte aus dem Automaten zieht und sich über Internet die Fahrpläne herunterlädt, wer über PC bucht und mit Hotelkarten eincheckt, wer sich selbst die verschiedenen Größen in die Umkleidekabine holt, sich selbst die Lebensmittel abwiegt, sich mit einer indischen Hotline zufrieden gibt, statt einen Kundendienstler ins Haus zu holen, wer kein Verständnis mehr dafür hat, was Dienstleistung sein kann und nur die unwürdige Arbeit sieht, der ist mitschuld an der hoffnungslosen Situation vieler, die dem Bildungsdruck heute nicht mehr gewachsen sind.

Die Gretchenfrage muss doch sein: WARUM ist die einfache Arbeit heute bei uns nicht mehr bezahlbar?
Doch nicht weil vieles davon ausgelagert wurde, denn das, so sagen uns die Experten immer wieder würde sogar unser Land wirtschaftlich nach vorne bringen. Die einfache Arbeit ist mE in D nicht mehr bezahlbar, weil Steuern und Abgaben die Arbeitgeber überfordern, Anstellungsverträge geknebelt sind und der Deutsche schlechthin immer noch eine beamtengleiche Lebensstellung erwartet mit dauerhafter Absicherung. Hinzu kommt, dass viele Arbeitsplätze einen Ortswechsel bedingen würden, der von sesshaften Heimatfreunden auch nur schleppend akzeptiert wird.

Ich denke, dass hier ein Umdenken vom Sozialstaat wieder hin zur sozialen Marktwirtschaft stattfinden muss, denn nur so sind wir für den globalen Markt gerüstet. Ganz ehrlich habe ich manchmal hier den Eindruck, nicht der Westen hätte den Osten überrollt, sondern es wäre genau umgekehrt gewesen.

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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon stine » Mo 1. Mär 2010, 08:51

Und noch etwas: Wer denkt, dass Telefonie, Datenübertragung, Film und Musik, usw. alles für umsonst zu haben sein müsste, macht sich auch mitschuldig an einem System, das langsam aber sicher pleite geht.

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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon xander1 » Mo 1. Mär 2010, 10:04

stine hat geschrieben:Einen Maulkorb zu verhängen macht doch nichts besser.

Nee, aber ich bin dafür, dass der von der politischen Bühne verschwindet. Danach kann er immer noch seinen Mund aufreißen, ohne Kamera usw.
stine hat geschrieben:den Sozialstaat dahingegen zu hinterfragen, ob er so, wie er heute ist, dauerhaft noch bezahlbar bleiben wird.

Wenn du mal schaust für was der Bund alles wie viel Ausgaben hat, dann stellst du fest, dass die Sozialabgaben davon nur ein gewisser Teil sind, der so groß nicht ist, verhältnismäßig

stine hat geschrieben:, auch die, die immer noch mehr fordern für immer mehr Menschen. Aus der Opposition heraus regiert es sich immer besser, weil man nur popolistische Schlagworte in die Menge brüllen muss.

Halt mal die Luft an. Wer ist gerade Poppulistisch? Westerwelle oder die Opposition? Die SPD z.B. ist richtig vernünftig zur Zeit. Und so dumm ist unsere Bevölkerung nicht, dass sie sich mit Poppulismus fangen lässt, Bsp Koch-Wahlkampf. Und es ist sogar finanzierbar, dass Harzer mehr Geld bekommen als zur Zeit, es müsste der Staat dann einfach nur mehr Geld aus anderen Quellen einfordern.
stine hat geschrieben:Wir müssen endlich weg vom Mythos der menschenunwürdigen Arbeit

Es gibt nicht mal genug Arbeitsplätze für deine menschenunwürdigen Arbeiten? Deswegen frage ich mich, wieso wir davon weg müssen. Das würde nichts ändern.

stine hat geschrieben:und ganz ehrlich gesagt müssen wir auch wieder weg von der Technisierung des alltäglichen Lebens

Kannst du schlecht mit Technik umgehen oder hast du Angst davor oder wieso das denn nun auf einmal?
stine hat geschrieben:Nur das und das Reduzieren der immensen Lohnnebenkosten kann wieder eine dauerhafte Beschäftigung, vor allem im Dienstleistungssektor bringen.

Nein, das ist ein Mythos.

stine hat geschrieben:Wer ...., der ist mitschuld an der hoffnungslosen Situation vieler, die dem Bildungsdruck heute nicht mehr gewachsen sind.

Findest du nicht, dass du es dir damit sehr einfach machst? Die Schuld einfach abzuwälzen? Als ob der einzelne so eine Verantwortung für die Gesellschaft hätte. Ich finde das geht viel zu weit und zeugt von Borniertheit, obwohl ich dich nicht so kenne.

stine hat geschrieben:WARUM ist die einfache Arbeit heute bei uns nicht mehr bezahlbar?

Wegen Billigimporten? Weil der Zoll zu niedrig ist? Wegen der Globalisierung? Schon mal daran gedacht? Leise aber sicher macht unser Staat unsere eigene Wirtschaft kaputt. Und als letztes werden auch Unternehmer mit hochqualifiziertem Personal auswandern, nämlich wenn andere Länder aufgeholt haben und zwar in BILDUNGSFRAGEN vor allem. Deswegen ist Bildung so wichtig: Für die Exporte mehr als für das Binnengeschäft.

stine hat geschrieben:Die einfache Arbeit ist mE in D nicht mehr bezahlbar, weil Steuern und Abgaben die Arbeitgeber überfordern, Anstellungsverträge geknebelt sind und der Deutsche schlechthin immer noch eine beamtengleiche Lebensstellung erwartet mit dauerhafter Absicherung.

Nur wegen Forderungen ist noch niemand bankrott gegangen. Außerdem haben wir ein Problem mit den Abgaben im Niedriglohnsektor und nicht in allen Berufen, Alg2 ist schon im Vergleich mit anderen Ländern weitaus streng genug.

stine hat geschrieben:Hinzu kommt, dass viele Arbeitsplätze einen Ortswechsel bedingen würden, der von sesshaften Heimatfreunden auch nur schleppend akzeptiert wird.

Das ist kein echtes Problem. Mehr oder weniger davon ändert nichts daran wie viele Menschen arbeitslos sind. Es nimmt dann einfach jemand den Job der in der Nähe wohnt.

stine hat geschrieben:Ich denke, dass hier ein Umdenken vom Sozialstaat wieder hin zur sozialen Marktwirtschaft stattfinden muss, denn nur so sind wir für den globalen Markt gerüstet.

Das ist ein Mythos, dass wir für den globalen Markt besser gerüstet sind, wenn den Armen im Land weniger Geld gegeben wird.[/quote]

stine hat geschrieben:Wer denkt, dass Telefonie, Datenübertragung, Film und Musik, usw. alles für umsonst zu haben sein müsste

Damit erreichst du nichts anderes als Meinungsmache. Etwas anderes bringt der Text nicht.
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon stine » Mo 1. Mär 2010, 10:28

xander1 hat geschrieben:Findest du nicht, dass du es dir damit sehr einfach machst? Die Schuld einfach abzuwälzen? Als ob der einzelne so eine Verantwortung für die Gesellschaft hätte. Ich finde das geht viel zu weit und zeugt von Borniertheit, obwohl ich dich nicht so kenne.
Ich finde, dass DU es dir zu einfach machst, wenn du denkst, du bräuchtest in DEINEM Leben nichts verändern und die anderen (wer auch immer) sollen dafür sorgen, dass es allen gut geht.
Funktioniert nicht, lieber Xander!

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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon platon » Mo 1. Mär 2010, 11:09

stine hat geschrieben:Nur das und das Reduzieren der immensen Lohnnebenkosten kann wieder eine dauerhafte Beschäftigung, vor allem im Dienstleistungssektor bringen.

Das ist so blöde FDP-Ideologie, dass man nur den Kopf schütteln kann. Wir haben derart niedrige Lohnstückkosten, dass unsere Nachbarländer da einfach nicht mehr mithalten können. Ich empfehle Dir die Lektüre http://www.flassbeck.de/pdf/2009/29.12.2009/GriechischeTragoedie%20mit%20deutscher%20Wurzelfinal.pdf. Falls Dir der Name Flassbeck nichts sagt: er ist der Chefökonom der UN-Konferenz für Handel und Wirtschaft (UNCTAD)
stine hat geschrieben:Die einfache Arbeit ist mE in D nicht mehr bezahlbar, weil Steuern und Abgaben die Arbeitgeber überfordern

Das ist ebenfall unhinterfragte FDP-Ideologie. Die Steuern in Deutschland sind unter EU-Durchschnitt, die Sozialabgaben sind hoch, unter anderem, weil die Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze bereit stellt.

stine hat geschrieben: wieder hin zur sozialen Marktwirtschaft stattfinden muss, denn nur so sind wir für den globalen Markt gerüstet.

Gerade die soziale Marktwirtschaft ist das, was die FDP nicht will, das bedeutet nämlich Reglementierung der Wirtschaft und genau das tun wir mit Ausbildungspakt und gewerkschaftlichen Lohnabschlüssen u.ä. Der FDP wäre es viel lieber, wenn jeder Chef die Gehälter mit seinen Angestellten persönlich aushandeln könnte
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon stine » Mo 1. Mär 2010, 11:20

platon hat geschrieben:... die Sozialabgaben sind hoch, unter anderem, weil die Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze bereit stellt.
Nichts anderes sag ich doch. Das ist eine Spirale, die man unterbrechen muss.

platon hat geschrieben:...wenn jeder Chef die Gehälter mit seinen Angestellten persönlich aushandeln könnte
Wenns funktionierte, spräche nichts dagegen.

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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon platon » Mo 1. Mär 2010, 11:31

stine hat geschrieben:Wenns funktionierte, spräche nichts dagegen.

Es kann prinzipiell nicht funktionieren. Es hat nie funktioniert, weil die Machtverhältnisse nicht ausbalanciert sind und nie waren. Das könnte nur funktionieren, wenn erheblich mehr Arbeitsangebot als Nachfrage da wäre.
Und wie stellst Du Dir das Unterbrechen der Spirale vor?
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Nanna » Mo 1. Mär 2010, 13:29

stine hat geschrieben:Und noch etwas: Wer denkt, dass Telefonie, Datenübertragung, Film und Musik, usw. alles für umsonst zu haben sein müsste, macht sich auch mitschuldig an einem System, das langsam aber sicher pleite geht.


Ja und nein.

Beim Filmen, Musik und Software kann ich dir vorbehaltlos zustimmen, da geht es um Diebstahl, bei Telefonie bzw. Datenübertragung generell ist das so eine Sache, da wir es da mit Marktmechanismen zu tun haben. Sofern die Kostenminderung nicht mit Qualitätsminderung einhergeht ist mir nicht klarzumachen, warum ich 60€ Telefon- und Internetrechnung bezahlen sollte, wenn ich das auch für 25€ kriege.

Ich wäre aber womöglich bereit, für manches mehr zu bezahlen, wenn es ein glaubwürdiges Siegel gäbe, das mir garantiert, dass das Produkt / die Dienstleistung unter ökologischen und ethischen Mindeststandards gefertigt / bereitgestellt wurde (im vorliegenden Fall z.B. keine Ausbeutung in Support-Call-Centern geschieht, Mindestlohn und so).

Davon abgesehen ist es aber in einem marktwirtschaftlichen System nicht verwerflich, ein Produkt so billig wie möglich haben zu wollen.
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon stine » Mo 1. Mär 2010, 15:46

platon hat geschrieben:Und wie stellst Du Dir das Unterbrechen der Spirale vor?
Leider bin ich kein Volkswirtschaftler, aber soviel ist sicher, ohne jemandem weh zu tun, geht es nicht.

Nanna hat geschrieben:Sofern die Kostenminderung nicht mit Qualitätsminderung einhergeht ist mir nicht klarzumachen, warum ich 60€ Telefon- und Internetrechnung bezahlen sollte, wenn ich das auch für 25€ kriege.
Dafür ist der Wettbewerb ja gemacht, allerdings sollte sich ein denkender Mensch immer überlegen, woraus die Dumpingpreise resultieren.
Worin ich dir allerdings recht gebe ist, dass ein höherer Preis oft nur die Gewinnmarge, nicht aber den Herstellungsprozess oder die Kundenfreundlichkeit bedient.

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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Mark » Mo 1. Mär 2010, 16:37

Das was unsere Regierung macht ist klassisches Doppeldenk.
Wir waren und sind und werden immer sozial sein, es stimmt nur leider nicht.
Das Zurückfahren der staatlichen Ausgleichszahlungen ist eine Folge der nicht mehr tragbaren Kosten, und die können wir nicht mehr tragen..weil..weil ? Weil unser Staat sich soweit verschuldet hat, daß es künftig evtl geradenoch fürs Tilgen der Zinsen und Zinseszinsen reicht ! Man könnte meinen das wäre von Anfang an ein Ziel der Überschuldungs-Strategie gewesen.
Nach dem Motto : "seht her, wir können als Staat nicht ohne das Geld unserer Reichsten überleben, und darum haben wir auch kein Geld mehr für die Ärmsten.. haha !"
Solange es nicht kracht ist das doch alles legitim.. und WENN es mal krachen sollte, dann haben auch die Reichsten nicht mehr viel zu lachen. Und zum Glück wissen die das sehr sehr gut ;-)
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Pete » Mo 1. Mär 2010, 16:44

Rein von der Sache her reagiert der Mensch wie der Affe im Experiment...

Ein Affe bekommt eine Gurke für eine Münze und ist zufrieden, bis er sieht, dass sein Nachbar für die Münze Obst bekommt... Und diesen Effekt nutzt Westerwelle geschickt für seine Zwecke.
Es kann nie ganz gerecht zu gehen in einer so großen Gemeinschaft. Und so kommt es, dass einer Hartz IV bekommt und noch den Berechtigungsschein hat für die Tafel und ein anderer gerade mal 10€ mehr für seine Arbeit bekommt aber keine Berechtigung mehr bekommt für die Tafel... Der Arbeiter kommt sich dann wohl richtig vergackeiert vor, weil er noch von seinem wenigen Verdienst weniger hat als der andere mit Hartz IV...

Ein Mittel dagegen wird diskutiert - Mindestlöhne. Westerwelle möchte lieber punkten mit Steuerpaketen, die er wohl nicht bezahlen kann und Druck auf die Hartz IV Empfänger...

Das wir darüber gesamtgesellschaftlich diskutieren ist gut. Eine gerechte Lösung für alle wird es aber wohl kaum geben...
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Mark » Mo 1. Mär 2010, 16:58

Mindestlöhne KÖNNTEN Abhilfe schaffen.. wenn sie hoch genug angesetzt werden. Wenn der Mindestlohn auf Frittenbudenaushilfe-Niveau ist, dann hilft das herzlich wenig ;-)
Die letzte Stufe bei der "entreichung" der Arbeiterschaft hat ja der Euro vollendet (von dem immer wieder selbst die grössten TOP-Politiker behaupten er hätte bei uns keine Sonder-Inflation ausgelöst..hahaha..und es gibt Leut die das glauben..)
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Zappa » Mo 1. Mär 2010, 17:41

platon hat geschrieben:Die Steuern in Deutschland sind unter EU-Durchschnitt ...


Wen interessiert der EU-Durchschnitt? Wir leben im Zeitalter der Globalisierung, guckst Du hier: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Income_Taxes_By_Country.svg

Zu den Lohstückkosten empfehle ich die Lektüre hier: http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends03_05_5.pdf, in dem von Dir verlinkten Text finde ich nämlich nur Prozentzahlen der Veränderung, das bringt hier gar nichts.

platon hat geschrieben:... die Sozialabgaben sind hoch, unter anderem, weil die Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze bereit stellt.


Wieso soll die Wirtschaft Arbeitsplätze bereitstellen? Um durch höhere Abgaben die Transferzahlungen zu ermöglichen :lachtot:

Sie tut das nur, wenn mit der eingesetzten Arbeit Gewinn erwirtschaftet werden kann und Punkt. Wo nicht, da nix privatwirtschaftliche Arbeit.

Arbeit schafft sich nicht durch linksliberale Moralappelle, es sei denn man schichtet im öffentlichen Sektor um bzw. erhöht die Steuern um öffentliche Jobs zu schaffen. Das Problem dabei ist allerdings, dass "staatlich" organisierte Erwerbstätigkeit i.d.R. deutlich weniger effektiv ist als privatwirtschaftliche (allein schon wegen des Kündigungsschutzes). Das System ist also teurer, d.h. allenfalls begrenzt effektiv. Vor allem stellt es doch in einem mehr oder weniger großem Umfang eine reine Umverteilung dar (s. "Vollbeschäftigung" in der ehemaligen DDR).

Das Problem und der Grundfehler im derzeitigen System ist die überproportionale Belastung der Lohn(neben)kosten mit Sozialabgaben. Dieses System ist nicht länger tragbar, da immer weniger Arbeiter immer mehr Transferleistungsempfänger durchfüttern müssen. Hier muss schrittweise ein Systemwandel her. Außerdem gehen dadurch die lohnbedingten Produktionskosten in die Höhe (egal was irgendwelche Ökonomfuzzis dazu schreiben). Das System muss auch werden wegen der vielen Pensionsempfänger und des biographischen Wandels.

Riesterrente, Kopfpauschale etc. sind Versuche in die richtige Richtung. Das Ganze ist natürlich hochkomplex und muss feinjustiert werden, deswegen ist die Diskussion von Einzelaspekten auch so wenig fruchtbringend. Kopfpauschalen machen z.B. nur Sinn mit Steuererhöhungen oder alternativ Ausgabensenkungen in anderen Bereichen, da sie gegenfinanziert werden müssen (was die FDP sagt, auch wenn Du es nicht zu hören vermagst).

Im übrigen vergesst Ihr bei Eurer Wohltatenverteilung die jetzt schon bestehende http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung inkl. der Zinslast, die müssen eh schon unsere Kinder schultern. Wir reden also eigentlich sinnvollerweise nicht nur von Umverteilung bzw. Transfer, sondern von Einsparungen, wozu natürlich zuerst einmal der Abbau von Subventionen gehört!
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon platon » Mo 1. Mär 2010, 19:15

Zappa hat geschrieben:Wen interessiert der EU-Durchschnitt? Wir leben im Zeitalter der Globalisierung

Wir wickeln fast 90 Prozent unseres Außenhandels in der EU ab. Da ist die EU viel wichtiger für unsere Wirtschaft als Burkina Faso

Zappa hat geschrieben:Zu den Lohstückkosten empfehle ich die Lektüre hier:

Hast Du nicht auch noch eine 20 Jahre alte Statistik, die Zahlen aus Deinem Artikel von 2005 sind mir zu neu!

Zappa hat geschrieben:Wieso soll die Wirtschaft Arbeitsplätze bereitstellen?

Verstehst Du nicht? Dachte ich mir! Um die Binnennachfrage anzukurbeln. Dass eine der größten Volkswirtschaften der Welt sich auf den Export verlässt, ist unbeschreiblich dämlich. Wie lange, glaubst Du, können wir noch an andere Länder 20% mehr liefern, als wir bei ihnen kaufen?

Zappa hat geschrieben: Das Problem dabei ist allerdings, dass "staatlich" organisierte Erwerbstätigkeit i.d.R. deutlich weniger effektiv ist als privatwirtschaftliche (allein schon wegen des Kündigungsschutzes).

Wenn Du die notwendigen Transferzahlungen einrechnest, die der Staat den privat beschäftigten Fensterputzern noch drauflegen muss, könnte er das Ganze zum gleichen Preis auch selbst organisieren.

Zappa hat geschrieben:Das Problem und der Grundfehler im derzeitigen System ist die überproportionale Belastung der Lohn(neben)kosten mit Sozialabgaben.

Das Problem und der Grundfehler im derzeitigen System ist die geringe Beschäftigungsquote, die so hohe Sozialausgaben nach sich zieht.

Zappa hat geschrieben:Riesterrente, Kopfpauschale etc. sind Versuche in die richtige Richtung.

Riesterrente ist genau für die, die sie brauchen (untere Einkommen) eine Riesenverarsche, weil das, was sie später an Riester dazukriegen, von der Sozialrente abgezogen wird. Die Kopfpauschale ist bis heute nicht durchgerechnet und öffentlich diskutiert, weil die FDP nicht sagen kann, woher sie die benötigten 35 Mrd € herkriegen will.

Zappa hat geschrieben: wozu natürlich zuerst einmal der Abbau von Subventionen gehört!

Hast Du eine Ahnung, wer der größte Empfänger von Steuersubventionen und -vergünstigungen ist?
Wirtschaft und Industrie!!! Und denen will die FDP die Subventionen streichen?
Lachen wir gemeinsam oder muss ich das alleine tun?
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Gandalf » Mo 1. Mär 2010, 20:20

Zappa hat geschrieben:
Wen interessiert der EU-Durchschnitt? Wir leben im Zeitalter der Globalisierung, guckst Du hier: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Income_Taxes_By_Country.svg


Wie unsinnig diese 'relativen' - "fiktiven Sätze" sind, sieht man am Beispiel Griechenland: Bei knapp 40% Spitzensteuersatz - gibt es nach offiziellen Statistiken in ganz Griechenland nicht mal 16.000 Einkommensempfänger, die gegenüber dem Finanzamt ein Einkommen > 100.000 ausweisen :lachtot: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1108435/

Bei uns ist es natürlich im Prinzip nicht anders. Durch zu viele Ausnahmeregelungen traue ich allerhöchstens jemandem zu , der mit 'absoluter Dummheit geschlagen' ist den dort ausgewiesenen Höchst-Steuersatz zu zahlen. (und wer glaubt, dass diese verwirrenden Ausnahmeregelungen unbeabsichtigt einem 'deutschen Bürokratismus' entspringen, glaubt wohl auch immer noch an den Weihnachtsmann) In dieser "Fiktion" sind auch die Vermögens- und Erbschaftssteuern (in absolten Werten) - natürlich nicht ersichtlich (Weil sie zB. in den USA wesentlich höher sind, bzw. überhaupt ,- wie z.B. die Vermögenssteuer, vorhanden und nicht abgeschafft sind). Für das Establishment ist das natürlich sehr bequem: Man braucht nur ständig auf diesen "show-Steuersätzen" herumzureiten um auch in der allerletzten talkshow gegenüber Geringverdienern Mitleid zu erregen, die von diesen Sorgen unbelastet sind. Was man dann tatsächlich in Relation an Steuern (und Sozialabgaben) zahlt, das hinterfragt dann keiner mehr

Wir sollten uns daher bei der Steuer weder am EU- noch am "globalen Durchschnitt" orientieren, sondern an dem was "wir" in dieser Gesellschaft überhaupt wollen. (wie z.B. Gerechtigkeit)

Grüße
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Re: Westerwelles Propaganda Aktion gegen Hartz 4

Beitragvon Zappa » Mo 1. Mär 2010, 20:26

platon hat geschrieben:Und denen will die FDP die Subventionen streichen?
Lachen wir gemeinsam oder muss ich das alleine tun?


Mit Leuten, die alles nur durch die parteipolitische Brille sehen können diskutiere ich nicht so gerne, dafür ist mir meine Zeit eigentlich zu schade.

Der Rest deiner Argumente ist nicht so dolle:

1. Außenhandel lediglich 60% mit der EU, vor allem hat das eine mit dem anderen nur bedingt zu tun.
2. Das Dir die Statistik mit den Lohnstückkosten nicht behagt, haben jetzt alle verstanden!
3. Die Beschäftigungsquote ist gar nicht so gering, kann deshalb auch nicht das Hauptproblem sein (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... markt.psml).
4. Du hast die Idee der Riesterrente nicht verstanden: Es geht darum zu mindestens teilweise vom Umlageverfahren auf eine Kapitaldeckung umzusteigen, damit die Leute überhaupt noch was bekommen. Wenn Du die Erlöse der Riesterrente gegen die theoretischen Erlöse des Umlageverfahrens gegen rechnest, demonstriert Du nur, dass dir die Dramatik der Bevölkerungsentwicklung nicht klar ist. Der Umlagetopf wird nahezu leer sein, wenn wir in Rente gehen, da ist nichts mehr da zum Gegenrechnen!
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