Einfache Frage: Was ist Gott?

Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Pete » Fr 23. Apr 2010, 15:54

Eine sehr philosophische Antwort. Gefällt mir.
Allerdings wird sich bestimmt auch Widerspruch melden...
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon JenerAusJena » Fr 23. Apr 2010, 22:01

Das Wort Gott beschreibt die menschlich-individuelle Imagination eines personhaften Wesens, auf das sämtliche Geschehnisse des irdischen Lebens ursächlich zurück gehen - sei es durch ihr direktes Einwirken auf angenehme Ereignisse oder eben gerade durch ihr fehlendes Eingreifen in existentiell-kritischen Situationen. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass diese Imagination für das Individuum eine je eigene Bedeutsamkeit hat, die der Umwelt in aller Regel verschlossen bleibt. Ebenso muss davon ausgegangen werden, dass die Existenz der imaginierten Figur zwar in der physikalischen oder aber transzendenten Welt metaphorisch verortet wird, tatsächlich aber eine reine Imagination jeden Individuums bleibt und somit eben nicht physikalischer Natur ist.

Gottes Wirken äußert sich dem Gläubigen beispielsweise in emotionalen Zuständen großer Harmonie oder großen Glücks, dem Aufkommen neuer Energien in mental anstrengenden Lebensphasen oder auch in aufschlussreichen Momenten umfassenderen bzw. übergeordneten Verstehens von Situationen. Mitunter wird auch die Zunahme ungeahnter, intuitiver und ungewohnten Situationen angemessener Handlungsspielräume auf den Einfluss Gottes zurück geführt. Somit ermöglicht diese Imagination im Wesentlichen zwei elementare Grundfertigkeiten, die ein menschliches Individuum zur Bewältigung des eigenen Lebens notwendigerweise verfügbar haben sollte:

1. Psychohygiene, indem belastende Situationen sinnvoll und produktiv verarbeitet werden können sowie
2. Glücksempfinden in verschiedensten Situationen, die
- dem Individuum einerseits das vermeintliche Bestehen einer übergeordneten Harmonie vermitteln, was sich durch die Verwendung von Adjektiven wie
"göttlich" oder "himmlisch" ausdrückt (etwa beim Goldenen Schnitt, Hören von Beethoven...)
- das Individuum in zunehmendem Maße zufriedener werden lassen, indem sein Leben durch positive Empfindungen belohnt wird.

Hierbei ist unbedingt darauf hinzuweisen, dass die genannten Fertigkeiten in allen Fällen auch auf anderem Wege erworben werden können, als durch die beschriebene Imagination eines Gottes, die jedoch in der Regel einer deutlich größeren geistigen Anstrengung bedürfen. Insofern bietet die Verwendung einer persönlichen Gottfigur die Möglichkeit, mentale Ressourcen zu sparen, indem man letztlich auf die eigene Imagination und somit auf seine intuitiven Eigenkräfte ebenso vertraut wie auf die grundsätzliche Sinnhaftigkeit und die nicht auf die eigene Person abzielenden, negativen Umstände des Lebens.


Die Definition macht deutlich, dass der Rückgriff auf ein Gottesverständnis innerhalb der eigenen Persönlichkeitsstruktur Sinn machen kann. Dabei ist es in den wenigsten Fällen möglich, diesen persönlichen Sinn einer fremden Person derart verständlich zu machen, als dass sie diesen nachvollziehen könne. Es ist ähnlich schwierig, einem anderen Menschen in aller Gesamtheit verständlich zu machen, weshalb man ihn oder jemand anderes liebt. Stattdessen vertraut man einfach seinem Gefühl und erwartet, dass auch andere diesem Gefühl vertrauen (so ähnlich dürfte es hier im Forum schon Dutzende Male geäußert worden sein).

Leider sehen sich traditionell sehr viele Menschen im Unrecht und so in ihrer eigenen Identität und Integrität gefährdet, sobald sie mit einem Standpunkt konfrontiert werden, der ihrem eigenen klar entgegen gestellt ist. Statt Toleranz zu üben, konstruktive Überzeugungsarbeit zu versuchen und so für ihr Weltverständnis zu werben, pochen Menschen also seit je her auf die Korrektheit ihrer Standpunkte und führen heftige und mitunter gar von großen menschlichen Opfern begleitete Feldzüge gegen die Vertreter der anderen Meinung, um diese Perspektive aus egoistischen Gründen der mentalen Selbsterhaltung auszumerzen (und rechtfertigen dieses leider oft genug mit der Notwendigkeit nach einer richtigen Sichtweise). Beispiele hierfür sind wohlbekannt und brauchen von mir nicht weiter erwähnt zu werden, wenngleich gerade die Frage nach Gott sicherlich, und deshalb schreibe ich diesen Absatz, zu den bisher größten Zerwürfnissen unter den Menschen geführt haben dürfte.

Gott oder eine Vorstellung von ihm können der psychischen Stabilität dienen und im Zusammenhang mit den großen Lehren auch die Welt verbessern. (Genauso können solche Vorstellungen zum Gegenteil führen, nämlich gerade dann, wenn man sie nicht angemessen versteht und umsetzt.) Gott kann als Krücke dienen und erscheint mir eine lobenswertere Gehhilfe zu sein als etwa das Schaffen ungesunder sozialer Abhängigkeiten, das Fliehen in Süchte, Denunziation fremder Meinungen etc.

Insofern find ich die hier übergeordnete Frage super, denn sie vermittelt den Versuch, Verstehen zu wollen.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ganimed » Sa 24. Apr 2010, 10:35

Helmut-Soeder hat geschrieben:Die Alternative ist aber nicht etwa Atheismus, wie es leider auch die moderne Physik meint, ein Universum, das durch puren Zufall entstanden sei.

Durch puren Zufall entstanden? Wer behauptet das denn? Ohne Sinn, ohne Absicht entstanden, das schon. Aber von Zufall redet meines Wissens kein Physiker. Was soll Zufall eigentlich genau sein? Ursachenlosigkeit? Insofern wäre doch jeder Anfang einer kausalen Welt immer die Erstursache und per Definition tatsächlich Zufall.

Helmut-Soeder hat geschrieben:Evolution, auf Deutsch Entwicklung, bedeutet ständige Veränderung zu einem vorgegebenen Ziel hin. Wäre kein Ziel vorgegeben, dann könnten wir auch nicht von Entwicklung sprechen, sondern nur von Veränderung.

Das ist Wortklauberei. Die Evolution hat insgesamt kein Ziel aber wir nennen sie trotzdem so. Man könnte es natürlich auch Veränderung nennen, aber das wäre ein sehr allgemeiner Oberbegriff. Denn die Veränderungen bei der Evolution sind nicht irgendwelche, sondern folgen gewissen Regeln (Selektion zum Beispiel). Nun aber die Existenz eines Ziels argumentativ aus der Tatsache zu schließen, dass die Menschen verräterischerweise das Wort "Evolution" benutzen, erscheint mir doch sehr wackelig.

Helmut-Soeder hat geschrieben:Wenn die Frage nach Gott die Frage nach der Ursache des Universums ist, dann muss das eine geistige Kraft sein, welche die evolutionierende Materie schuf, um sich selbst entwickeln zu können. Das erscheint mir die einzige Denkmöglichkeit, um in der Evolution einen Sinn zu sehen und damit im eigenen Leben

Wenn das die einzige Denkmöglichkeit ist, im Leben einen Sinn zu sehen, dann passe ich doch lieber. Bevor ich Unfung glaube, nur damit ich Sinn sehe, sehe ich lieber keinen und glaube dafür wenigstens keinen Unfug. Die Evolution und das eigene Leben haben, so glaube ich, keinen Sinn. Jedenfalls keinen 'höheren', von außen oder einem höheren Wesen vorgegebenen. Und dennoch, es geht mir gut. Sinnlosigkeit ist gar nicht so schlimm und tut nicht weh.

Helmut-Soeder hat geschrieben:Gut ist demnach, die Evolution nach Kräften zu unterstützen. Alles gegensätzliche Handeln ist schlecht, wie wir an den Folgen unserer Umweltzerstörung feststellen müssen.

Eine interessante Frage: womit unterstützt man die Evolution? Vielleicht durch radioaktiven Abfall, um die Mutationsraten nach oben zu treiben? Aber, ach ja, da die Evolution, zumindest nach meinem Verständnis, kein Ziel hat, kann ich sie dabei auch nicht unterstützen. Aus meiner Sicht also doch keine so interessante Frage.

Helmut-Soeder hat geschrieben:Das Ziel der Evolution lässt sich erkennen: Entwicklung von Bewusstsein, um Partner der Schöpferkraft zu entwickeln.

Dieses Ziel lässt sich aber nur mit sehr viel Scheuklappe, großer menschlicher Arroganz und gesunder Egomanie erkennen. Vielleicht ist Bewusstsein aber auch nur ein störender Irrweg und der Evolution geht es die ganze Zeit um die Perfektionierung von Käfern.
Ein interessanter Artikel, vielleicht auch um die Hochmut des Menschen ein wenig zu kurieren: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,524709,00.html
    "Die Erfolgsgeschichte der Käfer begann vor 285 Millionen Jahren. Damals wie heute lautete das Spiel: Wer am besten angepasst ist, gewinnt. Die Käfer - so scheint es - beherrschen das ewige Spiel der Evolution meisterhaft. Denn nicht nur haben sie in ihrer Artenvielfalt fast den gesamten Erdball erobert - viele Käferarten haben sich in dieser langen Zeit auch kaum oder gar nicht verändert."
285 Millionen Jahre! Die Homos gibt es erst seit 2 Millionen Jahren. Geht es noch deutlicher?
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Dissidenkt » Sa 24. Apr 2010, 12:05

"Gott" ist zunächst mal nur ein Wort für ein Konzept, das in der Natur keine reale Entsprechung und deshalb bei den verschiedenen Völkern völlig unterschiedliche Namen und Inhalte hat.


"Gott" ist ein Platzhalter!



"Gott" ist ein Platzhalter für die unbeantwortete Frage des auf die Welt geworfenen Menschen nach dem WOHER komme ich und WARUM bin ich. Es ist die erste Frage des sich artikulierenden Lebewesen, nachdem alle Triebe vorübergehend befriedigt sind und Zeit bleibt für Kontemplation.
OBJEKTIV können wir mit Sicherheit nur feststellen, dass der Mensch "Gott" geschaffen hat, als vorübergehende Antwort auf die Frage nach dem WARUM und WOHER der eigenen Existenz. Daraus zu schliessen, "Gott" hätte den Menschen geschaffen, wäre ein törichter Zirkelschluss und das Abfinden mit der eigenen Dummheit. Die konkrete Ausformung des Begriffs "Gott" zu unterschiedlichen Zeiten und bei den verschiedenen Völkern lässt Rückschlüsse auf die Menschen zu, die diese Projektionen entwickelt haben. Echte Rückschlüsse auf einen realen "Schöpfer" sind daraus selbtverständlich nicht zu ziehen, wie die teils diametral entgegengesetzten Vorstellungen (Guter Gott, Böser Gott, gnädiger Gott, Rachegott, einziger Gott, Götterwelt, etc...) nahelegen.

Helmut-Soeder hat geschrieben:Wenn die Frage nach Gott die Frage nach der Ursache des Universums ist, dann muss das eine geistige Kraft sein, welche die evolutionierende Materie schuf, um sich selbst entwickeln zu können. Das erscheint mir die einzige Denkmöglichkeit, um in der Evolution einen Sinn zu sehen...


Objektiv gesehen ist es nach heutigen Wissensstand umgekehrt. Am Anfang steht die Materie, aus ihr entwickelt sich Bewusstsein und "Geist".

Die Frage nach der Dualität von Materie und Geist ist hochspannend und hat mir schon eine Menge "Kopfschmerzen" bereitet. Wenn ich wüsste, ob diese Kopfschmerzen physikalischer oder "geistiger" Natur sind, wären sie im Nu verschwunden! :mg:
http://www.forum.brights-deutschland.de/viewtopic.php?f=5&t=3430&sid=04c3de5e2ae885149ba08049f2a748ee
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Dissidenkt » Sa 24. Apr 2010, 12:09

ganimed hat geschrieben:Ein interessanter Artikel, vielleicht auch um die Hochmut des Menschen ein wenig zu kurieren: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,524709,00.html
    "Die Erfolgsgeschichte der Käfer begann vor 285 Millionen Jahren. Damals wie heute lautete das Spiel: Wer am besten angepasst ist, gewinnt. ...


Echtes Spiegelniveau! :erschreckt:
Nicht wer "am besten" angepasst ist, gewinnt, sondern wer überhaupt angepasst ist, gewinnt.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Nanna » So 25. Apr 2010, 21:03

ganimed hat geschrieben:
Helmut-Soeder hat geschrieben:Gut ist demnach, die Evolution nach Kräften zu unterstützen. Alles gegensätzliche Handeln ist schlecht, wie wir an den Folgen unserer Umweltzerstörung feststellen müssen.

Eine interessante Frage: womit unterstützt man die Evolution? Vielleicht durch radioaktiven Abfall, um die Mutationsraten nach oben zu treiben? Aber, ach ja, da die Evolution, zumindest nach meinem Verständnis, kein Ziel hat, kann ich sie dabei auch nicht unterstützen. Aus meiner Sicht also doch keine so interessante Frage.

Ich frage mich, wie es möglich sein soll, gegen die Evolution zu handeln. Evolution ist letztlich nur eine Längsschnittbetrachtung der Veränderung von Lebewesen über einen gewissen Zeitraum, die aus den Interaktionen der Lebewesen einerseits und den dynamischen Umweltbedingungen andererseits resultieren. Es ist einem physischen Lebewesen völlig unmöglich, aus diesem Prozess auszusteigen, denn sowohl sein Überleben ("Erfolg") als auch sein Sterben ("Misserfolg") beeinflussen das Gesamtsystem, tragen also zur Evolution bei. Ob man jetzt durch Handlungen, die wir als "Schummeln" bezeichnen würden, z.B. Raubbau an der Natur, überlebt oder soetwas bleiben lässt, ist völlig irrelevant, beides trägt zu einem bestimmten Fortgang der Evolution bei (bei einem davon gibt es zumindest temporär mehr Arten, aber deshalb gibt es nicht qualitativ mehr Evolution, nur quantitativ). Anders gesagt ist alles, was uns physisch möglich ist, eine evolutionäre Handlung; wir Menschen sind trotz unseres Sonderweges über die Intelligenz, bis zu und einschließlich unseres Todes Teilnehmer der Evolution. Es ist somit absolut unmöglich, die Evolution nicht zu unterstützen.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon laie » Mo 26. Apr 2010, 10:13

@Nanna Diesen Gedanken unterstütze ich voll und ganz. Genau so ist es: Evolution im darwinischen Sinn ist im wesentlichen richtungslos, auch wenn man im Nachhinein vielleicht hier und da evolutäre Trends feststellen zu können meint. Das gilt meiner Meinung auch für die kulturelle Evolution - wenigstens cum grano salis
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon Helmut-Soeder » Di 11. Mai 2010, 14:55

[Gott ist für jeden etwas anderes.
Hallo stine, auf deinen Beitrag vom 16. Nov. 2009, den ich erst jetzt lese, möchte ich antworten.

Die Frage, was Gott ist, kann so nicht beantwortet werden, was er für Christen ist, sehr wohl. Er ist in der Bibel genau beschrieben, und zwar mit den Eigenschaften eines Gewaltherrschers aus der Bronzezeit, darüber hinaus auch noch mit Allmacht und Allwissen.
Allwissen widerspricht einer Welt, die sich in Entwicklung (Evolution) befindet. Denn was morgen geschieht, kann erahnt oder gemutmaßt werden, in einer Welt mit Lebewesen aber nicht gewusst. Denn Leben muss sich ständig entscheiden (ob etwas essbar, gefährlich. ist etc). Wie sich ein Mensch entscheidet, ist durch biologische Notwendigkeit nicht immer vorgegeben. Ich kann mir das Fernsehen anschauen oder ein Buch lesen. Das liegt in meiner freien Entscheidung (obwohl manche Naturalisten das bezweifeln). Manchmal fallen Entscheidungen so schwer, dass man die Verantwortung gerne auf Orakel, den Stand der Sterne oder die Form des Kaffeesatzes abschiebt. Oder auf die Hilfe Gott-Vaters (früher auch Göttinnen wie Aphrodite). Wie du zutreffend sagst, ist väterliche oder mütterliche Umsorgung ein Motiv für solchen Gottesglauben.
Wie sehr dieser archaische Glaube noch mächtig ist, zeigt die Redefloskel: Gott sei Dank! Und sie zeigt, wie wenig dieser Gottesbegriff hinerfragt wird. Denn wenn jemand sagt: „Gott sei dank bin ich wieder gesund“, dann muss Gott auch für die Erkrankung zuvor verantwortlich sein.
Im Unterschied hierzu zeigt die Natur, dass sie alle Vorsorge getroffen hat, damit wir nicht erkranken oder danach wieder gesund werden, aber auch, dass ihre Möglichkeiten hierzu nicht unbegrenzt sind. Hieraus entnehme ich, dass das Universum nicht ziel- und absichtslos funktioniert, wie von Atheisten zu hören ist, sondern dass ihm ein Wollen zu Grunde liegt. Eine Entwicklung zu größerer Leistungsfähigkeit (von Amöben zu Menschen), aber auch zu wachsender Kooperation (etwa vom Anbau dessen, was jeder selbst benötigt bis zur globalisierten Lebensmittelversorgung, von einer Unterhaltung am Lagerfeuer bis zum Handy und weiter zu SETI in Puerto Rico, einer Radioempfangsstation für interstellare Kommunikation. Diese wachsende Kooperation ist alleine durch Naturgesetze nicht zu erreichen, sondern nur mit bewussten und kritisch denkenden Menschen, weshalb ich den Menschen als das höchstentwickelte Produkt der Evolution halte. Weil wir Menschen als einziges Produkt die Natur und damit Evolution (zer)stören können, bewegt sich unsere Aktivität immer in einem ethischen Rahmen.
Das durch Naturgesetze gesteuerte Universum kann sich aus sich selbst heraus erschaffen haben, wie Atheisten glauben. Die Alternative hierzu ist keineswegs der biblische Gott, sondern die Frage nach der (unpersonalen) Kraft, welche die Gesetze erdacht hat und zur Ausführung brachte und noch bringt. Das ist die pantheistische Vorstellung. Sie unterscheidet nicht zwischen materieller und Götterwelt. Danach ist die Natur die erlebbare Seite der Schöpferkraft. Aussagen über diese sind wohl nur aus ihrer Wirkungsweise und somit über die Naturwissenschaften möglich.
Ich habe den Eindruck, dass du auch auf dieser Linie liegst, aber ich kann mich irren.
Gruß von Helmut
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon stine » Di 11. Mai 2010, 17:25

Hallo Helmut,
Helmut-Soeder hat geschrieben:Die Alternative hierzu ist keineswegs der biblische Gott, sondern die Frage nach der (unpersonalen) Kraft, welche die Gesetze erdacht hat und zur Ausführung brachte und noch bringt.
Ja, ich denke, wir denken da ziemlich gleich :wink: .

Dass Menschen in allen Kulturen und zu jeder Zeit nach dem Ursprung des Seins geforscht und dahin sinniert und philosophiert haben ist für mich Beweis genug, wie wichtig diese Frage für die Menschheit immer war und immer noch ist.
Genau deswegen wirken Religionen nur wie ein verzweifelter Versuch das Denken hier zu einem allgemeinverständlichen Abschluss zu bringen.

Mein Denken über Religion ist über Anerkennung und Frust, Gegenwehr und erneutes Anschleichen dahingehend (vorläufig) zu Ende gebracht, dass ich verstehe, wenn Menschen Halt und Zuversicht, Kultur und Moral aus ihr ziehen und sie deswegen als gesellschaftsrelevante Einrichtung von Generation zu Generation immer noch fast automatisch weiter vererben. Und das schon seit Jahrhunderten. Ausnahmen waren immer Staatssysteme, die freies Denken aus Gründen der Gegenwehr nicht unterstützten.

Ich könnte mir vorstellen, dass religiös Erzogene (selbstverständlich spreche ich hier nicht über zwanghafte Sekten) in der Regel ein größeres Verlangen nach philosophischer Weltbetrachtung haben, da sie aufgrund der Diskrepanz zwischen logischem Denken und anerzogenem Gottesbild ihren persönlichen Weg in die Welt suchen.

Die Frage was Gott ist, werden wir also nur religiös beantworten können, weil alles andere uns (noch) überfordert.

LG stine
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Di 11. Mai 2010, 17:40

Helmut-Soeder hat geschrieben:Das durch Naturgesetze gesteuerte Universum kann sich aus sich selbst heraus erschaffen haben, wie Atheisten glauben. Die Alternative hierzu ist keineswegs der biblische Gott, sondern die Frage nach der (unpersonalen) Kraft, welche die Gesetze erdacht hat und zur Ausführung brachte und noch bringt.

Philosophisch ist das ja erst mal in Ordnung. Wer aus einer naturalistischen Welt kommt und Evidenzen für Behauptungen einfordert, sieht sich mit derlei Konstruktionen allerdings in eine trockene Wüste versetzt.
Das ist die Situation von Atheisten. Wir lehnen a priori keinen Gott ab, es dürften Tausende sein, wenn diejenigen, die auf der Existenz dieser Götter insistieren wenigstens einen Beweis für deren Existenz vorlegen würden.
Atheismus ist nicht der untaugliche Versuch, die Nichtexistenz eines nicht existierenden Geistwesens zu belegen, sondern die Weigerung, sich Märchen als Fakten verkaufen zu lassen. Wir kämen damit nämlich in die Bredouille sämtliche ca. 5000 heute noch namentlich bekannten Götter akzeptieren zu müssen, für die es ebenso viele Evidenzen gibt wie für JHWH, Allah und den Heiligen Geist.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Di 11. Mai 2010, 17:58

Seh ich auch so - es gibt einfach keinen vernünftigen Anlass, an Gott zu glauben.

Helmut-Soeder hat geschrieben:...sondern die Frage nach der (unpersonalen) Kraft, welche die Gesetze erdacht hat und zur Ausführung brachte und noch bringt.

Es ist m.E. sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass auch diese Frage schon falsch gestellt ist. Mit dem "erdachte" enthält sie noch den für Schöpfungsglauben typischen Antropomorphismus und beinhaltet damit schon eine religiöse Antwort.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ganimed » Di 11. Mai 2010, 19:13

ujmp hat geschrieben:es gibt einfach keinen vernünftigen Anlass, an Gott zu glauben

Und doch tun es ganz schön viele Leute. Kaum vorstellbar, dass die alle einfach nur unvernünftig sind. Was also ist falsch an deinem Satz?

Ich versuche mal, mich an meine Sichtweisen von vor einigen Jahren zu erinnern, als ich noch gläubig war.

Vernünftige Anlässe, an Gott zu glauben:
Pro1) Einsamkeit : da hilft Gottes Gegenwart
Pro2) Angst : da hilft Gottes Güte und Allmacht
Pro3) Komplexe Welt : da hilft Gottes Ordnung
Pro4) Angst vor dem Tod : da hilft die Sache mit der Ewigkeit
Pro5) Gefühl der Sinnlosigkeit : da hilft der Plan Gottes

Vernünftige Anlässe, nicht an Gott zu glauben?
Contra1) Unwahrscheinlichkeit und Unplausibilität seiner Existenz
Contra2) Problematische Tendenzen in Kirchen und religiösen Organisationen (Dogmata, Gruppendynamik, ...)
Contra3) Widerspruchsfreiheit mit wissenschaftlichen Fakten

Wenn die Pro-Punkte in Summe größer sind als die Summe der Contra-Punkte, dann halte ich es für absolut vernünftig, an Gott zu glauben.
Und wie groß die einzelnen Punkte sind, scheint mir von emotionalen, charakterlichen und psychologischen Faktoren abhängig zu sein. Kann individuell sehr unterschiedlich gelagert sein, nehme ich mal an.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Di 11. Mai 2010, 19:45

Ich bin selbst ein bekennender Ex-Christ und habe hier anfänglich vehement dagegen gestritten, dass der Glaube unvernünftig sei. Seit dem habe ich meinen Begriff von Vernunft etwas angepasst. Er passt jetzt nicht mehr auf so vieles. Glaube ist vielleicht verständlich, aber nicht vernünftig.

Ich denke sogar jetzt so, dass das pseudophilosophische Gewand, in das sich die moderne Theologie kleidet, ein bewusster Betrug ist. Eigentlich wissen sie ganz genau das es Gott nicht gibt. Aber sie verführen junge Menschen - die, wie du es ganz gut beschreibst existentielle Fragen stellen - mit ihrem unverantwortlichen nebulösen Gerede. Zugegeben: man muss empfänglich für solche Antworten sein...

Um so wichtiger ist es aber, dass man nach wirklichen Antworten sucht - oder eben die Fragen besser stellen hilft.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ganimed » Do 13. Mai 2010, 10:56

ujmp hat geschrieben:Ich denke sogar jetzt so, dass das pseudophilosophische Gewand, in das sich die moderne Theologie kleidet, ein bewusster Betrug ist. Eigentlich wissen sie ganz genau das es Gott nicht gibt.

Das klingt für mich sehr unplausibel. Die sollen genau wissen, dass es Gott nicht gibt und dennoch an ihn glauben und in gemeiner Absicht und wider besseren Wissens junge Leute verführen? Auf so eine abenteuerliche Theorie kommt man vermutlich nur dann, wenn man fest davon ausgeht, dass die Nichtexistenz Gottes sehr offensichtlich ist.
Wer aufgrund seiner Sichtweise zu dem Schluss kommt, dass große Teile der Mitmenschen entweder meschugge oder bösartig (oder beides) sind, hat einen sehr guten Grund, seine Sichtweise ernsthaft zu bezweifeln.

ujmp hat geschrieben:Um so wichtiger ist es aber, dass man nach wirklichen Antworten sucht - oder eben die Fragen besser stellen hilft.

Wichtiger für was? Oder für wen? Bei dir oder allgemein uns Atheisten mag diese Wahrheitsliebe, also das Ergründen von möglichst plausiblen Theorien über die Realität, im Vordergrund stehen. Und mit dieser Priorität ist das mit den wirklichen Antworten dann sicher wirklich wichtig. Aber eben nur dann. Für alle anderen gelten andere Prioritäten.
Und ein "vernünftiges" Vorgehen würde ich definieren als "Vorgehen gemäß den eigenen Prioritäten". Insofern kann es für einen Gläubigen also durchaus sehr vernünftig sein, an Gott zu glauben.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Do 13. Mai 2010, 12:41

ganimed hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ich denke sogar jetzt so, dass das pseudophilosophische Gewand, in das sich die moderne Theologie kleidet, ein bewusster Betrug ist. Eigentlich wissen sie ganz genau das es Gott nicht gibt.

Das klingt für mich sehr unplausibel. Die sollen genau wissen, dass es Gott nicht gibt und dennoch an ihn glauben

Ich hab ja auch das Gegenteil gesagt. Sie glauben nicht an Gott, machen aber andere Glauben, und verdienen nicht schlecht dabei.
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Do 13. Mai 2010, 15:01

ganimed hat geschrieben:Wenn die Pro-Punkte in Summe größer sind als die Summe der Contra-Punkte, dann halte ich es für absolut vernünftig, an Gott zu glauben.

Ja wenn Wahrheit für Dich eine Mehrheitsentscheidung ist, dann geht das absolut in Ordnung.
Stammt der Satz mit den 300 Billionen Fliegen von Dir? Denk noch mal drüber nach ...

PS: Kann es für einen Selbstmörder auch sehr vernünftig sein, sich umzubringen?
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ganimed » Fr 14. Mai 2010, 21:44

platon hat geschrieben:Kann es für einen Selbstmörder auch sehr vernünftig sein, sich umzubringen?

Selbstverständlich. Oder ist "sich umbringen" für dich eine Handlung, die absolut, universell, nie und nimmer vernünftig ist? Es gibt doch zumindest Grenzbereiche, Stichwort Sterbehilfe, wo aus Sicht eines Schwerkranken der selbst initiierte Tod eine vernünftige Lösung darstellt.

Vernünftigkeit ist doch vermutlich, wie alles andere auch, relativ.


ujmp hat geschrieben:Sie glauben nicht an Gott, machen aber andere Glauben, und verdienen nicht schlecht dabei.

Na gut, dann formuliere ich meinen Gedanken dazu auch nochmal um: Wer aufgrund seiner Sichtweise zu dem Schluss kommt, dass große Teile der Mitmenschen ihre Grundüberzeugungen nur vortäuschen, hat einen sehr guten Grund, seine Sichtweise ernsthaft zu bezweifeln.
Glauben wenigstens die, die von den Nichtgläubigen Glauben gemacht wurden, wirklich?
Und was würdest du dem Vertreter einer ähnliche abenteuerlichen Theorie entgegnen, der behauptet, dass alle Atheisten ihren Unglauben nur vortäuschen (sagen wir, um sich wichtig zu machen) und in Wirklichkeit aber glauben?
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon ujmp » Sa 15. Mai 2010, 19:29

ganimed hat geschrieben:Und was würdest du dem Vertreter einer ähnliche abenteuerlichen Theorie entgegnen, der behauptet, dass alle Atheisten ihren Unglauben nur vortäuschen (sagen wir, um sich wichtig zu machen) und in Wirklichkeit aber glauben?

Nochmal: Ich habe nicht gesagt, dass alle Gläubigen ihren Glauben nur vortäuschen. Deswegen trifft dieser Konter auch ins Leere. Ich redete nur von den Dealern der religiösen Drogen. Davon abgesehen kann jemand gerne behaupten, dass Atheisten heimliche Gläubige sind, nur gibt es dafür eben keine Belege. Dagegen belegt die Entwicklung der Theologie, dass die modernen christlichen Verkünder sich selbst als Märchenerzähler verstehen (z.B. R. Bultmann).
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon platon » Sa 15. Mai 2010, 19:33

Nicht zu vergessen die ständig wechselnden Interpretationen der sog. heiligen Schriften.
War dieser allmächtige und allwissende Gott nicht in der Lage eineindeutig zu formulieren? Oder ist das doch alles nur das Gewäsch irgendwelcher total zugekiffter Wichtigtuer?
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Re: Einfache Frage: Was ist Gott?

Beitragvon stine » So 16. Mai 2010, 10:15

platon hat geschrieben:War dieser allmächtige und allwissende Gott nicht in der Lage eineindeutig zu formulieren?
Die Formulierungen sind eindeutig. Nur passt das eben nicht jedem ins Menschenbild und so wird beliebig herumphilosophiert.

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