ujmp hat geschrieben:Ich muss nochmal nerven:
Du nervst nicht. Und falls doch, würde ich dir das schon sagen.
Ich werd mal versuchen, das was ich oben meinte klarer zu sagen.
FORMALE DEFINITIONEN UND SÄTZE
"Eine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten." Das ist erstmal nur eine Definition. Mit solchen Definitionen lassen sich Sätze bilden wie:
Zwei parallele Geraden schneiden sich in keinem Punkt.
Zwei parallele Geraden schneiden sich in einem Punkt.
Zwei parallele Geraden schneiden sich ein unendlich vielen Punkten.
Das gilt für beliebige, kontinuierliche Räume. Analoge Definitionen und Sätze könnte man über nicht-kontinuierliche Räume aufstellen.
PHYSIKALISCHE MODELLE
Ein Modell ist, wenn ich mir Atome als Billiardkugeln vorstelle. Anhand dieser Annahme kann man zum Beispiel die Gasgesetze relativ gut beschreiben. Aber nicht völlig. Man wird auf die Schnauze fallen, falls sich Atome nicht wie Billiardkugeln verhalten.
Ich denke, soweit sind wir uns einig.
Weiter oben wollte ich etwas anderes sagen: mir scheint, es gibt Aussagen über die Welt, die tautologisch sind. spacetime hat das anthropische Prinzip genannt. Ich würde das Prinzip etwas anders ausdrücken:
"Die Welt muß gewisse Voraussetzungen erfüllen, damit es intelligente Beobachter in ihr geben kann. Diese Beobachter wundern sich dann, warum die Welt genau auf sie abgestimmt scheint."
(Ist nicht ganz die "offizielle" Formulierung, dafür aber hoffentlich etwas klarer.)
Oben habe ich biologische Skaleneffekte angesprochen. Zufälligerweise gibts dazu im aktuellen Spektrum einen Artikel, der einen Gedanken erwähnt, der mir entgangen ist: es gibt eine Mindestgröße für warmblütige Tiere. Je kleiner Tiere werden, desto schneller geben sie ihre Wärme ab. Wenn sie die Wärme so schnell abgeben, wie sie Energie durch Nahrung aufnehmen, können sie nicht mehr kleiner werden. Mehr als 100% Zeit seiner Zeit kann kein Lebewesen für Nahrungsaufnahme aufbringen.
Das erscheint mir wie eine formale Aussage, die sich aber auf die reale Welt anwenden läßt. Ein Gegenargument dazu wäre mir sehr willkommen.
Meine Behauptung: es gibt Beispiele, in denen formale Logik in die reale Welt "hinüberschwappt". Das gilt längst nicht für alle Naturgesetzaussagen. Keplers Gesetze sind ein Beispiel für einen durch Beobachtung und Probieren gefundenen Zusammenhang, dem jede logische Begründung fehlt.
Ich denke, daß die tatsächlichen Naturgesetze alle auf solchen logischen Gründen basieren, auch wenn wir diese Gründe meist nicht kennen. Und leider werden wir nie alle dieser Gründe finden.
Sogar wenn wir eine Weltformel fänden, blieben noch weitere Probleme: erstens sagt eine physikalische Weltformel wenig über Psychologie. Zweitens wissen wir dann immer noch nichts über die Anfangs- und Randbedingungen, mit denen diese Weltformel gestartet wurde. Drittens ist unser Beobachtungshorizont zeitlich, räumlich und messtechnisch beschränkt. Spätestens wenn ein
Super-Super-Collider mehr Energie erforderte, als im Universum verfügbar ist, um ein weiteres Elementarteilchen zu finden, ist Schluß.
(Es gäbe noch mehr zu sagen, aber ich glaube für's erste reichts, sonst wird's zuviel.)