Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Bionic » Do 24. Jun 2010, 18:55

ganimed hat geschrieben:Ich verstehe das so, dass du hier fest von dem Satz ausgehst: eine schlimme Existenz ist immer besser als gar keine Existenz.

Ja grundsätzlich schon.
ganimed hat geschrieben:Und du kannst dir wirklich gar kein einziges Gegenbeispiel denken, wo eine Existenz so schlimm und derart furchtbar wäre, dass die Nichtgeburt doch auch im Sinne des Kindes besser wäre?

Eigentlich nicht. Unlebensfähiges Leben ist natürlich was anderes. Aber eigentlich ist dieses, im Sinne des Kindes ja nicht richtig. Das ist ja nur ein Konstrukt.
ganimed hat geschrieben:Aber es gibt doch Schmerzpatienten, die ständige Phantomschmerzen haben oder schmerzhafte Nervenleiden.

Und jetzt? Schmerzen dürfen doch kein Grund sein, um ein anderes Leben abzulehnen! Es gibt manche Beispiele wo ich denken würde, so kann man doch
gar nicht leben. Aber manche solche Menschen meistern ihr Leben trotzdem gut. Zumal dieses "Kann man nicht leben" unzulässig sein sollte. Außer natürlich
für unlebenfähiges Leben. Aber das dürfte ja klar sein.
ganimed hat geschrieben:Und wenn ich nach meinem Tod auch wieder nicht existent bin, dann ist das doch angesichts der langen Vorherzeit kein Grund zur Trauer.

So eine Denkweise ist doch Quatsch! Dann wäre ja alles was mit Menschen passiert belanglos. Ich habe dazu ein Zitat:
"Die Zeit ist eine große Lehrmeisterin. Schade ist nur, dass sie alle ihre Schüler umbringt." -Curt Goetz. Das finde ich trifft es eher.
ganimed hat geschrieben: Aber ein paar schmerzhafte Krankheiten mehr, einiges an Freuden weniger und schon würde ich, nachträglich sozusagen, durchaus gegen meine Geburt stimmen.
Abgesehen davon, dass es Blödsinn ist, deine heutige Sichtweise auf früher zu projezieren, ist das Stichwort eben *Nachträglich*.
ganimed hat geschrieben: Will sagen: ich bin ganz klar Verfechter der Ansicht, dass keine Existenz besser als eine schlechte Existenz ist.

Sorry dass ich das jetzt so sage, aber das haben die Nationalsozialisten auch gesagt. Inwieweit unterscheidest du dich da noch von deren Ansichten disbezüglich?
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon spacetime » Do 24. Jun 2010, 22:46

Ein Kind, das nie geboren wurde, kann das weder gut noch schlecht finden. Wir vergessen oft, dass wir gar nicht danach gefragt wurden, ob wir leben wollten. Wie sollen wir auch danach gefragt werden, wenn wir gar nicht wissen, wie es ist zu leben. Sollte man nicht jedem, der schon im "Wartezimmer des Lebens" sitzt, wenigstens die Möglichkeit geben, ein eigenes Urteil über die Existenz fällen zu können (und wenn er nur für eine Sekunde dem Leben etwas Positives abgewinnen kann, dann war das Rechtferttigung genug).
Der Gedanke, nicht zu existieren ist sinnlos, weil allein der Gedanke eine Existenz voraussetzt. 'Ich' ist eine Illusion, die nötig ist, um Raum und Zeit als konstantes, einheitliches Gebilde zu empfinden. Das 'Ich' verändert sich ununterbrochen und war vor fünf Minuten noch nicht so da, wie es genau jetzt, zu diesem Zeitpunkt exisiert. Das 'Ich' kann deshalb konstant und linear für ein ganzes Leben bestehen, weil alles nicht-zufälliger 'Ursache und Wirkung' unterworfen ist.

@ ganimed:
Rechne deinen Wahnsinn auch zuende und sag gleich, dass man geistig Behinderte vom Leid des Lebens erlösen sollte, weil sie ohnehin nicht mündig sind...
Wenn das ernst gemeint ist, was du hier teilweise ablässt, dann hast du noch nicht im Geringsten begriffen, wie unergründbar die eigene Existenz ist! Mensch, mach doch mal die Augen auf!
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon ganimed » Fr 25. Jun 2010, 01:20

Bionic hat geschrieben:
ganimed hat geschrieben:Und du kannst dir wirklich gar kein einziges Gegenbeispiel denken, wo eine Existenz so schlimm und derart furchtbar wäre, dass die Nichtgeburt doch auch im Sinne des Kindes besser wäre?
Eigentlich nicht. Unlebensfähiges Leben ist natürlich was anderes. Aber eigentlich ist dieses, im Sinne des Kindes ja nicht richtig. Das ist ja nur ein Konstrukt.

Ich helfe dir mal: stellen wir uns ein Kind vor, dass mit einer unheilbaren Nervenkrankheit geboren wird, die ständige Schmerzen (von Geburt an) bedeuten und sagen wir noch eine fast vollständige Lähmung der Gliedmaßen. So ein Kind wäre lebensfähig, genügend Pflege vorausgesetzt. Wenn du als Arzt vor der Geburt anhand genetischer Untersuchungen diese Entwicklung zu 100% vorraussagen könntest, wärst du dann für die Abtreibung oder dagegen? Und würdest du im Sinne des Kindes entscheiden oder in deinem Sinne (des Arztes) oder im Sinne der Eltern?

Bionic hat geschrieben:Schmerzen dürfen doch kein Grund sein, um ein anderes Leben abzulehnen! Es gibt manche Beispiele wo ich denken würde, so kann man doch gar nicht leben. Aber manche solche Menschen meistern ihr Leben trotzdem gut.

"Manche Menschen" reicht mir nicht. Wenn du Abtreibungen im Sinne des Kindes grundsätzlich ablehnst, dann musst du schon mit, sagen wir, "die allermeisten Menschen" oder am besten mit "alle Menschen meistern ihr Leben gut" daher kommen. Was ist denn mit denen, die nach deiner Rechnung ihr Leben also nicht gut meistern?

Bionic hat geschrieben:
ganimed hat geschrieben:Und wenn ich nach meinem Tod auch wieder nicht existent bin, dann ist das doch angesichts der langen Vorherzeit kein Grund zur Trauer.

So eine Denkweise ist doch Quatsch! Dann wäre ja alles was mit Menschen passiert belanglos.

Wie kommst du darauf? Das was während des Lebens passiert ist allerhöchstens dir egal, selbst Schmerzen scheinen dich nicht besonders zu stören (zumindest bei anderen). Mir ist nicht das Leben egal oder was dabei passiert, sondern mir ist egal ob es überhaupt zu einer Existenz kommt. Wie schreibt spacetime so schön und richtig: "Ein Kind, das nie geboren wurde, kann das weder gut noch schlecht finden." Insofern also eine völlig neutrale Bilanz. Und die willst du im Zweifelsfall eintauschen gegen eine deutlich negative Bilanz? Das verstehe ich nicht so ganz.

Bionic hat geschrieben:
ganimed hat geschrieben:ich bin ganz klar Verfechter der Ansicht, dass keine Existenz besser als eine schlechte Existenz ist.
Sorry dass ich das jetzt so sage, aber das haben die Nationalsozialisten auch gesagt. Inwieweit unterscheidest du dich da noch von deren Ansichten disbezüglich?

Du meinst das Euthanasieprogramm der Nazis, nehme ich an. Meine Position unterscheidet sich wohl vor allem in zwei Punkten. Meine Definition von "schlechter Existenz" geht von großem, subjektiv erlittenen Leid aus. Die Definition der Nationalsozialisten für Lebensunwertheit schloss Geisteskanke und Behinderte ein. Der zweite Unterschied ist noch grundlegender: die Nazis haben bestehende Existenzen beendet, also Kinder und Erwachsene getötet. Ich will nur Existenzen verhindern, also abtreiben vor der so und sovielten Woche.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon ganimed » Fr 25. Jun 2010, 01:28

spacetime hat geschrieben:Sollte man nicht jedem, der schon im "Wartezimmer des Lebens" sitzt, wenigstens die Möglichkeit geben, ein eigenes Urteil über die Existenz fällen zu können (und wenn er nur für eine Sekunde dem Leben etwas Positives abgewinnen kann, dann war das Rechtferttigung genug).

Meine Antwort wäre: nein, sollte man nicht. Wenn die Bilanz so aussieht, dass einer positiven Sekunde zig Millionen negative Sekunden gegenüber stehen, dann meinst du, sei es die Sache trotzdem wert gewesen? Diese merkwürdige Arithmetik will mir nicht in den Kopf. Wieso sind positive Sekunden für dich millionenmal mehr wert als negative Sekunden?

spacetime hat geschrieben:Wenn das ernst gemeint ist, was du hier teilweise ablässt, dann hast du noch nicht im Geringsten begriffen, wie unergründbar die eigene Existenz ist!

Um den Wert einer Existenz abzuschätzen sollte man sie in etwa ergründen können, da gebe ich dir recht. Wieso aber ist die Existenz unergründbar? In welcher Weise unergründbar? Was führt dich zu dieser Annahme?
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Bionic » Fr 25. Jun 2010, 02:39

ganimed hat geschrieben:Ich helfe dir mal: stellen wir uns ein Kind vor, dass mit einer unheilbaren Nervenkrankheit geboren wird, die ständige Schmerzen (von Geburt an) bedeuten und sagen wir noch eine fast vollständige Lähmung der Gliedmaßen. So ein Kind wäre lebensfähig, genügend Pflege vorausgesetzt. Wenn du als Arzt vor der Geburt anhand genetischer Untersuchungen diese Entwicklung zu 100% vorraussagen könntest, wärst du dann für die Abtreibung oder dagegen? Und würdest du im Sinne des Kindes entscheiden oder in deinem Sinne (des Arztes) oder im Sinne der Eltern?

Ich bin nicht gegen Abtreibungen. Ich wäre also für eine Abtreibung, im Sinne der Eltern und der Gesellschaft. Nicht aber weil diesem Kind kein Leben zugemutet werden könnte. Viel Sinn würde es aber natürlich auch nicht machen.
ganimed hat geschrieben:dann musst du schon mit, sagen wir, "die allermeisten Menschen" oder am besten mit "alle Menschen meistern ihr Leben gut" daher kommen. Was ist denn mit denen, die nach deiner Rechnung ihr Leben also nicht gut meistern?

Und jetzt? Es gibt auch Gesunde die ihr Leben nicht meistern. Ich will damit nur sagen, mann sollte nicht generell annehmen,
dass es alle mit schwerer Einschränkung nicht zurecht kommen. Und dass das alleine kein Grund gegen eine Existenz sein sollte.
ganimed hat geschrieben:Wie kommst du darauf? Das was während des Lebens passiert ist allerhöchstens dir egal, selbst Schmerzen scheinen dich nicht besonders zu stören (zumindest bei anderen). Mir ist nicht das Leben egal oder was dabei passiert, sondern mir ist egal ob es überhaupt zu einer Existenz kommt. Wie schreibt spacetime so schön und richtig: "Ein Kind, das nie geboren wurde, kann das weder gut noch schlecht finden." Insofern also eine völlig neutrale Bilanz. Und die willst du im Zweifelsfall eintauschen gegen eine deutlich negative Bilanz? Das verstehe ich nicht so ganz.

Wenn du deine Existenz relativierst, kannst du alles andere auch relativieren. Es geht nicht darum, ob mich Schmerzen stören. Sondern darum, ob ich allein
deshalb eine Existenz vernichte. Ich will das Leben existiert. Dieses hat möglicherweise eine negative Bilanz. Würde alles Leben vernichtet werden, wäre die
Bilanz wieder neutral.
ganimed hat geschrieben:Meine Definition von "schlechter Existenz" geht von großem, subjektiv erlittenen Leid aus. Die Definition der Nationalsozialisten für Lebensunwertheit schloss Geisteskanke und Behinderte ein. Der zweite Unterschied ist noch grundlegender: die Nazis haben bestehende Existenzen beendet, also Kinder und Erwachsene getötet. Ich will nur Existenzen verhindern, also abtreiben vor der so und sovielten Woche.

Du nimmst anderen das Lebensrecht. Das haben die Nazis auch getan. Wo ist da der so Wahnsinig große Unterschied, beim 2. Punkt.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Myron » Fr 25. Jun 2010, 02:44

ganimed hat geschrieben:Ich verstehe das so, dass du hier fest von dem Satz ausgehst: eine schlimme Existenz ist immer besser als gar keine Existenz.
Und du kannst dir wirklich gar kein einziges Gegenbeispiel denken, wo eine Existenz so schlimm und derart furchtbar wäre, dass die Nichtgeburt doch auch im Sinne des Kindes besser wäre?


"The central idea of this book is that coming into existence is always a serious harm. That idea will be defended at length, but the basic insight is quite simple: Although the good things in one's life make it go better than it otherwise would have gone, one could not have been deprived by their absence if one had not existed. Those who never exist cannot be deprived. However, by coming into existence one does suffer quite serious harms that could not have befallen one had one not come into existence."

"Once we acknowledge that coming into existence can be a harm, we might then want to speak loosely about never coming into existence being 'better'. This is not to say that it is better for the never-existent, nor that the never-existent are benefited. I grant that there is even something odd about speaking about the 'never-existent', because that is surely a referentless term. There clearly are not any never-existent people. It is, however, a convenient term, of which we can make some sense. By it we mean those possible people who never become actual."
———
"Die zentrale Idee dieses Buch ist, dass das Zurweltkommen immer ein ernsthaftes Übel darstellt. Jene Idee wird ausführlich verteidigt werden, aber die grundlegende Einsicht ist ganz einfach: Obwohl die guten Dinge im Leben eines Menschen dafür sorgen, dass es besser verläuft, als es andernfalls verlaufen wäre, hätte einem durch deren Abwesenheit nichts vorenthalten werden können, wenn man nicht existiert hätte. Denjenigen, die niemals existieren, kann nichts vorenthalten werden. Durch das Zurweltkommen erleidet man hingegen ziemlich ernsthafte Übel, die einem nicht hätten widerfahren können, wenn man nicht zur Welt gekommen wäre."

"Sobald wir anerkennen, dass das Zurweltkommen ein Übel sein kann, könnten wir geneigt sein, salopperweise zu sagen, dass es 'besser' sei, niemals zur Welt zu kommen. Das soll nicht heißen, dass es für die Niemals-Existenten besser ist, und auch nicht, dass die Niemals-Existenten einen Nutzen daraus ziehen. Ich räume ein, dass die Rede von den 'Niemals-Existenten' sogar etwas Eigenartiges an sich hat, weil es sich dabei mit Sicherheit um einen Ausdruck ohne Bezugsgegenstand handelt. Es ist klar, dass es keine niemals-existenten Menschen gibt. Es ist dennoch ein zweckmäßiger Ausdruck, dem wir einen bestimmten Sinn abgewinnen können. Wir meinen damit diejenigen möglichen Menschen, die niemals wirklich werden."

[© meine Übers.]

(Benatar, David. Better Never to Have Been: The Harm of Coming Into Existence. Oxford: Oxford University Press, 2008. pp. 1 + 4-5)
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon stine » Fr 25. Jun 2010, 06:36

ganimed hat geschrieben:Ich helfe dir mal: stellen wir uns ein Kind vor, dass mit einer unheilbaren Nervenkrankheit geboren wird, die ständige Schmerzen (von Geburt an) bedeuten und sagen wir noch eine fast vollständige Lähmung der Gliedmaßen. So ein Kind wäre lebensfähig, genügend Pflege vorausgesetzt. ...
Extrembeispiele können doch nicht der Grund für pauschale Verhaltensmodelle sein. Dann könnte man auch das Beispiel der Mutter anführen, die Verhütung ablehnt und ihre Familienplanung lieber über Abtreibung regelt. Soll es ja auch geben.

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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Mark » Fr 25. Jun 2010, 15:52

Eine oft abtreibende Frau ist doch kein geeignetes "Gegenbeispiel" für das Extrembild.
Es wäre viel stichhaltiger zu sagen : Was wäre wenn man in naher Zukunft für praktisch jede Behinderung eine Heilung entwickeln kann, weil man einen Durchbruch in Schlüsseltechnologien der Genetik schafft ?
Und was , wenn damit ein Behinderter gerettet werden kann der sonst nicht gelebt hätte, und dieser Behinderte wäre zum grössten Genie aller Zeiten geworden und hätte alle Probleme der Gesellschaft gelöst, der naturalistische Messias ?!
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon stine » Fr 25. Jun 2010, 17:16

Mark hat geschrieben:Eine oft abtreibende Frau ist doch kein geeignetes "Gegenbeispiel" für das Extrembild.
Ich dachte nur an den Abtreibungsgrund; es werden auch genügend gesunde Kinder abgetrieben.
Aber klar kann man trotz Gendefekt auch ein Genie sein; siehe Stephen Hawking

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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Bionic » Fr 25. Jun 2010, 19:57

stine hat geschrieben:Ich dachte nur an den Abtreibungsgrund; es werden auch genügend gesunde Kinder abgetrieben.
Aber klar kann man trotz Gendefekt auch ein Genie sein; siehe Stephen Hawking

Das meine ich ja, es ist so einfach zu sagen, dass etwas nicht funktionieren kann. Und genau aus diesen Gründen sehe ich Abtreibungen ja auch kritisch,
wenn ich sie auch nicht ablehne.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Nanna » Fr 25. Jun 2010, 20:17

Interessanter Weg, Genie gegen Leid aufzurechnen. Ich bin nicht sicher, ob ich das ethisch für zulässig halte.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Bionic » Fr 25. Jun 2010, 20:55

Was denn?! Fängst du jetzt auch mit dieser Leidvermeidungsnummer an?
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Nanna » Fr 25. Jun 2010, 22:18

Womit denn sonst? Unser ganzes Verhalten ist auf das Erlangen von Glück und Zufriedenheit und das Vermeiden von Leid ausgelegt. Wenn du das empirisch überprüfen willst, dann lutsche erst ein süßes Bonbon und fass danach auf die Herdplatte und zieh einen Vergleich.

Das Vermeiden von Leid und das Ermöglichen maximalen Glücks scheint mir die einzige halbwegs objektivierbare Kategorie zu sein, mit der man in einer pluralistischen Gesellschaft auf einen einigermaßen gemeinsamen Nenner kommen kann. Da Ethik in meiner Sicht letztlich vor allem eine Interessensabwägung ist, also ganz kalt gesagt ein Optimierungsproblem, bei dem maximales Wohlbefinden für alle Seiten herausgeholt werden soll, ist das die einzige Messgröße, die man empirisch einigermaßen bestimmen kann. Und was sollte man auch sonst nehmen? Die moralischen Ideen vergangener Zeiten sind ja auch nur aus dem Bestreben nach Sicherheit und Stabilität entstanden - um genau zu sein, dürften die moralischen Gebote der Erfüllung der Maslowschen Bedürfnispyramide folgen.

Was können wir in einer natürlichen Welt, die uns keinen letzten Sinn anbietet, anderes tun, als die Zeit, die uns zur Verfügung steht, so angenehm wie möglich zu verbringen und dabei so wenig Menschen wie möglich unnötigerweise auf die Füße zu latschen? Die Vermeidung von Leid und die Maximierung von Glück können - wohl gegeneinander abgewogen und zwischen allen Akteuren fair verteilt - da eigentlich allein die einzigen Richtkriterien sein, alle anderen ethischen Gebote lassen sich meiner Meinung nach restlos aus diesen ableiten.
Auch wenn Peter Singer dank der ganzen Tierrechtsdiskussionen hier sicherlich ein heißes Eisen im Form ist, finde ich die Grundidee seines Präferenzutilitarismus, jetzt mal bitte auf den Menschen beschränkt für diese Diskussion (!), durchaus wert, mal ein paar Gedanken dran zu verschwenden.

Ich bin daher durchaus für das Recht der Mutter, ihr eigenes Interesse an Wohlbefinden und Sicherheit (=Leidvermeidung) gegen das des Kindes zu stellen, sofern sie verantwortungsvoll abwägt. Das müssen alle Betroffenen tun, auch die Ärzte, Gerichte, Angehörige usw. Wenn sich herausstellt, dass das Kind aufgrund lebenslanger schwerster Behinderungen Wohlbefinden kaum verspüren können wird und/oder der Mutter äußerst starkes Leid, noch dazu dauerhaft, zugefügt wird, dann weise ich der Mutter das Recht zu, sich gegen das Kind zu entscheiden. Hier steht eine Garantie von Leid auf seiten der Mutter gegen die hochspekulative Möglichkeit, dass das Kind ein nicht nur leidfreies, sondern auch angenehmes, Leben führen können wird. Man muss kein Mathematiker sein, um abschätzen zu können, dass die statistische Wahrscheinlichkeit für ein Übergewicht an Leid gegenüber dem Wohlbefinden - wobei Leid dann die als dauerhaft dominant empfundene Gefühlsregung sein dürfte - relativ groß ist.
Ändern würde sich meine Meinung, wenn dem ältern, also bereits teilweise entwickelten Kind bei der Abtreibung großes Leid zugefügt würde oder wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Waage zwischen Leid und Freud für die Mutter nach der Geburt mindestens auf "neutral" steht, größer wäre.
Und im Zweifel gilt natürlich generell: Je stärker ein auf der o.g. Bedürfnispyramide tieferstehendes Bedürfnis bedroht ist, desto höher steigt die Rechtfertigung zur Verteidigung des eigenen Lebens mit Gewalt, zur Not eben auch gegen das eigene Kind über das Mittel der Abtreibung. Das klingt brutal und martialisch, ist aber nichts anderes als die Abtreibung aufgrund medizinischer Indikation, die auch jedem einleuchtet.

Fazit: Ich bin einfach grundsätzlich für ein sorgfältiges Abwägen und dann sollte der Weg beschritten werden, der nach allen Kriterien als der optimalste gelten kann, selbst wenn das heißt, dass auf allen Seiten Abstriche gemacht werden müssen. So sind halt Kompromisse, das lässt sich auch nicht ändern.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon stine » Sa 26. Jun 2010, 13:06

Nanna hat geschrieben:...ist aber nichts anderes als die Abtreibung aufgrund medizinischer Indikation...

Was hältst du von der sogenannten "sozialen Indikation"?
Und die wievielte Schwangerschaftswoche wäre bei dir die Grenze?

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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Mark » So 27. Jun 2010, 22:15

Eric Cartman's Mutter hatte doch mal versucht eine Abtreibung bis zur 440ten Woche durchzusetzen ;-)
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Klaus » Mo 28. Jun 2010, 09:14

stine hat geschrieben:Was hältst du von der sogenannten "sozialen Indikation"?


OK, erklär mir bitte mal die "soziale Indikation" bei einem Zellhaufen, wie im Blastula- oder Morula-Stadium. Auf das Geeiere bin ich jetzt schon gespannt. Wenn du hier zu einer positiven Antwort kommen solltest, kannst du auch über die soziale Indikation deiner Darm-Bakterien nachdenken.
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon stine » Mo 28. Jun 2010, 11:41

Klaus hat geschrieben:...kannst du auch über die soziale Indikation deiner Darm-Bakterien nachdenken.

Ein Schwangerschaftsabbruch ist nicht umsonst mit anschließender Ruhepause und Genesung verbunden.
(Eigentlich wollte ich jetzt schreiben, dass nur ein Mann, der keine Ahnung hat, so blöd daherreden kann, aber ich verkneif mir das. )
:mg:


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Link repariert, ich verkneife mir jetzt aber wirklich eine Anmerkung ;-) 1v6,5M
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Klaus » Mo 28. Jun 2010, 15:01

@stine, ich sag ja Geeiere. Nichts konkretes. Du machst viel zu viel Theater um eine der natürlichsten Dinge auf dieser Welt.
Bevor du blöd über den Abbruch einer Schwangerschaft schwadronierst, solltest du dir mal über den Ablauf derselben im Klaren sein, den sollte sogar eine Frau begreifen können. :mg:
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon spacetime » Mo 28. Jun 2010, 16:29

Stellen wir jetzt schon das Erreichen von Glück vor das Leben? Leben ist schon deshalb das größte Glück, weil es welches gibt. Diese Leidvermeidungsnummer stinkt nach Ideologie. Natürlich sollte man Leid vermeiden, aber davor sollte man bitte noch das Leben stellen!

Maximierung des Glücks steht vor dem Leben selbst? Da erklär mir mal jemand die Logik... in welchem Land leben wir denn! :motz:
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Re: Baby ohne Gehirn darf nicht abgetrieben werden..

Beitragvon Nanna » Mo 28. Jun 2010, 18:37

Ich werde hier massiv missverstanden. Meine These ist: Das Gehirn kann nichts anderes, als Glück zu optimieren und Leidgefühle zu vermeiden. Was diese Zustände bei dem jeweiligen Individuum auslöst, ist unterschiedlich. So mag die eine Mutter es als besser (=weniger schlimm) empfinden, das Kind auszutragen, weil sie dessen Tod mehr qälen würde, wohingegen, eine andere Mutter mehr darunter leiden würde, dass sie ihr Leben für ein kaum lebens- und emotionsbefähigtes Wesen extrem einschränken müsste.

Wenn wir diese These nun in eine Ethik implementieren, kommt natürlich eine Ideologie dabei heraus, jede Norm ist ideologisch - wobei ich Ideologie immer im neutralen Sinne verwende, der nichts anderes als "ein bestimmtes Weltbild" meint.
Ich sage: Jeder Mensch sollte die maximale Möglichkeit haben, dem nachzugehen, was er/sein Gehirn für am besten hält, also Zustände zu suchen, in denen er glücklich bzw. zufrieden ist und wenig Leid verspürt. Was das im Einzelnen ist, ist eben individuell verschieden, in manch einer Situation mag jemand auch körperlichen Schmerz als angenehm empfinden (ein Muskelkater kann z.B. das befriedigende Gefühl vermitteln, ordentlich rangeklotzt zu haben).

Im vorliegenden Fall haben wir eine klassische Interessenkollision: Zwei Individuen kommen sich in die Quere, wenn es darum geht, jeweils den eigenen optimalen Weg zu beschreiten. Dabei ist aber das eine Individuum, das Baby, nur sehr eingechränkt existent und es steht zu erwarten, dass es nie auch nur annähernd die diffizilen Empfindungen von Glück und Leid kennenlernen wird, wie die Mutter, zudem ist es bei der Mutter sicher, dass sie es kann, beim Baby eine bloße potentielle Möglichkeit.
Ich gestehe daher der Mutter das Recht zu, erstmal die eigenen Interessen zu wahren. Das Baby hat zwar auch Interessen, diese sind aber wie gesagt nur potentieller Natur und die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby übermäßiges Leid empfinden wird, das es mangels kognitiver und emotionaler Verarbeitungskapazitäten auch in keinster Weise einordnen, rationalisieren oder verdrängen kann, sind vermutlich hoch. Von daher gestehe ich der Mutter zu, dass sie die Entscheidung alleine fällen darf, ob sie das Kind austrägt oder nicht.

@stine:
Soziale Indikation halte ich durchaus für ein Argument, aber es ist vorsichtiger zu gebrauchen, als medizinische Indikation, weil die potentiellen negativen Folgen durch die Unfähigkeit der Mutter, für das Kind zu sorgen, sich sozial abfangen lassen, etwa durch Freigabe zur Adoption.
Ich kenne mich nicht so gut mit Schwangerschaften aus, dass ich sagen könnte, wo ich die Grenze ziehen würde. Je weniger der Embryo mitkriegt, vor allem an Schmerzen, desto besser.
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