
Zu Marx & Kommunismus hab ich aber noch nichts wesentliches gefunden und darum nun dieser Thread.
Marx interessiert mich, weil ich bisher keine Theorie gefunden habe, welche den Kapitalismus besser erklärt und damit auch die Grundlage liefert wie man ihn abschaffen kann und erläutert was die Ursache für die ganzen Probleme wie Ausbeutung, Krisen, Naturzerstörung usw. ist. Es gibt mittlerweile eine ziemlich gute Zusammenfassung des Marxschen Kapital, das im Orginal mit über 2500 Seiten doch recht umfassend ist. Verständlich geschrieben, dennoch wissenschaftlich korrekt und daher jetzt schon ein halber Klassiker:
Michael Heinrich - Kritik der politischen Ökonomie - Eine Einführung (240 S./10€)
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Zum Überblick außerdem sehr gut:
Ingo Elbe "Zwischen Marx, Marxismus und Marxismen. Lesarten der Marxschen Theorie"
Text: http://www.rote-ruhr-uni.com/cms/Zwisch ... s-und.html
Audio-Vortrag: http://audioarchiv.blogsport.de/2009/10 ... -lesarten/
Mir gehts vor allem darum zu betonen, dass der Kapitalismus nicht so scheiße ist, weil die Menschen so egoistisch sind, sondern andersrum. Diese Strukturen belohnen bestimmte Dinge und bestrafen andere, wodurch die Menschen wie Marx sagt nur als "Charaktermasken" und "Personifikationen ökonomischer Kategorien" gelten. Entsprechend müsste man in erster Linie die Strukturen und Anreize ändern anstatt den Menschen. Eine Vorstellung von Kommunismus, in welcher alle nur möglichst altruistisch sein müssten widerspricht insofern dem Marxschen Ansatz fundamental.
Ein verbreitetes Missverständnis besteht darin, Marx habe ein sozialistisches System entworfen.
"Statt unnütze Systeme für das Wohl der Völker aufzustellen, will ich mich darauf beschränken, die Gründe ihres Unglücks zu untersuchen."(Marx)
Nur ein vorgefertigtes Konzept zu entwerfen oder irgendwelche Gesetze festzulegen nachdenen sich die Menschen zu richten hätten, käme "mit Nothwendigkeit dahin, die Gesellschaft in zwei Theile zu sondern, von denen der eine über der Gesellschaft erhaben ist." (Marx)
Der eine Teil der schon bescheid wisse und die Masse, die nur noch dazu gebracht werden muss dem zu folgen. Genau wie das dann Doktrin des Marxismus-Leninismus(ML) als Ideologie des "Realsozialismus" wurde.
Marx zeigt zentral, dass Kategorien wie Wert, Ware, Geld, Kapital & Staat nicht natürlich, sondern historisch hervorgebracht und somit abschaffbar sind. Außerdem zeigt er deren inneren notwendigen Zusammenhang auf und die Unmöglichkeit einzelne herauszugreifen und in emanzipatorischer Absicht gegen andere auszuspielen. Weder macht eine Warenproduktion ohne Geld Sinn (Proudhon & co), noch eine Marktwirtschaft ohne Zins (Freiwirtschaft) oder eine staatstotalitäre Kommandowirtschaft bzw. ein Staat ohne Markt (ML & co). Es reicht insofern nicht, an einzelne Faktoren heranzugehen, sondern die Funktionweise selbst muss verändert werden. Wohlgemerkt die Art und Weise der Vergesellschaftung muss sich ändern, nicht die Menschen, welchen die Rationalität durch die Verhältnisse weitgehend vorgegeben wird.
"Die Kommunisten predigen überhaupt keine Moral. [...] Sie stellen nicht die moralische Forderung an die Menschen: Liebet Euch untereinander, seid keine Egoisten usw.; sie wissen im Gegenteil sehr gut, dass der Egoismus ebenso wie die Aufopferung eine unter bestimmten Verhältnissen notwendige Form der Durchsetzung der Individuen ist." (Marx)
Grüße