stine hat geschrieben:Ich vermute, dass das Aufheben von Grenzen einer soziologischen Zugehörigkeit (im Großen und Ganzen) eine unnötige Sisyphos-Arbeit bedeutet, weil aus naturalistischer Sicht, alles natürliche sich automatisch eine funktionierende Ordnung schafft. Als Beispiel seien hier staatenbildende Insekten oder in Rudel lebende Säuger genannt, deren Überleben gerade durch die Einteilung in soziologischen Hierarchien funktioniert.
ujmp hat geschrieben:eine ganz bestimmte Ordnung zu forcieren, die eben gerade nicht natürlich ist.
Geht mir genauso.arcalexx hat geschrieben:Etwas Schlechtes kann ich an dem System nicht erkennen, solange eben die Möglichkeit des Übergangs gewährleistet ist.
Das wäre eben die Frage: Wäre der Löwe nicht nur triebgesteuert, müsste er sich seinen Rang auch erkämpfen?ujmp hat geschrieben:Allerdings muss sich so ein Löwe diese Position auch erst erkämpfen...
Mir geht es wie Bionic: Wie meinst du das?ujmp hat geschrieben:Man muss nur hinterfragen, wieso unsere heutige Ordnung denn keine natürliche, funktionierende, sich automatisch entwickelnde Ordnung sein soll. Dann kommt man dahinter, dass es bei solchen Argumenten nur darum geht, eine ganz bestimmte Ordnung zu forcieren, die eben gerade nicht natürlich ist. Deine Präferenzen scheinen sogar hinter das zurückzugehen, was man hier zu Lande "konservativ" nennt - wer das indische Kastensystem für eine natürliche Ordnung hält, denkt schon reaktionär.
stine hat geschrieben:Das wäre eben die Frage: Wäre der Löwe nicht nur triebgesteuert, müsste er sich seinen Rang auch erkämpfen?ujmp hat geschrieben:Allerdings muss sich so ein Löwe diese Position auch erst erkämpfen...
stine hat geschrieben:Vielleicht liegt er ja lieber faul rum und begnügt sich mit den Speiseresten der Großfamilie nebenan?
stine hat geschrieben:Mir geht es wie Bionic: Wie meinst du das?.ujmp hat geschrieben:Man muss nur hinterfragen, wieso unsere heutige Ordnung denn keine natürliche, funktionierende, sich automatisch entwickelnde Ordnung sein soll. Dann kommt man dahinter, dass es bei solchen Argumenten nur darum geht, eine ganz bestimmte Ordnung zu forcieren, die eben gerade nicht natürlich ist. Deine Präferenzen scheinen sogar hinter das zurückzugehen, was man hier zu Lande "konservativ" nennt - wer das indische Kastensystem für eine natürliche Ordnung hält, denkt schon reaktionär.
stine hat geschrieben:Die natürliche Ordnung wäre, wie arcalexx schreibt, die Ordnung der Fähigkeiten,
stine hat geschrieben:Das Problem entsteht, wenn man einer Kaste eine Höherwertigkeit zuspricht. Intellektuelle Elite zB verglichen mit Tagelöhner.
Gebraucht werden alle vier der angegebenen Kasten. Nicht die Zugehörigkeit ist das eigentliche Problem, es ist die Anerkennung und das fehlende Wissen darüber, dass in einem funktionierendem System alle Fähigkeiten gebraucht werden.
Ja.ujmp hat geschrieben:Die Kastenordnung teilt die Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten und Anlagen in soziale Rangordnungen ein, die sie nicht verlassen können, sondern denen sie durch die Kastenzugehörigkeit ihrer Eltern angehören. Hier zu Lande war das im Mittelalter das letze mal so, als der Adel nur unter sich heiratete und die Bauern Leibeigene Sklaven waren, mit denen der Adel machen konnte, was er wollte. Das ist also nicht mehr "konservativ" zu nennen, weil es keinen Stand "konservieren" will, sondern "reaktionär", weil es längst überwundene Gesellschaftsmodelle aus der Mottenkiste vorholt, es will hinter das bereits Erreichte wieder zurück. So verständlicher?
stine hat geschrieben:Ja.
Die Zuordnung per Geburt ist heute zwar bedingt änderbar, aber auch nicht immer. Adlige heiraten immer noch gerne untereinander (Ausgenommen Königssöhne, die frisches Blut in die Familie bringen wollen oder müssen.) und Frauen dürfen ihren Adelstitel auch immer noch nicht weitergeben, das bleibt nach wie vor ausschließlich den Männern vorbehalten.
stine hat geschrieben:Die Fabrik des Vaters übernehmen, den Adelstitel weitergeben, die Hochschule besuchen, in der schon der Vater studierte, das ist alles kein Problem, wer möchte schon aus solcher Kaste fliehen? Schon eher versteht man hier die Fluchtgedanken eines Arbeiters, der sich für seine Kinder mehr Anerkennung erhofft, wenn sie es mal weiter bringen. Musikunterricht und zweite Fremdsprache im Kindergartenalter sollen richten, was man sonst nicht weitergeben kann. Klar, das kann gut gehen, muss aber nicht. Frustration und Leistungsverweigerung sind häufig die Folge.
stine hat geschrieben:@ujmp: Prinzipiell habe ich hier noch nicht weitergedacht. Ich wollte nur mal einen Versuchsballon starten und schauen, wohin sich dieser bewegt. An den Kommunismus hatte ich ehrlich gesagt nicht gedacht.
Gegen das Recht zur Entfaltung ist nichts einzuwenden. Ich habe aber den Eindruck, dass diese Entfaltung oft auf Biegen und Brechen vorangetrieben wird. Mancheiner kann sich einfach nicht besser entfalten und muss doch mithalten können. Wo das Recht zur Pflicht wird, ist es aus mit der Entfaltung.ujmp hat geschrieben:Es ist keine "Flucht aus einer Kaste", wenn sich jemand seinen Fähigkeiten entsprechend entfaltet, sondern, wenn du so willst, sein "natürliches Recht".
Manchmal schonujmp hat geschrieben:Gib zu, es gefällt dir, wenn es so richtig kracht!
Welche wären das?ujmp hat geschrieben:...Gesellschaftsmodelle aus Frauenillustrierten...
stine hat geschrieben:Gegen das Recht zur Entfaltung ist nichts einzuwenden. Ich habe aber den Eindruck, dass diese Entfaltung oft auf Biegen und Brechen vorangetrieben wird. Mancheiner kann sich einfach nicht besser entfalten und muss doch mithalten können. Wo das Recht zur Pflicht wird, ist es aus mit der Entfaltung.ujmp hat geschrieben:Es ist keine "Flucht aus einer Kaste", wenn sich jemand seinen Fähigkeiten entsprechend entfaltet, sondern, wenn du so willst, sein "natürliches Recht".
stine hat geschrieben:Manchmal schonujmp hat geschrieben:Gib zu, es gefällt dir, wenn es so richtig kracht!.
Doch meist gefallen mir solche Diskussionen deswegen, weil ich meine persönliche Einstellung damit überprüfen oder auch nachbessern kann. Ich bin immer noch lernfähig und kein sturer Büffel.![]()
stine hat geschrieben:Welche wären das?ujmp hat geschrieben:...Gesellschaftsmodelle aus Frauenillustrierten...
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Manche pflegen halt ihr reaktionäres Frauenbild bis zum Erbrechen und merken es vielleicht(?) gar nicht.
Ist eine dynamische Ordnung denn überhaupt eine?Mark hat geschrieben:Es gibt kein Optimum und die Gesellschaft ist dynamisch also muss die Ordnung auch immer dynamisch sein.
ujmp hat geschrieben:Vielleicht kannst du mal konkret werden. So weit ich deine Ansichten hier kennengelernt habe, wendest du dich gegen Chancengleichtheit in der Bildung. Ich behaupte, dass du der Meinung bist, Kinder aus einfachen Familien gehören auch in einfache Verhältnisse und sollen ruhig dort bleiben. Das ist das Kastensystem in deinem Kopf. Wenn du es ehrlich meinen würdest, wäre es dir auch recht, das die Tochter von Frau Doktor nicht dem Zwang ausgesetzt wird, "mithalten zu können" sondern ggf. sozial absteigt, wenn sie nicht ganz so nach der Mamma kommt. Das wäre in deinem Sinn "natürlich". Bei den Anstrengungen im Bildungssystem geht es auch nicht darum, Menschen "auf Biegen und Brechen" zu formen, sondern darum, ihnen optimale Bedingungen zur Entfaltung einzurichten, sie freizusetzen. Ich behaupte, dass du nichts gegen gute Bildung hast, aber etwas dagegen, dass allen Menschen eine gute Bildung zu teil wird.
stine hat geschrieben:Und was ist mit dem blitzgescheitem Arbeiterkind, dessen Eltern ein Stipendium bewirkt haben, um das Kind zu fördern? Denkst du er steigt deswegen in die Welt der oberen 10 000 auf?
Ich denke, dass die Bildung hier keine Rolle spielt. Man ist, was man ist. Und wer sich damit abfindet, hat es leichter.
stine hat geschrieben:I
Und was ist mit dem blitzgescheitem Arbeiterkind, dessen Eltern ein Stipendium bewirkt haben, um das Kind zu fördern? Denkst du er steigt deswegen in die Welt der oberen 10 000 auf?
Ich denke, dass die Bildung hier keine Rolle spielt. Man ist, was man ist. Und wer sich damit abfindet, hat es leichter.
LG stine
Stimmt, das hat damit zu tun, dass meine Gehirnhälften ständig miteinander wechselwirken und dass das zur Folge haben könnte, dass ich die Einzige bin, die die Zusammenhänge erkennt.musicman hat geschrieben:ich habe den Eindruck, Du wirst hier oft mißverstanden, weil Du die Neigung hast, vieles zu vermischen.
Wieso sollte eine Ausweitung des Bürgertums die Angst vor dessen Untergang schüren?musicman hat geschrieben:...die Angst des Bürgertms vor Veränderung ihren Ursprung zu haben, sie haben Angst, dass man ihnen die Schnitten wegnimmt.![]()
Und genau deshalb ist das ganze Bildungsgeschwafle der Regierung und ihrer Opposition nur ein Hinhalten und Augenwischen. In Wirklichkeit interessiert das niemanden.1von6,5Milliarden hat geschrieben:... mit Beziehungen kommst du auch bei schlechterer Qualifikation weiter bzw. überhaupt erst in Bereiche, die ohne Beziehungen mit der mangelnden Qualifikation unerreichbar wären.
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