Vollzitat des Vorbeitrags entfernt, 1v6,5MEins nachm anderen.^^
Wenn erstmal klar ist, dass sich Marx & die Idee des Kommunismus nicht mit dem Realsoz. erledigt hat, dann können wir gern genauer über Konsequenzen diskutieren. Hab ja schon eingangs erklärt, dass es nicht DEN Kommunismus als vorgefertigtes Konzept ausm Systembaukasten gibt, sondern dieser im wesentlichen negativ definiert ist. Ist man sich einig in Kritik & Analyse des Kapitalismus ergeben sich notwendige Grundprinzipien des Kommunismus von selbst. In der verlinkten Einführung von Heinrich sind auch einige Schlussfolgerungen erwähnt.
12. Kommunismus – Gesellschaft jenseits von Ware, Geld und Staat (
link)
Da werden auch einige Missverständnisse klargestellt und es sollte insofern eine gute Grundlage zur Diskussion darstellen.
Bini Adamzcak formuliert das in ihrem
Kinderbuch über den Kommunismus (übrigens sehr zu empfehlen) so:
"Es ist wie bei der Heilung einer Krankheit. Wenn der Kapitalismus eine Krankheit wäre - was er nicht ist -, dann wäre derjenige Kommunismus das beste Medikament, der die Menschen ganz gesund machen kann und nicht nur zu einem Drittel oder zur Hälfte." Um die Probleme aus der Welt zu schaffen, muss man sie aber erstmal begrifflich fassen und im Zusammenhang begreifen.
Ich wiederhol mich langsam, aber ich glaube nicht, dass hier allgemein anerkannt ist, dass Ausbeutung, Krisen etc. nur abschaffbar sind wenn man folgendes aus der Welt schafft bzw. durch andere Formen ersetzt: Privateigentum an Produktionsmitteln, Warentausch, Geld, Kapital & Staat
Insofern muss die Grundlage des Kommunismus in jedem Fall das Gemeineigentum (an PM) und kollektive Selbstverwaltung auf allen Ebenen sein.
Das imho bisher überzeugenste Konzept, welches auch das Moment der Subjektivität deutlich stärker betont ist die
Peer-Economy von Christian Siefkes. Er skizziert ausgehend von der freien Software-Bewegung eine postkapitalistische Gesellschaft, in welcher der Warentausch zugunsten bewusster Aufwandsteilung aufgehoben ist und welche ohne zentrale Planinstanz auskommt. Soweit ich es kenne, ist es mit der Marxschen Kritik recht gut vereinbar, was wirklich selten der Fall ist.
Ich war auch letztens auf verschiedenen marxistischen Tagesseminaren u.a. von Ingo Elbe ("Marx im Westen") und Hermann Lueer ("Warum verhungern täglich 100.000 Menschen? Argumente gegen die Marktwirtschaft") und beide haben, genau wie der Veranstalter, in Bezug auf eine Alternative auf das Konzept von Siefkes verwiesen. Man sollte sich dennoch immer bewusst sein, dass Emanzipation nicht erreicht werden kann, indem man die zukünftigen Vergesellschaftungsformen doktrinär vorschreibt, sondern diese nur in der Praxis entwickelt werden können. Vorschläge wie jene von Siefkes bieten aber die Chance, eine Gesellschaft jenseits Markt & Staat denkmöglich zu machen und alte Fehler zu vermeiden. Wäre auch sehr an einer Diskussion darüber interessiert inwiefern dabei wirklich die Ansprüche erfüllt werden, damit man von einem Kommunismus nach Marx sprechen kann. Hier also nun extra für dich ein ausformuliertes Modell in einem einführenden Artikel dazu:
http://peerconomy.org/text/prokla-commonismus.pdfWären sich auch breitere gesellschaftliche Gruppen über die Marxsche Kritik einig, dann könnte man solche Ansätze sicher noch ausbauen und verfeinern. Ansonsten beschäftigen sich bisher halt nur einzelne Leute in ihrer Freizeit mit solchen Sachen, wobei angesichts der zunehmenden Krisentendenzen des Kapitalismus eine breitere Diskussion über Alternativen wirklich dringend angesagt wäre.