Nanna hat geschrieben:Kulturpflanzen werden massenhaft in Monokulturen angebaut, mit all den negativen Folgen, die man von Monokulturen her kennt (übrigens das Gegenteil von Biodiversität, womit die Frage, ob Biodiversität wichtig ist, für mich schon beantwortet ist
Monokultur ist, zumindest laut Wikipedia, die Anbauweise, wo auf einer Fläche immer nur eine Pflanze angebaut wird. Das hat nichts mit dem Gegenteil von Biodiversität zu tun. Es kann ja mehrere Flächen mit jeweils verschiedenen monokulturell angebauten Pflanzen geben. Oder es kann eine Fruchtfolge geben (verschiedene Pflanzen nacheinander, was übrigens nach meinem Verständnis der übliche Standard hier in Deutschland ist). Der Ertrag einer Monokultur ist aus Anfälligkeitsgründen tendenziell geringer, was aber in der Regel durch Vorteile (einfachere Bearbeitung und Pflege) wettgemacht wird.
Nanna hat geschrieben:Stirbt der Weizen auf einem reinen Weizenfeld, sind 100% der Pflanzen tot, auf einer Mischwiese hat eine Art dagegen einen viel kleineren Anteil (ich schätze mal ohne näheres Hintergrundwissen nicht mehr als 20% maximal), daher ist auch nicht die ganze Wiese hinüber, selbst wenn die entsprechende Art komplett flöten geht.
Du verwechselst hier Artenreichtum auf einer Wiese und Artenreichtum in der Welt. Wenn 100% der Pflanzen auf einem Weizenfeld sterben, ist deshalb noch keine Art gestorben. Es gibt die Ebene der Arten und es gibt die Ebene der einzelnen Pflanzen-Individuen. Monokultur als Anbauverfahren hat meiner Ansicht nach nur sehr wenig mit dem Thema Biodiversität zu tun.
Nanna hat geschrieben:Geht an einer Stelle etwas schief, bricht das ganze System zusammen und es gibt keine alternativen Faktoren (andere Pflanzen oder Arten), die den Verlust kompensieren können.
Da malst du das Bild ja wirklich maximal schwarz. Demzufolge wäre Biodiversität absolut nötig (weil an irgendeiner Stelle geht ja immer was schief). Aber diese Aussage wäre doch erst möglich, wenn du die einzelnen Risikofaktoren nennen könntest. Wie wahrscheinlich ist es, dass etwas schief geht? Wie wahrscheinlich ist es, dass bei Artenarmut keine andere Pflanze oder Art den Verlust kompensieren kann? Wie wahrscheinlich ist es, dass der Mensch den Verlust dann nicht irgendwie anders kompensieren kann? Erst wenn alle diese Wahrscheinlichkeiten jeweils knapp 100% betragen, kannst du folgern, dass wir Biodiversität unbedingt brauchen. Bei geringeren Wahrscheinlichkeiten kann die Aussage nur lauten: Biodiversität wäre besser.
Aber die Frage ist ja eben: wie viel besser? Und wiegt dieses "Besser" dann die Anstrengungen auf, die zum Erhalt der Biodiversität nötig wären?
Nanna hat geschrieben:Es sollte klar sein, dass bereits leichte Modifikationen des Lebensraumes ausreichen, um die Überlebenschancen einer Art zu senken
Wieso das? Wieso können Modifikationen die Überlebenschancen nicht auch erhöhen? Oder unverändert lassen? Du scheinst den Pessimismus bei diesem Thema derart verinnerlicht zu haben, dass du zu merkwürdig einseitigen Schlussfolgerungen gelangst.
Nanna hat geschrieben:In allen Fällen gilt, dass Biotope mit höherer Artenvielfalt mehr Chancen haben, entsprechende Gegenstrategien zu entwickeln.
Diese Aussage ist richtig. Aber es ist nur eine tendenzielle Aussage. Wie viel mehr Chancen genau? Das wäre wichtig zu wissen, um abschätzen zu können, wie wichtig Biodiversität ist und wie viel Artenerhalt wir uns leisten können/sollten.
Nanna hat geschrieben:Davon abgesehen weise ich auch darauf hin, dass viele Wirkstoffe für Medikamente und andere chemische Anwendungen zuallererst in der Natur gesucht und gefunden werden und danach synthetisiert werden. Wenn die Biodiversität sinkt, gibt es folglich auch weniger Arten, deren spezifische Fähigkeiten der Mensch für sich nutzbar machen kann.
Wieder richtig. Aber auch hier benutzt du nur relative Wertungen. Wie viele Medikamente werden bei welchen Diversitäts-Sinkraten nicht gefunden? Und wie viel von diesem Verlust könnte durch billigere Maßnahmen in alternativer Forschung kompensiert werden?
Ich finde ja auch, dass Biodiversität aus den bisher genannten Gründen besser ist als keine. Aber ich finde es blind, sie so gut zu finden, dass man ihren Erhalt um jeden Preis fordert, ohne auch nur annähernd quantifizieren zu können.