musicman hat geschrieben:Wenn den Leuten signalisiert wird, ihr seid schön blöd, wenn ihr Kinder in die Welt setzt und dazu noch arbeiten geht, werden sie es irgendwann sein lassen.
Wer signalisiert das denn?
Ich für meinen Teil empfange ganz andere Signale, nämlich, du bist schön blöd, wenn du dich um deine Kinder selber kümmerst und nicht weiter arbeiten gehst, weil Leistung in diesem Land monetär gemessen wird und was nichts kostet ist nichts wert. Abgesehen von der nicht eingezahlten Rente. Jackle (äh - donquijote) schreibt das ja immer wieder mal, dass die Familienarbeit eigentlich bezahlt werden sollte. Was er/sie allerdings immer wieder falsch sieht ist, Familienarbeit sollte nicht als Arbeit im herkömmlichen Sinn betrachtet werden, sondern aus Liebe zum Nachwuchs gemacht werden. Kinder die die ersten Lebensjahre mehrere Bezugspersonen hatten, leiden oft an psychischen Störungen.
musicman hat geschrieben:...aber ich wundere mich schon, wie man hier diejenigen, die den Karren ziehen behandelt.
Die, die hier den Karren ziehen werden immer mehr ausgenommen, das ist wahr. Aber sie lassen es auch mit sich machen. Sie drängen geradezu in den Wettbewerb untereinander und wer nicht seine Töchter wenigstens mit Ballet und Klavier und die Söhne mit Fussball und Saxophon piesakt, gehört nicht dazu. Der Mittelstand hat sich nun mal in den Kopf gesetzt, zu strampeln, was das Zeug hält, und findet das besser, als kürzer zu treten. Er liebt es zu Leisten und Steuern zu bezahlen, er liebt es seine Kinder in den Wirtschaftskreislauf zu bringen, je eher je besser und er liebt es kurz vor dem Burnout nochmal in die Staaten zu fliegen, weil, wer noch nicht "drüben" war, gehört auch nicht dazu.
Und wenn er (der Mittelstand) dann plötzlich feststellt, dass es Menschen gibt, die sich diesem Irrsin nicht aussetzen und trotzdem leben und zwar von seinen Steuergeldern, dann darf er sich auch schon mal den Hut hochgehen lassen.
Ja, ich gebe zu, mich ärgert das auch, dass ich ständig am zahlen bin und andere immer nur bekommen. Aber was solls, derzeit jammern noch alle Steuergebeutelten (auch der Mittelstand) auf sehr hohem Niveau, weil viele Dinge ihres täglichen Lebens noch verzichtbar sind.
Der Sinn der sozialen Marktwirtschaft ist genau der, dass alle vom allgemeinen Wohlstand profitieren und ich würde sagen, bei uns klappt das noch einigermaßen. Wenn wir allerdings weiterhin die Jobchancen höher und höher aufhängen, einfache Arbeiten mehr und mehr outcourcen und die Lehrer weiterhin überlasten, dann werden die Leister immer weniger und die Aufderstreckegebliebenen immer mehr und das hat nichts mit zunehmender Volksverdummung zu tun, sondern nur damit, dass wir uns (der Mittelstand) gegenseitig mehr und mehr antreiben.
Die Konservativen und die Linken werden sich weiterhin über ein gängiges Konzept streiten, aber eins ist jetzt schon sicher: Die Zeche zahlt immer die große Mitte, weil das anders gar nicht möglich ist. Und auch wenn du hier weggehen würdest, musicman, woanders geht es dem Mittelstand auch nicht besser und in Ländern wo der hiesige Mittelstand zu den Reichen gehört, da sind Stacheldrahtzäune um das Anwesen keine Seltenheit.
LG stine