Myron hat geschrieben:Die einen sagen ja, die anderen sagen nein.
Es gibt sogar Leute, die meinen, der metaphysische Naturalismus wäre mit dem metaphysischen Idealismus vereinbar. Oft wird der "Obernaturalist" Quine erwähnt, der nolens volens die Existenz abstrakter Mengen anerkannte. Dabei wird jedoch ebenso oft übersehen, dass Quine weniger ein ontologischer Naturalist denn ein ontologischer Szientist war, den das platonistische Indispensability Argument überzeugte.
Der arme Mann. Plötzlich waren eben Mengen Werte seiner gebundenen Variablen. Naja, was tut man nicht alles für Set-theory.
Aber gut, deine Version des Nat. wäre jetzt aber nicht völlig deckungsgleich mit Mat. Schließlich erwähntest du ja schon deine Affinität zu linguistischen Typen und interessanterweise Musik(soweit ich mich erinnere). Oder stehe ich immer noch auf dem Schlauch?
Myron hat geschrieben:Es kommt darauf an. Ein argumentum ad ignorantiam ist nicht immer unzulässig.
"[T]he ad ignorantiam argument is not always fallacious, and it is misleading to call it a fallacy. ... [T]he ad ignorantiam is a plausible, if weak, form of reasoning, depending on the context. ... If the conclusion of the argument is phrased in strong terms—for example, using the term 'definitely' or 'conclusively'—then that is a sign that the argument could be fallacious. If the conclusion is phrased as a plausible presumption, however, and the context of dialogue supports it, then these are signs that the argument from ignorance may be reasonable (nonfallacious). ... In short, then, as a weak (plausible) form of argument, an ad ignorantiam argument can sometimes be nonfallacious. It depends on the context. But the argument from ignorance can become weak or erroneous when it is taken as a stronger form of argument than the evidence warrants."
(Walton, Douglas N. Informal Logic: A Handbook for Critical Argumentation. Cambridge: Cambridge University Press, 1989. pp. 45-6)
Ich stimme nicht zu. Das Argument mag nicht invalid im strengen Sinne sein, aber immerhin geht es hier um eine ontologische Entscheidung und wenn etwas wirklich starke, am besten logisch gültige, Argumente und Kriterien braucht, dann ein ontologischer Streit. Für die Festlegung auf Entitäten ist ein a.I auf keinen Fall stark genug. Der Autor sagt ja hier selber, dass es genrell sehr schwach ist. Vor allem in Hinblick auf ontologische Entscheidungen, die ja wirklich Lichtschalter-Entscheidungen sind, sehe ich so gut wie keine rechtfertigende Kraft und wissenschaftstheoretisch im Hinblick auf Beweislastrelationen keine epistemische Verknüpfung zwischen "Prämissen" und Konklusion.
Myron hat geschrieben:Nein, es besteht ein Unterschied zwischen einer eliminativen und einer konservativen Reduktion:
1. ER: Es gibt keine Xe, sondern nur Ye.
2. KR: Es gibt Xe, aber sie sind Ye.
Gut, ich gestehe ein, dass man das so konstruieren, aber nur wenn es eine Möglichkeit gibt, ontische Abhängigkeit nicht nur logisch zu entwickeln, sondern auch mit Inhalt zu füllen. Ich verstehe immer noch, was das für eine Verbindung sein soll, die enige Entitäten existenziell abhängig macht. Und ordenet man ihnen dann eben nicht doch eine andere Stufe der Existenz zu. Folgendes ist doch, wenn ich es richtig verstehe, der Gedankengang: Was ist der Grund, warum man als Naturalist eine reduktionistische Position einnimmt? Weil man keine Entitäten annehmen möchte, die irgendwie den Anschein machen, nicht Teil von MERZ zu sein. Also macht man ihre Existenz mittels Reduzierbarkeit Teil von MERZ und ist zufrieden. Aber was meint man bitte, wenn man sagt: Es gibt Xe, aber sie sind Ye? Ich will klaren Inhalt zu diesem Satz! Einerseits scheint man die Identität zweier Entitäten auszusagen, andererseits sagt man aber, dass es sie beide gibt. Für mich ist das ein Widerspruch, den man nur erklären kann, wenn man irgendwie versucht zu sagen: Ja, Xe existieren schon- aber sie existieren halt anders als Ye. Sie haben quasi eine Art "eingeschränkte" Existenz. Damit hat man keine schlankere Ontologie, man hat einen meinongschen Dschungel. Die andere Art, sich rauszureden ist zu sagen, dass Alles von Etwas abhängig ist, d.h. das ist einfach ein Teil von Existenz. Aber das trivialisiert das Projekt völlig. Vielleicht war das Phänomen einen Regress zu nennen, terminologisch nicht geschickt. Was passiert ist doch folgendes: Wovon ist X ontisch abhängig? Von Y. Aber offensichtlich soll ontische Abhängigkeit eine transitive Relation sein. Wenn also X von Y und Y wiederum von Z abhängig ist, dann X plötzlich auch von Z abhängig. Aber Z ist wiederum von U abhängig usw. bis wir eine transitive Relationskette mit allen existierenden Entitäten haben und X bei sich selbst wieder ankommt. Aber dann ist nichts ausgesagt.
Wie gesagt: Man kann das stoppen, wenn man zugibt, dass es Dinge gibt, die nicht ontisch abhängig sind. Aber dann hat man meiner Meinung nach bereits verschiedene Arten des Existierens zugegeben, was für mich sinnlos klingt(ich finde sogar, es rückt sehr nahe eine heideggerianische Konzeption von Sein und Seiendem heran und da stellen sich bei mir die Haare zu Berge!).
Für mich sind solche Strategien immer noch eine Art, sich um Entscheidungen zu drücken, die schmerzlich sind.
Zu der mögliche Welten Konstruktion:
Myron hat geschrieben:Das sollte ein Materialist und wohl auch ein Naturalist bestreiten. Ist eine Welt, worin der mentalistische Immaterialismus, kurz Mentalismus, wahr ist, eine natürliche Welt? Eine Welt, worin nur Gott existiert, wäre eine solche Welt, was bedeutet, dass Materialisten/Naturalisten nicht nur die Tatsächlichkeit, sondern auch die Möglichkeit der Existenz Gottes leugnen müssten.
Ich sehe da eine implizite Zirkularität. Du hast ontische Abhängigkeit benutzt, um Naturalismus zu erklären und jetzt erklärst du den zentralen Begriff der ontischen Abhängigkeit wiederum mit Naturalismus. Anders ausgedrückt: Ontische Abhängigkeit klappt nur, als Argument für den Naturalismus, wenn man ausschließt, dass keine es Welten gibt, in denen nur Geistiges existiert. Diese Selektion kann aber nur durch naturalistische Annahmen erklärt werden. Ergo: Das Funktionieren des Argumentes setzt die Position voraus, die es plausibilisieren soll.
Die Frage nach einer Welt, in der Emotionen existieren ist natürlich rhetorisch klug gestellt, weil eine solche Welt keiner annehmen würde. Aber was- außer dem Naturalismus selbst- spricht gegen rein geistige Subjekte?( In möglichen Welten selbstverständlich )
Du sagst dazu:
Myron hat geschrieben:they consist of nothing, of no kind of stuff whatsoever—not even of some "mind-stuff", since the concept of immaterial stuff (material) is a contradiction in terms
I am not sure if the mention of a "contradiction in terms" isnt begging the question on the dualist. Just because we usually associate the notions of "stuff" and "consisting of something" as consisting of something material, does not mean these notions cannot be construed otherwise. To speak of "stuff" and to mean some form of matter is simply the way of talking we have become acustomed to. But it does not habe to bear that meaning by neccessity. Anyway: A dualist who takes his notion of existence seriously can dispense with the talk of consisting of something, that is so misleading for the materialist, altogether: He can simply say that there is a possible world where there is something that only has mental properties, meaning that only mental properties are instantiated in that world. There is nothing contradictory about this construal. To say that there must again be something that is the bearer of these properties is to pressupose some strange form of essentialism. But there is no "core of being" that bears the properties. The properties are all there is. Objects and Entitities consist entirely of properties and the relations they stand in. So actually the Anti-Dualist is the one holding strange beliefs about a "core of being". And if he is a naturalist- all the worse for him, for in his reply, he has pressuposed a conception of existence that has been overcome by modern science for some decades now.
Myron hat geschrieben:But now the big trouble with the concept of such things starts: ontologically speaking, pure subjects of consciousness/experience cannot conceivably be anything over and above the content of their consciousness, the stream of their experiences. This means that they are part of this content or stream, i.e. that they are experiences themselves. But no experience can possibly be an experiencer, a subject of experience, because experiencers are necessarily distinct from their experiences. No subject of experience is intelligibly reducible to one of its experiences
This argument again falls victim to how we usually speak. Of course: There must be a subject that experiences for there to be experiences. But even in a world where there is just an experiencer it does not follow that they are undistinguishable. The mistake here is to equate consciousness with the sum of its experiences. But to do this, is absurd. Consciousness is not the sum of its experiences. Although every experience is included in the consciousness having it and despite the fact that if the experiences were to disappear, nothing conscious would remain, they are not the same. Consciousness is a complex system in which adding up its propper parts isnt enough to reconstrucht the system. That is why there can be experiences distinct from the experiencer, but embedded in him.
Auf das Argument, materielose Geister könnten keine Erinnerung haben, gehe ich nicht ein, weil es offensichtlich voraussetzt, dass ein Erinnerungs/Informationsspeicher materiell sein muss- wozu es keinen Grund außer der Überzeugung gibt, dass alles letztenendes materiell sein muss.
ps. Pardon my english! It seemed to appropriate language for a response, but I do not have time to correct the numerous spelling mistakes!
Myron hat geschrieben:Der Satz ist genauso logisch unproblematisch wie der Satz "Es gibt Hunde und sie sind Säugetiere".
Die Menge der Hunde ist eine Teilmenge der Menge der Säugetiere, und analog kann man sagen, dass die Menge der psychischen Phänomene eine Teilmenge der Menge der physischen Phänomene ist.
Ich finde die Analogie hinkt etwas, da es sich bei deinem Beispiel um eine biologische Klassifizierung handelt, die nichts mit Reduktion zu tun hat. Jemand der sagt, Hunde seien Säugetiere, trifft ja keine Identitätsaussage erster Ordnung. Vielmehr sagt er: "Alle Hunde lassen sich unter das Klassifikationsmerkmal des Säugetiers unterordnen." Wenn aber nun einer genauso in der Ontologie vorginge und sagte: "Alle psychischen Phänomene lassen sich unter das Klassifikationsmerkmal der physischen Vorgänge unterordnen" dann würde er einen falschen Satz äußern. Psychische Phänomene und physische Vorgänge haben, auch unter Voraussetzung ihrer Reduzierbarkeit, verschiedene Klassifikationskriterien. Ein Satz über sie ist also kein "Metasatz" über Klassenzugehörigkeit, sondern ein Identitäts- oder zumindest Äquivalenzsatz bezüglich der Entitäten. Sonst wäre ja ein solcher Satz für den Naturalisten gar keine Rettung.
Myron hat geschrieben:Das Adjektiv "physisch" ist deshalb vorzuziehen, weil es missverständlich wirken kann, wenn man von materiellen Eigenschaften spricht. Denn Eigenschaften bestehen natürlich nicht aus Atomen, sind nicht räumlich ausgedehnt, und haben keine Masse oder Energie (sie sind ja selbst Massen oder Energien).
Wie gesagt, "Psychische Vorgänge sind physische Vorgänge" ist analog zu z.B. "Finanzielle Vorgänge sind ökonomische Vorgänge".
Lese ich aus dieser Ausdrucksweise(Eigenschaften sind selbst Massen oder Energien) heraus, dass du ontologisch auf Universale wie "Röte" oder "Vierbeinigkeit" verzichtest?