Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

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Beitragvon tania » Mo 21. Mär 2011, 11:28

ich weiss nicht wo ich mit dieses Thema hin soll, ich bin neu also, das passt hier, und ich habe ein Disskussionsvorschlag:
Eine disskusion über Die Social-Media-Akivitäten von Holocaustgedenkstätten. Wie sieht euch das aus der sicht Esotherik ? oder auch nicht...

jede Meinung ist wichtig! Bitte schreib eure Gedanke pro und contra

Das Internet hat sich zu einem wichtigen Ort der Erinnerung entwickelt. Hat es die Erinnerungskultur grundlegend verändert? Können die neue Medien die Erinnerung beeinflussen und bewirken, und wie? Museen und Gedenkstätten haben bereits in eine Online-Präsenz investiert. Ihre Webseiten sind meistens eine Art Visitenkarten, mit Informationen über Öffnungszeiten, Führungen usw. Die stärke des Internets gegenüber den herkömmlichen Medien liegt aber in Nutzer-generierten Inhalten. Diese Projekte, bei welchen Besucher aufgefordert werden mitzuarbeiten, Informationen zu ergänzen und auf den Inhalt zu reagieren, sind oft umstritten.



Wie erfolgt die interaktive Erinnerung an die Opfer und die Auseinandersetzung mit Geschichte im Internet? Es gibt viele virtuelle Erinnerungsmedien. Bereits mehrere Memorialprojekte wurden von Social-Media Nutzern durchgeführt. Hier möchte ich zwei Beispiele aus der polnischen Erinnerungskultur die sich auf den Holocaust beziehen, kurz präsentieren: das Facebook Profil der Gedenkstätte Auschwitz und das Facebook Profil eines Holocaust Opfers – Henio Zytomirski.



Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau ist eine Gedenkstätte in Polen die die Überreste der Konzentrations- und Vernichtungslager umfasst. Das Museum wurde von der UNESCO zum Teil des Weltkulturerbes erklärt. Es übernimmt verschiedene Aufgaben: Erinnerung an die Morde und die Lager, Sammlung der Dokumentation der Geschichte des Holocaust, Forschung und Verlag, Erziehung und Bildung. Aus dem pädagogischen Engagement resultiert die Affinität zum Einsatz der neuen Medien. Es wird über zwei Portalen kommuniziert: YouTube und Facebook. Über Facebook kündigt das Museum, in englischer und polnischer Sprache, vor allem Veranstaltungen an und vermittelt Informationen und Fotos über Holocaust und die Geschichte des Museums. Es besteht auch die Möglichkeit Kommentare zu hinterlassen.

Nach dem kontrovers diskutierten Launch Mitte Oktober 2009 fand dieses Angebot innerhalb eines Monats 20.000 Unterstützer. Am 19 März 2011 schon 51,457.



Das „Wiederaufleben“ auf einem socialen Netzwerk: Facebook.

Henio war ein polnisches jüdisches Kind, das 1942 Opfer des Holocaust geworden ist. Am 18. August 2009 legte ein polnischer Historiker, Piotr Brozek, Henios Profil auf Facebook an. Mit Hilfe von Neta Zytomirski Avidar, die Cousine von Henio, die Familienfotos, Briefe und andere Dokumente dem Lubliner Kulturzentrum Brama Grodzka geschenkt hat, hat der Mitarbeiter des Kulturzentrums das Leben des Kindes rekonstruiert. Die Nutzer konnten das Leben des Kindes verfolgen, die Fotos zeigen Henio und seine Familie über Jahre. Henio berichtete regelmäßig über sein Leben, seine Ängste und Freude. Die Internet Surfer schreibten auf seiner Wall banale, alltägliche Kommentare: "Panie Heniu, świetne zdjęcia pan posiada w swym albumie (...) pozdrawiam serdecznie" (Herr Heniu, Sie haben wunderschöne Fotos in Ihrem Album, herzliche Grüße“, oder "Śliczny z Ciebie chłopczyk i masz talent do pozowania do zdjęć" (Du bist ein hübscher Junge, und hast Talent zum Posieren“. Andere schicken ihm virtuelle Geschenke oder eine Einladung Mafia Wars (ein populäres Facebook Spiel) zu spielen. Die Nachrichten werden in dritter und erster Person geschrieben.



Thesen und Fragen:

*

Facebook bietet eine zeitgemäße Form der Pädagogik (Erinnerung, Vermittlung des Holocaust) und die Möglichkeit die junge Generation zu erreichen.
*

Das unterhaltsame Charakter der sozialen Netzwerken trivialisiert die Tragödie.
*

Die lebendige Darstellung der lang gestorbenen Opfer verwischt die Grenze zwischen Fakten und Fiktion.
Fundort: http://www.foren4all.de - Esoterik meets fun
Thema und Antworten im Esoterik-Forum - http://www.foren4all.de/showthread.php?t=36119

*

Der Online Öffentlichkeit zielt nicht nur auf die Speicherung, sondern viel mehr auf die Verbreitung der Inhalte. Geht die Qualität der Inhalte parallel mit die Quantität des Publikums?
*

Welche Qualität und Nutzen haben die virtuelle Erinnerungsorte?
*

Können die Inhalte durch die mediale Verbreitung trivialisiert oder deformiert werden? Oder sind sie stärker präsent als die Denkmale in den öffentlichen Räumen?
*

Wie verlauft heutzutage eine angemessene Opfergedenken und eine wirkungsvolle Geschichtsvermittlung?
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » Mo 21. Mär 2011, 14:01

Wird das deine Doktorarbeit?

:klugscheisser: stine
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon tania » Di 22. Mär 2011, 11:40

uff du hast mich erwischt.... nicht doktor aber eine anregung für eine diskussioon, ein projekt oder so was,uni hier hast du recht, :blush2: und auch persönlich finde es interessant, du nicht? was denkst du?
schau mal hier hier
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/ ... index.html
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » Di 22. Mär 2011, 12:40

tania hat geschrieben:Facebook bietet eine zeitgemäße Form der Pädagogik (Erinnerung, Vermittlung des Holocaust) und die Möglichkeit die junge Generation zu erreichen.
Die Möglichkeit ja, aber nicht die Sicherheit etwas in der Art zu erwirken. Die Jugend nützt das Medium für sich auf seine ganz bestimmte Weise. Das Thema "Freund und Feund vom Freund" bekommt seine ganz eigene Bedeutung und der persönliche Account bewirkt nicht, dass automatisch über den Tellerrand geschaut werden muss.

tania hat geschrieben:Der unterhaltsame Charakter der sozialen Netzwerken trivialisiert die Tragödie.
Könnte sein. Muss aber nicht. Wer für solche Inhalte empfänglich ist, für den ist es egal, über welches Medium er dorthim gelangt. Wer damit nichts am Hut hat, trivialisiert auch über andere Quellen.

tania hat geschrieben:Die lebendige Darstellung der lang gestorbenen Opfer verwischt die Grenze zwischen Fakten und Fiktion.
Fundort: http://www.foren4all.de - Esoterik meets fun
Thema und Antworten im Esoterik-Forum - http://www.foren4all.de/showthread.php?t=36119
Das passiert auch im Film, aber in Medien wie Facebook gehört auch ein gehörig Maß an Pietätlosigkeit dazu, ein Opfer in der beschriebenen Art wieder aufleben zu lassen. Das müssen per se nicht alle gut finden.

tania hat geschrieben:Die Online Öffentlichkeit zielt nicht nur auf die Speicherung, sondern viel mehr auf die Verbreitung der Inhalte. Geht die Qualität der Inhalte parallel mit die Quantität des Publikums?
Prinzipiell könnte der selbe Effekt entstehen, wie der einer Boulevard-Zeitung. Man nimmt zur Kenntnis, empört sich oder schämt sich und legt es auch wieder weg. Die aufgezeigten Klicks erhöhen nicht die Qualität des Inhalts, machen aber den Inhalt zum gewöhnlichen Massenprodukt.

tania hat geschrieben:Welche Qualität und Nutzen haben die virtuelle Erinnerungsorte?
Ein Erinnerungsort ist üblicherweise immer nur der Ort des Geschehnisses selbst. Das Datennetz nimmt zwar eingegebene Daten auf und zeigt sie auf Verlangen wieder vor, aber das Geschehen wird dadurch nicht in der selben Art nachempfunden, wie es Vorort nachempfunden werden kann. Die Qualität der virtuellen Erinnerungsorte ist deshalb der gleiche, wie das eines Lexikons.

tania hat geschrieben:Können die Inhalte durch die mediale Verbreitung trivialisiert oder deformiert werden? Oder sind sie stärker präsent als die Denkmale in den öffentlichen Räumen?
Ich würde sagen ersteres ist richtig. Ein Klick ist bedeutend weniger, als die körperliche Präsenz vor einem Mahnmal.

tania hat geschrieben:Wie verläuft heutzutage ein angemessenes Opfergedenken und eine wirkungsvolle Geschichtsvermittlung?
Geschichtsvermittlung in der Schule, mediale Information und Innehalten an entsprechenden Gedenktagen, würde ich sagen.

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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Nanna » Di 22. Mär 2011, 13:23

Liebe tania,

grundsätzlich habe ich nichts dagegen einzuwenden, wenn sich hier jemand Rat für Uni-Arbeiten holt. Ich bitte nur für die Zukunft darum, solche Unterfangen von Anfang an als solche kenntlich zu machen. Das schafft Vertrauen und jeder kann selbst entscheiden, ob er "Arbeit für andere" machen will (die Anführungszeichen sind hier durchaus relativierend gemeint). Solltest du Ideen, die du in einer solchen Diskussion erhältst, zu zentralen Bestandteilen deines Projektes machen, würde ich sicherheitshalber mal mit deinem Betreuer / deiner Betreuerin abklären, ob du dies in irgendeiner Form angeben musst. Du weißt ja, Google findet alles... ;-)

Ansonsten, viel Erfolg! Habe gerade ein recht dürres Zeitbudget, aber vielleicht schreibe ich später auch noch was zum Inhalt.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon tania » Mi 23. Mär 2011, 11:39

Vielen Dank stine!!!



Nanna hat geschrieben:Ich bitte nur für die Zukunft darum, solche Unterfangen von Anfang an als solche kenntlich zu machen.
Solltest du Ideen, die du in einer solchen Diskussion erhältst, zu zentralen Bestandteilen deines Projektes machen, würde ich sicherheitshalber mal mit deinem Betreuer / deiner Betreuerin abklären, ob du dies in irgendeiner Form angeben musst. Du weißt ja, Google findet alles... ;-)

Ansonsten, viel Erfolg! Habe gerade ein recht dürres Zeitbudget, aber vielleicht schreibe ich später auch noch was zum Inhalt.


Ja hast du recht Nanna Entschuldigung :blush2:
Das soll eine Disskussionsein, ich muss noch jede Menge Theorien von Gedächnisskultur und Erinnerungskultur vorbereiten (Assan z.B.). "Die Umfrage" hier mache ich um die Stimmen zu sammeln, ich werde auf keinem fall nicht eure GEdanke als meine Benutzen, diese sollen nur um die Spannung (bin nicht sicher ob das richtiges Wort ist, bei der Disskussion sorgen.
Ja, bitte schreib was wenn du Zeit findest, Danke

Tania
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Do 24. Mär 2011, 15:41

Die meisten Menschen wollen sich nicht an negative Dinge erinnern.
Die meisten Menschen wollen ihr Leben genießen, ihr Brot erwerben, etc.

Erinnerungskulturzeug gabs in der Schule, beim Auschwitzbesuch o.ä.

Ausnahmen bilden aktuelle Ereignisse oder Museenbesuche.

Aber welche Deutsche hat denn bitteschön Lust sich in ständigem Schuld- und Schamgefühl zu wälzen?

Ich habe nicht das Interesse mir ständig wach zu halten, dass die es den Holocaust gab,
schließlich würde ich mich dann andauernd beschissen fühlen.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » Do 24. Mär 2011, 16:46

xander1 hat geschrieben:...schließlich würde ich mich dann andauernd beschissen fühlen.

Das ist Sinn und Zweck der Übung.
So empfinde ich das wenigstens sehr oft.
Bücher, die es in die Bestsellerliste schaffen sind auch heute immer noch geprägt von jüdischer Vergangenheit in Deutschland und Krieg, Betroffenheit und Anklage schwingen immer noch mit.

LG stine
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 24. Mär 2011, 16:52

stine hat geschrieben:So empfinde ich das wenigstens sehr oft.
Wenn es einem oft genug vorgebetet wird, dann sieht man(cher) es auch so.

stine hat geschrieben:Bücher, die es in die Bestsellerliste schaffen sind auch heute immer noch geprägt von jüdischer Vergangenheit in Deutschland und Krieg, Betroffenheit und Anklage schwingen immer noch mit.
Ach ja? Ausnahmslos? :erschreckt:
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon stine » Do 24. Mär 2011, 17:09

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Ausnahmslos? :erschreckt:
Bei Romanen fast ausnahmslos. Alles andere sind Sachbücher.

=) stine
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Do 24. Mär 2011, 18:04

Ich frage mal jetzt ganz provokant: Was bringt es den Holocaust uns dauernd vor Augen zu halten?

Glaubt ihr dass damit ernsthaft ein zweiter Holocaust verhindert werden kann?

Oder welchen Zweck soll das bitteschön erfüllen?

Dass wir uns beschissen fühlen?

Sollen wir dafür den Israelis ihr aktuelles Handeln in Ihren Grenzgebieten verzeihen?

Deutschland hat schon nicht ohne Grund den Status von besonderen diplomatischen Beziehungen zu Israel. Das bestimmt die ganze Linie unserer Außenpolitk wette ich.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Arathas » Do 24. Mär 2011, 19:41

xander, du solltest das nicht so negativ sehen.

xander1 hat geschrieben:Oder welchen Zweck soll das bitteschön erfüllen?

Dass wir uns beschissen fühlen?


Für das Beschissenfühlen bist nur du selbst verantwortlich. Es geht, denke ich, um's Erinnern. Und aus Fehlern zu lernen.

Das ist das einzige, was man meiner Meinung nach mit schrecklichen Dingen tun sollte, die in der Vergangenheit liegen und an denen man nicht beteiligt war. Sich beschissen fühlen oder Scham empfinden sollte nicht Sinn und Zweck der Übung sein, denn dann müsste man ja für alles, was Schlimmes auf der Welt geschah und geschieht, diese Scham fühlen. Ein alter Nazi, der heute noch am Leben ist, darf und sollte sich natürlich für das schämen, was er getan hat, das ist eine andere Sache. Aber selbst denen, die mal was wirklich Schlimmes getan haben, sollte man zugestehen, dass sie ihre Taten mittlerweile tatsächlich und aufrichtig bereuen.

Aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist Erinnern, und Erinnern an sich ist eine feine Sache, die sich auch gern in Büchern auf den Bestsellerlisten niederschlagen darf. Was man für sich daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe Romane und Filme und Geschichten, die die Vergangenheit aufarbeiten, immer als lehrreich empfunden, nie als anklagend. Man kann mich für nichts anklagen, das ich nicht getan habe.

Und natürlich trägt eine Erinnerungskultur dazu bei, dass schlimme Dinge sich nicht so oft wiederholen. Es gibt viele Menschen, die lernen nur aus eigenen Fehlern, aber auch viele, die in der Lage sind, aus den Fehlern anderer zu lernen.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Do 24. Mär 2011, 20:52

Die Sache ist aber die, dass jeder anders daraus lernt,

der eine denkt, dass alle rechts denkenden Menschen böse sind und dass man so nicht denken darf und dass die Rechten alle Nazis sind und Rassisten... blablabla

der andere denkt, dass man pro Demokratie und gegen Diktatur sein sollte,

wieder jemand denkt, dass es nur an der Faschistischen Ideologie liegt.

Aber letztendlich war der Holocaust eine Entscheidung von wenigen. Wer von den Bürgern konnte das denn beeinflussen?

Wenn dann müsste man die Opfer der NS-Zeit in Erinnerung halten und nicht den Holocaust alleine, wenn es WIRKLICH darum GINGE, aus Fehlern zu lernen.

Und zu den Opfern zählt natürlich auch die Verbrechen an der Wehrmacht und die deutschen Vetriebenen und die Deutschen die in Gefangenenlagern gehalten wurden. Wer erinnert denn an die Bitteschön?

Immer heißt es Holocaust usw. Was ist mit den Gefangenenlagern in denen Deutsche nach dem Krieg waren?

Meine eigene Oma war in einem polnischen Gefangenenlager, obwohl viele behaupten, dass es so etwas gar nicht gab.

Ich finde, dass wir auch heute noch SEHR oft an den Holocaust erinnert werden. Wir suhlen und wühlen uns schon richtig darin. Gibt es irgend ein anderes Volk, dass das genauso macht? Denkt doch mal an Russland?
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Kurt » Do 24. Mär 2011, 22:34

Hallo Tanja,

ein paar Gedanken zu dem Thema von mir:

tania hat geschrieben:Erinnerungskultur2.0


Was heute nicht alles 2.0 ist. Ursprünglich hatten wir das world wide web. "the web is about connecting things", sagte sein Erfinder. Dann meinten die Marketingfreaks, das web neu vermarkten zu müssen und erfanden Version 2.0. Es war aber immer noch "about connecting things". Inzwischen hat der Begriff 2.0 auch schon die webscheuen pseudogelehrten Internetausdrucker erreicht und pseudokreativ erfinden sie Dinge wie "Erinnerungskultur 2.0". Für mich hört sich das an wie gequirlte Scheiße. Alles Geschmackssache, sagte der Affe, und biss in die Seife.

tania hat geschrieben:Eine disskusion über Die Social-Media-Akivitäten von Holocaustgedenkstätten. Wie sieht euch das aus der sicht Esotherik ?

Was genau hat Holocaust mit Esoterik zu tun?

tania hat geschrieben:Diese Projekte, bei welchen Besucher aufgefordert werden mitzuarbeiten, Informationen zu ergänzen und auf den Inhalt zu reagieren, sind oft umstritten.

Ich halte es generell für eine gute Idee, sich aktiv mit den Inhalten zu beschäftigen, so lernt man am besten. Schau dir Wikipedia an, was das für ein tolles Projekt geworden ist. Trotz aller edit-wars, Machtkämpfe, trolle etc. Und das schöne ist: die Bearbeiter lernen am meisten dabei. Oder openstreetmap. Wissen entsteht, wenn man es zusammenträgt und damit arbeitet.

tania hat geschrieben:Henio war ein polnisches jüdisches Kind, das 1942 Opfer des Holocaust geworden ist. Am 18. August 2009 legte ein polnischer Historiker, Piotr Brozek, Henios Profil auf Facebook an. Mit Hilfe von Neta Zytomirski Avidar, die Cousine von Henio, die Familienfotos, Briefe und andere Dokumente dem Lubliner Kulturzentrum Brama Grodzka geschenkt hat, hat der Mitarbeiter des Kulturzentrums das Leben des Kindes rekonstruiert. Die Nutzer konnten das Leben des Kindes verfolgen, die Fotos zeigen Henio und seine Familie über Jahre. Henio berichtete regelmäßig über sein Leben, seine Ängste und Freude. Die Internet Surfer schreibten auf seiner Wall banale, alltägliche Kommentare: "Panie Heniu, świetne zdjęcia pan posiada w swym albumie (...) pozdrawiam serdecznie" (Herr Heniu, Sie haben wunderschöne Fotos in Ihrem Album, herzliche Grüße“, oder "Śliczny z Ciebie chłopczyk i masz talent do pozowania do zdjęć" (Du bist ein hübscher Junge, und hast Talent zum Posieren“. Andere schicken ihm virtuelle Geschenke oder eine Einladung Mafia Wars (ein populäres Facebook Spiel) zu spielen. Die Nachrichten werden in dritter und erster Person geschrieben.


Ein bisschen makaber, finde ich. Generell finde ich die Idee gut, ein Einzelschicksal herauszugreifen und quasi aus dem Leben zu erzählen. Aber dieses Schicksal den Kommentaren der Vollpfosten auf Facebook auszusetzen, muss wohl nicht sein.

tania hat geschrieben:Das unterhaltsame Charakter der sozialen Netzwerken trivialisiert die Tragödie.


Ich zitiere mal aus wikipedia: "Die Tragödie (Trauerspiel) ist eine Form des Dramas und neben der Komödie die bedeutendste Vertreterin dieser Gattung." Ist der Holocaust wirklich eine Tragödie?

tania hat geschrieben:Der Online Öffentlichkeit zielt nicht nur auf die Speicherung, sondern viel mehr auf die Verbreitung der Inhalte.


"Erinnerung" heißt doch immer auch, das Wissen lebendig zu halten und damit zu verbreiten. Nicht, es in Aktenschränken wegzusperren und zu "speichern". Insofern trägt eine gute Website aus meiner Sicht mehr zur Erinnerung bei als ein steinernes Meer: http://www.holocaust-denkmal-berlin.de/index.php?id=20
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Nanna » Fr 25. Mär 2011, 00:40

xander1 hat geschrieben:Ich frage mal jetzt ganz provokant: Was bringt es den Holocaust uns dauernd vor Augen zu halten?

Glaubt ihr dass damit ernsthaft ein zweiter Holocaust verhindert werden kann?

Oder welchen Zweck soll das bitteschön erfüllen?

Dass wir uns beschissen fühlen?

Ja, es geht darum, die Gesellschaft zur Einnahme einer vorsichtigen, selbstkritischen und respektvollen Haltung zu bewegen und im Mindesten für genau das zu sorgen, was du sagst: einen zweiten Holocaust zu verhindern.

Dass du dich deshalb beschissen fühlen musst, hat niemand verlangt und dass du es implizit unterstellst, ist ein Strohmann-Argument. Es hat auch niemand die Israelis in Schutz genommen, das Leid der Vertriebenen relativiert und dass jeder anders aus so einer Erfahrung lernt, ist doch hochwillkommen, schließlich sollen die Leute ihre eigenen Köpfe verwenden und keinen dummen Parolen hinterherlaufen.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Lumen » Fr 25. Mär 2011, 03:16

Diese „Erinnerungskultur” geht mir extrem auf den Geist, weil sie sich längst verselbstständigt hat. Verschiedene Gruppen leben gut mit dem Geschäft, andere reagieren auf Knopfdruck auf Schlüsselreize, wieder andere finden die Erinnerung total wichtig und haben sich sozusagen in dem Thema eingerichtet, weil es ja total wichtig ist. Dabei verschwindet der Zweck aus dem Blick (aus der Geschichte lernen). Weder ist es hilfreich, einer Subkultur einen ganzen Zeichenvorrat zu überlassen, über den sich jeder per Knopfdruck aufregt, noch nützt es, wenn bei jedem Kommentar über die Zeit ein obligatorischer Paragraph über die Scheußlichkeiten folgen muss, um allen zu versichern, dass es der Kommentator es auch wirklich alles ganz schlimm findet (damit ja keiner was anderes denkt).

Normalerweise sind die Schrecken automatisch als schrecklich anzusehen und angesichts der Gräueltaten ist automatisch anzunehmen, dass jedes geistig gesunde menschliche Wesen diese Dinge selbstverständlich schrecklich findet. Der Knackpunkt bei den Idioten ist ja nicht das Schrecklichfinden oder die mangelnde Erinnerung daran, sondern das Leugnen oder Verdrehen von Tatsachen. Die KZ Ästhetik erreicht die Leute, die sie erreichen soll ja nicht. Es ist reine Selbstbefriedigung einer Generation, die das teilweise irgendwie nicht verarbeiten kann. Ansonsten lernt es jeder pflichtgemäß in der Schule und auch da schon häufiger als es hilfreich wäre. Jedes zweite Thema in Geschichte im Zusammenhang mit den Nazis zu setzen, das ging mir irgendwann ernsthaft auf den Keks.

Dabei gerät tatsächliche Radikalisierung die sich eventuell anderen Zeichen und Symbolen bedient aus dem Blickfeld, weil Hass und extremes In-Group/Out-Group Denken sich nicht unbedingt in roten Armbinden ausdrücken muss (was gerade radikale Linke aber dann nicht sehen wollen, dabei können ihre eigenen Aufmärsche praktisch exakt gleich aussehen, nur eben mit roten Schnürsenkeln im Springerstiefel und Parka statt Bomberjacke).

Das Ganze jetzt noch auf Facebook. Was ist der Sinn? Die Leute die draufklicken, sind sich der Sache offenbar bewusst. Die Amerikaner würden das ganze treffend Circle Jerk nennen.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Fr 25. Mär 2011, 17:26

Nanna hat geschrieben:einen zweiten Holocaust zu verhindern.


Ich habe bereits geschrieben, warum das unwahrscheinlich ist, dass es darum geht. Man könnte ihn gar nicht verhindern, man könnte ihn gar nicht verhindern, wenn man mit einer großen Macht konfrontiert ist. Man würde selbst Opfer dieses neuen Holocaustes werden, oder man würde nichts davon mitbekommen. So war es ja schließlich.

Du bist wieder mal typisch politisch korrekt. Wie immer. Warum wohl?

@Lumen

100 Punkte. Ich gebe dir vollkommen Recht.

EDIT:

Das Ganze hat mit Erinnerungskultur nichts zu tun.
Es geht um Scham- und Schuldkultur. Man will uns in ständigem Schuldgefühl halten. So etwas schwächt Deutschland. So etwas macht unser Land nachgiebig gegenüber anderen Ländern.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Nanna » Sa 26. Mär 2011, 12:59

xander1 hat geschrieben:Man könnte ihn gar nicht verhindern, man könnte ihn gar nicht verhindern, wenn man mit einer großen Macht konfrontiert ist. Man würde selbst Opfer dieses neuen Holocaustes werden, oder man würde nichts davon mitbekommen. So war es ja schließlich.

Du klingst wie Merkel, wenn sie von ihrer "Alternativlosigkeit" faselt. Man hat (fast) immer eine Wahl.

siehe dazu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Holocaustk ... Zeitzeugen

xander1 hat geschrieben:Du bist wieder mal typisch politisch korrekt. Wie immer. Warum wohl?

Aus Überzeugung.

xander1 hat geschrieben:Es geht um Scham- und Schuldkultur. Man will uns in ständigem Schuldgefühl halten. So etwas schwächt Deutschland. So etwas macht unser Land nachgiebig gegenüber anderen Ländern.

Mach ruhig weiter damit, dieses Opfermantra vor dich hinzusingen. Ich fühle mich nicht schuldig, auch nicht als Opfer und auch nicht als Täter, aber ich sehe es als meine Pflicht an, mich der historischen Verantwortung für die Schäden zu stellen, die von früheren Vertretern meiner Gesellschaft verursacht wurden. Das hat mit Schwäche oder unangebrachter Nachgiebigkeit nichts zu tun, im Gegenteil. Man muss Dinge klar bennen und auseinanderhalten. Beispielsweise sehe ich Deutschland durchaus in einer besonderen Verantwortung gegenüber Israel, aber das interpretiere ich nicht als Hinnehmen jedes Desasters, das die dortige Gesellschaft produziert, ich plädiere viel mehr dafür, dass wir den Israelis ordentlich auf die Füße steigen, damit sie sich nicht noch weiter in die Isolation versteigen. Nicht immer so oberflächlich Schlüsse ziehen...
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon xander1 » Sa 26. Mär 2011, 13:12

Nanna hat geschrieben:Du klingst wie Merkel, wenn sie von ihrer "Alternativlosigkeit" faselt. Man hat (fast) immer eine Wahl.

Mir geht es aber nicht nur darum, ob man eine Wahl hat. Was soll man bitteschön in einer Diktatur machen. Hast du überhaupt eine Ahnung wie es sich in einer Diktatur lebt?

Nanna hat geschrieben:Mach ruhig weiter damit, dieses Opfermantra vor dich hinzusingen.

Jetzt wirst du irrational.
Nanna hat geschrieben: Ich fühle mich nicht schuldig, auch nicht als Opfer und auch nicht als Täter, aber ich sehe es als meine Pflicht an, mich der historischen Verantwortung für die Schäden zu stellen, die von früheren Vertretern meiner Gesellschaft verursacht wurden.

Deshalb muss aber nicht ständig vor uns der Holocaust gezeigt werden? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?

Nanna hat geschrieben:Das hat mit Schwäche oder unangebrachter Nachgiebigkeit nichts zu tun, im Gegenteil.

Wenn du dir die aktuelle Außenpolitk anschaust hat das schon etwas damit zu tun.

Nanna hat geschrieben:Man muss Dinge klar bennen und auseinanderhalten.

Da spricht der Idealist.

Nanna hat geschrieben:Beispielsweise sehe ich Deutschland durchaus in einer besonderen Verantwortung gegenüber Israel, aber das interpretiere ich nicht als Hinnehmen jedes Desasters, das die dortige Gesellschaft produziert, ich plädiere viel mehr dafür, dass wir den Israelis ordentlich auf die Füße steigen, damit sie sich nicht noch weiter in die Isolation versteigen. Nicht immer so oberflächlich Schlüsse ziehen...

Das ist ein Widerspruch in sich.
Du schreibst, dass wir den Israelis helfen sollen indem wir ihnen in dem Weg stehen ihre Grenzen weiter auszudehen, was sie offensichtlich wollen, und seit Jahrzehnten tun. Schließlich ist das heiliges Land.
Manchmal frage ich mich wirklich ob du überhaupt das glaubst was du schreibst oder ob du nur gefangen in deinem Idealismus bist, in Dingen die dir irgendwann als gut verkauft wurden.

EDIT:
Du wirst mir sicher wieder vorhalten, dass ich nicht auf die Persönlichkeit zurückschließen kann, aber mir ist über Jahre aufgefallen, dass du ziemlich idealistisch nach außen bist oder erscheinen willst.
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Re: Facebookprofile Erinnerungskultur2.0

Beitragvon Nanna » Sa 26. Mär 2011, 13:58

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Du klingst wie Merkel, wenn sie von ihrer "Alternativlosigkeit" faselt. Man hat (fast) immer eine Wahl.

Mir geht es aber nicht nur darum, ob man eine Wahl hat. Was soll man bitteschön in einer Diktatur machen. Hast du überhaupt eine Ahnung wie es sich in einer Diktatur lebt?

Ein wenig. Du?

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben: Ich fühle mich nicht schuldig, auch nicht als Opfer und auch nicht als Täter, aber ich sehe es als meine Pflicht an, mich der historischen Verantwortung für die Schäden zu stellen, die von früheren Vertretern meiner Gesellschaft verursacht wurden.

Deshalb muss aber nicht ständig vor uns der Holocaust gezeigt werden? Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?

Die Holocaustbilder sehe ich mehr als Prävention. Keiner soll behaupten können, er wisse nicht, wohin blinder Hass und Populismus führen können.

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Das hat mit Schwäche oder unangebrachter Nachgiebigkeit nichts zu tun, im Gegenteil.

Wenn du dir die aktuelle Außenpolitk anschaust hat das schon etwas damit zu tun.

Ich habe keine Ahnung, worauf du anspielst. Könntest du bitte Beispiele nennen?

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Man muss Dinge klar bennen und auseinanderhalten.

Da spricht der Idealist.

Ja, aber noch viel mehr spricht da jemand, der sich ein paar grundlegende Kommunikationskompetenzen zuspricht.

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Beispielsweise sehe ich Deutschland durchaus in einer besonderen Verantwortung gegenüber Israel, aber das interpretiere ich nicht als Hinnehmen jedes Desasters, das die dortige Gesellschaft produziert, ich plädiere viel mehr dafür, dass wir den Israelis ordentlich auf die Füße steigen, damit sie sich nicht noch weiter in die Isolation versteigen. Nicht immer so oberflächlich Schlüsse ziehen...

Das ist ein Widerspruch in sich.
Du schreibst, dass wir den Israelis helfen sollen indem wir ihnen in dem Weg stehen ihre Grenzen weiter auszudehen, was sie offensichtlich wollen, und seit Jahrzehnten tun. Schließlich ist das heiliges Land.

Ok, jetzt hast du mich verwirrt. Kannst du den Gedanken nochmal vollständig darlegen und mir insbesondere erklären, wo der Widerspruch liegen soll?

xander1 hat geschrieben:Manchmal frage ich mich wirklich ob du überhaupt das glaubst was du schreibst oder ob du nur gefangen in deinem Idealismus bist, in Dingen die dir irgendwann als gut verkauft wurden.

EDIT:
Du wirst mir sicher wieder vorhalten, dass ich nicht auf die Persönlichkeit zurückschließen kann, aber mir ist über Jahre aufgefallen, dass du ziemlich idealistisch nach außen bist oder erscheinen willst.

Mir wurde als Kind beigebracht, eine in jeglicher Hinsicht aufrechte Haltung zu bewahren, und ich kann mich bisher nicht erinnern, dass mir auch nur ein einziges Mal geschadet hätte.
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Nanna
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