Spiritualität bei Tieren

Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Antiriad » Mo 16. Mai 2011, 23:37

Hallo,

Zwei Beobachtungen:

1.
Der Hund einer bekannten ist nicht mehr zu halten, wenn er Kirchenglocken hört. Er flitzt davon, Richtung Kirche, daran vorbei und bleibt aufgeregt an einer bestimmten Straßenecke stehen uns schaut sich voller Erwartung um. Natürlich hat dies nichts mit der von Menschen hervorgebrachten Religion zu tun. Zu beachten sind:
• Der Hund nimmt ein Signal war; das Glockengeläut.
• Der Hund erinnert sich an ein wohl freudiges Erlebnis dass er mit einem Ort (die bestimmte Straßenecke) und dem Signal (Glockengeläut) in Verbindung bringt.
• Der Hund begibt sich darauf hin wieder an den Ort, in der Hoffnung dass sich dieses Erlebnis wiederholt.

2.
Aus Dokumentarfilmen sind mir zwei Beispiele von trauernden Tieren bekannt:
• Die Elefantenherde, welche nach dem Tod eines Artgenossen erst nach Tagen vom dem toten Tier weiterzieht.
• Die Affenmutter, welche ihr totes Junge noch Tage bei sich trägt.

Im ersten Beispiel zeig der Hund Glauben mit Sachbezug oder Personenbezug.
Im zweiten Beispiel gibt es die Möglichkeit dass sich die Tiere vom toten Artgenossen verabschieden oder darauf hoffen, wenn sie ihn weiterhin beschützen und behüten, dass er vielleicht wieder aufwacht.

Tiere verfügen nicht über die Fähigkeit der Sprache und ich schreibe ihnen Religiosität ab. Den Beobachtungen spreche ich den Tieren eine rudimentäre Form von Spiritualität zu.
Erst die kognitiven Fähigkeiten und die Sprache ermöglichen es Menschen Glauben und Religionen zu entwerfen, eben Fähigkeiten die der Mensch sich im laufe seiner Evolution aneignete. Davor war der Mensch auch nur ein Tier.

Meine These: die Wurzeln von Spiritualität sind auch bei Tieren zu finden.
Was denkt Ihr darüber?
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Arathas » Di 17. Mai 2011, 06:32

Hallo Antiriad, herzlich willkommen im Forum. :brights:

Antiriad hat geschrieben:Tiere verfügen nicht über die Fähigkeit der Sprache


Das kommt darauf an, wie du Sprache definierst. Es stimmt, dass kein uns bekanntes Tier eine Sprache genau wie der Mensch entwickelt hat, mit all den Nuancen. Aber ich denke, mit Sprache ist es wie mit der Evolution von Augen: Es gibt Augen, die sind sehr hoch entwickelt, und Augen, die nur Schemen sehen, oder nur den Unterschied zwischen Hell/Dunkel erkennen können. Dennoch trifft die Beschreibung Auge auf alle diese sehenden Sinnesorgane zu, ob das jetzt ein Menschenauge ist, das Auge eines Silberfisches oder ein Falkenauge.

Und in dem Sinne haben Tiere eine Sprache. Vögel und Wale singen - du verstehst die Lieder nur deshalb nicht, weil du kein Vogel oder Wal bist. Es gibt bei Wal-Liedern sogar Hits, die sich im ganzen Ozean verbreiten. Eine Katze kann übrigens mit ihrer Sprache nicht nur mit ihresgleichen kommunizieren - Katzen können sogar "menschlich" lernen. Wenn eine solche Katze etwas von einem Menschen will, mauzt sie auf eine Weise, auf die sie sich nie zusammen mit anderen Katzen "unterhält". Sie hat einen Extra-Tonfall entwickelt, um sich ihrem Menschen verständlich zu machen, und sie kann damit "habe Hunger" genauso gut ausdrücken wie "lass mich in Ruhe" oder "öffne mir die Tür". Ich sehe das schon als eine sehr weit entwickelte Sprache an, wenn ein Tier nicht nur innerhalb der Spezies kommuniziert, sondern sogar auf andere Spezies eingehen kann.

Und die Gorilladame Koko hat sogar die menschliche Zeichensprache erlernt und kann sich damit mit Menschen unterhalten. Ach ja, und für Dialekte gibt es im Tierreich ebenfalls genügend Beispiele (wurde, soweit ich weiß, bei Vögeln rausgefunden, aber gilt sicherlich nicht nur für Vögel).

Und wenn du noch nicht restlos überzeugt bist: Die Evolution bringt etwas so Komplexes wie Sprache nicht von gestern auf heute hervor, genausowenig wie sich ein hochkomplexes Auge wie das unsere entwickelt, wenn es nicht unzählige weniger komplexe Vorgänger-Versionen gab. Es ist ein Prozess. Dass das Tier Mensch eine so komplexe Sprache wie unsere überhaupt entwickeln konnte, ist also bereits der Beweis dafür, dass andere Tiere und Vorfahren des Homo Sapiens schon Sprache entwickelt hatten, sonst hätten wir das gar nicht gekonnt.

Soviel zur Sprache, nun zur Elefantenthese:

Antiriad hat geschrieben:Im zweiten Beispiel gibt es die Möglichkeit dass sich die Tiere vom toten Artgenossen verabschieden oder darauf hoffen, wenn sie ihn weiterhin beschützen und behüten, dass er vielleicht wieder aufwacht.


Man sollte einem Elefanten, der eine Persönlichkeit entwickelt und so alt wird wie ein Mensch, die nötige Intelligenz zugestehen, dass er versteht, was der Unterschied zwischen einem toten und einem lebendigen Elefanten ist. Ich denke, mit dem "vielleicht wieder aufwachen" spielst du auch eher darauf an, dass eben Schimpansenmütter ihre toten Babies noch tagelang herumgetragen haben.

Aber auch hier hilft das Prinzip der Evolution, zu verstehen: Mutterliebe ist ein Instinkt, der bei Menschen sehr ausgeprägt ist. Mutterliebe ist notwendig, und auch sie ist nicht spontan entstanden, sondern hat eine Entstehungsgeschichte über viele Arten und unzählige Generationen hinweg. Dass Affen also in der Lage sind, zu lieben (zumindest im Bereich der Mutterliebe lässt sich das nicht abstreiten), ist demnach keine Annahme von mir, sondern eine Notwendigkeit der Natur. Und natürlich gibt es dann auch mal Affenmütter, die ihr Kind so sehr lieben, dass es sie wahnsinnig macht, wenn es stirbt, und die es nicht gehen lassen können und wollen. Das gibt es im Übrigen genauso bei Menschen - eklig, sowas, wenn Menschen ihre geliebten Toten weiterhin bei sich aufbewahren, während diese schon verwesen. Ist einfach ein negativer Effekt, den Mutterliebe hervorbringen kann.


So, und aus all dem obigen komme ich jetzt zu deiner Schlussthese:

Antiriad hat geschrieben:Meine These: die Wurzeln von Spiritualität sind auch bei Tieren zu finden.
Was denkt Ihr darüber?


Nachdem es bei Mutterliebe, Sprache sowie dem Auge so ist, bin ich der Ansicht, dass wir auch hier davon ausgehen können, dass der Mensch in Sachen Götterglaube kein Alleinstellungsmerkmal inne hat, sondern dass unsere Religionen nur eine verfeinerte Variante von etwas sind, das seinen Ursprung in der Evolution und vielen anderen Arten hat.

In wieweit Tiere diesen Götterglauben betreiben, lässt sich (noch) nicht wirklich abschätzen, aber es ist schwer vorstellbar, dass der Mensch das erste und einzige Tier sein soll, das in Hinblick auf tote Artgenossen, Sonnenaufgänge und andere unerklärliche Phänomene sich ein göttliches Überwesen vorzustellen imstande ist.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon ujmp » Di 17. Mai 2011, 06:33

Mein Hund ist ein Satanist, er scheißt immer vor die Kirche und heult den Mond an. :mg:
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon stine » Di 17. Mai 2011, 13:26

@Ujmp: Vor die Kirche oder sonstwo auf den Gehsteig: Ich hoffe, du entsorgst die Hinterlassenschaften ordentlich! :mg:

Hallo Antiriad,
willkommen im Forum!

Ob Tiere spirituell sind weiß ich nicht, aber sie haben eine andere Wahrnehmung. Sie kennen die Tageszeit auch ohne auf die Uhr schauen zu müssen, sie spüren die Gemüts-/Gesundheitszustände ihrer Menschen und sie spüren oft sogar deren Tod nahen.

Ich glaube, dass sie dem Leben selbstverständlicher folgen, als wir verkopfte Menschen! :mg:

LG stine
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Myron » Di 17. Mai 2011, 17:12

Antiriad hat geschrieben:Tiere verfügen nicht über die Fähigkeit der Sprache und ich schreibe ihnen Religiosität ab. Den Beobachtungen spreche ich den Tieren eine rudimentäre Form von Spiritualität zu.
Erst die kognitiven Fähigkeiten und die Sprache ermöglichen es Menschen Glauben und Religionen zu entwerfen, eben Fähigkeiten die der Mensch sich im laufe seiner Evolution aneignete.


Es geht hier doch weniger um Spiritualität denn um (soziale) Emotionalität und (nichtsprachliche) Intentionalität. Der Begriff <Spiritualität> ist eh hoffnungslos schwammig, und ich denke, dass er sich nur auf selbstbewusste Tiere mit höherer Intellektualität anwenden lässt.

Antiriad hat geschrieben:Davor war der Mensch auch nur ein Tier.


Der Mensch ist immer noch ein Tier.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon platon » Di 17. Mai 2011, 20:59

stine hat geschrieben:Sie kennen die Tageszeit auch ohne auf die Uhr schauen zu müssen, sie spüren die Gemüts-/Gesundheitszustände ihrer Menschen und sie spüren oft sogar deren Tod nahen.

Die Tageszeit kennen ohne auf die Uhr zu schauen und sogar +/- 5min wissen, wie spät es ist, ist für viele Menschen kein Problem, wenn sie keine Uhr haben. Man bekommt dieses Zeitgefühl ohne Uhr innerhalb weniger Wochen.
Mit "spüren" meinst Du hoffentlich sinnliche Wahrnehmung, denn Übersinnliches ist den Tieren ebenso wenig gegeben wie den Menschen.
Es gibt irgendwo ein Krankenhaus, in dem werden Hunde gehalten, die "riechen" können, dass ein Patient unmittelbar vor einem Herzinfarkt steht. Und das ist kein Wunder, sondern schlichte Biochemie, denn diese Patienten sondern Substanzen ab. die man zwar in einem GC detektieren kann, es gibt aber noch keinen Gassensor, der das könnte. Trainierte Hunde sind da überlegen.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon stakeholder » Di 17. Mai 2011, 21:07

ujmp hat geschrieben:Mein Hund ist ein Satanist, er scheißt immer vor die Kirche und heult den Mond an. :mg:


haha dann ist meiner luzifer in person!:)
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon mat-in » Mi 18. Mai 2011, 07:48

Hallo erst mal :)

Ich nehme an, hier fliegen ein par umgangsprachliche Begriffe durcheinander (passiert mir auch immer mal wieder, leider). "Meine Kinder glauben, wenn es im Haus nach Kuchen riecht bekommen sie auch welchen" ist keine Frage von Religiösität oder spiritualität, sondern eine erlernte Erwartungshaltung. "Ich glaube, ich werde diese Woche mit dem Experiment fertig" ist ebenfalls eine Erwartungshaltung und "Ich glaube ich werde bei Sonnenschein nicht vom Blitz getroffen" vielleicht eher eine Erfahrung oder ein Wissen um Wahrscheinlichkeiten. Natürlich sagt man umgangssprachlich "glaube" dazu, im Sinne von "nicht 100% sicher", nicht im Sinne von "Gott macht das so".

Was die Trauer angeht ist das genauso ein Gefühl wie Liebe, Haß, etc. das wir natürlich auch bei Tieren die entsprechend komplex sind finden können. Trauer impliziert nur aus der Sicht eines religiösen, daß hier ein Tier "hoffnung hat das sein Kind wieder aufwacht" oder "sich von seinen toten verabschiedet udn denkt man trifft sich im nächsten Leben". Das sind projektionen eigener (religiöser) menschlicher Vorstellungen. Laß dir gesagt sein, auch atheisten trauern und können sich - je nach stärke der emotionalen Bindung und eigener konstitution - oft nicht von verstorbenen lösen.

ujmp hat geschrieben:Mein Hund ist ein Satanist, ...
Gedanken fange ich mir an zu machen, wenn er auf "heiligem" Boden brennende Fußabdrücke hinterläßt die aussehen wie pferdehufe und menschenfüße, ok? :applaus:
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon platon » Mi 18. Mai 2011, 13:31

Hallo mat-in,
die Verwendung von Begriffen wie "glauben" ist bei Religiösen sehr beliebt, um Atheisten vorzuwerfen, sie "glaubten" ja schließlich auch nur etwas. Ich bin deshalb schon seit längerem dazu übergegangen, diesen Begriff nur noch im religiösen Kontext zu verwenden und ansonsten, denken, vermuten, annehmen zu verwenden.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon mat-in » Mi 18. Mai 2011, 16:25

Wollte nur noch mal den Unterschied herausstellen, Antiriad scheint es ja zu mischen. Ich selbst gebe mir mühe es nciht zu tun, aber es rutscht mir ab und an ein "ich glaube um 5 uhr bin ich da" oder "ich glaube das solltest du nicht tun" raus.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Zappa » Mi 18. Mai 2011, 18:16

Antiriad hat geschrieben:
Der Hund einer bekannten ist nicht mehr zu halten, wenn er Kirchenglocken hört. Er flitzt davon, Richtung Kirche, daran vorbei und bleibt aufgeregt an einer bestimmten Straßenecke stehen uns schaut sich voller Erwartung um. Natürlich hat dies nichts mit der von Menschen hervorgebrachten Religion zu tun. Zu beachten sind:
• Der Hund nimmt ein Signal war; das Glockengeläut.
• Der Hund erinnert sich an ein wohl freudiges Erlebnis dass er mit einem Ort (die bestimmte Straßenecke) und dem Signal (Glockengeläut) in Verbindung bringt.
• Der Hund begibt sich darauf hin wieder an den Ort, in der Hoffnung dass sich dieses Erlebnis wiederholt.


Das ist meiner Meinung nach noch nicht mal eine höhere neuronale Leistung. Ist durch einfachen Reflex (-> http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung) zu erklären. Hat also noch nicht einmal entfernt etwas mit Glauben oder Personenbezug zu tun, wie kommst Du darauf?

Antiriad hat geschrieben:Aus Dokumentarfilmen sind mir zwei Beispiele von trauernden Tieren bekannt:
• Die Elefantenherde, welche nach dem Tod eines Artgenossen erst nach Tagen vom dem toten Tier weiterzieht.
• Die Affenmutter, welche ihr totes Junge noch Tage bei sich trägt.


Das sind sicher höhere neurosoziale Leistungen. Natürlich nimmt die Komplexität der geistigen und sozialen Fähigkeiten mit zunehmender "Evolutionsstufe" zu. Elstern, Delphine und Affen haben Selbsterkenntnis und auch die neuronalen Grundlagen, die bei uns zur Religiosität führen, werden bei höher entwickelten Lebewesen zum Teil angelegt sein.

Ob man dass schon als Wurzel der Spiritualität ansehen mag oder nicht, ist sicher Definitionssache. Ich würde es nicht so bezeichnen, weil Tiere nach allem was wir wissen* keine oder nur wenig Fähigkeiten zur Abstraktion haben und die gehört für mich dazu. Ihre Wurzeln (Selbsterkenntnis, Kommunikationsmöglichkeiten, Soziale Interaktionen) sind bei höher entwickelten Tieren bereits angelegt, dass ist klar und kann aus Sicht der Evolution auch gar nicht anders sein.

* Wobei mir dabei immer der Delfincomic von Gary Larson einfällt.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Nanna » Mi 18. Mai 2011, 19:03

platon hat geschrieben:Hallo mat-in,
die Verwendung von Begriffen wie "glauben" ist bei Religiösen sehr beliebt, um Atheisten vorzuwerfen, sie "glaubten" ja schließlich auch nur etwas. Ich bin deshalb schon seit längerem dazu übergegangen, diesen Begriff nur noch im religiösen Kontext zu verwenden und ansonsten, denken, vermuten, annehmen zu verwenden.

Weil es gerade passt: Ich musste breit grinsen, als heute ein bekennend christlicher Professor einer Studentin, die eine bestimmte (simple) Antwort nicht wusste und mit "Äh, ich glaube..." einleitete, trocken entgegnete, dass es an der Uni um Wissen gehe und sie zum Glauben höchstens den Katechismus auswendig lernen brauche. Der Herr ist mir noch deutlich sympatischer geworden. ;-)
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Antiriad » So 22. Mai 2011, 00:06

mat-in hat geschrieben:...Ich nehme an, hier fliegen ein par umgangsprachliche Begriffe durcheinander (passiert mir auch immer mal wieder, leider). "Meine Kinder glauben, wenn es im Haus nach Kuchen riecht bekommen sie auch welchen" ist keine Frage von Religisität oder spiritualität, sondern eine erlernte Erwartungshaltung....


mat-in hat geschrieben:Wollte nur noch mal den Unterschied herausstellen, Antiriad scheint es ja zu mischen...


An etwas zu glauben bedeutet etwas anzunehmen, dass sich für einen selbst als wahr herausstellen sollte.
• Es riecht nach Kuchen, ich glaube meine Frau hat gebacken.
• Ich glaube Fußballclub A gewinnt heute Abend das Spiel ; meine Freund glaubt dass es der Fußballclub B sein wird.
• Der Atheist glaubt nicht an Gott, weil er nicht für ihn existent ist.
• Der religiöse Mensch will ein religiöses leben führen, weil er glaubt nach dem Tod dafür belohnt zu werden. (dieser Teil von Religiosität ist ebenfalls eine erlernte Erwartungshaltung)

"Der Glaube" stellt eine Ummantlung von verschiedenen Komponenten eines Themengebietes dar. Dies kann sein:
• Der Glaube an eine bestimmte Religion
• Der Glaube an eine politische Richtung
• Der Glaube an die Wissenschaft.

Zappa hat geschrieben:Das ist meiner Meinung nach noch nicht mal eine höhere neuronale Leistung. Ist durch einfachen Reflex (-> http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung) zu erklären. Hat also noch nicht einmal entfernt etwas mit Glauben oder Personenbezug zu tun, wie kommst Du darauf?...


Ich gehe davon aus, dass der Hund ein einzelnes intensives Erlebnis hatte. Bei der klassischen Konditionierung wird ein Training angewendet.
Bei dem Signal erinnert sich der Hund an das Erlebnis und möchte an diese Straßenkreuzung gelangen. Es fällt mir schwer dies als einfachen Reflex vorzustellen.

Glauben auf Sachbezug kann sein:...weil der Hund an dem Ort eine leckere Bratwurst vermutet die er dort schon mal verspeist hat?
Glauben auf Personenbezug kann sein:...weil der Hund (Rüde) an dem Ort eine Hündin erwartet, die er dort schon mal getroffen hat?
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon platon » So 22. Mai 2011, 08:41

Antiriad hat geschrieben:An etwas zu glauben bedeutet etwas anzunehmen, dass sich für einen selbst als wahr herausstellen sollte.

Nein, das reicht nicht. Das ist glauben im Sinne der Religiösen.
Wenn ein Atheist sagt: ich glaube ..., dann bedeutet das: ich weiß aufgrund reproduzierbarer Erfahrung, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ... (z.B.: ich glaube, morgen wird es regnen).
Das hat nicht das Geringste zu tun mit: Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater ... Wer das sagt, hat nämlich keine! reproduzierbare Erfahrung, dass der Geist wirklich existiert.
Religiöse verwenden die Wortgleichheit gerne, um die Sachverhalte zu verschwurbeln. Beide Begriffe haben aber dem Sinn nach nichts miteinander zu tun.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Zappa » So 22. Mai 2011, 09:27

Deswegen sollten man als Naturalist den Begriff meiner Meinung nach einfach meiden. Warum nicht davon reden man "vermute" etwas oder halte etwas "für wahrscheinlich".

Im Umkerschluß kann man den Religiösen dann zeigen, dass auch sie nur vermuten und sogar etwas ziemlich Unwahrscheinliches :santagrin:
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon mat-in » So 22. Mai 2011, 19:06

Also ich nutze glaube - wenn es mir nciht gerade rausrutscht - da durchaus anders als Anti. Eigentlich spreche ich eher von "wahrscheinlich hat meine Frau gebacken", denn es besteht ja immer noch die Möglichkeit das der Geruch vom Nachbarhaus rüberzieht und die minimale Möglichkeit das Außerirdische mit nach Lebkuchen riechenden Todesstrahlen mein Haus..... äh. Ja. Ich denke ich benutze Wahrscheinlichkeiten auch anders als der Durchschnittsbürger.

Glaube ist immer etwas unreflektiertes und oft auch nicht objektiv durchdachtes. Ein "annehmen ohne sich Gedanken darum zu machen ob und warum man es annimmt".
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Pyrion » Mo 30. Mai 2011, 12:18

Mensch/Tier ist ein falscher Dualismus. Menschen SIND Tiere. Wir haben nur ein paar Besonderheiten. Die wichtigste Besonderheit ist die Kultur, die aber nur entsteht wenn einigermaßen viele Menschen zusammenkommen (und selbst dann dauert das einige Generationen). Was ist schon ein Mensch alleine ohne seine Kultur? Ein ziemlich gewöhnliches Tier. So ähnlich wie eine einzelne Ameise. Die zugegebenermaßen hohe Intelligenz des Menschen würde ihm alleine nicht sehr viel bringen.

Zum eigentlichen Thema: Spiritualität ist ein Kulturphänomen. Da der Mensch ein ausgesprochenes Kultur-Tier ist, ist Spiritualität hier auch besonders ausgeprägt. Ich denke dass andere intelligente Kultur-Tiere sowas auch kennen, aber in geringerem Ausmaß.
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon mat-in » Mo 30. Mai 2011, 16:45

Es ist dir aber schon bewußt, das es auch (nicht-menschen) Tiere mit Kultur gibt, ja?

Was zu lesen: Primate Culture and Social Learning
http://www.ohio.edu/people/starzykj/net ... arning.pdf
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon Arathas » Mo 12. Mär 2012, 20:04

In Bezug auf Mensch/Tier und Religion bzw. ganz konkret die Seelen-Vorstellung von Religiösen ist mir grad ne interessante Frage eingefallen. Die Gläubigen, die ich kenne, sind allesamt "aufgeklärte Christen", keine Kreationisten, und glauben nicht, dass Gott die Erde vor ein paar tausend Jahren schuf. Sie wissen, was die Evolutionstheorie ist und keiner von ihnen würde bezweifeln, dass der Mensch vom Affen abstammt (bzw. einen gemeinsamen Vorfahren hat). Die meisten allerdings sind durchaus der Meinung, dass der Mensch eine Seele habe, und dass Tiere keine besitzen.

Nachdem ich momentan keine solchen Gläubigen um mich habe, kann ich die Frage auch keinem von denen stellen, werde ich aber morgen bei Gelegenheit mal tun.

Nun zur Frage: Wenn also Gott dem Menschen eine Seele gegeben hat und der Mensch gleichzeitig vom Affen abstammt, zu welchem Zeitpunkt hat dann ein Primat zum ersten Mal eine Seele verpasst bekommen, und wie könnte der sich das (erstmal gestorben und im Himmel angekommen) wohl erklärt haben? Vor allem bezüglich seinen Eltern, die ja nicht so viel Glück hatten, von Gott eine Seele zu bekommen, da sie noch als Tiere galten.

Hier mal ein mutmaßliches Gespräch des ersten beseelten Menschen mit Gott:

Gott: "Na, gefällt's dir hier im Himmel, erster Mensch?"
Mensch: "Etwas leer hier ..."
Gott: "Ja ja, füllt sich schon noch. Du bist halt der erste Mensch, dem ich eine Seele gegeben habe, natürlich ist hier noch nicht viel los."
Mensch: "Der erste? Nach welchem Kriterium hast du denn das bestimmt, lieber Gott? Und warum hast du meinen Eltern denn keine Seele gegeben?"
Gott: "Tja, die hatten eben Pech. Irgendwo muss man ja mal anfangen, nicht wahr?"
Mensch: "Aber die waren doch auch nicht besser oder schlechter als ich. Außerdem habe ich doch alles von denen gelernt, ich bin ein Produkt ihrer Körper und ihrer Ansichten. Liebst du denn meine Eltern nicht?"
Gott: "Na ja, das waren nunmal Tiere. Tut mir leid, das so hart sagen zu müssen, aber deine Eltern waren Affen, nicht Menschen. Da muss man mal nen klaren Trennstrich ziehen."
Mensch: "Wie konnten denn zwei Affen einen Menschen zeugen?"
Gott: "Jetzt mach hier mal nicht auf oberschlau."
Mensch: "Ich meinte ja bloß ..."
Gott: "Genieß jetzt den Himmel und halt's Maul! Herrgott nochmal ..."



Bin ja gespannt, was ich da morgen für Antworten von meinen zwei Arbeitskollegen bekomme, die beide christlicherweise an Gott glauben und auch glauben, dass der Mensch ne Seele hat ... :mg:
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Re: Spiritualität bei Tieren

Beitragvon stine » Di 13. Mär 2012, 08:16

Also Hunde, Katzen und Pferde kommen sicher auch in den Himmel! :wink: (Vielleicht sogar der Goldhamster)

Aber im Ernst: Was ist denn eine "Seele"?
Es ist das, was wir selbst dem Lebewesen (oder auch manchmal einem Gegenstand) verleihen.
Das sagt doch schon der kleine Prinz von Antoine de Saint-Éxupery:
"Die Menschen bei dir zu Hause«, sagte der kleine Prinz, »züchten fünftausend Rosen in ein und demselben Garten ...und doch finden sie dort nicht, was sie suchen..." "Aber die Augen sind blind. Man muß mit dem Herzen suchen."
"Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Die Seele von einem Menschen ist seine Eigenheit. Es ist das, was uns letztlich in Erinnerung bleibt und dadaurch weiter lebt. Etwas "beseelt uns", wenn es uns nahe kommt. Du kannst auch sagen, sie wäre der Geist, den wir verbreiten.
Was das in den Himmel kommen bedeutet, weiß ich leider auch nicht. Das kannst du ja mal deine Freunde fragen. =)

LG stine
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