Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 29. Mai 2011, 11:34

Gernot Back hat geschrieben:Sogenannte "Ehrenmorde" sind durchaus an der Tagesordnung, auch hierzulande, bei uns in Deutschland!

An der Tagesordnung?
Kannst du dies irgendwie belegen? Wieviel Hundert "Ehrenmorde" gibt es denn pro Jahr in Deutschland?
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1von6,5Milliarden
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Nanna » So 29. Mai 2011, 18:19

Gernot Back hat geschrieben:Hallo Nanna,

wir entfernen uns hier allerdings auch arg vom Thema.

Dann lass es doch einfach sein, jedesmal, wenn das Thema "Islam in Deutschland" auch nur randständig berührt wird, irgendwelche populistischen Thesen nachzubeten. Du kämpfst einerseits gegen Pauschalisierungen und Vorurteile, wenn es um Homosexuelle geht, hast aber selber Vorurteile, dass sich die Balken biegen. Und ja, ich werde genau deshalb jetzt auch etwas dazu schreiben, weil mir dieses Anspringen auf Schlagworte und Herumgeschmeiße von Parolen so richtig auf die Nerven geht.

Gernot Back hat geschrieben:Sogenannte "Ehrenmorde" sind durchaus an der Tagesordnung, auch hierzulande, bei uns in Deutschland! Dabei ist es noch nicht einmal erforderlich, dass ein Moslem oder meist eine Muslima offen ihren Abfall vom Glauben bekennen. Es reicht schon, wenn es in den Augen einiger anderer nur so aussieht, als ob sie das täten.

1. Es gibt ein deutsches Wort (du bist Deutschlehrer, oder?), es heißt "Muslimin". Überlass den Gebrach arabischer Vokabeln den Arabern.

2. Solange du jeden belastbaren Beleg schuldig bleibst, sind deine Behauptungen reine Demagogie. Diese Gruselrhetorik ist was für den intellektuell retardierten Kleinbürger, das hast du nicht nötig, also lass es und versachliche deine Argumentation mal ein bisschen. Dass "Tagesordnung" in dem Zusammenhang eine Übertreibung ist, ist ja noch untertrieben.

Gernot Back hat geschrieben:Ayaan Hirsi Ali steht übrigens seit 2002 unter permanenten Polizeischutz. [...] Bei Mina Ahadi ist dies zeitweise der Fall.

Das sind beide tragische Gestalten, denen das Leben übel mitgespielt hat und die beide in unterschiedlichen Zusammenhängen, aber mit ähnlichem Ergebnis, von einer extremistischen Seite zur anderen gewechselt sind. Es sind beides Personen, die sich stark exponiert haben (was zumindest Mina Ahadi auch zu genießen scheint, wie man u.a. bei ihren dilettantischen Ratschlägen im Zusammenhang mit der Verhaftung der beiden BamS-Reporter gesehen hat; da konnte es jemand nicht lassen, ein kleines bisschen CIA zu spielen), dafür nicht nur von Extremisten harsche Kritik einstecken mussten und die von einer sehr kleinen Minderheit innerhalb der muslimischen Minderheit ernsthaft bedroht wird. Bedroht ist man aber auch als Vorstand eines DAX-Konzerns oder als Bundesminister, es gibt viele antidemokratische Splittergruppen. Wenn du von den Extremisten auf die Gesamtheit schließt, dann solltest du auch die SPD-Mitgliedschaft für Studenten verbieten, denn die linken Socken waren bekanntermaßen ja alle gewaltbereite RAF-Sympatisanten und man weiß ja nie, wann das wieder losgeht, oder? Komm jetzt, Pauschalisierungen dieser Kategorie sind was für die fortgeschritten alkoholisierte Stammtischrunde. *kopfschüttel*

Es gibt eine Lösung für die Probleme von Hirsi Ali und Ahadi, die besteht aus Rechtsstaat und Zivilgesellschaft. Der Rechtsstaat hat die beiden zu beschützen und die drohenden Fanatiker juristisch zu belangen, die Zivilgesellschaft hat die beide in ihren freiheitlichen Rechten zu akzeptieren und zu bestärken. Das heißt aber nicht, dass aus der Tatsache, dass die beiden bedroht werden, folgt, dass ihre Meinungsäußerungen sakrosankt sind und es heißt auch nicht, dass die Religionsgemeinschaft, aus deren Reihen die überdrehten Spinner kommen, deshalb mit Generalverdacht und Kollektivhaft belegt werden darf. Du kannst nicht einerseits Menschen die Missachtung demokratischer Prinzipien vorwerfen, wenn du umgekehrt nicht bereit bist, dieselben penibelst zu beachten. Und das heißt eben vor allem, zu beachten, dass Pluralismus und Pauschalisierungen nicht zusammengehen können.

Gernot Back hat geschrieben:Auf einer Veranstaltung der Giordano-Bruno-Stiftung im November in Köln konnte ich Mina Ahadi übrigens fragen, ob die Anerkennung islamischer Glaubensgemeinschaften als Körperschaften des öffenlichen Rechts nebst Einführung von steuerlichen Abgaben für die Mitglieder nicht auch Vorteile biete. Spätestens wenn es ihnen an den Geldbeutel gehe, würden doch viele der angeblich drei Millionen Muslime in Deutschland aus "ihren" bislang nur aufgrund ihrer Herkunft staatlicherseits unterstellten Glaubensgemeinschaften austreten, so meine These.

Und Christen werden beim Kirchenaustritt automatisch Naturalisten, oder?

Gernot Back hat geschrieben:Mina Ahadi hielt davon allerdings gar nichts.

Wundert mich nicht, die Idee führt ja auch tatsächlich zu nichts.

Gernot Back hat geschrieben:Auf Facebook bin ich übrigens mit einem Türken verlinkt, der zwar offen schwul ist, sich aber zeitweise nicht getraut hat, "Atheist" in sein Profil zu schreiben. Das hatte er ursprünglich getan, wurde dann aber von Landsleuten massiv angegriffen. Daraufhin gab er in seinem Profil zwischenzeitlich Tengrist an, womit seine Landsleute, die bei Atheist wohl auch die nationale türkische Ehre angegriffen sahen, dann eher leben konnten.

Na dann sei dem halt so. Gönn den Leuten ihre Vorurteile, du zelebrierst deine ja auch schamlos. Sozialer Wandel braucht Zeit und die Akzeptanz desselben geht nicht ohne Konfrontationen einher. Deine aufgeregten Reaktionen zeigen sehr anschaulich, dass es nicht nur in der türkischen Community noch großen Diskussionsbedarf gibt. Ich beglückwünsche deinen Bekannten, dass er einen Anfang gemacht hat, in zwanzig Jahren wird es der nächsten Generation dann hoffentlich schon deutlich leichter fallen, sich zu "outen". Die Freundin einer guten Freundin meinerseits kämpft auf dem süddeutschen Lande derzeit einen harten Kampf mit sich selbst und ihrer Familie wegen ihrer Homosexualität, das Ganze erinnert bizarr an ein 60er-Jahre-Coming-Out. In manchen Milieus dauerts halt länger. Glaubst du, die Leute legen ihren Kleingeist ab, nur weil sie in keiner Kirche (mehr) Mitglied sind? Wenn ich mir so manchen Atheisten anschaue, dann muss ich konstatieren: Das hat das offenbar nicht funktioniert...

Gernot Back hat geschrieben:Es ist also davon auszugehen, dass viele "muslimische" Mitbürger bald brav Kirchensteuern an Organisationen zahlen werden, denen sie eher fern stehen und die mit diesem Geld alle möglichen Dinge finanzieren und in ihrem Namen alle möglichen Positionen vertreten, die sie gar nicht befürworten. Zugegeben: Das Problem besteht ja auch bei vielen "Taufschein-Christen" und man könnte fragen, warum sollte es "Geburts-Moslems" besser gehen? Ich bin aber dennoch dafür, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, dieses Problem auch noch auf immer mehr Leute auszuweiten. Die einfache Lösung ist Trennung von Staat und Kirche.

Trennung von Staat und Kirche ist eine schöne Theorie, führt aber auch dazu, dass marktwirtschaftliche Mechanismen die Religion ergreifen. Mir ist es lieber, wenn eine ineffiziente Staatsbürokratie die Kirchen erstickt, selbst wenn das Geld kostet, als wenn Megachurches und religiöse Stiftungen das Land überziehen. Du hast Heilserwartungen an die Trennung von Staat und Kirche, die wohl eher mit deiner Weigerung zu tun haben, zu akzeptieren, dass du die Welt nicht in den rationalen Ort ändern kannst, den du gerne hättest, die aber nicht den tatsächlich zu erwartenden Ergebnissen entsprechen. Überlass die Reinigungsfantasien und Kreuzzüge den Religiösen. Du musst dich ja deshalb nicht ducken und auch dein Engagement nicht aufgeben, aber deine Prinzpienreiterei hat dich längst in Gedankenkonstrukte geführt, die mit der Realität nicht mehr sonderlich kompatibel sind. Die Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Kirchen wird den religiösen Irrationalismus nicht um ein winziges bisschen reduzieren und nur darauf kommt es letztlich an. Darum scheint es dir aber gar nicht so sehr zu gehen, ich habe eher den Eindruck, dass es dir einfach um eine Machtdemonstration atheistischer Kultur geht, und dafür bin ich als Pluralist nicht zu haben.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Gernot Back » Mo 30. Mai 2011, 14:31

Hallo Nanna,

Nanna hat geschrieben:
Gernot Back hat geschrieben:wir entfernen uns hier allerdings auch arg vom Thema.
Dann lass es doch einfach sein, jedesmal, wenn das Thema "Islam in Deutschland" auch nur randständig berührt wird, irgendwelche populistischen Thesen nachzubeten.

Ich habe in der tat für einen Augenblick überlegt, ob ich meinen beitrag lieber hier oder hier einklinken soll. Aber dann habe ich entschieden, dass es da noch weniger passt:

Ich "bete" hier keine "populistischen Thesen nach":
  1. sind dies meine eigenen Thesen und
  2. nur weil es Organisationen gibt, die diese islamkritischen Thesen ebenfalls vertreten und dabei dazu missbrauchen, ganze Volksgruppen gegeneinander aufzuhetzen, ist diese berechtigte Islamkritik für sich genommen noch nicht "populistisch".
  3. Im Übrigen weißt du sehr genau, dass ich der Letzte bin, dem du vorwerfen dürftest, ich würde andere Religionen und sonstige supranaturalistische Weltschauungen hier weniger hart kritisieren, als ich das im Falle des Islam tue. Wenn es einen Hauptgrund gibt, warum ich mich z.B. von Pro-Köln oder Pro-NRW fernhalte, dann den, dass die sich, ganz wie unser Bundesinnenminister von der CSU übrigens, für meinen Geschmack allzu sehr auf eine angeblich "christlich-jüdische" oder "christlich-abendländische" Werte berufen.
Nanna hat geschrieben:Du kämpfst einerseits gegen Pauschalisierungen und Vorurteile, wenn es um Homosexuelle geht, hast aber selber Vorurteile, dass sich die Balken biegen.

Worauf nimmst du bei letzterer Behauptung konkret Bezug? Ich will gar nicht für mich in Anspruch nehmen, dass ich ohne Vorurteile wäre und wenn du mich konkret darauf aufmerksam machst, bin ich auch gerne bereit, mögliche Vor-Urteile zu revidieren. Solange du aber selbst hier für deine Behauptung Belege schuldig bleibst, fällt der Vorwurf des Populismus auf dich selbst zurück:

Ich gehe in aller Regel bei jedem Menschen erst einmal davon aus, dass er ein Vernunftswesen ist, sogar auch dann noch, wenn er sich den ein oder anderen Aberglauben leistet.

In Menschen, die von ihrem Phänotyp so aussehen, als hätten sie ihre Wurzeln in islamisch geprägten Ländern, sehe ich zunächst auch erst einmal keine Moslems. Ich ziehe vielmehr auch immer die Möglichkeit in Betracht, dass ihnen die religiösen Traditionen ihres Herkunftslandes genauso wenig bedeuten wie das bei mir in Bezug auf meine Heimat und deren christliche Folklore der Fall ist. Ja ich unterstelle sogar, dass es viele Menschen mit Migrationshintergrund sogar gerade deshalb nach Europa verschlagen hat, weil sie ein freies, von Religion und religiösen "Werte"-Vorstellungen unbehelligtes Leben führen woll(t)en.

Nanna hat geschrieben:Und ja, ich werde genau deshalb jetzt auch etwas dazu schreiben, weil mir dieses Anspringen auf Schlagworte und Herumgeschmeiße von Parolen so richtig auf die Nerven geht.

Und ja, weil mir diese reflexartige Verteidigungshaltung gegenüber dem Islam, die trotz seiner totalitären, faschistoiden Weltanschauung insbesondere in linken Kreisen gepflegt wird, so richtig auf die Nerven geht, werde ich auch weiterhin Klartext reden.
Für meinen Urlaub habe ich mir übrigens folgende Lektüre vorgenommen: Hartmut Krauss (Hrsg.): "Feindbild Islamkritik"

Nanna hat geschrieben:
Gernot Back hat geschrieben:Sogenannte "Ehrenmorde" sind durchaus an der Tagesordnung, auch hierzulande, bei uns in Deutschland! Dabei ist es noch nicht einmal erforderlich, dass ein Moslem oder meist eine Muslima offen ihren Abfall vom Glauben bekennen. Es reicht schon, wenn es in den Augen einiger anderer nur so aussieht, als ob sie das täten.

1. Es gibt ein deutsches Wort (du bist Deutschlehrer, oder?), es heißt "Muslimin". Überlass den Gebrach arabischer Vokabeln den Arabern.

Es gibt mehrere Deutsche Worte dafür, einige davon benutze ich ganz bewusst nicht: Moslemin, Muselmanin, Muselmännin, Mohammedanerin, Muslima und Muslimin. Welches ich benutze, dabei darfst du dich auch weiterhin getrost auf mein Sprachgefühl verlassen.

Nanna hat geschrieben:2. Solange du jeden belastbaren Beleg schuldig bleibst, sind deine Behauptungen reine Demagogie. Diese Gruselrhetorik ist was für den intellektuell retardierten Kleinbürger, das hast du nicht nötig, also lass es und versachliche deine Argumentation mal ein bisschen. Dass "Tagesordnung" in dem Zusammenhang eine Übertreibung ist, ist ja noch untertrieben.
Das Problem von Ehrenmorden, die auch in Deutschland in den meisten Fällen auch etwas mit den religiösen Ansichten der Täter zu tun haben, ist nun einmal nicht wegzudiskutieren. Insofern stehen sie auf der Tagesordnung, da sie immer wieder vorkommen, was denn sonst? Es hat niemand behauptet, dass sie hierzulande täglich geschähen, aber 55 als solche registrierte Tötungsdelikte allein in der Zeit von 1. Januar 1996 bis zum 18. Juli 2005 sind auch keine Petitesse.

Nanna hat geschrieben:
Gernot Back hat geschrieben:Ayaan Hirsi Ali steht übrigens seit 2002 unter permanenten Polizeischutz. [...] Bei Mina Ahadi ist dies zeitweise der Fall.

Das sind beide tragische Gestalten, denen das Leben übel mitgespielt hat und die beide in unterschiedlichen Zusammenhängen, aber mit ähnlichem Ergebnis, von einer extremistischen Seite zur anderen gewechselt sind.

Beide, Ayaan Hirsi Ali und Mina Ahadi, vertreten zu Recht(!) radikal-islamkritische Positionen. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je pro-islamische oder gar in extremistischer Weise islamistische Positionen vertreten hätten.

Nanna hat geschrieben:
Gernot Back hat geschrieben:Auf einer Veranstaltung der Giordano-Bruno-Stiftung im November in Köln konnte ich Mina Ahadi übrigens fragen, ob die Anerkennung islamischer Glaubensgemeinschaften als Körperschaften des öffenlichen Rechts nebst Einführung von steuerlichen Abgaben für die Mitglieder nicht auch Vorteile biete. Spätestens wenn es ihnen an den Geldbeutel gehe, würden doch viele der angeblich drei Millionen Muslime in Deutschland aus "ihren" bislang nur aufgrund ihrer Herkunft staatlicherseits unterstellten Glaubensgemeinschaften austreten, so meine These.

Und Christen werden beim Kirchenaustritt automatisch Naturalisten, oder?

Gernot Back hat geschrieben:Mina Ahadi hielt davon allerdings gar nichts.

Wundert mich nicht, die Idee führt ja auch tatsächlich zu nichts.

Doch, sie würde zu etwas führen, wenn man unterstellt, dass all die sogenannten "Muslime", denen "ihre" Religion inhaltlich im Grunde am Arsch vorbeigeht, den Mut aufbrächten, dies dann auch zu bekennen, sodass auch der Islam in Deutschland auf das Normalmaß gestutzt würde, das seiner tatsächlichen gesellschaftlichen Bedeutung entspricht.

Leider ist davon aber wohl nicht auszugehen, denn mehr noch als "Christen" sehen viele "Muslime" in ihrem Bekenntnis auch etwas Kulturelles. Möglicherweise hat das Klammern an dieser Gruppenzugehörigkeit auch mit dem Minderheitenstatus zu tun. Bei "Juden", unter denen es auffällig viele De-Facto-Atheisten gibt, ist das ja ähnlich.
Nanna hat geschrieben:Die Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Kirchen wird den religiösen Irrationalismus nicht um ein winziges bisschen reduzieren und nur darauf kommt es letztlich an. Darum scheint es dir aber gar nicht so sehr zu gehen, ich habe eher den Eindruck, dass es dir einfach um eine Machtdemonstration atheistischer Kultur geht, und dafür bin ich als Pluralist nicht zu haben.

Du willst nicht etwa behaupten, laizistische Staaten wie etwa Frankreich hätten ein grundlegendes Problem mit dem Pluralismus!? Zwar gab es da im letzten Jahr auch unschöne Szenen, wie etwa die unsinnige, prämienvergütete Rückführung von Roma in ihre Heimatländer, die bald darauf wieder vor Ort waren, aber das hatte ja wohl nichts mit dem französischen Laizismus zu tun. Das kann man eher beim generellen Kopftuchverbot an staatlichen französischen Schulen und dem Burkaverbot in der Öffentlichkeit unterstellen aber gerade darin sehe ich etwas durchaus zu Befürwortendes.

Mir geht es in der Tat darum, dass Religion Privatsache ist und bleibt und sich der Öffentlichkeit nicht aufdrängt. Deshalb hat auch jegliche instituinalisierte Einflussnahme von Religionsgemeinschaften wie etwa über sogenannte "Ethik"-Kommissionen oder Fernseh- und Rundfunkräte zu unterbleiben. Das muss ich da genauso fordern, wie ich fordere, dass die Ministerien des Bundes und der Länder sich ihre Mitarbeiter nicht von einer Lobby aus der Wirtschaft oder anderen Interessengruppen finanzieren lassen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mi ... inisterien

Gruß Gernot
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Gernot Back » Di 31. Mai 2011, 09:49

Zurück zum Thema:

Arathas hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben:Homäopathie macht durchaus Sinn.


Na, wenn das was anderes ist als Homöopathie, dann macht es vielleicht wirklich Sinn, wer weiß ... :mg:

Aber ernsthaft: Warum ist sie sinnvoll?


Einen Sinn ergibt auch, dass der "Bund Katholischer Ärzte" nun die HOMO-Pathie propagiert:

www.heise.de hat geschrieben:Dass der BKÄ die Behandlung [von Homosexualität (Anm. Gernot)] mittels Globuli-Bonbons propagiert, wird weniger rätselhaft, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Dr. Gero Winkelmann die Organisation leitet: Der früher in der Anti-Abtreibungspartei Christliche Liga engagierte Mediziner ist auch Spezialist für Homöopathie. Zudem gibt es durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Homöopathie und Katholizismus: Beides hat wenig mit Wissenschaft zu tun und ist eine mit öffentlichen Geldern geförderte Sache des Glaubens. Deshalb kann das Angebot der BKÄ (anders als christliche Fundamentalisten in den USA, die teilweise mit operanter Konditionierung arbeiten) auch nur finanziellen Schaden anrichten.

Wer einem Aberglauben verfallen ist, fällt also auch leicht auf weiteren Humbug herein, meine Rede!
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Arathas » Di 31. Mai 2011, 10:05

Gernot Back hat geschrieben:Wer einem Aberglauben verfallen ist, fällt also auch leicht auf weiteren Humbug herein, meine Rede!


Ich glaube eher, es ist genau andersrum: Unsere Gesellschaft ist für viele zu naturalistisch geworden. Wir haben für alles eine Erklärung, es gibt einfach keine Mythen mehr. Viel schöner war da doch die Welt, wie sie einmal war: Ohne den grauen Beton, der alles bedeckt, dafür mit Landkarten voller weißer Flecken, wo Drachen hausen könnten.

Jetzt sind wir mythenlos - aber viele Menschen wollen und brauchen etwas Rätselhaftes, das sich nicht erklären lässt (ergo: woran man glauben kann). Das, denke ich, ist mit für den großen Erfolg verantwortlich, den alternative Heilkünste und Homöopathie oder auch die Ufologie verzeichnen.

Bisschen weitab vom Thema sind wir nun. Wäre vielleicht n extra-Thread wert: Fehlen uns Mythen?
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon mat-in » Di 31. Mai 2011, 15:50

Ich glaube nicht, das die Leute sich eine "magische" Behandlung aussuchen weil ihnen die Schulmedizin (die sie genausowenig begreifen) nicht mystisch und allkönnend/wissend vorkommt...
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon platon » Di 31. Mai 2011, 20:10

Arathas hat geschrieben:Fehlen uns Mythen?

Mythen sind eine Erfindung speziell für Leute, die dumm sind und alles dafür tun, um dumm zu bleiben.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon stine » Di 31. Mai 2011, 20:19

platon hat geschrieben:
Arathas hat geschrieben:Fehlen uns Mythen?

Mythen sind eine Erfindung speziell für Leute, die dumm sind und alles dafür tun, um dumm zu bleiben.
Nein, das glaub ich nicht.
Mythen und Sagen sind überlieferte Geschichten, die meisten einen Lerneffekt beinhalten. Sie sind wie Märchen, die aufzeigen, was gut und böse bedeutet. Dass jemand dumm bleibt, der sich dafür interessiert, ist ein Mythos. :mg:

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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon platon » Di 31. Mai 2011, 20:30

stine hat geschrieben:Mythen und Sagen sind überlieferte Geschichten, die meisten einen Lerneffekt beinhalten. Sie sind wie Märchen, die aufzeigen, was gut und böse bedeutet.

Wärst Du eine alte Griechin, hättest Du Recht. Heutzutage hat der Begriff Mythos einen erheblichen Bedeutungswandel erfahren. Er wird seit etwa 100 Jahren für eine Erzählung verwendet, die Anspruch auf Geltung erhebt (Ideologie) - ganz im Gegensatz zur Sage, wo immer noch jeder weiß, dass es sich um ein Märchen handelt.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon mat-in » Mi 1. Jun 2011, 08:08

platon hat geschrieben:
Arathas hat geschrieben:Fehlen uns Mythen?

Mythen sind eine Erfindung speziell für Leute, die dumm sind und alles dafür tun, um dumm zu bleiben.

Auch wenn der Post hier drüber es etwas aufgeklärt hat, ich denke nicht, das es daß was, was Arathas gemeint hat?
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Zappa » Mi 1. Jun 2011, 08:26

platon hat geschrieben:Heutzutage hat der Begriff Mythos einen erheblichen Bedeutungswandel erfahren. Er wird seit etwa 100 Jahren für eine Erzählung verwendet, die Anspruch auf Geltung erhebt (Ideologie) - ganz im Gegensatz zur Sage, wo immer noch jeder weiß, dass es sich um ein Märchen handelt.


Mmh, dass wusste ich nicht und Stine auch nicht und wahrscheinlich fast alle anderen Bürger unseres Landes auch nicht, aber gut, dass das jetzt mal klar gestellt wurde :mg:

Ich finde die Unterscheidung allerdings sinnvoll. Anekdoten, Märchen, Sagen etc. sind ja an sich nicht schlecht (sind halt interessante Meme, die eine Botschaft transportieren). Wenn damit allerdings ein Wahrheitsanspruch verbunden ist (s. Religion), dann werden die erfundenen Geschichtchen lästig bis tödlich.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon stine » Mi 1. Jun 2011, 11:00

Zappa hat geschrieben:...Wenn damit allerdings ein Wahrheitsanspruch verbunden ist ...

Bild
Das Rotkäppchen ist doch echt, oder etwa nicht?
Nur der Wolf sieht wenig böse aus.

:mg: stine
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Nanna » Mi 1. Jun 2011, 12:26

Lieber Gernot,

ob deine Thesen nun originär von dir stammen (glaube ich nicht so recht) oder von anderen Quellen übernommen sind, tut inhaltlich fast nichts zur Sache, wenn Inhalt und rhetorische Aufmachung (Übertreibungen, Angstschüren, alarmistische Sprache) sich so stark annähern, wie in deinen Ursprungsbeiträgen. Natürlich weiß ich, dass du grundsätzlich kein ahnungsloser Leichtgläubiger bist, der alles einfach ungeprüft nachplappert, aber andererseits klang, was du geschrieben hast ("Ehrenmorde an der Tagesordnung" u.ä.), eben nicht gerade durchdacht und ähnelte in Form und Inhalt fatal dem, was man auf politically incorrect und Seiten mit ähnlicher Agenda zu lesen bekommt. Es hilft nicht nur nicht, es schadet sogar deiner Glaubwürdigkeit, wenn du deren Stilmittel übernimmst und mögliche im Kern bedenkenswerte Sachverhalte fallen unter den Tisch, weil erstmal alles in Empörung und Gegenempörung untergeht. Ich bin normalerweise nicht so schnell wie hier im Thread dabei, aus allen Rohren zu schießen, aber ich kann diese Pauschalisierungen und immer und immer wieder dieselben Parolen einfach nicht mehr hören. Gleichzeitig ist auch diese Verengung auf die handvoll Extrembeispiele wie Hirsi Ali oder Ahadi nicht hilfreich, sie suggeriert, dass sich die Muslime in einem Krieg mit den aufgeklärten Westlern befänden und, ja, sie suggiert das auch dann, wenn das nicht deine intendierte Botschaft war (ein solcher Subtext geht, enn er denn überhaupt vorhanden ist, im Internet schnell unter und bei umstrittenen Themen doppelt schnell).
Ich würde es auch sehr begrüßen, wenn du etwas vorsichtiger wärst, auf bestimmte Schlagworte anzuspringen. Die islamische Theologie hat an den Universitäten sicherlich nichts mit den geistigen Fundamenten derer zu tun, die Islamkritiker töten wollen, siehe den Fall von Sven Kalisch, der gezeigt hat, wie nötig der Islam eine aufgeklärte Theologie an seiner Seite haben sollte und der geeignete Ort dafür sind nunmal die Universitäten. Natürlich kann man das kritisieren, aber die Angstrhetorik der pauschalen Islamgegner ist in dem Fall definitiv die falsche Waffenwahl.


Zum eigentlichen Thema:
  • Die ZEIT hat vor wenigen Tagen ein Dossier veröffentlicht, das hundertfach kommentiert wurde, durchaus durchwachsen. Der Artikel selbst spricht eine problematische Entwicklung an, nämlich das zunehmende Einfallen esoterischer Ideen und Methoden an deutschen Universitäten.
  • Ein weiterer Artikel, den ich ehrlich gesagt schockierend fand, erschien auf tagesschau.de, wo über Homöopathen berichtet wird, die in Afrika Malaria bekämpfen wollen. Homöopathie für Kopfschmerzen ist ja zumindest wenig schädlich und schlimmstenfalls selbstschädigend, aber hier werden Grenzen übertreten, vor denen selbst viele Homöopathen zurückgeschreckt wären.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon Zappa » Mi 1. Jun 2011, 12:59

Nanna hat geschrieben:Homöopathie für Kopfschmerzen ist ja zumindest wenig schädlich und schlimmstenfalls selbstschädigend, aber hier werden Grenzen übertreten, vor denen selbst viele Homöopathen zurückgeschreckt wären.


Das stimmt so nicht, sie schrecken nicht davor zurück allenfalls fehlt Ihnen die Motivation oder sie bekommen es nicht auf die Reihe.

Der Glaube an oder die Anwendung von Homöopathie ist die Abkehr von wissenschaftlicher Medizin, von der Idee Krankheiten verstehen zu lernen und deren Behandlung nachweislich, d.i. messbar belegen zu können.

Wenn man den Schritt intellektuell einmal gemacht hat, ist alles möglich.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon stine » Mi 1. Jun 2011, 15:11

Nanna hat geschrieben:[*]Ein weiterer Artikel, den ich ehrlich gesagt schockierend fand, erschien auf tagesschau.de, wo über Homöopathen berichtet wird, die in Afrika Malaria bekämpfen wollen. Homöopathie für Kopfschmerzen ist ja zumindest wenig schädlich und schlimmstenfalls selbstschädigend, aber hier werden Grenzen übertreten, vor denen selbst viele Homöopathen zurückgeschreckt wären.[/list]
Zitat: Diese Kraft werde seinem Körper helfen, sich selbst zu heilen. Dran glauben könne auch nicht schaden. "Als ich diese kleinen Kügelchen gegen Malaria genommen habe, ging es mir gleich viel besser", freut sich der Dorfälteste. "Das Fieber ging runter, ich konnte sogar auf dem Feld arbeiten. Nie wieder Malaria!"

Scheint ja zu wirken, oder?
"Homöopathen ohne Grenzen" , der Slogan ist auch gut, finde ich :mg:

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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon mat-in » Mi 1. Jun 2011, 15:16

Ja, wirkt ganz wundervoll, bis er dann 3 Wochen später mit ernsten komplikationen wegen der verschleppten malaria tot umfällt. Fieber ist Teil der immunabwehr, wenn es bei einem Infekt ausbleibt ist das eigentlich *kein* gutes Zeichen.

Das Problem mit der ganzen Sache ist, das Leute die so etwas anhängen oft fanatisch-religiös daran glauben, ähnlich wie religiöse jegliche Fakten ignorieren und dann auch noch rumrennen und ihre Freizeit damit verbringen andere damit anzustecken.

Ich bin immer noch für die klinkenputzaktion "ding-dong. guten Tag! wir sind heute hier an ihrer tür um mit ihnen über evolution zu reden"... oder wenigstens flyer verteilen. Hatten gestern erst wieder so eine "esogruppe junge gemeinschaft mit christlichem fundament" die ganz aggressiv (die flyerheinis rennen einem gar hinterher so wichtig ist ihre mission) werbung machte auf dem Campus.
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon platon » Mi 1. Jun 2011, 17:03

stine hat geschrieben:"Als ich diese kleinen Kügelchen gegen Malaria genommen habe, ging es mir gleich viel besser", freut sich der Dorfälteste. "Das Fieber ging runter, ich konnte sogar auf dem Feld arbeiten. Nie wieder Malaria!"[/i]

Nein stine, Malaria ist eine Krankheit, bei der die Kranken mit und ohne Medikamente Fieberschübe haben, die auch mit und ohne Medikamente wieder vorbeigehen, bis - ohne Medikamente - ein Fieberschub einen Kranken mal dahinrafft. Zwischendrin können Malariakranke durchaus arbeiten und sind sogar völlig symptomfrei. In diesem Artikel werden die Leser verscheißert.

stine hat geschrieben:Scheint ja zu wirken, oder?

Nein, Milchzucker wirkt definitiv nicht gegen Malaria!
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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon stine » Mi 1. Jun 2011, 22:26

platon hat geschrieben:Nein stine... , Milchzucker wirkt definitiv nicht gegen Malaria!
Mir ist das schon klar, aber den grenzenlosen Homöopathen nicht.

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Re: Was zählt zu Wissenschaften und was nicht?

Beitragvon platon » Mi 1. Jun 2011, 22:59

stine hat geschrieben:aber den grenzenlosen Homöopathen nicht.

Wer grenzenloser Homöopath ist, dem ist überhaupt nichts mehr klar!
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