Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » Fr 3. Jun 2011, 09:11

platon hat geschrieben:
mat-in hat geschrieben: EHEC ist die neue Killergrippe... Bei der Vogelgrippe und Schweinegrippe ...

mat-in, EHEC heißt enterohämorrhagische Escherichia coli. Das ist ein Bakterium, dessen Verwandte ganz harmlose Darmbewohner...
Ich habe schon EHEC und EIEC auf der Agarplatte gehabt und damit gearbeitet. Ich bin kein Experte, weiß aber durchaus über was ich rede (auf biologischer Seite).
Wo ich kein Experte bin und worum es mir eigentlich ging: Der medienhype drum herum (und ich dachte das wird klar?), denn der ist genau der gleiche. Wir hatten schon des öfteren EHEC Ausbrüche, auch EIEC und andere pathogene E. coli und auch Vogelgrippe und Schweinegrippe - immer noch ein Risiko, Jahr für Jahr - bedrohen uns weiterhin. Nur sind die Medien eben den beiden Müde geworden, heute ist es EHEC, im Winter dann Noro(virus) und im Sommer drauf dann Borelliose (wieder ein Bakterium)...

@Superantibiotikum
Die passen sich leider schnell an. Was vor 5 Jahren eine Wunderwaffe war wirkt heute schon ab und an nicht mehr...
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon BeTween » Sa 4. Jun 2011, 11:19

Solche Meldungen und "übertriebenen Berichterstattungen" empfinden wir wahrscheinlich noch solange als nervig, bis mal wieder eine Krankheit ausbricht, die tödlicher verläuft und ansteckbarer ist als z.B. EHEC.
Wenn wir nochmal sowas wie die spanische Grippe mit über 25 mio. Todesopfern hätten, würden alle los schreien, warum uns denn keiner gewarnt hat. Woher soll man das vorher schon wissen, wie sehr sich eine neue Krankheit ausweitet?
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Nanna » Sa 4. Jun 2011, 12:26

Gerade EHEC finde ich schon deshalb verunsichernd, weil es grundsätzliche Fragen dazu aufwirft, wie wir auf längere Sicht mit immer resistenter werdenden Keimen umgehen werden. Ich habe den Artikel nicht mehr zur Hand, es wurde entweder vor ein paar Tagen inder ZEIT oder SZ gesagt, dass der Vorgänger von EHEC ein recht einfach zu bekämpfender Keim namens EPEC war, der durch die seit den 1950ern steigenden Hygienestandards ausgerottet wurde. EHEC ist sozusagen der nächste Schritt in der Evolution und durch unseren exzessiven Konsum von Antibiotika haben wir diese Enstehung sicherlich auch noch mehr beschleunigt als nötig gewesen wäre.

Natürlich kann jeder, nicht ganz zu Unrecht, geißeln, dass wir wegen jeder neuauftretenden Miniepidemie alle gleich verrückt spielen. Andererseits hat sich in den letzten 20-30 Jahren die Globalisierung derart ausgeweitet, dass Seuchen sich lokal kaum mehr eindämmen lassen und oftmals deren Ursprung noch schwerer zu ermitteln ist, als das in Zeiten geringer Mobilität der Fall war. Insofern haben Krankheitsausbrüche in unserer vernetzten Welt schon eine andere Gestalt als das noch zu den Kindheitszeiten der Älteren hier der Fall war. Darüberhinaus ist auch klar, dass die Evolution irgendwann mal wieder einen Volltreffer landen wird. Mit AIDS ist ihr das schon weitestgehend gelungen, und wenn EHEC nicht die nächste Killerapplikation der Evolution ist, dann halt das, was nächstes Jahr kommt, oder übernächstes, oder in zehn Jahren. Es ist ein bisschen wie beim Terrorismus, der Angreifer hat beinahe unbegrenzte Versuche offen, die attackierte Gemeinschaft muss jedes Mal Glück haben.

Entscheidend wäre die Frage, was man dagegen tun kann. Wird auf Dauer die Genanalyse kombiniert mit roher Rechengewalt ermöglichen, Gegenmittel gegen jegliche Keime in kurzer Zeit zu entwickeln? Müssten Lieferketten noch strenger überwacht werden, oder steht da der Aufwand nicht mehr im Verhältnis zum Ergebnis? Müssen Hygienevorschriften noch deutlicher verschärft werden oder besser überwacht, wie mit der neuen Restaurantampel, oder schießen wir uns da nur selbst ins Knie, wie z.B. mit den offenbar unnötigen Plastikhandschuhen an Frischetheken? Bekannt ist ja auch, dass Frauen mehr verschiedene Bakterienarten an den Händen haben, vermutlich deshalb, weil sie sich im Durchschnitt häufiger die Hände waschen als Männer. Beschleunigen wir also mit grundsätzlich eigentlich sinnvollen Verhalten am Ende die Evolution von Krankheitskeimen?

Ich denke, es sind gerade solche Widersprüche und offenen Fragen und die Unklarheit, durch welches Verhalten man sich am besten schützen kann, weshalb die Debatte derartige Auswüche animmt.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Zappa » Sa 4. Jun 2011, 21:02

Nanna hat geschrieben:Gerade EHEC finde ich schon deshalb verunsichernd, weil es grundsätzliche Fragen dazu aufwirft, wie wir auf längere Sicht mit immer resistenter werdenden Keimen umgehen werden.


Die Frage ist - leider - leicht zu beantworten: Wir werden zunehmend daran sterben (s.a.: http://en.wikipedia.org/wiki/Super_bug_(bacteria)). Ist aber auf der Habenseite auch ein ganz hübsches Beispiel für evolutionäre Prozesse.

Nanna hat geschrieben:Entscheidend wäre die Frage, was man dagegen tun kann. Wird auf Dauer die Genanalyse kombiniert mit roher Rechengewalt ermöglichen, Gegenmittel gegen jegliche Keime in kurzer Zeit zu entwickeln?


Jein. Die Entdeckung und Charakterisierung der Keime ist heute schon erstaunlich rasch zu bewerkstelligen. AIDS war ja wissenschaftlich gesehen eine Erfolgsstory und die Typisierung des EHEC ging ja auch erstaunlich flott. Eine andere Geschichte ist es neue Medikamente zu entwickeln, dass dauert Jahre. Eigentlich ist deshalb die Idee der Reserveantibiotika ganz hübsch, also bestimmte neue und potente Antibiotika wirklich für die ganz harten Nüsse zurück zu halten.

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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » So 5. Jun 2011, 19:00

BeTween hat geschrieben:Solche Meldungen und "übertriebenen Berichterstattungen" ... Woher soll man das vorher schon wissen, wie sehr sich eine neue Krankheit ausweitet?

Eben drum muß man sich mit der Berichterstattung zurückhalten! Jetzt wurde zwei Wochen - wie es sich herauszustellen scheint - unnötig vor gurken und tomaten gewarnt. millionen an wirtschaftlichem Schaden, keinerlei nutzen... im Gegenteil, vielleicht haben ja nach den ersten Warnungen ein par Leute lieber abgepackte Sprossen gegessen statt gurkensalat und sich wegen dieser Berichterstattung infiziert? Natürlich muß man warnen, aber so undifferenziert irgend was zu brandmarken (es hätte auch Käse treffen können) ist ein ziemlicher Unsinn und schädlich. Das entspricht etwa der mittelalterlichen Warnung zu Pestzeiten vor Ratten. Als man die anfing auszurotten hatten die pest übertragenden Flöhe nichts mehr zu fressen und haben vermehrt Menschen angesteckt. Man muß mit sowas ganz ganz vorsichtig sein. Warum nicht einfach zu (ohnehin anzuratender) hygiene raten? Oder vom Aufentalt in menschenmengen abraten? Das kann man den Leuten nciht oft genug sagen...
Dazu kommt noch, das beim EHEC ausbruch davor auch nciht gewarnt wurde und das wir vom EHEC ausbruch danach auch nichts zu hören bekommen werden. Hast du - vor der Berichterstattung über den aktuellen ausbruch - schon mal von dem in Japan mit über 10000 Infizierten gehört? Gut, daß wir damals auch so schnell sicher gewarnt wurden :2thumbs:
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Nanna » So 5. Jun 2011, 20:00

mat-in hat geschrieben:Jetzt wurde zwei Wochen - wie es sich herauszustellen scheint - unnötig vor gurken und tomaten gewarnt. millionen an wirtschaftlichem Schaden, keinerlei nutzen...

Erfahrung ist das, was man nicht mehr braucht, wenn man es hat... oder so. Stell dir vor, es hätte sich nach zwei Wochen herausgestellt, dass sich hunderte Menschen an kontaminierten Gurken infiziert hätten und die Behörden trotz Verdacht aus Angst vor den Landwirtschaftsverbänden den Mund gehalten hätten. Au Backe, da wäre aber was los gewesen. Verantwortungslose Wissenschaftler, feige Politiker, gierige Lobbyisten, dumme Bauern, faule Verwaltungsbeamten, die Stereotypen, die uns dann um die Ohren geflogen wären, kann ich mir nur zu gut vorstellen.

Ja, man muss mit sowas ganz ganz vorsichtig sein, das heißt aber nicht, dass man Millionen Menschen für Wochen als Laborratten missbrauchen darf, wenn zumindest vor verdächtigen Umständen gewarnt werden könnte. Der wirtschaftliche Schaden mag enorm sein, der menschliche, soziale, wirtschaftliche und politische Schaden einer vermeidbaren Epidemie wäre noch viel fataler. Neben dem menschlichen Leid kostet allein eine experimentelle Antikörperbehandlung gegen HUS an die 100.000 Euro, den Politiker, der sich hinstellt und nach einer Epidemie, deren Behandlungskosten mehrstellige Millionensummen verschlungen haben, sagt, dass man halt gehofft hätte, dass das Warten billiger gekommen wäre, will ich sehen. Der sollte sich dann tatsächlich vor größeren Menschenansammlungen in Acht nehmen, wenn er keine Halsschmerzen bekommen will.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » Mo 6. Jun 2011, 09:25

Ich habe nie geschrieben, das man nicht warnen soll, wenn man weiß wo es her kommt und Leute als Laborversuch mißbrauchen soll. Aber die Warnung vor den Gurken (und das habe ich schon geschrieben bevor jetzt die Sprossen in den mittelpunkt gerückt sind) waren genauso Kaffeesatzleserei (und die dpa hat das rki falsch zitiert) wie eine Warnung das EHEC von "schlechten Winden" kommt. Schlimmsten falls gefährden solche unqualifizierten Warnungen anstatt zu helfen und man sollte so etwas nicht drucken, nur weil es die Verkaufszahlen hochtreibt.

Ich muß da auch noch anmerken: es ist auch von Ministern und anderem unqualifizierten Volk unverantwortlich sowas auszusprechen. Wenn ich weiß, daß es Sprossen sind, oder mir zu mindest so sicher sein kann, daß besser niemand mehr Sprossen essen sollte (nicht: Sprossen aus Betrieb X sondern "sprossen"), dann muß ich alle Ware zurück rufen und den Verkauf so lange verhindern bis das geklärt ist... anstatt mit diffusen Meldungen für Verunsicherung zu sorgen.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon BeTween » Mo 6. Jun 2011, 11:10

aber ist es denn wirklich so falsch, wenn man noch nicht genau weiß woher es kommt, aber einen verdacht hat, diesen verdacht anderen leuten mitzuteilen? Wenn er sich bewahrheitet hätte, hätten dadurch möglicherweise viele Menschenleben gerettet werden können. Soll man auf diese möglichkeit wirklich wegen rücksicht auf umsatz verzichten?
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » Mo 6. Jun 2011, 11:39

JA!

Was war denn noch in Verdacht: Rohmilchkäse, Biogasanlagen, Großmarktverkäufer, rohes Fleisch...

Und es geht ja bei weitem nicht nur um den wirtschaftlichen Schaden. Was wenn Leute in den letzten 2 Wochen in der Kantine lieber zu den Sprossen gegriffen haben für ein par Vitamine und den Salat und die Tomaten links haben liegen lassen, wegen der Warnung? Vielleicht hätten wir 50 oder 100 Ansteckungen und 4-5 Todesfälle verhindern können, ohne die Warnungen vor Salat und Gurken?

Daher nochmal: JA! Warnungen vor Killerbienen, Vogelgrippe, EHEC, ... bitte nur wissenschaftlich fundiert und korrekt ausgedrückt und am besten mit hygiene / vorsichtsmaßnahmen die was helfen (wie: Waschen sie ihre Hände nach der Busfahrt, waschen sie ihr Gemüse bevor sie reinbeißen). Alles andere ist sensationslüsterner Einschaltquotenjournalismus und vollkommen unverantwortlich wenn es um Menschenleben geht.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon stine » Mo 6. Jun 2011, 12:33

mat-in hat geschrieben:Daher nochmal: JA! Warnungen vor Killerbienen, Vogelgrippe, EHEC, ... bitte nur wissenschaftlich fundiert und korrekt ausgedrückt und am besten mit hygiene / vorsichtsmaßnahmen die was helfen (wie: Waschen sie ihre Hände nach der Busfahrt, waschen sie ihr Gemüse bevor sie reinbeißen). Alles andere ist sensationslüsterner Einschaltquotenjournalismus und vollkommen unverantwortlich wenn es um Menschenleben geht.
Ich gebe dir vollkommen recht, @mat-in.
Die Warnung vor Gurken und Tomaten hat sich schneller verbreitet, als es jetzt dauert, Beweise gegen die vermutlich verseuchten Bio-Sprossen zu suchen. Plötzlich sind es unbewiesene Indizien, die Gurken wären um solch vorsichtige Formulierung froh gewesen.

Von einem funktionierendem Krisenmanagement hätte ich allerdings auch erwartet, dass bundesweit in allen Gazetten Verhaltensaufrufe bezüglich Hygiene publiziert worden wären, besser als sofort die Empfehlung auszusprechen Gurken und Tomaten bundesweit zu meiden. Offensichtlich ist es nicht jedermann bekannt, dass man Obst und Gemüse vor dem Verzehr abwaschen muss und dass man sich öfter mal tagsüber die Hände wäscht, vor allem nach bestimmten Geschäften. Solch überliefertes Kulturgut muss anscheinend von Generation zu Generation öffentlich gemacht werden.

Auch schlecht ist, jetzt vermehrt Desinfektionsmittel in der normalen Haushaltshygiene verwenden zu wollen. Ich denke, dass resistente Bakterien auch so gezüchtet werden können. Was optisch sauber ist und sauber riecht, ist sicher auch sauber genug, um einen gesunden Menschen nicht krank zu machen.
Ich persönlich warne vor übertriebener Hygiene, also unnötiger Gebrauch von Desinfektionsmitteln aller Art, in den eigenen 4 Wänden, wenn noch niemand erkrankt ist.

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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Nanna » Mo 6. Jun 2011, 12:50

Die Frage ist, wem du hier jetzt genau einen Vorwurf machst. Wenn die DPA das RKI falsch zitiert, ist das die Schuld der DPA, nicht die der Behörden. Die Sprossen wären wohl auch dann nicht eher in den Fokus gerückt, wenn es keine öffentliche Erklärung gegeben hätte. Man hatte die Sprossen schon vor längerem mal kurz auf dem Schirm und hat sich dann auf Gurken konzentriert, weil die wahrscheinlicher erschienen und hat diesen vorläufigen Erkenntnisstand der Öffentlichkeit mitgeteilt, wie sich das allen Regeln der Transparenz nach gehört. Die Wissenschaftler werden kaum entschieden haben, dass sie vor Gurken der Schlagzeilen wegen warnen, genausowenig wie sie wegen der Publicity die Sprossen erstmal ignoriert hatten. Beides sind unabhängige Vorkommnisse und es fragt sich, wen du hier jetzt genau kritisierst.

Dass nicht sofort alles Mögliche aus den Regalen entfernt wurde, kann wahrscheinlich durch die rechtliche Situation erklärt werden. Frau Künast mag als Amtsvorgängerin noch so nölen, so einfach kann eine Ministerin nun aber auch nicht entscheiden, einfach mal ganze Produktereihen aus Regalen nehmen zu lassen, weil ein Anfangsverdacht besteht. Die Warnung der Konsumenten ist da ein Mittelweg zwischen Verschweigen und Regale räumen. Und nicht vergessen: Auch in den Ministerien sitzen nur Menschen, die erstmal überrascht waren und mit der Warnung vor den Gurken vielleicht sogar bloß alles möglichst richtig machen wollten, nach dem Motto "Lieber beherzt warnen, als hinterher vermeidbare Todesopfer beklagen zu müssen". Und wie gesagt, die Sprossen wären auch so nicht eher ins Visier geraten, da sind Forschung und Öffentlichkeit jetzt doch zu verschiedene Felder.

Klar, Hygieneregeln in den auflagenstarken Medien publizieren wäre eine sinnvolle Idee gewesen. Es wurde ja in den Medien schon angemerkt, dass es keinen nationalen Krisenplan gibt für solche Fälle. Sowas scheitert aber gerne auch mal am sonst so gelobten Föderalismus. Hoffen wir, dass das Ganze ein Nachspiel hat und die nächste Epidemie besser gemanaged wird.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon stine » Mo 6. Jun 2011, 13:15

Nanna hat geschrieben:Die Warnung der Konsumenten ist da ein Mittelweg zwischen Verschweigen und Regale räumen. Und nicht vergessen: Auch in den Ministerien sitzen nur Menschen, die erstmal überrascht waren und mit der Warnung vor den Gurken vielleicht sogar bloß alles möglichst richtig machen wollten, nach dem Motto "Lieber beherzt warnen, als hinterher vermeidbare Todesopfer beklagen zu müssen".
Ich mache keinem Minister den Vorwurf, dass er nicht innerhalb weniger Stunden zum Experten für Seuchen oder spezielle Erreger geworden ist oder überhaupt werden könnte, im Gegensatz zur Presse oder zu Oppositionellen, die schnell mal mit Rücktrittsrufen bei der Hand sind.
Aber was ich gewünscht hätte, wäre statt dem Aufruf Gurken und Tomaten zu meiden, eine Verbraucherinformation gewesen, wie man sich zu verhalten hätte, eben: Hände waschen, Gemüse schälen, putzen (so wie Oma das noch tat) und in der nächsten Zeit vielleicht sogar Gemüse zu überbrühen oder zu kochen. Solche Informationen kann man auch veröffentlichen ohne Seuchenexperte zu sein.

Aber du schriebst ja schon:
Nanna hat geschrieben:Hygieneregeln in den auflagenstarken Medien publizieren wäre eine sinnvolle Idee gewesen.


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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Nanna » Mo 6. Jun 2011, 13:39

Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich meine, solche Hinweise in manchen Artikeln durchaus gelesen zu haben. Auf tagesschau.de war tagelang dieser Artikel verlinkt, der grundlegende Fragen beantwortet und zur Hygiene mahnt. Ähnliche Auflistungen habe ich sonst zwar nirgends gesehen, aber zumindest den Hinweis, Gemüse zu schälen und besser noch zu kochen, habe ich definitiv mehrmals gelesen. Sicherlich wären großformatige Anzeigen mit übersichtlichen Erklärungen direkt vom Gesundheitsministerium kein Fehler und vielleicht noch etwas wirksamer gewesen, weil sie offizieller wirken, aber Totalversagen kann man den Medien da jetzt auch nicht vorwerfen. Es ist schon interessant, wie sehr da auch die Erwartungshaltung des Rezipienten die Wahrnehmung zu beeinflussen scheint. Ich hoffe, dass die Behörden daraus lernen, und ihre Informationspolitik entsprechend anpassen.

An meiner Uni hängen übrigens auf vielen Toiletten Hygienehinweise des RKI, so ganz untätig bezüglich der öffentlichen Information scheinen die grundsätzlich auch nicht zu sein.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » Mo 6. Jun 2011, 14:05

Ja, es gab sogar ein 7-seiten-sonderblatt zu EHEC, unter welchen umständen es sich vermehrt, wie man es los wird. Praktische Tips für die normalbevölkerung? hmmmm... ICH kann aus "es überlebt zwischen 7 und 50°C" durchaus rauslesen: überprüfen sie die Temperatureinstellung ihres Kühlschrankes, 9 oder 10° sind nicht kalt genug, ein Kühlschrank hat unter 8° zu sein. Aber der normalbürger? Aber es wurde ja auch nur in den verläßlicheren medien gewanrt. Tagesschau kann durchaus sein, ich glaube ich habe ähnliches auf spon und zeit.de gelesen. Aber die RTLII nachrichten? Bild? hmhmhm...

Es war ja nicht nur das eine falsche Zitat, es sind auch Minister die sich irgend wo hinstellen und was raus krähen ohne Vernünftig beraten worden zu sein. Ich weiß das hinter solchen Leuten wissenschaftliche Berater sitzen, aber das klingt (mal wieder, siehe Asse) nach einem Fall von: Aus politischem Kalkül alles ignoriert und den Rest aus mangelnder Kompetenz nicht verstanden.
Das sich die Medien dann mal mehr mal weniger auf sowas stürzen, weil es sich verkauft... ist dann die zweite Seite der man Vorwürfe machen kann/muß. Aber die meisten journalisten scheinen ja so etwas wie Verantwortung nicht zu besitzen.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Nanna » Mo 6. Jun 2011, 18:31

Wenn du die Leute von RTL II als Journalisten bezeichnest, dann ist das ja auch schon bald nicht mehr wahr. Die Presse- und Redefreiheit schließt aber halt trotzdem mit ein, dass man Dummes sagen und Kluges verschweigen darf. Ob man bestimmte Medien (und nach Kriterien wählt man die aus?) dazu zwingen sollte, in Notfallsituationen bestimmte vorgefertigte Nachrichten zu übermitteln? Die Sprachrohre der parlamentarischen Demokratie sind in Deutschland nunmal die Öffentlich-Rechtlichen und die scheinen sich nicht derart missverhalten zu haben, dass man ihnen einen besonders dicken Strick daraus drehen könnte.

Aus der Heftigkeit deiner Reaktionen schließe ich ohnehin, dass das mehr dahintersteckt als nur die mittelmäßig skandalöse Berichterstattung über EHEC.

Warum sind es außerdem immer die Medien, Politiker und Lobbyisten, die einseitig für jedes Übel verantwortlich gemacht werden? Sind für Gammelfleisch, Antibiotikamissbrauch und Selbstvergiftung ausgelöst durch Selbstverdummung mithilfe schlechter Fernsehsender nicht auch diejenigen Mitbürger verantwortlich, die sich über die Auswirkungen ihres Lebensstils keine Gedanken machen? RTL II steht eben exemplarisch für eine Welt, in der man auch nicht mit allzu ernsten Dingen konfrontiert werden will. Sich ein bisschen aus der Ferne gruseln macht man schon gerne, aber dass das Steak auf dem Teller die Probleme der Welt ganz unmittelbar an einen heranholt und dass man daran selbst etwas ändern könnte, wollen viele Leute dann schon lieber wieder nicht wahrhaben. Wenn manche Leute sich bei seriösen Fragen auf die unseriöse Boulevardpresse verlassen, haben sie ihr Elend irgendwo auch verdient. Mein Mitleid hält sich da in Grenzen, nur jeder, der durch einen ungebildeten RTL-II-Zuschauer zu Schaden kam, tut mir dann doch wieder leid und ist eine Motivation, sich überhaupt noch darüber aufzuregen.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Arathas » Di 7. Jun 2011, 08:50

Was mich momentan leicht schockiert, sind Meldungen wie die hier:

Spiegel online hat geschrieben:Die Krankenhäuser in den von der Ehec-Seuche besonders betroffenen Regionen arbeiten bereits am Rande ihrer Kapazitäten.


Wenn eine so erbärmlich winzige Epidemie - 1500 EHEC-Fälle und etwas über zwanzig Tote - unsere medizinischen Strukturen bereits derart überlastet, was ist dann, wenn wirklich mal die Hütte brennt? 1500 Krankheitsfälle in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern ... unter einer Epidemie stelle ich mir etwas anderes vor.

Bin ich der einzige, der es bedenklich findet, dass bei so lächerlichen Zahlen bereits "am Rande der Kapazitäten" gearbeitet wird? Ich war ehrlich gesagt der Meinung, dass Deutschland weit mehr stemmen können sollte. Epidemien sind schließlich kein undenkbares Szenario, sondern, bei einer derart großen Population einer Art, einigermaßen wahrscheinlich ...
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon stine » Di 7. Jun 2011, 11:04

Vielleicht ist das Problem ein Problem der regionalen Kleinkrankenhäuser. Es gibt ja inzwischen sehr viele kleinere Privatkliniken, die Schönheits-OPs machen oder Reha-Patienten aufnehmen, spezialisierte Häuser für Herzgeschichten oder orthopädische Maßnahmen usw, aber sogenannte Poliklinken, überdimensionierte Krankenhauskomplexe, die gibt es dann doch meist nur in den größeren Städten.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass nicht jede Klinik für Quarantänemaßnahmen in größerem Maßstab eingerichtet ist.
Bei "richtigen" Epedemien würden dann sicher auch im großen Stil schon mal die Turnhallen der Schulen konfisziert und in Lazarette umgebaut werden.

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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon mat-in » Di 7. Jun 2011, 14:36

Das ist ein bekanntes Problem... es mangelt nciht an krankenhausbetten, aber an Betten die entsprechend ausgerüßtet sind. Wenn du nur 5x einen Herzmonitor im Haus hast kannst du eben keine 50 Intensivstationspatienten betreuen, die einen benötigen. Jedes Land hat ein Limit, was es an solchen und ähnlichen Seuchenfällen wegstekcen kann, bevor man anfängt die Versorgung zu reduzieren (eben keinen Herzmonitor obwohl er für die optimale überwachung nötig wäre) und normale Stationen umzurüsten (an dem Punkt wären wir dann mit den ganzen HUS und EHEC Fällen) und einen weiteren Punkt, an dem die Versorgung komplett zusammenbricht. Der ist in Deutschland - im internationalen Vergleich - sogar relativ hoch.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 7. Jun 2011, 15:04

Arathas hat geschrieben:Wenn eine so erbärmlich winzige Epidemie - 1500 EHEC-Fälle und etwas über zwanzig Tote - unsere medizinischen Strukturen bereits derart überlastet,
belastet, (noch) nicht überlastet. Und das Problem sind/waren AFAIK die Intensivstationen/-betten und da wiederum die geeigneten Intensivstationen (siehe auch "mat-in"). Und (geeignete und auch diesbezüglich nicht geeignete) Intensivstationen gibt es eben nicht wie Sand am Meer. Bei (laut Kurzrecherche im Web) Kosten pro Bett auf einer Intensivstation von über einer halben Million Euro (! EIN Bett!) pro Jahr ist es nicht ganz verwunderlich, dass die Reservekapazitäten nicht sehr üppig sind.
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Re: Schweinegrippe, Hühnergrippe, Ehec-Virus...

Beitragvon Arathas » Di 7. Jun 2011, 15:09

Hatte jetzt nirgends gelesen (und bin auch nicht davon ausgegangen), dass alle Patienten auf die Intensiv müssen. Klar, dass da dann Betten fehlen.
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