stine hat geschrieben:fritz-ferdinand hat geschrieben:Braucht es nicht etwas ganz anderes?
Sagst du uns auch, wie diese Frage nach der Veranstaltung beantwortet wurde, @fritz-ferdinand?
Ich bin ja leider ein bisschen weit weg, sonst würde ich mir das mal anschauen.
LG stine
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, ein paar Stichworte auzunotieren, um ein plastisches Beispiel darzubieten. Alles nicht vollständig, bestimmt nicht akademisch profund, etwas durcheinander und von meiner Wahrnehmung gefärbt, und vielleicht nicht für jeden etwas neues. Aber so einen Anstoß ab und an finde ich immer wieder gut.
Wir sind zweie, die das immer vorbereiten und machen samstags immer einen Spaziergang und holen Blumen und anderes (diesmal z.B. Kirschtomaten :-) ) und dekorieren den Tisch, um den wir sitzen. Zwischendurch gibt es ein wenig Musik, eine Tischflamme brennt, usw. Sollen ja alle Sinne angesprochen werden. Dann diskutieren wir darüber und am Ende singen wir tatsächlich alle ein Volkslied, das war mal ein klarer Wunsch.
"Lebenshunger"
"Weißt du, was du jeden Tag der letzten Woche gemacht hast? Oder hast du es schon wieder vergessen. Gab es immer etwas, das den Tag bedeutsam machte, oder gleitet das Leben einfach vorbei? Es gibt Dinge, von denen man sich wünscht, sie mögen dauern, aber sie werden von nächsten Ereignissen überrollt.
Manchmal hat man die Empfindung, sehr bald geschieht etwas ganz Besonderes, und gleichzeitig bei der überbordenden Anzahl von Eventangeboten das Gefühl, egal was man mitmacht trotzdem zuviel zu versäumen, im Gegensatz zu anderen viel zu oft das Falsche zu wählen, das Leben zu verpassen.
Der Hunger wird nicht gestillt, es ist eher ein Rausch als eine Sättigung, danach das unbefriedigende Gefühl von Erschöpfung und Leere.
<Beispiel aus Literatur: Nicht die Ereigenisse des Sommers erleben, sondern den Sommer erleben. Sich der Natur anvertrauen, auch den unangenehmen Seiten. Dadurch erleben, wie das Leben zum Wunder wird.>
Das hängt u.a. daran, dass Menschen zwar die Fähigkeit zur bewußten Wahrnehmung haben, aber die Anzahl der Dinge, denen man seine Aufmerksamkeit WIDMEN kann, durchaus begrenzt ist. Überfülle überfordert, deprimiert, macht zerstreut und krank.
Es bleibt nichts übrig, als die Überzahl von Möglichkeiten, deren jede nach Aufmerksamkeit ruft, zu prüfen, sich zu fragen, was ist meiner Aufmerksamkeit tatsächliche wert. Es ist die eigene Verantwortung, sich aus der Getriebenheit, auch aus der Konkurrenzsituation unter dem Druck der Umgebung, aus der Hilflosigkeit zu befreien. (Wieder?) in die Situation zu kommen, dass man selber derjenige ist der entscheidet, was man tut, wem man seine Aufmerksamkeit schenkt. Das geht nur durch radikale Auswahl.
Es geht also darum bewußt zu leben, sich zu konzentrieren, sich dem Rausch zugunsten einer tatsächlichen Sättigung zu verweigern. Die alten Religionen beispielsweise wissen da schon, was sie tun, wenn sie ihre Leute zu entsprechenden Methoden drängen, wie z.B. zu Fastenzeit/Rammadan, oder zu Meditationen und Bewußtseinsübungen.
Leider wird die Hektik aus dem Arbeitsleben oft mit in die Freizeit transportiert, wo man dieselben "effizienten" Methoden zur Nutzung der Zeit anwendet, weil man die Arbeit nicht hinter sich lässt/lassen kann. Nicht grundlos übersteigen seit neuestem die Krankenhaustage aufgrund seelischer Krankheiten die aufgrund körperlicher Krankheiten, da so mancher eigentlich erst in der Klinik abschalten kann, oder es dort lernen kann zu sich selbst zu kommen, ohne welches Können man immer unbefriedigt bleiben wird.
Aus der Neurologie weiß man, dass das Arbeitsgedächtnis (das man zur Erledigung von Arbeit braucht) dieselben Areale belegt wie die Willenskraft und die Selbstbeherrschung. Chronische Überforderung lässt das Arbeitsgedächtnis schwächer werden, ebenso wie die Willenskraft und die Selbstbeherrschung.
Um solchen Überforderungen zu begegnen, ist die Kunst des Verzichtens somit unverzichtbar. Nur so bleibt man nicht Gast seines Lebens, sondern kann dessen Gestalter sein. Aus der Fähigkeit zur Konzentration erwächst die Fähigkeit, Fülle zu erleben und Verzicht bedeutet, sich von allem zu lösen, was nicht zum Wesentlichen gehört, und sogar von manchem Wesentlichen. Diejenige Insel im unendlichen Meer des Möglichen zu erreichen, auf der man wirklich festen Boden unter den Füßen hat. <Wobei zum Wesentlichen natürlich gehören kann, sich auf ein langes Gespräch wirklich einzulassen oder auch auf einem Spaziergang eine Wiese wirklich zu "erforschen", usw.>
Dazu gehört u.a. auch ganz praktisch, konsequent nur eines der notwendigen Dinge nach dem anderen zu erledigen, (Prioritätenliste), aber auch sich Zeit zur Selbstbesinnung zu geben. Habe ich für eine bestimmte Sache genug getan? Bin ich damit zufrieden? Habe ich sie abgeschlossen?
... "
Naja, fehlt ein Stück. Aber es gibt einen Eindruck.