stine hat geschrieben:Ist es nicht so, dass die Empfänglichkeit für etwas vorgegeben ist?
In gewisser Weise schon, allerdings solltest du das nicht so detailliert sehen und Heavy Metal und Computerspiele aufzählen. Beides existiert erst seit zu kurzer Zeit, als dass es Eingang in evolutionsbiologische Prozesse gefunden haben könnte. Es ist kein Mensch so veranlagt, dass er explizit Computerspiele konsumieren wird. Aber eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit, dass jemand Spaß sucht, Drogen konsumiert, zur Spielsucht neigt oder sich durch Extremsportarten Kicks holt usw., das steckt zum Teil schon in unserem Wesen drin, wenn wir geboren werden. Aber auch nur zum Teil, und jeder Mensch ist fähig, sich anders zu entwickeln. Nur, weil jemand mit statistisch höherer Wahrscheinlichkeit irgendwann zu rauchen anfängt als andere, könnte er dennoch ein asketisches Leben führen.
Du wolltest darauf hinaus, dass Empfänglichkeit für Spiritualität eben bei vielen Menschen vorgegeben ist - ich vermute eher, dass auch Religionen sich nicht evolutionär in uns festgepflanzt haben, sondern dass sie der Stillung anderer, grundlegener Bedürfnisse dienen, die evolutionär sinnvoll waren/sind.
Worauf ich hinaus will damit ist: Würde jemand, bei dem Empfänglichkeit für Religionen vorgegeben ist, in einer Welt aufwachsen, die (mal utopisch gesehen) keinerlei Religion beinhaltet, in einer völlig säkularen Welt also, dann würde diesem Jemand, denke ich mal, nichts fehlen, solange seine Bedürfnisse durch irgendwas anderes gestillt werden. Diese Person wäre nicht unglücklich mit dieser Situation und würde sich nicht ständig nach etwas verzehren, das sie so nicht kennt.
Allerdings wäre das auch eine sehr triste und fantasielose Welt, wenn nicht ein Mensch mal auf die Idee käme, dass irgendwelche götterähnlichen Wesen existieren könnten, denn dafür benötigt man einfach ein wenig Vorstellungsvermögen und Einbildungskraft. Stelle mir so eine Welt voller fantasieloser Menschen gerade vor ... brrrr ... da schüttelt's mich gleich.
Aber wäre doch mal ne interessante Frage: Wäre in einer Welt, wie sie manche Atheisten gerne hätten, die völlig säkulare Welt, noch Platz für Fantasie? Für schöpferisches Denken? Ich hab das noch nie von dieser Seite aus betrachtet, aber ich glaube ernsthaft, es gäbe in einer solchen Gesellschaft wenig Kreativität und Spaß. Nicht falsch verstehen: Ich bin ja selber Atheist und schreibe zum Beispiel gerne Kurzgeschichten und auch Romane, und zwar nix naturwissenschaftliches, sondern reinste Trivialliteratur in Genres wie Horror, Fantasy und Science-Fiction. Ich würde ja schon als Gegenbeweis dafür gelten, wenn ich die These aufstelle, dass eine säkulare Welt eine fantasielose Welt wäre. Aber: Durch die schöpferische Kraft, die in Menschen drin ist, entstehen (sag ich jetzt mal) zwangsläufig Religionen, die wiederum zwangsläufig starke Auswirkungen auf Menschen haben, die einen "Hang zu Religionen" haben oder Bedürfnisse besitzen, die durch etwas wie Religion gestillt werden können.
Für eine säkulare Welt müssten wir also die Fantasie des Menschen beschränken, was mir (nur mal angenommen, es würde gehen) ein viel zu hoher Preis wäre.
Mmh, was denkt ihr denn zum Thema säkulare Welt? Alles Quatsch, Fantasie und Religion stehen in keinem Verhältnis zueinander? Oder was ganz anderes?
Falls sich der Text nicht astrein liest und jemand was nicht nachvollziehen kann ... dies könnte meiner nicht vorhandenen Nüchternheit geschuldet sein.