Vollbreit hat geschrieben:Ich sagte ja auch nicht, dass Determiniertheit Begründung bedeutet, sondern dass Freiheit (des Willens) bedeutet, nach eigenen guten Gründen zu entscheiden.
Nein, wir sprechen von freiem Willen im Zusammenhang mit Determinismus, da spielt es keine Rolle, ob ich den Eindruck habe, nach eigenen guten Gründen zu handeln. Spinoza hat schon gesagt, dass selbst ein vollkommen den Naturgesetzen unterworfener Gegenstand wie ein Stein, hätte er ein Bewusstsein, er glauben würde, er wäre frei. Aber es geht hier nicht um die Sicht auf sich selbst, sondern darum, ob es möglich ist, dass der Wille tatsächlich frei ist, wenn alles determiniert ist und das ist er per Definition nicht.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, der Drang kommt, weil der Magen leer ist, das Blut unterzuckert, irgednwelche Rezeptorten feuern, das ist die eine Sache.
Die andere ist, ob ich diesem Drang nachgeben will, das muss ich nämlich nicht.
Wenn ich das will, tue ich das, wenn nicht, dann lasse ich es. Gemäß den Gründen, die ich gerade dafür habe.
Nein, wenn alles determiniert ist, dann letztendlich nicht gemäß den Gründen, sondern gemäß der Bestimmung.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, sie wäre vorbestimmt, aber warum denn nicht frei?
Wenn Freiheit heißt, dass ich gute Gründe für meine Entscheidung habe und mit diesen in Einklang bin, dann bin ich frei essen zu wollen, oder es zu lassen. Ob das schon beim Urknall determiniert war, braucht mich nicht zu jucken.
Doch, genau das muss Dich jucken um diese konkrete Frage zu klären. Wenn alles determiniert ist, geht es nicht um Gründe, sondern eben darum, dass Du nicht frei bist, essen zu wollen oder es zu lassen. Ansonsten sprechen wir nicht von Determinierung.
Vollbreit hat geschrieben:Keinesfalls. Da es keine einheitliche Definition von freiem Willen gibt, bist Du ja frei Dir eine auszusuchen, wie die anderen Diskutanten auch.
Schon, aber man sollte nicht die Definition wechseln, so wie es gerade passt. Wenn der freie Wille als Legitimierung für bestimmte juristische Verfahren benutzt wird, dann muss man ganz streng darauf achten, dass eine klare einheitliche Definition verwendet wird, um die Frage zu klären, ob die Begründung zu halten ist oder nicht.
Und entgegen Deiner Behauptung, ich käme vom Thema ab, tu ich das eben nicht, weil es bei dieser Streitfrage eben genau um solche Dinge letztendlich geht. Warum sollte es sonst so wichtig sein, dass dieser Begriff unbedingt erhalten bleibt?
Vollbreit hat geschrieben:Bedeutet Autonomie des Willens denn, dass er völlig frei von äußeren Umständen ist?
Und wie sollte das gehen?
Das Szenario hier sagt doch das genaue Gegenteil, dass der Wille maximal eingebunden ist in äußere Umstände. Hat mit Solipsismus also nichts zu tun.
Es geht nicht darum, ob das praktisch machbar ist, da Autonomie erstmal eine theoretische Idee bleibt. In der Theorie kann man eben durchaus von einem freien Willen in diesem Sinne von Autonomie sprechen, nur muss es dann wahrscheinlich in der Praxis verworfen werden. Aber hier geht es ja nur um Theorie.