Zappa hat geschrieben:Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland nach einer Zeit außerordentlicher Krisen entstanden ist und sich in den letzten Jahrzehnten ausgesprochen bewährt hat. Also allein schon aufgrund des Mottos "never change a running system" sollte man sich gut überlegen, Teile des damals von ausgesprochen politisch klugen Menschen erdachten, ziemlich intelligent austarierten Systems so mal eben abzuändern.
Ich habe in nicht einem Satz gesagt, dass ich das System ändern will, nur, dass ich einen Bundespräsidenten für überflussig halte. Man darf nicht vergessen, dass in "Krisenzeiten" immer noch Kanzler, Vizekanzler, und Bundesratspräsident einen gewissen Einfluss haben, dieser ist auch durch ihre Wahl legitimiert. Die Entscheidungen der "Altforderen" sind nicht ganz freiwillig entstanden, mit den Amerikanern im Rücken. Ich stimme dir aber voll zu, wenn du behauptest, dass das zu diesem Zeitpunkt mit einem Haufen Altnazis in verschiedensten Ämtern notwendig war. Aber die Macht- und Bedeutungslosigkeit des Bundespräsidenten ist genauso ein Relikt, wie die Tatsache, dass wir de facto keine eigene Verfassung, sondern nur das Grundgesetz haben. Nicht weil es mit diesem System so gut läuft, ändert man nichts daran, sondern weil man schlichtweg nicht die Notwendigkeit dazu hat, das Grundgesetz zur Verfassung zu erklären, oder den Bundespräsidenten mit mehr Einfluss auszustatten, was in Konflikt mit dem Kanzleramt stünde. Diese Änderungen wären hauptsächlich bedeutungslos an bedeutungslosen Details.
ganimed hat geschrieben:Mag ja sein. Aber später hast du geschrieben, dass Wulff deshalb nicht bedeutend ist, weil er keine Gesetze erläßt. Dann hast du also bei dieser letzteren Aussage nur vergessen, was du vorher schon geschrieben hattest?
Erst denken, dann schreiben: Ich habe Wulff in 2 Bereichen verglichen: Meinungsmache, politisches Gewicht. Natürlich musste ich früher oder später, nachdem ich ihn im Bereich Meinungsmache verglichen habe, auch im Bereich Politik vergleichen. Dass ich letzteres darauffolgend getan habe, bedeutet nicht, dass ersteres nicht auch noch gültig ist, oder musste ich extra für dich schreiben, dass er immer noch auch in der Meinungsmache unbedeutend ist? Soetwas versteht sich von selbst.
ganimed hat geschrieben:Dein Vergleich war aus zwei Gründen unglücklich. Du hast nur ein Einzelbeispiel, nur einen Vergleich gebracht (wie bereits erwähnt ist das irrelevant für die Bedeutung) und du hast Meinungsmache zu allgemein gefasst. Bei der Bedeutung des Bundespräsidenten geht es selbstverständlich nicht um Kunst oder Alltagswitze sondern um Politik. Aus diesen beiden Gründen kannst du den Vergleich mit Raab vergessen, habe ich auch gemacht, aber mit etwas Mühe kann ich mich tatsächlich trotzdem noch zurückerinnern.
Ich habe ihn nicht nur mit Raab verglichen, also ist dein zweiter Satz schon mal ein Hinweis auf deine Vergesslichkeit. Raab hat, wie auch schon andere festgestellt haben auch indirekt einen politischen Einfluss, wenn er sich permanent (und das zu Recht) über die FDP lustig macht, den Vorsitzenden der Piratenpartei einlädt, alles sehr subtile Meinungsmache, auch politisch. Zu Sarrazin hat er sich seinerzeit auch geäußert, öfters sind auch Politiker bei ihm zu Gast, oder werden kurz ihrer Haltung wegen aufs Korn genommen (was auch politische Aussagen sind). Anne Will habe ich auch genannt, genauso wie Bohlen (dessen ungebildete, unpolitische Sendungen eben deswegen auch einen politischen Einfluss auf die Jugend haben), Narumol ist zumindest (so schätze ich) vor der Kreditaffäre mehr Leuten ein Begriff gewesen als Wulff.
ganimed hat geschrieben:Dieser Entstehungsprozess deiner Bedeutungsdefinition ist aber deutlich in die Hose gegangen, denn es ist eben nicht angemessen, den Bundespräsidenten mit lauter Gesetzgebern zu vergleichen.
Also, da soll man ihn mal mit den Politikern vergleichen und dann wieder nicht. Kannst du dich mal entscheiden? Wer bleibt da denn noch von den Politikern übrig? Sind Politiker meist nicht per definitionem mit der Gesetzesgebung beschäftigt?
Deine einzelnen Bewertungen scheinen daraus zu bestehen, Wullf mit dem jeweiligen Champion (Raab und Merkel) zu vergleichen. Dieses Vorgehen ist natürlich falsch. Mal abgesehen davon, dass Raab überhaupt kein Champion in der Kategorie politische Meinungsbildung ist.
Ich habe ihn nicht nur mit 2 Leuten verglichen, aber meinetwegen: Streinbrück, ein Oppositionspolitiker ist wesentlich bedeutender als Wulff, Roth, obwohl sehr unangenehm als Person, die aber einen großen Einfluss auf die älteren Grünen hat, ist trotzdem bedeutender als Wulff, Rösler, der Vizekanzler und Parteivorsitzender einer kaputten Partei, ist bedeutender als Wulff, sogar unser Außenminister Westerwelle ist bedeutender als Wulff. So ziemlich jeder Politiker im Bundesrat, in der Regierung und an der Spitze der Oppositionsparteien ist bedeutender als Wulff.
ganimed hat geschrieben:Ich halte Wulff (bzw. alle bisherigen Bundespräsidenten) für bedeutender in der Kategorie politische Meinungsbildung als, na sagen wir, 99% der Deutschen.
Bei 81,8 Mio. Deutschen ist es nicht schwierig, zu den 818.000 bedeutendsten Deutschen zu gehören. Könntest du sie alle aufzählen? Nein? Also, dann bleiben wir bei den 3 dutzend wichtigsten Politikern in Deutschland, auch von denen könntest du nicht alle aufzählen.