@ Nanna
Der Themenkomplex Medien wäre schon wieder einen eigenen Thread wert. Ich finde, da lässt sich noch eine Menge mehr zu sagen.
Grob kann ich mich Dir hier aber anschließen, dass das wohl kaum ein persönliches Problem von der BILD mit Wulff sein muss.
Die vierte Gewalt funktioniert da schon etwas anders (Deinem Wortlaut entnehme ich auch, dass Du das nicht als nicht vorhanden abtust, nur die Art und Weise, wie es funktioniert etwas anders siehst, als der Mainstream hier, wenn ich mich irre, dann korrigiere mich), da sind wir uns wohl sogar mal einig.
Nanna hat geschrieben:Ein Autoritätsargument ist nicht notwendigerweise Unsinn. Dass eine anerkannt kluge und gebildete Person einer bestimmten Ansicht war, kann durchaus ein Indikator dafür sein, dass diese Ansicht durchdacht und zumindest wahrscheinlicher von gewissen Irrtümern frei ist, als eine beliebige andere.
Hier irrst Du (aber damit bist Du nicht allein, diesem platonischen Fehlschluss unterliegen viele). Eine Ansicht ist immer mit der gleichen Strenge zu prüfen,
denn egal wie viel Kluges jemand in einer Reihe gesagt hat, es ist jederzeit Möglich, dass das nächste, was die Person sagt, eine Dummheit ist, die Wahrscheinlichkeit nützt Dir hier nichts, Du misst ihr einen viel zu hohen Wert bei. Und eine Theorie / ein Gesetz oder was auch immer ist auch jederzeit auf Richtigkeit zu überprüfen, weil sich die Bedingungen ständig verändern. Das können wir gerne woanders auch intensiver erörtern.
Zieh Dir diesbezüglich auch ruhig mal
Nassim Taleb zu Gemüte.
Nanna hat geschrieben:Das mit dem Personenkult ist wieder so ein Un-Argument, wo du die Verhältnismäßigkeit aus den Augen verlierst, aber das habe ich ja schonmal angesprochen.
Mir ist die Verhältnismäßigkeit schon klar, das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem polemisch sein kann. Zappas Argumentation ging nicht über einen verschleiernden Personenkult hinaus, das hab auch nicht nur ich so empfunden und darauf wollte ich hinaus.
Nanna hat geschrieben:Wie du schon selber gesagt hast, das Trinkwasser macht nicht alles aus. Und dann müsste man auch wissen, wie die Daten zustande kommen, also wie verschmutzt das Wasser sein muss, damit es als nicht mehr sauber gilt und was genau die Floskel "hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser" bedeutet.
Das ist klar, wobei ich annehme, dass das mit dem Trinkwasser auch tatsächlich so eine Richtigkeit haben kann, ist ja nicht so als hätten die nicht trotzdem höchstwahrscheinlich genug Probleme.
Nanna hat geschrieben:Reiseführerseiten im Netz raten relativ einhellig vom Trinken ungekochten Leitungswassers in Südkorea ab, aber dasselbe schreiben sie über Nordkorea. Es ist auch nicht klar, wie die Bewohner Südkoreas mit dem Wasser umgehen, also ob sie Leitungswasser eher trinken oder meiden oder ob sie es zumindest abkochen. Ich würde mir von solchen Übersichtsstatistiken nichts "zu denken geben" lassen, außer, dass ich erstmal bessere Daten finden muss.
Die gibt es leider so gut wie gar nicht. Es gibt wohl einen Reiseführer (als gedrucktes Buch), das wohl relativ neutral sein soll, allerdings gibt es da auch das Problem, dass die Autorin natürlich nur einen teilweisen Blick in das Land erhalten hat.
Die meisten von den Büchern, die von irgendwelchen Leuten geschrieben sind, die angeblich aus nordkoreanischen Arbeitslagern geflohen sind, halte ich allein deshalb schon für unglaubwürdig, weil die alle (jedenfalls die, die mir unter die Nase gekommen sind, das sind dann auch die ganzen, die bei Amazon als erstes auftauchen, wenn man dort nach Nordkorea sucht) voller christlicher Missionierungsversuche sind. Komischerweise sind diese Flüchtlinge dann nämlich alle in einer christlichen Familie irgendwo gelandet und haben dann zu Jesus gefunden usw. usf. (Und ich nehme mal an, dass Du mir hier sogar zustimmen wirst, dass wenn jemand in jedem zweiten Satz von Jesus spricht, gleichzeitig aber den Personenkult der Nordkoreaner verurteilt, sich wirklich an die eigene Nase fassen sollte.)
Nanna hat geschrieben:Noch zum Amt des Bundespräsidenten:
Zappa hat nicht so Unrecht. Es ist nicht empfehlenswert, ein System zu ändern, das bisher passabel funktioniert hat.
Als ob „funktionieren“ irgendwas bedeuten würde. Es ist sicher nicht empfehlenswert, ein System zu ändern, in dem es den Menschen in außerordentlicher Weise gut geht oder auch in dem es besonders friedlich zugeht oder irgendwas ähnliches, wo man zumindest sagen kann, dass es etwas erstrebenswertes sein könnte aber das „funktionieren“ an sich und für ist überhaupt nichts.
Nanna hat geschrieben:Wenn doch, ist das Bundespräsidentenamt nicht der geeignete Ansatzpunkt, weil es kein eigentliches Machtzentrum darstellt. Man müsste dann schon konsequent sein und ein komplettes Neudesign des politischen Systems anstreben, so dass es in sich wieder konsistent ist.
Das ist natürlich was anderes, allerdings muss meines Erachtens kein Neudesign her, weil ein solches System schlicht und einfach unnötig ist und nur aus sich selbst heraus begründet werden kann und begründet wird.
Deswegen interessiert mich eher, wie man es
langsam und behutsam loswerden kann.
Nanna hat geschrieben:(die radikalen Systemgegner können das Folgende überspringen, das ist für die nicht relevant
)
So nicht, ich entscheide selbst, was für mich relevant ist und denk ja nicht, dass ich nicht verstehen würde, worum es hier geht, nur weil ich dagegen bin.
(Eins muss ich Dir lassen, Du hast es echt drauf, Seitenhiebe in Freundlichkeiten zu verpacken)
Nanna hat geschrieben:Das Amt ist nicht bedeutungslos, weder im politisch-technischen noch im politisch-diskursiven Sinne. Es erfüllt im laufenden Betrieb eine nur wenig sichtbare Funktion, aber für gewisse Sonderfälle stellt es ein Rädchen im System dar, auf das man nicht einfach verzichten kann. Man schmeißt ja auch beim Computer nicht die BIOS-Batterie weg, nur weil die im laufenden Betrieb nicht gebraucht wird (für die technisch weniger Interessierten: Würde man es tun, würde der Computer seine Grundeinstellungen verlieren und u.U. beim Booten herumzicken).
Man sollte aber nicht vergessen, dass es Computer gibt, die ganz ohne BIOS auskommen. Dementsprechend kann man auch das Amt dahingehend kritisieren, dass es keine wirklich sinnvolle Funktion erfüllt, die nicht auch anders gelöst werden könnte (und vielleicht eh schon anders gelöst wird). Dahingehend interpretiere ich Darth Nefarius’ Argumentation und finde schon, dass da etwas dran ist.
Also ist das „running system“ auch auf der Ebene kein unbedingtes Argument, wenn sich zum Beispiel ein bürokratischer Aufwand vermeiden ließe, der zu keiner sinnvolle Ergänzung des Systems beiträgt.
Nanna hat geschrieben:Ähnlich ist das auch mit dem Bundespräsidenten: So wirklich braucht man ihn eher selten, aber es gibt Fälle, wo er eingreifen muss (im wesentlichen, falls Parlament und Regierung sich nicht selber aus einer Krise bzw. gegenseitigen Blockade befreien können; und es spricht sehr für unser politisches System, dass das noch nicht notwendig war). Sicherlich könnte man mit vertretbarem Aufwand eine alternative Lösung schaffen, aber das würde bedeuten, die Verfassungsorgane komplett umzuorganisieren und das tut man einfach nicht ohne Not.
Na ja, wenn die Not da ist, ist es meistens schon zu spät. War nicht mal was davon, dass Regierungsgeschäfte auch weise Vorausplanung beinhalten sollten? Ich wittere hier einen Selbstwiderspruch.
Nanna hat geschrieben:Davon abgesehen betone ich nochmal, was ich häufig betone: Symbolpolitik ist wichtig und sie hat sehr reale Auswirkungen.
Dem hat hier aber auch niemand wirklich widersprochen. Darth Nefarius hat nur zu Recht angemerkt, dass Symbolpolitik mittlerweile mehr von anderen Personen betrieben wird als vom Präsidenten.
Nanna hat geschrieben:Im Idealfall kann der Bundespräsident auf harmlose Weise einen Teil derjenigen zufriedenstellen, die ein Bedürfnis nach nationaler Symbolik haben, ohne dass er sich aber mit nationalistischer Lautsprecherei in den Vordergrund drängen kann.
„Im Idealfall“ ist schon immer eine sehr bedenkliche Prämisse. Und Deine Vermilderung von Identifikation mit nationaler Symbolik ist auch pseudo. Ich fand es eigentlich recht angenehm in Deutschland, als es tatsächlich kaum Patriotismus gab und sich kaum jemand zu irgendwelcher nationalen Symbolik bekennen wollte. Da ich selbst zur Hälfte auf dem Papier Franzose bin und gerade die Franzosen ziemliche Nationalisten sind, mich das aber immer eher genervt hat, fand ich es befremdlich, wenn manche hier meinten, dass die Deutschen von den Franzosen in der Hinsicht lernen könnten, für mich ist eher das Gegenteil der Fall. Die Franzosen und andere hätten hier echt mal von den Deutschen lernen können, aber leider geht der Trend immer mehr in eine völlig andere Richtung (und spätestens der hier erwähnte Fall Sarrazin und die abstrusen Reaktionen haben das bewiesen, dazu kommt, dass Sarrazins Vorschläge auch ohne sein Zutun tatsächlich in die politische Realität umgesetzt werden / geplant sind, sein Buch war also eigentlich nichts neues, es hat nur jemand einfach direkt ausgesprochen, was dann letztlich zum Entsetzen geführt hat, denn man darf es tun, aber man darf nicht sagen, dass man es tut).
1von6,5Milliarden hat geschrieben:@ Teh Asphyx: Ich glaub zwar, dass irgendein US-Geheimdienst wirklich viel mehr weiß (aber nicht unbedingt die richtigen Schlüsse zieht), aber so etwas wird natürlich nicht bekannt gegeben.
Nein, da beißen die sich echt alle Zähne aus. Das Land ist definitiv abgesperrt. Die haben nicht umsonst solch extreme Sicherheitsmaßnahmen.
Die Geheimdienste sind tatsächlich zum Beispiel überrascht worden, als sie zwar geahnt hatten, dass Nordkorea irgendwie so ein bisschen Uran hat und was damit vorhat, jemand dann aber mal die Aufbereitungsanlage filmen durfte (als das schon kein Geheimnis mehr war) und man gesehen hat, wie viele Zentrifugen da tatsächlich sind. Damit hat kein Geheimdienst auch nur ansatzweise gerechnet.
Die wissen nicht nichts, aber wirklich wenig. Wirklich wissen was da los ist, wird wohl nur das Volk (zum gewissen Teil) und vor allem die führende Partei.