Darth Nefarius hat geschrieben:Nein, dass der Egoismus eine zentrale Aussage ist, bedeutet nicht, dass sie mit den andern 2 gleichgesetzt werden kann. Ich habe schon gesagt, dass diese Aussage nicht allumfassend ist, weil sie sich nur auf Lebewesen bezieht, nicht auf totes Material. Warum sollen London-Kräfte nichtsaussagend sein, nur, weil sie so ubiquitär sind? Warum soll der Elektromagnetismsu Nichts aussagen?
Wenn sich herausstellt, dass etwas überall vorkommt, ist das eine Sache.
Davon in einer Theorie auszugehen und nur danach zu suchen, eine andere. Problematisch im geschilderten Sinn ist die Nichtfalsifizierbarkeit. Auf gut Deutsch: Was muss der Fall sein, wenn diese Theorie nicht stimmt?
Allumfassend ist etwas nicht nur dann, wenn es sich auf alles was ist bezieht, sondern einen Erklärungsansatz für alle Phänomene einer Art liefern soll.
Darth Nefarius hat geschrieben:"Alles ist von Gott gewollt" ist hingegen durchaus Unfug, die Voraussetztungen für diese Aussage sind ünbegründet, nicht empirisch, noch viel falscher ist die dritte Aussage.
Tja, wenn’s mal so einfach wäre. Ziehen wir es doch mal durch. Ich behaupte, dass alles von Gott gewollt ist, widerlegt das mal durch Argumente, nicht durch Behauptungen. Empirisch kannst Du es nicht widerlegen, wie denn? Und unbegründet? Wieso? Gott hat es so gewollt, das ist die Begründung. Nun sag mir mal, warum ich das nicht annehmen darf.
Darth Nefarius hat geschrieben:Egal auf welche Partei bezogen, gab es nie einen Konsens über das Recht-haben einer Partei. Der Egoismus ist allerdings bei fitten Lebewesen immer zu beobachten, er ist empirisch.
Nein, Du deutest damit ein Verhalten gleich welcher Art aus der Perspektive: „Was könnte der egoistische Nutzen sein, den das Biest davon hat?“ Jetzt sucht man so lange, bis man irgendwas findet und wenn man nichts findet, schraubt man an den Erklärungen so lange, bis es passt:
Mutter Theresa hat dann einen Schub von Glückhormonen, darum handelt sie egoistisch.
Wer Juden vor KZ gerettet hat, sieht sich vielleicht insgeheim als guter Kerl – bumms, wieder Egoismus. Teile ich, erwarte ich stillschweigend, dass man auch mit mir teilt – Egoismus!
Man kann das auch anspruchsvoller drechseln, etwa, wie Spitzer das macht, es bleibt unterm Strich immer dasselbe.
Darth Nefarius hat geschrieben: der Egosimus sagt sehr viel aus, er macht das Verhalten berechenbar, verständlich, begründbar.
Genau – und befriedigt damit genau die Bedürfnisse jener, die das brauchen, simple Erklärungen in einer komplexen Welt. Hast Du nun etwa Dawkins‘ Geheimnis entzaubert?
Darth Nefarius hat geschrieben: Wenn nicht jedes Lebewesen quasi diese Programmierung intus hätte und wir nicht vom Egosimus wüssten, würden wir in der Tat das Verhalten, das wir nicht verstehen, einem göttlichen Willen zuschreiben (einige von uns), das Modell des Egoismus lässt uns Vorhersagen treffen und die "Absicht" des Lebewesens erkennen, das sagt sehr viel aus.
Echt? Es gibt nur die Alternative Egoismus oder Gott?
Das ist natürlich eine Erklärung dafür, warum so viele, die Religionen unsympathisch finden, sich alsbald der nächsten quasireligiösen Struktur an den Hals werfen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Der Egosimus beweist sich durch das natürliche Verlangen des sozialen Tieres Mensch, dem Gegenüber zu helfen.
Der
Egoismus?
Grün beweist sich dadurch, dass es roten Ampeln gibt?
Darth Nefarius hat geschrieben: Ein Verlangen welcher Form auch immer ist subjektiv, somit wird das letzte Stück in der Kausalkette die Endorphinproduktion bei dem Gedanken, jemandem zu helfen, sein.
„Verlangen“ ist vielleicht sogar noch ein Begriff der schwierig ist, weil man ihn philosophisch und biologisch auffassen kann. Generell ist es ein Fehler, ein Begriff aus dem Bereich der Geisteswissenschaften naturalistisch zu erklären und umgekehrt.
(Ich verweise dazu auf laies Ausführungen, die sind viel besser als meine geraten, die ich darum kassiert habe.)
Darth Nefarius hat geschrieben: Wie lässt sich nun dieser vermeindliche und oberflächliche Altruismus begründen? Absoluter Altruismus würde den Verzicht auf Fortpflanzung bedeuten, das zugunsten anderer Individuen. Wie konnte also dieser Mechanismus einen Selektionsvorteil bringen, der in letzter Konsequenz auf das Individuum bezogen ist? Antwort: Der Altruismus ist ein inkonsequenter, er ermöglicht dem Individuum einen Selektionsvorteil, also ist dieses Verhalten dem Individuum nützlich, folglich wird diese Eigenschaft auch weitergegeben. Der Knackpunkt ist aber der Vorteil des ausführenden Subjekts, also ist die (unbewusste) Absicht, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen.
Jetzt ist die Absicht schon unbewusst, damit man eine Erklärung dafür hat, dass etwas gemacht wird, das eigentlich gar nicht egoistisch aussieht, aber trotzdem egoistisch sein soll.
Auf diese Weise, ist die Einführung des Unbewussten in der Tat eine Nullnummer, besser gesagt ein Totschlagargument. Man kann nur bewusster Egoist sein oder unbewusster. Man kann nie kein Egoist sein. Das ist die unwissenschaftliche Komponente, weil es keine andere Erklärung gibt.
Ich kann Dir unterstellen, was immer ich will, z.B. dass all Dein Verhalten darauf abzielt Sahnetorte essen zu wollen. Wenn Du nun sagst, das sei Blödsinn, kann ich behaupten, dies sei dann eben ein unbewusster Wunsch von Dir.
Darth Nefarius hat geschrieben: Wenn ein Evolutionsbiologe das Verhalten analysiert, wird er sich fragen, ob dies eine "Neuerfindung" ist, oder nur eine Homologie. Er wird feststellen, dass er den Egoismus auf jedes fitte Tier übertragen kann, weil sich nur weitergibt, was dem Individuum, nicht einem anderen, einen Vorteil gebracht hat. Eine Maschine ist definitiv erfolgreicher, wenn sie in erster Priorität auf sich aufpasst, in zweiter auf seine genet. Kopien.
Das ist schon längst nicht mehr die Argumentation der meisten Biologen, auch nicht von Dawkins.
Darth Nefarius hat geschrieben: Ein solches Verhalten setzt sich gegenüber der Selbstlosigkeit durch, die nicht derartig auf das Fortbestehen fixiert ist.
Was laies Absicht war, ist mir klar, ich gehe vom Egosimus aus, weil er zutreffend ist und ihr mich nicht widerlegt noch eine bessere Theorie auf die Beine stellen konntet. Ich hingegen habe sie nicht nur logisch, sondern quasi auch empirisch belegt, mit Zitaten.
Nein, Du erkennst einfach nur logische Fehler nicht und Dir ist da schlicht gar nichts klar, wie jeder erkennen kann, dem das tatsächlich klar ist.
Darth Nefarius hat geschrieben: Diese Theorie hat nicht die Absicht alles zu erklären, sondern nur das VErhalten von Lebewesen, das ist sehr speziell, somit könnt ihr mir den Vorwurf, dass sich der Egoismus auf alles bezieht, nicht machen.
Doch es bezieht sich auf alle soziale Interaktion, das reicht um die Idee unwissenschaftlich werden zu lassen. Lies Popper.
http://de.wikipedia.org/wiki/FalsifikationismusDarth Nefarius hat geschrieben: Ich habe dir geschildert, wie Wissenschaftler an dein Beispiel rangehen: Sie fragen nach dem Selektionsvorteil eines solchen Verhaltens, wenn es denn typisch ist. Selektives Verhalten muss eine Prämisse haben: Es muss die Fitness des Individuums steigern. Der Altruismus scheidet folglich aus, da jede reproduktive Handlung alles andere als selbstlos ist, der Faktor "ich" ist aus dem Verhalten niemals zu streichen. Durch die Prämisse, dass die Fitness des Individuums gesteigert werden soll (in dem sich die Gene für dieses Verhalten befinden, die folglich ebenso der Selektion unterworfen sind und sich nicht durchsetzten, wenn sie keinen Vorteil bringen.), erkennt man, dass dieser Faktor sogar der zentrale ist.
Ich glaube sofort, dass es auch Wissenschaftler gibt, die von Wissenschaftstheorie nicht viel verstehen. Man kann das auch pragmatisch sehen und sagen, dass die Methode sich schon irgendwie bewährt hat und einfach nicht groß drüber nachdenken, was man tut.
Problematisch wird es nur in dem Bereich, in dem Brights sich tummeln.
Wenn man sich gegen Religionen aufstellt und dann auf die Überlegenheit der Wissenschaft rekurriert, aber eigentlich überhaupt nicht weiß, worin die besteht, wird es einerseits peinlich, andererseits ist jeder der so argumentiert letztlich auch nur ein Gläubiger. Man macht etwas, ohne zu wissen, was genau. Denn Empirie ist nicht das auschlaggebende Kriterium.
Darth Nefarius hat geschrieben: Ja, ich kenne seine Aussagen, die Konsequenz aus ihnen ist nicht minder umstritten: Wir sind Überlebensmaschinen. Das hast du unterschlagen, sie ist sogar wesentlich umstrittener als die Aussage, die schon uralt in der Biologie ist, dass die Lebewesen Egoisten sind. Wenn Gene egoistisch sind, muss es die Maschine, die sie trägt, auch sein, um sie zu erhalten, dadurch, dass sie sich erhält.
Genau das ist nicht der Fall. Der Mensch ist dieser Theorie nach, nur ein Merkmalsträger und eben gerade nicht im Fokus des Interesses. D.h. er selbst muss von seiner Eigenschaft überhaupt keinen Vorteil haben, allein die Gene, die egoistischen, haben Vorteile davon.
Das ist Dawkins‘ eigentliche Idee (die man in Varianten schon bei Heidegger und anderen findet).
Darth Nefarius hat geschrieben: Allerdings ist gerade beim Menschen, der die Gentechnik beherrscht, aufgefallen, dass ihm Gene egal sind und nur das Ergebnis zählt. Wenn nicht die Furcht vor den Konsequenzen wäre, würde der Mensch sich selbst schon längst modifiziert haben, somit hätten diese Gene nicht sich, sondern ihrer Maschine einen Vorteil verschafft. Mit diesem Egoismus meint er repetitive Sequenzen und springende Gene (Transpositions-/Insertionselemente). Die Krone dieses reduzierten Egosimus sind Viren, die fast nur noch aus ihrer Erbinformation bestehen. Aber auch Gene gehen einen "Kompromiss" ein: Sie dulden ihre Mutation, sie fallen ggf. weg, wenn sie keinen Vorteil bringen. Somit sind Gene eine Art Kooperator für das ebenso egositische Individuum, da sie ebenso ihren Nutzen haben müssen, um einen Vorteil zu erhalten.
Wie du es selbst gesagt hast: Er wechselt seine Position, sagt selber aus, dass wir "egoistisch geboren sind", also stimmt er mir in diesem Punkt zu, allerdings nicht, dass man seiner Natur nicht zuwiderhandeln, sondern das Beste daraus machen sollte. Ich denke, genau da macht er seinen Fehler: Er will der Natur zuwiderhandeln, der menschlichen Natur, damit begeht er einen ideologischen Fehler. In diesem Punkt ist ihm sein Ideal das selbstlosen Menschen, der nicht existiert, oder nur in einer durch den Genpool tolerierten, geringen Menge, wichtiger, als der reale Mensch. Diesen Fehler begeht und beging jede Ideologie. Sein Metier ist die Wissenschaft, nicht die Politik, also ist seine Aussage wertlos.
Da hast Du einiges verstanden, einiges durcheinander geworfen.
Richtig ist, dass Dawkins Dir zustimmen würde, dass wir egoistisch geboren seien, aber damit widerspricht er sich im Grunde selbst, wenn er sagt, nicht der Merkmalsträger, sondern die Gene seien egoistisch – das kann dem Individuum zum Vorteil gereichen, muss aber nicht.
Im Grunde die aus biologischer Sicht nicht unbekannte Idee, nicht das Individuum sei wichtig, sondern die Art.
Und ja, man kann seine Natur manipulieren, die Frage ob man das sollte, wird breit diskutieren, hier seid ihr verschiedener Ansicht, das stimmt. Eine bestimmte Position zu haben ist aber kein ideologischer Fehler. Im Grunde sagt Dawkins da das, was er heute auch öfter sagt, dass das was einen biologischen Vorteil bringt, nicht immer gut sein muss. Inzwischen ist Dawkins und Co, nämlich aufgegangen, dass die These, religiös zu sein, sei ein evolutionärer Nachteil, sich nicht wirklich halten lässt. Aber auch von Religionsthema weg, muss man ihm zugestehen, dass er sagt, nicht alles was evolutionärer Vorteil ist, ist gesellschaftlich wünschenswert. Nur ist das dann sein Problem, wie er das naturalistisch begründen möchte.
[quote"Vollbreit"] Zudem habe ich schon in einem vorigen Kommentar geschrieben, dass Altruismus in der Biologie anders definiert wirde als in der Philosophie. De Waal Fehler besteht in seinen kurzsichtigen Deutungen: Er stellt fest, dass kooperatives Verhalten einen Selektionsvorteil bringt, ebenso wie Empathie. Daraus folgert er, dass sein fittes Individuum altruistisch sei, aber das ist falsch. Kooperatives Vehalten ist nur solange von Vorteil wie daraus ein Gewinn für das kooperierende Individuum entsteht. Der Altrusimus definiert sich darüber, dass der Eigenvorteil nicht vorhanden ist, das trifft somit nicht zu.[/quote]
Warum sollte man Altruismus so definieren, dass ein eigener Vorteil nicht vorhanden ist?
Warum sollte man unbegründet Situationen in denen beide profitieren als Egoismus definieren, das erscheint mir eine schlechte Definition zu sein, falls die Biologen die wirklich so verwenden.
Darth Nefarius hat geschrieben: Beides wäre im übrigen nicht bewusst: Es ist nur der Mechanismus von Hormonen, die bei bestimmter Betrachtung und Spiegelneureonen, die entsprechend stimuliert werden, der diese Handlung begründet.
Also, philosophisch und psychologisch gesehen, ist nur das eine Handlung, was man begründen kann, alles andere ist Verhalten oder Reflex. Handeln heißt Gründe angeben zu können, für sein Tun.
Und warum sollte mir eine egoistische oder altruistische Handlung unbewusst sein?
Ich könnte ein Versicherungsmakler sein und sagen: „Der Opa braucht die Versicherung zwar nicht, aber ich die Provision.“ Das ist egoistisch und bewusst.
Es könnte auch sein, dass ich eine Landstraße entlang fahre, es regnet, meine Lieblingsendung kommt, ich bin müde und am Straßenrand steht jemand mit einer Reifenpanne. Eigentlich habe ich keine Lust dem zu helfen, halte aber dennoch an. Es wäre leicht durchzufahren und sich zu sagen, dass schon einer halten wird, aber manche halten an. Warum? Das steht nicht in der Zeitung, dafür bekommt man keinen Orden. Vielleicht einfach das Gefühl, dass man dazu beitragen sollte, dass die Welt so wird, wie man meint, dass sie sein sollte.
Darth Nefarius hat geschrieben: Er hat sich durchgesetzt, weil er einen Eigenvorteil brachte, dieser wurde durch den Vorteil eines anderen ermöglicht. Solange dieser Eigenvorteil nicht draußen ist, kannst du nicht von echtem Altruismus sprechen.
Was sollte denn dann überhaupt eine altruistische Handlung sein?
Ich glaube auch nicht, dass Biologen das so definieren, hast Du eine Definition aus einem Standardlehrbuch zur Hand? (Ich habe jetzt bei wiki geschaut und gesehen, dass das deren Definition, der Evolutionsbiologie ist, die Du bemühst. Das Problem scheint in der Tat zu sein, dass der Begriff unterschiedlich verwendet wird. Ganz nett fand ich das hier, da werden wir uns vielleicht einigen können?
http://www.unperfekthaus.de/altruismus/ )
Darth Nefarius hat geschrieben: Wenn du dir die Debatte antun willst, wirst du feststellen, dass das bisschen Altruismus, das man diesen Idealisten zugesteht, nur das Wort ist und immer von einem Egoismus abgeleitet wird, Stichwort: reziproker Altruismus, was Egoismus par excellence ist.
Ihr streubt euch gegen diesen Gedanken, weil ihr Angst vor ihm habt und ihn flasch definiert: Egoismus hat die Priorität, dass man sich selbst einen Vorteil verschafft, nicht den anderen primär schadet. Daraus folgt, dass der effizienteste Egoismus ein kooperierender ist. Auf den Schaden der anderen zu bestehen wäre schon eher altruistisch, weil es einem selbst keinen Vorteil brächte.
Das ist nun wirklich verquer, anderen zu
schaden als Altruismus zu bezeichnen.
Dass es verschiedene Arten oder Grade von Egoismus gibt, das gestehe ich gerne zu, aber meine Frage ist schlicht, warum man Weiß als Abwesenheit von Schwarz definieren muss, wenn doch die Möglichkeit besteht beides zu benennen?
Ich denke es gibt da fließende Übergänge und extreme Enden, wobei ich verstehen kann, inwieweit man meinen könnte, dass es keinen reinen Altruismus gibt.
Es ist aber ein leichtes Spiel zu behaupten, dass es auch keinen reinen Egoismus gibt, denn jede noch so egoistische Haltung könnte einem anderen noch Spaß machen, als klammheimliches Vorbild dienen oder sich als erfolgreich genetisch oder memetisch vererben und wäre damit schon wieder altruistisch.