Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Vollbreit » Mo 13. Feb 2012, 10:07

Die Frage habt ihr ja gelesen.
Vielleicht muss man es eingrenzen, auf die deutschsprachige Welt.

Die einen meinen ja, andere nein.
Offenbar steigen die Zahlen verkaufter esoterischer Literatur.
In einer Bertelsmann Studie ist von „riesigen Verkaufszahlen esoterischer Literatur“ die Rede.
In Österreich, berichtet uns stine, „werden nach wie vor Granderwasseranschlüsse verlegt und nach dem Mondkalender der Garten bepflanzt und die Haare geschnitten, usw.“.

Hängt natürlich davon ab, was man als Esoterik bezeichnet.
Einerseits kann man schon sagen, dass Esoterik in den Mainstream eingedrungen ist, aber hier bei uns im städtischen Bereich (Deutschland), gehen die wenigen Esoläder eher ein.
Irgendwann in den 90ern gab es mal eine tägliche Eso-Talkshow, heute ist das Thema kaum noch in irgendwelchen Talkshows präsent. Esoterik ist eigentlich kein Aufreger mehr.

Kürzlich las ich noch eine Warnung vor einem Eindringen von Esoterik in den (psycho)therapeutischen Bereich, kann ich so eigentlich auch nicht bestätigen.
Hat jemand belastbare Zahlen dazu?

Und was ist überhaupt Esoterik?
In meinen Augen ist da viel in den Wellnessbereich übergegangen.
Wenn Frau sich den ayurvedischen Ölguss über die Stirne fließen lässt, ist das Esoterik?
Wenn man abends ein Räucherstäbchen entzündet, ist das dann esoterisch?
Klar, wenn es dann um Yin/Yang-Massagen geht, irgendwelche Badezusätze und Himalaya-Salze dann klingt das alles sehr esoterisch, aber bin ich schon Christ, wenn ich „Ach du lieber Himmel“ ausrufe?

Wo beginnt für euch die Schwelle zur Esoterik und wie schätzt ihr sie ein? Und warum?
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon mat-in » Mo 13. Feb 2012, 16:05

Esoterik im eigentlichen Sinne ist eine innere, nicht öffentliche Lehre. Im Moment wird es wohl mehr oder weniger für alles Gebraucht bei dem man einen Überbau für einen Vorhandenen oder nicht vorhandenen Effekt zusammenspinnt. Homöopathie, biologisch-dynamische Landwirtschaft, Astrologie, ...

Ich denke nicht, daß Deutschland esoterischer geworden ist. Im Mittelalter wurden die Leute von Dämonen im Schlaf entführt und sexuell beläßtigt, heute sind es eben UFO's oder was gerade "in" ist.

Was sich gewandelt hat ist, daß es ... kommerzieller geworden ist. Also nicht, daß es früher nicht auch schon Leute gegeben hätte die viel Geld für Wasser ohne Wirkung bekommen haben und die bei Hofe im Hintergrund mitgewirkt haben um für ihr Eso-Zeug Geld und Ansehen zu bekommen (siehe: Mesmer). Aber heute ist das dank neuer Medien viel einfacher. Man versendet 6 millionen Spam-Mails mit zwei mal Maus clicken, 6000 Leute kaufen den Scheiß und schon ist man 600000 Euro reicher und richtet ein "Institut" ein oder eine Stiftungsproffesur, von dem aus der eigene Mist dann weiter Salonfähig gemacht wird. Das hat sich geändert. Das ist einfacher, schneller, internationaler geworden.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Myron » Mo 13. Feb 2012, 21:01

Die Bezeichnung "Esoterik" oder "Esoterismus" steht für eine Vielzahl schein- oder unwissenschaftlicher, mythizistischer, mystizistischer oder okkultistischer "Geheimlehren".
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Elis » Mo 13. Feb 2012, 22:14

Hallo!

Was ist Esoterik? Vielleicht so: Alles was nicht mit den den anerkannte Religionen konform geht, und dabei

für sich eine Art religiösen Status beansprucht
und/oder spirituellen Inhalt aufweist
und/oder eine gehörige Portion Irrationalität beinhaltet
und/oder Wirklichkeitsanspruch erhebt
und/oder mit bunten Bilden daherkommt :jg:

Wenn es obiges erfüllt, aber nicht bunt ist, dann ist es schon Okkutismus!!

Im Esoterikhandel ist alles pastellfarben, Bücher, Bilder, etc.
Im Ernst: Ich gehe nach meiner trockenen, medizinischen Arbeit glegentlich in einen Esoshop. Warum? Weil mich das entspannt. Es riecht nach Räucherstäbchen, Musik dudelt, eine Oase in der Stadt. Totale Anderswelt. Bleibt man zu lange drin, wird man gaga.
Es liegt mir fern, den Glauben derer, die an Engelsrufer, Channeling aufgestiegener Meister und Einhorn-Orbs glauben, zu verunglimpfen. Jeder muss seine eigene Wahrheit finden.
Wie stehe ich dazu? Jeder soll glauben, was er will, ich diskutiere auch gerne, aber aggressive Itolerante Überzeugungsarbeit kann ich nicht haben. Sei es von religiöer oder atheistischer Seite.
Ich habe mir aus dem Esoshop eine Katalog mitgenommen. Es werden Hoffnungen geweckt, labile Menschen fallen leicht drauf rein. Insofern ist Esoterik sicherlich auch ein Stückweit gefährlich.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Myron » Di 14. Feb 2012, 00:37

Elis hat geschrieben:Was ist Esoterik?


Der Wikipedia-Artikel dazu ist recht informativ: http://de.wikipedia.org/wiki/Esoterik
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon ujmp » Di 14. Feb 2012, 07:12

Elis hat geschrieben: Jeder muss seine eigene Wahrheit finden.

Nein. Man muss aber respektieren, dass es Menschen gibt, die das glauben.

Elis hat geschrieben:
Wie stehe ich dazu? Jeder soll glauben, was er will,

Man kann nicht glauben, was man will. Man glaubt, was man glauben muss.

Elis hat geschrieben:
ich diskutiere auch gerne, aber aggressive Itolerante Überzeugungsarbeit kann ich nicht haben. Sei es von religiöer oder atheistischer Seite.

Diskussion beinhaltet immer ein kritisches Element - das ist ja der Sinn der Diskussion.

Elis hat geschrieben:
Ich habe mir aus dem Esoshop eine Katalog mitgenommen. Es werden Hoffnungen geweckt, labile Menschen fallen leicht drauf rein. Insofern ist Esoterik sicherlich auch ein Stückweit gefährlich.

Dummheit ist gefährlich, auch im Atheismus.

Ich hab einige Zeit meines Lebens in tiefer Religiösität verbracht. Als ich mich wieder zum Ahtesimus durchgerungen hatte, vermisste ich nichts von dem religiösen Nebel, außer einige Rituale des Gebetes. Ich bin aber zu der Überzeugung gekommen, dass der Wert dieser Rituale einfach in einer Form der Meditation besteht. Man kann auch meditieren, ohne dass man sich dabei auf etwas "Spirituelles" bezieht. Man kann m.E. sehr bewusst seine Gedanken oder sein Gemüt zur Ruhe bringen, das Gehirn runtertakten. Eine "Gesamtschau" auf das eigene Leben ist nichts mystisches, keine "Eingebung". In irgend einer psychologischen Zeitschrift habe ich mal gelesen, dass unser Bewusstsein sozusagen eine begrenzte Auflösung hat. Wir können damit entweder sehr scharf sehen, aber dann nur einen kleinen Ausschnitt oder einen großen Ausschnitt, aber dafür nicht scharf (Man könnte es metaphorisch "Unschärferealtion" nennen, sollte man aber Esoterikern gegenüber nicht tun, die lieben es mit wissenschaftlichen Begriffen Nebel zu erzeugen :mg: ). Wenn man es versteht, sich zur Ruhe zu bringen - oder, diese Ruhe, wenn sie sich zufällig einstellt zu nutzen, kann man solche Gesamtschauen leicht erzielen. Ich profitiere davon m.E., weiß aber, was ich daran habe - vorallem, was ich nicht habe, nämlich "tiefere Wahrheiten". Es sind einfach nur Betrachtungen aus einer distanzierteren Perspektive, wie wenn man in einem Ballon fliegt und mal alles von weit oben seiht.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon mat-in » Di 14. Feb 2012, 07:30

ujmp hat geschrieben:
Elis hat geschrieben: Jeder muss seine eigene Wahrheit finden.

Nein. Man muss aber respektieren, dass es Menschen gibt, die das glauben.

Nein. Man muß vielleicht damit leben, daß es Menschen gibt, die an sowas Glauben, Respekt müssen die aber nicht dafür bekommen. Es wird ja auch niemand für seinen festen Glauben an den Weihnachtsmann respektiert oder?

Elis hat geschrieben:
Ich habe mir aus dem Esoshop eine Katalog mitgenommen. Es werden Hoffnungen geweckt, labile Menschen fallen leicht drauf rein. Insofern ist Esoterik sicherlich auch ein Stückweit gefährlich.

Dummheit ist gefährlich, auch im Atheismus.[/quote]
Das steht ganz außer Frage, es sind aber zwei par Dinge. Viele der Esoprodukte sind speziell designt damit Leute mit Problemen darauf anspringen. Ob es jetzt das Plakat der evangelischen Gemeinde hier mit dem dicken Titel "Suchen sie einen Sinn im hektischen Alltag?" oder irgend ein 10 Jahre altes Buch ist das bahauptet man könne mit Geheimwissen noch mal seinen toten Verwandten Fragen stellen. Ganz egal. Es greift gezielt und um Geld zu machen Leute an die Probleme haben. Wenn einen daß in der falschen Situation trifft ist da fast jeder anfällig.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Elis » Di 14. Feb 2012, 08:13

ujmp hat geschrieben:Man kann nicht glauben, was man will. Man glaubt, was man glauben muss.


Ich kann mich gezielt mit einer Religion befassen und an diese glauben oder nicht. Insofern sehe da durchaus eine Akt freien Willens. (Jetzt bitte keine Diskussion "was ist freier Wille") Zu sagen ich "muss" aber an dieses oder jenes glauben, gibnt mM nach die Verantwortung ab..

ujmp hat geschrieben:Diskussion beinhaltet immer ein kritisches Element - das ist ja der Sinn der Diskussion.


Ich kann aber beim diskutieren auch auf die Argumente des Gegners eingehen und versuchen, sie zu widerlegen. (Religiöse) Fanatiker tun dies meist nicht. Aggressiv ist nicht kritisch.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Elis » Di 14. Feb 2012, 08:15

Das steht ganz außer Frage, es sind aber zwei par Dinge. Viele der Esoprodukte sind speziell designt damit Leute mit Problemen darauf anspringen. Ob es jetzt das Plakat der evangelischen Gemeinde hier mit dem dicken Titel "Suchen sie einen Sinn im hektischen Alltag?" oder irgend ein 10 Jahre altes Buch ist das bahauptet man könne mit Geheimwissen noch mal seinen toten Verwandten Fragen stellen. Ganz egal. Es greift gezielt und um Geld zu machen Leute an die Probleme haben. Wenn einen daß in der falschen Situation trifft ist da fast jeder anfällig.[/quote]

Agree. Man muss nur sehen, wie oft das Wort "liebevoll" verwendet wird. Hier wird suggeriert, Du bekommst etwas, was Dir woanders vorenthalten wird.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon ujmp » Di 14. Feb 2012, 08:22

mat-in hat geschrieben:Man muß vielleicht damit leben, daß es Menschen gibt, die an sowas Glauben, Respekt müssen die aber nicht dafür bekommen. Es wird ja auch niemand für seinen festen Glauben an den Weihnachtsmann respektiert oder?

Dieser Glaube ist ernst, aber nicht bedenklich... bin grad versönlich drauf! ;-)
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Vollbreit » Di 14. Feb 2012, 08:39

Hallo.
Danke für die erste Runde der Antworten.
Meint ihr, dass Esoterik zugenommen hat, so ganz subjektiv?
(Huch, ich sehe gerade, es sind schon neue Antworten da, später dazu.)

@ mat-in:

Was ist eigentlich das, was biologisch-dynamische Landwirtschaft, UFOs, Homöopathie und Astrologie inhaltlich verbindet?

In Deinem zweiten Beitrag schreibst Du, man müsse nicht respektieren, wenn einer seine eigene Wahrheit findet. Ich lese das so: Akzeptieren ja, respektieren nein.
Ab wann würdest Du sagen, verdient ein Weltbild auch Respekt?
Ist (evangelische) Sinnsuche denn schon esoterisch?

Dann bringst Du auch das Argument mit der Anfälligkeit, darum schau bitte kurz auf die Antwort/Frage an Elis, danke.


@ Myron:

Für Dich ist es die Kombination aus unwissenschaftlich (und irrational?) und geheim?
Der wiki-Artikel zeigt ja doch ein recht vielschichtiges Bild von Esoterik.


@ Elis:

Du kannst der Esoterik ja bunte, entspannende Momente abgewinnen, Eso ist pastell und Wellness, es plätschert und reicht gut, zu viel ist gefährlich.

Warum? Die „Labilen“ sind gefährdet, aber labil sind immer die anderen.
Was macht jemanden aus, der labil ist und was gefährdet ihn?
Kann ja sein, dass Deine Nachbarin im Eso-Shop sich gerade von ihrem Großraumbüro entspannt und ganz bewusst in die Atmosphäre eintaucht.


@ ujmp:

Zur Meditation. Man könnte sich z.B. vorstellen wie unendlich groß das Universum ist und wie klein man selbst ist. Der Sternenhimmel ist sicher ein gutes Meditationsobjekt.
Ansonsten gibt es ja als Königsdisziplin spiritueller Richtungen die stille Meditation, in der man seine Atemzüge zählt und sonst eigentlich gar nichts macht.
Nur ist das keine Esoterik

Wieso sind aus der Ballonperspektive eigentliche keine „tieferen“ oder vielleicht müsste man, dem Bild entsprechend sagen, „höheren Wahrheiten“ möglich. Kann man Erkenntnisse über die Welt nur über den Blick durchs Mikroskop erlangen?
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Vollbreit » Di 14. Feb 2012, 08:49

Elis hat geschrieben:Man muss nur sehen, wie oft das Wort "liebevoll" verwendet wird. Hier wird suggeriert, Du bekommst etwas, was Dir woanders vorenthalten wird.


Gutes Argument.
Vermutlich stimmt es insofern, dass ein liebevoller Umgang miteinander als ein Mangel erlebt wird, die andere Frage ist, ob die Esoterik dieses Loch stopfen kann und ob sie es überhaupt sollte.
Ein anderer Umgnag miteinander wäre da vermutlich wünschenswerter. Nur kommt man dann wieder zu dem Phänomen, was ich hier schon öfter gesehen habe.

Prinzipiell könnte man sich auch um Menschen kümmern, ohne religiösen Hintergrund. Stimmt, aber Du kennst den Alltag im Krankenhaus- und Pflegesektor (nehme ich mal an).
Prinzipiell sollte Wärme etwas sein, was man in der Familie oder Beziheung erfährt. Und dann ist da der Alltag in vielen Fällen das Kontrastprogramm.

Ist es überhaupt je "Aufgabe" der Esoterik gewesen Wohlfühlprogramm zu sein? Brunnenplätschern, Badezusatz und pastell?
Das ist ja die Entwicklung der letzten 20 Jahre.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon stine » Di 14. Feb 2012, 09:11

Vielleicht sollte man bei diesem Thema erst einmal genau festlegen, was Esoterik hier überhaupt meint, Zitat Wikipedia:

"Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen. Daneben wird der Begriff in freier Weise für ein breites Spektrum verschiedenartiger spiritueller und okkulter Lehren und Praktiken gebraucht."

Der Begriff umfasst offensichtlich nicht nur den inneren spirituellen Erkenntnisweg, sondern auch Okkulte Lehren, Zitat Wikipedia:

"Indienstnahme von Satan und Dämonen, Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft „entschleiern“. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen".

Ich würde sagen, gegen den inneren spirituellen Erkenntnisweg spricht erstmal nichts, okkulte Handlungen dagegen lehne ich fehement ab, weil es Mist ist, der die Menschen unglücklich macht.
Und hier zurück zur Ausgangsfrage: Ist unsere Welt esoterischer geworden?
Hat sich schon mal jemand des nachts durch das Fernsehprogramm gezappt? Da ist die Zukunftsprognose über Tarotkarten ganz offensichtlich so gefragt, dass man damit Geld verdienen kann und das noch ganz öffentlich und unangefochten.
Ich frage mich wirklich, ob das ernst gemeint ist. :irre:

LG stine
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Vollbreit » Di 14. Feb 2012, 09:44

stine hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, ob das ernst gemeint ist. :irre:


Das fragen sich ja Esoteriker auch, ich hatte ja mal versuchsweise einen zu Wort kommen lassen wollen, der sich zur Esoterikwelle der End-1980er äußert und zu dem, was Esoterik aus seiner Sicht nicht ist. Das alles in zeitalterkompatiblen 90 Sekunden, bequermerweise den ersten 90 Sekunden.
http://www.youtube.com/watch?v=1D3jB-5H8UM

Da müsste man dann fast jeden Punkt streichen, der hier mit Esoterik in Verbindung gebracht wird, wenn ich das richtig höre.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon stine » Di 14. Feb 2012, 10:17

Vollbreit hat geschrieben:Und was ist überhaupt Esoterik?

Eine Ersatzreligion, würd ich sagen.

LG stine
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Vollbreit » Di 14. Feb 2012, 10:35

Möglich.
Umfragen zufolge, werden die Kirchen immer leerer, während ein „spirituelles Interesse“ irgendwie stabil bleibt.

Problematisch hierbei ist, dass solche Aussagen reichlich diffus sind.
Ich kann ehrlich gesagt weder an Räucherstäbchen noch an Demeter Tomatensaft etwas Esoterisches finden. Ich kann auch nicht sehen, was der Glaube an UFOs mit Esoterik zu tun hat, wenngleich irgendwelche Bande sicher immer zu knüpfen sind.

Esoterik ist als Begriff völlig korrumpiert, weil er als Synonym für Unsinn gebraucht wird, da natürlich zirkulär, aber dass es so gesehen wird ist ein Faktum.

Sucht jeder der sich mit Esoterik beschäftigt in Wirklichkeit Religion (und weiß das nur nicht)?
Weite Teile der Esoterikbewegung sind ja durch einen antireligiösen zumeist aber antichristlichen Affekt verbunden, was wiederum eher die Anhänger als die führenden Köpfe angeht.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon ujmp » Di 14. Feb 2012, 20:17

Vollbreit hat geschrieben:

Wieso sind aus der Ballonperspektive eigentliche keine „tieferen“ oder vielleicht müsste man, dem Bild entsprechend sagen, „höheren Wahrheiten“ möglich. Kann man Erkenntnisse über die Welt nur über den Blick durchs Mikroskop erlangen?


In meinem Denken gibt es Wahrheit nicht in der Mehrzahl und nicht in abgestufter Rangfolge. Wahrheit ist eine Eigenschaft von Anschauungen. Eine Anschauung aus der Vogelperspektive ist einfach nur eine andere Anschauung als die der Froschperspektive. Auf Begriffe wie "höhere Wahrheit" lass ich mich lieber nicht mehr ein. Mir fällt auch nichts ein, wozu ich sowas brauchen könnte.

Übrigens: Es muss nicht unbedingt Atemtechnik sein - ein Bierchen mit Freunden tuts auch manchmal!
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Myron » Di 14. Feb 2012, 20:30

Vollbreit hat geschrieben:@ Myron: Für Dich ist es die Kombination aus unwissenschaftlich (und irrational?) und geheim?


Ich habe "Geheimlehren" bewusst in Anführungszeichen gesetzt und in Anspielung auf die ursprüngliche Bedeutung von "esoterisch" verwendet.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Myron » Di 14. Feb 2012, 20:33

stine hat geschrieben:Vielleicht sollte man bei diesem Thema erst einmal genau festlegen, was Esoterik hier überhaupt meint, Zitat Wikipedia:
"Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen. Daneben wird der Begriff in freier Weise für ein breites Spektrum verschiedenartiger spiritueller und okkulter Lehren und Praktiken gebraucht."


Wie gesagt, es geht um allerlei mythizistischen, mystizistischen, okkultistischen, spirit(ual)istischen Bullshit fernab rationaler Wissenschaft und Philosophie.
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Re: Ist unsere Welt esoterischer geworden?

Beitragvon Lumen » Di 14. Feb 2012, 21:53

Was Myron meint. Ergänzend vielleicht, dass Esotherik auf mich oft wie ein Friedhof obsoleter Konzepte wirkt, wo das was früher schon Aberglaube genannt wurde auf verworfene wissenschaftliche Theorien, Proto-Wissenschaft und Pseudo-Wissenschaft trifft und diverse krudeste Verbindungen eingeht. Ich bin mal kreativ, sagen wir "Engelstrahlen die über telepathische Felder aus Kristallen abgestrahlt werden und heilendes Wasser erzeugen, dass negative Energie durch positive auffüllt, wodurch Blockaden in der Aura gelöst werden die sonst Krankheiten verursachen". Vielleicht noch der Zusatz, um es glaubwürdig zu machen, dass die Kristalle zwar aussehen wie Quarz (~Sand) aber nur günstige 1.450 € kosten. Wer könnte da nein sagen.

Das klingt jetzt bizarr, aber hey, nicht unbedingt mehr als: "Eine aus einer Rippe enstandene Frau hat sich von einer sprechenden Schlange einreden lassen einen Apfel von einem komischen Baum zu essen, den Gott mitten im Paradies gepfanzt hatte, und der mit einem derart schlimmen Fluch beladen war, dass Gott sich 4000 Jahre später dazu genötigt sah, sich selbst an ein Kreuz nageln zu lassen, um den Fluch wieder aufzuheben und um dann eine Organisation zu gründen, wo sich jeden Sonntag sein Fleisch in Form kleiner Waffeln manifestert, damit… " oder nehmen wir den Mormonenglauben mitsamt magischer Unterwäsche usw.

:irre:
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