Dr Fraggles hat geschrieben:Muss dir in vielem widersprechen.
Dass Gott wollen und wissen kann was passiert, löst doch das Problem nicht wirklich (der Vereinbarkeit von Allwissen und freiem Willen).
Das Problem ist ja auch eher ein künstliches, da es Allwissenheit in einem empirischen Sinne nicht gibt und wohl auch nicht geben kann.
Logisch betrachtet spricht aber nichts dagegen, dass jemand (auch Gott) das, was er weiß gut finden, mithin wollen kann.
Dr Fraggles hat geschrieben:Also: Wenn Gott für die Zukunft weiss wie er handeln wird, weil er dies am Anfang frei festlegt dann sind alle künftigen Handlungen zum Zeitpunkt ihres Geschehens faktisch determiniert. Es gab nur eine freie Mega- Entscheidung am Anfang welche die ganze Zukunft mitbestimmt. Es ist EINE umfassende freie Entscheidung welche aber alle späteren Entscheide/Handlungen festlegt und faktisch (eben dann wenn sie geschehen) deren Entscheidungscharakter nimmt. Klar, so lässt sich irgendwie sagen, dass Gott trotz Allwissenheit dennoch immer frei gehandelt hat. Aber es ist eine Scheinfreiheit, denn faktisch beraubt dieser erste Entscheid ihm für alle spätere Zukunft die Möglichkeit frei zu wählen.
Wieso, wenn die Entscheidung frei war, war sie frei und da man Gott unterstellen darf, dass er weiß was kommt…? Es geht ja gerade um Allwissenheit.
Dr Fraggles hat geschrieben:Und das war meine These: Allwissenheit (Wissen um künftige Entscheidungen) verunmöglicht eben dass diese künftige Entscheidungen im Moment ihrer Ausführung frei wären.
Ja, das ist Deine These, was fehlt, ist die Begründung.
Dr Fraggles hat geschrieben:Sie mögen zwar noch als frei bezeichnet werden, aber die Akte selber sind determiniert.
Determinismus und Freiheit schließen einander aber nicht aus, das behauptet der Kompatibilismus und ich sehe nicht, wo er irrt.
Dr Fraggles hat geschrieben:Am Tee/Wasser Beispiel: Angenommen ich wähle jetzt schon frei für morgen Tee und nicht Wasser zu trinken, dann ist meine morgige Handlung determiniert (ich habe keine Wahl mehr). Inwiefern dies Freiheit sein soll (eine die alle künftige ausschliesst)...stimmen tut dieses Konzept vor allem dann wenn die Wirklichkeit jene des Anfangs ist in dem Gott die ganze Zukunft überblickt/entscheidet (und wenn die nachträgliche Ausfaltung nur noch Erscheinung des Wesenhaften Geschehens wäre).
Nun, hier ist einfach der Punkt, dass es ja um Allwissenheit geht und die bedeutet eben alles zu wissen, sonst wäre es Vielwissenheit. Wer also weiß was zukünftig kommt (hier ja ganz explizit behauptet) und sich dann dafür entscheidet, der hat frei entschieden, was denn auch sonst?
Der andere Punkt ist der, dass auch dort, wo etwas bereits feststeht (oder feststehen könnte), von dem ich aber nicht weiß, dass und ob und in welcher Weise es feststeht, ich also nur einen partiellen Einblick habe, ich frei entscheiden kann, wenn Freiheit bedeutet, abzuwägen und nach rationalen Gründen entscheiden zu können und die Entscheidung legitimieren zu können. (Und das ist der Willensfreiheitsbegriff der Kompatibilisten.)
Eine rationale Entscheidung muss keine Doktorarbeit sein, es reicht zu sagen, dass man Vanilleeis wünscht, weil es einem am besten schmeckt und man gerne das möchte, was einem am besten schmeckt, warum es einem am besten schmeckt, muss man nicht wissen.
Dr Fraggles hat geschrieben:Wenn man aber die Entscheide des Menschen zu Grunde legt, wird es problematischer: Gott könnte man ja noch unterstellen, dass er für alle Zukunft weiss was er will...beim Menschen ist das aber bestimmt falsch.
Was aber für unser Problem irrelevant ist, da man beim Menschen keine Allwissenheit unterstellt.
Dr Fraggles hat geschrieben:D.h. bestimmt der Mensch seine Zukunft mit einem anfänglichen freien Entscheid so würde die Determiniertheit der künftigen Entscheidungen sehr wohl seinen Unfreiheitscharakter offenbaren, insofern ich nämlich etwas anderes wählen wollte aber nicht könnte.
Nein, Du verwechselst hier einfach ein paar Dinge:
Du kannst eine einmal getroffene Entscheidung (meistens) nicht rückgängig machen.
Du kannst zwar noch mal beim Pizzaservice anrufen und sagen: „Die Salamipizza doch lieber groß und nicht klein.“ Aber Du kannst einen Stein, den Du geworfen hast nicht anhalten, Du kannst nicht 12 Stunden später ungeschehen machen, dass Du Salamipizza gegessen hast.
Aber, das heißt nicht, dass Du keinen Einfluss auf laufende Prozesse hast, bei denen Du frei entscheidest. Denn im real life verfügst Du ja eben nicht über Allwissenheit und bist darauf angewiesen, den Ausschnitt der Wirklichkeit zu nehmen, den Du überschauen kannst.
Und in diesem wist Du dann und wann auch Gründe für Deine Entscheidungen liefern können, also ein rationales Spiel spielen.
Dr Fraggles hat geschrieben:Und nimmt man Gott als allwissende Instanz und fragt sich nach der Vereinbarkeit mit der menschlichen Freiheit lässt sich das Konstrukt auch nicht mehr anwenden.
Das muss man ja gar nicht tun, wozu auch?
Du bist hier sehr unklar, was hat die Allwissenheit Gottes mit der Frage zu tun, ob unsere Entscheidungen frei sind?
Dr Fraggles hat geschrieben:Bezüglich der erhellenden Eigenart mystischer Erfahrungen: nenne mir ein Beispiel (mit erhellend meine ich natürlich etwas was über blosse Kinderei hinausgeht).
Was sollte eine Erfahrung davor schützen, dass Du sie als Kinderei bezeichnest?
Ansonsten sagte ich ja bereits, was diese Erfahrungen auszeichnet, Du findest es hier noch mal dargestellt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsei ... ewusstseinDr Fraggles hat geschrieben:Dass alles IRGENDWIE o.k. ist, impliziert im besten Fall einen erahnten Sinn. Nochmals: Ein Beispiel wo ein solches Erahnen eines Sinnes mehr ist als bloss relativ inhaltsleeres Gestottere. Und ich bezweifle dass dies tatsächlich ein Problem der Genzen unserer Sprache ist, die Grenzen haben wir ja auch im Alltag wenn es darum geht gewisse Gefühle oder Empfindungen in Worte zu fassen.
Beschreib mal, wie Pfifferlinge schmecken. Und das ist eine Erfahrung die häufig ist und von vielen geteilt wird.
Dr Fraggles hat geschrieben: Und wenn es um Sinnkonstrukte geht und nicht bloss um ein mystisch gefühlter Zustand sollte doch auch etwas Kognitives dabei sein und das müsste auch sprachlich (wie rudimentär auch immer)zu vermitteln sein (und selbst wenn nur in Analogien etc.).
Mystische Erfahrungen haben oft nicht den Anspruch Sinn zu vermitteln.
Dr Fraggles hat geschrieben:Auch was das Leiden angeht und gerade dort (bin ich sehr allergisch) könnte ich fast sicher ausschliessen auch nur einen wirklich gehaltvoll-tiefen Satz von einem Mystiker gelesen zu haben. Hier, das Leiden betreffend, habe ich eine glasklare Trennlinie: eigenes Leid darf man rechfertigen, in Sinnkonzepte einbinden etc., bei fremden Leid ist dies aber absolut unethisch (und weil alle Religionen das tun, habe ich mit allen diesbezüglich meine Mühe). Nur das je betroffene Subjekt kann sein Leiden rechtfertigen...alles andere ist aus meiner Sicht nicht zu legitimieren oder als ethisch zu begründen (und darüber stolpert mit ihrer Grundausgangsstellung jede Theodizee).
Das sind natürlich Fragen der subjektiven Grenzziehung. Die Theodizeefrage ist ja eine breit diskutierte und hat das Gotteskonzept in Schwierigkeiten gebracht, die Argumente beider Seiten sind ja relativ bekannt und abgenutzt.
Mystik ist ja weniger eine Frage der Rechfertigung von Leid als vielmehr ein Versuch, Leid zu überwinden.