stine hat geschrieben:Dass sich sozialschwache Familien über Generationen hinweg schon nicht ausreichend um ihren Nachwuchs kümmern, und das jetzt auch noch trotz staatlicher, finanzieller Unterstützung, ist doch immer noch die Ursache, dass es dort den Kindern schlechter geht. ... Was sollen die Politiker deiner Meinung nach tun? Ist das wirklich wieder einmal ein Problem, das Politik lösen kann? Oder braucht es etwas anderes? Was immer das ist?
Genau das meine ich ja. Was soll sich deiner Meinung nach ändern? Sollen die sozialschwachen Familien plötzlich sozial stark werden? Sollen aus Ungebildeten plötzlich gebildete Leute werden? Du siehst das Problem bei diesen Leuten, woraus ich schließe, dass du auch die Lösung dort siehst. Aber das wäre doch Unsinn. Nicht die gesellschaftlich Unterbemittelsten, die Machtlosesten, die Ahnungslosesten werden etwas an dem Problem ändern. Natürlich kann man eine Lösung und eine Änderung nur bei den Machern, bei den Mächtigen, bei den Gestaltern suchen. Die Politiker reden doch immer davon, gestalten zu wollen. Ich finde es daher naiven Quatsch, den Ärmsten der Armen (in Deutschland, relativ gesehen) den schwarzen Peter, irgendeine Verantwortung und vielleicht sogar einen Lösungsauftrag zuzuschieben.
stine hat geschrieben:Nicht wer abrutscht hat ein Problem, sondern wer sich aufgibt.
Dieses Gerede erscheint mir relativ unlogisch. Du meinst wirklich, ein ungebildete, überforderte, alleinerziehende Mutter hätte deswegen ein Problem, weil sie sich aufgegeben hätte? Und wieso hat sie sich angeblich aufgegeben? Es klingt bei dir, als hätten Menschen eine Wahl gehabt, als wären sie gefragt worden: willst du ein vernünftiges Leben führen und deine Kinder vernünftig erziehen, oder willst du sozial schwach, ungebildet und verarmt leben und mit den Kindern überfordert sein? Und du wirfst jetzt den entsprechenden Leuten vor, dass sie sich für das falsche entschieden hätten? Selbst schuld? Diese Logik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mir scheint stattdessen völlig offensichtlich, dass natürlich jemand nur unverschuldet in diese Lage kommt, weil die Lage nämlich so übel ist, dass sie sich freiwillig niemand aufhalsen wird. Natürlich wäre es wunderbar befreiend, wenn wir diesen Leuten eine Eigenverantwortung anhängen könnten, dann wären wir (bzw. die Politiker) die Verantwortung nämlich los. Sollen die Leute sich doch erstmal selber anstrengen, was immer das genau bedeuten soll, und wir haben ein ruhiges Gewissen. Sehr verlockend, aber wie gesagt, so völlig unlogisch, dass ich es schon wieder moralisch unanständig finde, sich so billig aus der Verantwortung zu ziehen.
stine hat geschrieben:Es gab aber sehr wohl eine Zeit, sagen wir mal so 30 Jahre zurück, wo es in die richtige Richtung ging.
Ich glaube, seit einigen Jahren, vielleicht seit 20 bis 30 Jahren, haben wir Reallohnverluste. Könnte der finanzielle Aspekt, die Zunahme von (relativer) Armut nicht doch auch Teil des Problems sein?