Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Re: Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Beitragvon Zappa » Sa 15. Sep 2012, 11:36

Mir geht es schlicht und einfach darum die Religion als anthropologische Konstante zu akzeptieren.

Die Idee, dass der jahrhundertelange Einfluss der Religion spurlos an unseren Ideen und Institutionen vorbei gegangen ist, ist meiner Meinung nach schlicht albern. Auch die Setzung: Der Einfluss der Religion ist immer schlecht und nur die "Konterreligion" ist für die "guten" Dinge, Werte und Institutionen verantwortlich ist sicher nicht richtig.

Wir können uns hier im Forum sicher locker darauf einigen, dass die Werte die wir teilen, zum Großteil nichtreligiös oder sogar anti-religiös sind. Viel spannender ist es aber doch heraus zu finden, welche religiösen Einflüsse eine Rolle spielen und vielleicht sogar eine gute.
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Re: Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Beitragvon mat-in » Sa 15. Sep 2012, 18:21

Ja, natürlich. Einige wären ja auch ohne Religion nie so klar und fest formuliert worden.
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Re: Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Beitragvon Lumen » Sa 15. Sep 2012, 20:24

Entweder war der Einfluss der Christen groß, dann müsste das Mittelalter aus christlicher Sicht ja ideal verlaufen sein, oder der Einfluss war gering, dann spielten sogenannte "christlichen Werte" auch eine eher geringe Rolle. Das Problem beim christlichen Glauben ist generell, dass die Spezifika eindeutig und sichtbar sind (Gemälde mit Jesus und Aposteln), aber alles andere im Grunde genommen vielfach in religiösen und kulturellen Vorstellungen vorkommt und vorkam. Auch solche Ideen wie ein Gott im Himmel sind im Grunde generisch.

Eine weitere Problematik ist, dass einige Minderheiten ausgenommen, zu bestimmten Zeiten auf hiesigem Gebiet praktisch jeder Christ (oder Jude) war. Deshalb ist die Erfindung des Fahrrads aber nicht auf das Christentum zurückzuführen. Diese Christenheit hat sich dann auch noch vor Jahrhunderten in höchst unterschiedliche Richtungen gespalten. In den katholischen Klöstern fand die erste Wissenschaft statt, aber der katholische Glaube hat Europa auch mit einem abscheulichen Psychoterror überzogen, der offenbar soviel Leidensdruck erzeugte, dass er eine so durchschlagende Bewegung wie die Reformation lostrat. Auch bei den anderen Christen war nicht alles großartig. Martin Luther war bekanntlich ein Antisemit, wie viele Christen. Die Reformation und die Glaubenskriege haben immerhin das christliche Gefüge derartig geschwächt, dass danach die Aufklärung langsam durchkam. Auch da war ja zunächst nicht alles rosig, wenn wir an Robespierre denken.

Die Beseitigung des Primats des Glaubens war allerdings eine notwendige Bedingung dafür, dass sich Verhältnisse letztendlich stetig verbessern konnten. Das etwas von einer kritischen Öffentlichkeit begleitet fortwährend optimiert und verbessert wird ist eine denkbar unreligilöse Idee. Die heutige Zeit ist ein Produkt dieser Idee. Denken wir an die Demokratie, in ihrer Vorform eine griechische Idee. Könnte man nicht argumentieren, dass das Christentum summa sumarum ein gigantischer Rückschritt war? Ist es wirklich ein Zufall, dass sich die Verhältnisse mit der Renaissance (Rückbesinnung auf die Antike) besserten?
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Re: Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Beitragvon webe » Sa 15. Sep 2012, 23:52

Ich lese gerne Nanna, Lumen, Zappa, Matin-in, Ganimed,Stine und Andere. Sie geben mir persönlich Einiges, was ich überdenken muss und dann akzeptieren kann. Meine Schrittlänge muss machmal nachwachsen, um Deren gleichzuziehen.
Sie werden die ab und zu bestehende Differenz doch wohl grossmütig übersehen.


Anderseits stelle ich fest, dass das Grundgesetz von Menschen gemacht wurde, die ihren Hintergrund haben, Und meine Recherchen sind die, dass oft religiöse Einstellungen jene Personen beeinflussten.

Religion hat ihre starke Verbindung zum Staat und Gesellschaft; daher auch zur derem Grundgesetz. Siehe Sonderstellung Kirche!!! :kopfwand: :explodieren: :motz: :lachtot: :down: :gott:
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Re: Das Grundgesetz - humanistisch oder christlich-jüdisch?

Beitragvon mat-in » So 16. Sep 2012, 09:45

Ich finde es auch immer wieder Spannend hier, mit seiner eigenen Meinung allein fährt man schnell in eine Sackgasse und bleibt da.

Mir ging es primär um die Wertvorstellungen im Grundgesetz. Unsere Gesetze sind natürlich voll von religiösem. Die Übernahme der Konkordatsverträge (sie wurden nicht bestätigt aber auch nicht beendet), die uns Religionsunterricht bescheren und so tolle Dinge wie Universitätslehrstühle (zum Beispiel in Pädagogik) bei denen die Kirche ein Vetorecht bei der Besetzung hat und die Zahlungen von Gehältern, usw. zusätzlich zur für die Kirche eingetriebenen Steuer. Dann kommen noch religiöse Ausnahmen vom Gesetz dazu, zum Beispiel vom Tierschutzgesetz und demnächst wohl auch vom Strafrecht (Körperverletzung).
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