ujmp hat geschrieben: Kinder kopieren alles, völlig wertfrei und vorallem, weil sie es wollen. Das hat nichts mit Gehorsam - das hatte ich doch grad idiotensicher nachgewiesen!
ujmp hat geschrieben:Es ging ja darum, dass du Kopieren als blinden Gehorsam identifiziert hast.
ujmp hat geschrieben: Das hab ich für Menschen mit durchschnittlich entwickeltem Gehirn mit unwiderstehlicher Klarheit widerlegt: Man kann auch in komplettem Ungehorsam kopieren.
ujmp hat geschrieben:Ich meine, wenn ein Mensch in eine Gesellschaft hieneingeboren wird, ist es nicht schlecht für ihn, geltende Grundwerte zu akzeptieren, auch wenn er sie nicht gänzlich oder überhaupt nicht durchschaut.
Pia Hut hat geschrieben:Zu Darth: wir werden uns schnell darin einig, dass diverse Leistungen und Nutzeffekte (auch de Allgemeingültigkeit) die der Moral zugeschrieben werden eine Illusion sind. Es klingt vielleicht etwas nach Wortklauberei, wenn ich es für wichtig halte darauf hinzuweisen, dass die Existenz der Moral aber eben keine Illusion ist. Ich wollte da festhalten, dass auch Dinge, die man nicht anfassen kann wie Gedanken, Ideen, Vorstellungen deswegen ja nicht einfach als metaphysisch abzutun sind, da sie sehr reale „Wirkungen“ zeitigen, die ich mir erklären will.
Pia Hut hat geschrieben: Ich versuche ein Beispiel: Schaue ich mir verschiedene Tierarten an, dann finde ich „Einzelgänger“, Herdentiere, Rudel oder auch Staaten (bei Insekten). Das bleibt auch über sehr lange Zeiträume hinweg gleich. Betrachte ich aus naturwissenschaftlicher Sicht die Gattung „Mensch“, dann könnte ich auch festhalten, dass sie Staaten bzw. Rudel bilden. Schaue ich mir das aber über längere Zeiträume an, so komme ich nicht umhin festzustellen, dass es da doch extrem unterschiedliche Varianten gibt. Um mir diese verschiedenen Gesellschaften zu erklären, bleibe ich mit der Biologie nur bei Kategorisierungen, zu Beschreibungen mit wenig erklärendem Gehalt.
Pia Hut hat geschrieben:Naturwissenschaftlich nüchtern betrachtet herrscht in der Natur sicher so eine Art Selektionsprinzip bei der sich der „Stärkste“ oder besser „Intelligenteste“ bzw. „Anpassungsfähigste“ durchsetzt.
Pia Hut hat geschrieben:Aber was die Gattung „Mensch“ angeht, sehe ich längst noch nicht ein warum ich gesellschaftliche Selektion als eine Art naturwissenschaftliches Gesetzt akzeptieren sollte.
Pia Hut hat geschrieben:Wenn man so durch die Geschichte der Menschheit blickt, fällt u.a. auf, dass die Selektion kaum noch etwas von einer Auseinandersetzung zwischen „Mensch und Natur“ zu tun hat.
Pia Hut hat geschrieben: Aber meint ihr qua „gesellschaftlicher Selektion“ sitzen heutzutage die „Intelligentesten“ in den Führungsetagen, die „Angespassten“ vielleicht schon eher. Da kann man sich aber doch schon mal überlegen, wie einem die gesellschaftlichen Selektionsmaßstäbe so gefallen an die sich da angepasst wird.
Pia Hut hat geschrieben: Gesellschaften sind von Menschen gemacht und so zu tun als seien sie nichts anderes als Ameisenstaaten finde ich an naturwissenschaftlichen Sichtweisen oft heikel, sie verdammen zur Ohnmacht, der sich oft „Realismus“ nennt.
Pia Hut hat geschrieben:Das Wort „sollen“ ist bei der Frage „warum soll ich für Selektion sein“ vielleicht etwas fehl am Platz. Vielleicht kann man mir das ja mal über die „Nützlichkeit“ erläutern, wie eine Selektion in meinem Interesse liegen soll, was hab ich denn davon?
Pia Hut hat geschrieben:Zu der Debatte um die Kinder, die Verhaltensweisen kopieren, kann ich nur sagen, ja das machen sie solange sie klein sind, ich lege aber immer großen Wert drauf, dass sie sich fragen warum sie etwas machen, wer schätzt schonsolch braven Subjekte, die einem „Sollen“ einfach nur gehorchen ….
webe hat geschrieben:Eine Illusion kann auch die Liebe sein.
webe hat geschrieben:Die Illusion hat aber auch unterhaltsame Werte, die selbstr Atheisten ansprechen: Siehe Kunstfertigkeit von Cooperfield und Co.. Sie hat zuweilen auch Kunst- und Kulturcharrakter.
webe hat geschrieben:Eine Illusion kann auch die Liebe sein. Das Abstossende an der Religion finde ich, sind ihre Eingriffe und Steuerung im Staatswesen und ihren Organen wie Bildung unsw..
Die Illusion hat aber auch unterhaltsame Werte, die selbstr Atheisten ansprechen: Siehe Kunstfertigkeit von Cooperfield und Co.. Sie hat zuweilen auch Kunst- und Kulturcharrakter.
Dr Fraggles hat geschrieben:Wie sehr jeder Mensch Illusionen nötig hat, wird wohl generell unterschätzt...
Dr Fraggles hat geschrieben:Aber stimmt schon: gesellschaftlich gilt es jene dingfest zu machen welche ein Zusammenleben verunmöglichen.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das ist etwas anderes, bzw. musst du zwischen Selektionstypen unterscheiden
Darth Nefarius hat geschrieben:Das bemerkenswerte ist doch gerade, dass es anders beabsichtigt war als es sich eingestellt hat. Man wollte ja immer die Artistokraten (im ursprünglichen Sinn), erhielt aber die Oligarchen. Gerade das zeigt mir, dass ein System wie die Selektion nicht unterwerfen lässt und auch unserem Willen nicht unterliegt.
Darth Nefarius hat geschrieben:Naja, du hast der Selektion zu verdanken, dass du einen symmetrischen Körperbau, Lungen, Augen, und alle wichtigen, abgeleiteten Organe hast. Du hast der Selektion zu verdanken, dass du dir einen Mann aussuchen kannst, der deinen Ansprüchen genügen könnte, sodass der Nachwuchs fitt ist und ihr somit auch. Das nennt man intersexuelle Selektion. Dein ganzes Sein ist das Ergebnis von Selektion.
Pia Hut hat geschrieben:Auf meinen Hinweis, dass ich die Maßstäbe der „gesellschaftlichen Selektion“ fragwürdig finde, fällt dir dann nur ein, dass man an diesem Umstand wenig ändern könne. Du akzeptierst da aber ziemlich grundlos Sachverhalte als Selbstverständlichkeiten, z.B. auch dass man „Systeme“ irgendwie generell nicht ändern könne. Warum eigentlich nicht? Machts du da nicht aus einer Abwehr von Illusionen heraus, die ich ja noch gut nachvollziehen kann, einen doch recht fatalistischen Übergang?.
Pia Hut hat geschrieben:Das habe ich nun überhaupt nicht mehr verstanden, wer ist denn das imaginäre Subjekt, das da etwas „beabsichtigt“ hat, die Natur?, die Biologie?
Pia Hut hat geschrieben:Und wer will „Aristokraten“ haben?
Pia Hut hat geschrieben:Wessen System der Selektion lässt sich denn da nicht unterwerfen?
Pia Hut hat geschrieben:Dem menschlichen Willen sprichst du ja recht schnell alle Wirksamkeiten ab, aber da will ich dann doch wissen, welchem „imaginären“ Subjekt ich mich stattdessen fügen soll.
Pia Hut hat geschrieben: Die Versubjektivierung „der Natur“ würde ich auf jeden Fall zu einer Illusion erklären oder missverstehe ich da etwas – mit dem Verweis auf die Natur und was man der alles abgelauscht haben will, habe ich schon einige Botschaften gehört, die recht religiös anmuten.
Pia Hut hat geschrieben:Mein Sein ist außerdem auch noch das Ergebnis diverser chemischer Vorgänge - es wären unzählige Bedingungen zu nennen ohne die mein Sein nicht wäre was es ist, aber wozu soll das nun gut sein?
Pia Hut hat geschrieben: Dass ich der Selektion dankbar sein müsste, wolltest du ja vermutlich nicht andeuten (als kleines Beispiel warum ich die „ohne-nicht-Logik“ sehr schräg finde: wenn ich keinen Vermieter hätte, dann könnte ich z.B. auch keine Miete zahlen – und wäre das dann furchtbar, hä?)
Darth Nefarius hat geschrieben:und dann hat sich das System wieder halbwegs eingependelt und die alten Muster galten
Darth Nefarius hat geschrieben:Warum willst du dich fügen?
Pia Hut hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:und dann hat sich das System wieder halbwegs eingependelt und die alten Muster galten
aber das klingt nun schon nach einer recht freizügigen Interpretation von geschichtlichen Vorgängen deinerseits (oder worauf beziehst du dich da?) Außerdem genießen die Titel Gleichheit, Freiheit, Selbstlosigkeit und Moral im System in dem wir heute leben, doch nach wie vor die höchste Anerkennung – es ist für mich nicht ersichtlich, dass die durch irgendein „altes Muster“(?) überwunden wären.
Pia Hut hat geschrieben:Zum Stichwort „Aristokraten“ meintest du dass die „der Mensch“ will. Da muss ich dann ganz blöd nachfragen. Willst du selbst sie denn? „Den Besten an der Spitze“, jemanden der für dich die Verantwortung übernimmt?
Pia Hut hat geschrieben:Ich kann bei mir selbst jedenfalls da keinerlei Bedürfnis danach entdecken, deshalb frage ich mich woher du wissen willst, dass das eine allgemeine Bestimmung sei, die „dem Menschen“ so als Eigenschaft zukommt.
Pia Hut hat geschrieben: Weder verlangt es mich nach „Führern“ noch will ich „führen“.
Pia Hut hat geschrieben:Vielleicht ist dieses Bedürfnis, dass du da zu entdecken meinst ja auch eine blöde Angewohnheit, die „Mensch“ auch lassen könnte?....
Pia Hut hat geschrieben:Die Frage des „sich Fügens“ war etwas provokant gemeint und stellt sich mir selbst so auch nicht. Höchstens insofern, als das man sich bei dem was man will natürlich immer fragen muss, was ich als „Naturgesetzt“ akzeptiere und wo ich „Handlungspielräume“ habe.
Pia Hut hat geschrieben: Naturwissenschaftler früherer Zeiten erscheinen mir da mitunter auch recht revolutionär – wenn man denen z.B. gesagt hat „der Mensch“ könne nicht fliegen, dann meinten die „das wollen wir doch erst mal sehen“ und haben sich um Mittel und Wege gekümmert das eben technisch doch umzusetzen.
Pia Hut hat geschrieben:Nur passt der Begriff des sich Fügens da insgesamt nicht so gut und war wie gesagt auch durchaus als ein „Spitze“ gedacht, weil mir deine Aussagen schon recht „anpasslerisch“(opportunistisch) anmuten – du unterscheidest nicht zwischen Selektion als Menschenwerk und als natürlichen Prozess.
Pia Hut hat geschrieben:Vielleicht unterstelle ich dir da zu viel, aber es macht den Eindruck als hätte „Selektion“ an sich für dich ein unabweisbares Gütesiegel.
Pia Hut hat geschrieben:Es hat dich irritiert, dass ich von einer „Versubjektivierung“ schrieb, was ich noch besser auszudrücken versuche. Du hast den Begriff der Natur in der Tat nicht verwendet, doch es scheint so als ob du immer dann, wenn du von Selektionsprozessen sprichst, dann grammatikalisch eben etwas eigenenartig formulierst, als handle es sich dabei um ein Subjekt.
Pia Hut hat geschrieben: Du redest z.B. davon dass „die Prinzipien der Evolution immer einen Weg finden“ ( aber „Prinzipien“ suchen keine Wege) und so allgemein wie der Satz daher gesagt ist, lässt er sich auf alles und nichts anwenden –
Pia Hut hat geschrieben:aber es handelt sich dabei um deine Interpretation, deine Theorie von Vorgängen in der Gesellschaft (?) – indem du aber sehr verallgemeinernd auch von „steter Wirksamkeit“ sprichst und dir nicht die Mühe machst da irgendwie konkret zu werden, verschaffst du deiner Argumentation eine Art höhere Unabweisbarkeit.
Pia Hut hat geschrieben: Seit Darwin spricht man tatsächlich davon, dass Selektionsprozesse für die Artenentwicklung im Tierreich verantwortlich sind. Aber wie weit ein solch natürlicher Prozess beim Menschen noch Wirksamkeit hat, ist noch sehr die Frage und keine naturwissenschaftlich unabweisbare Tatsache.
Pia Hut hat geschrieben:Zu meiner Kritik an der "ohne-nicht-Logik" – es geht v.a. darum, dass man damit jeden Aspekt der irgendwie am Zustandekommen eines Ergebnisses beteiligt war, recht beliebig und willkürlich zum zentralen Grund erheben kann.
Pia Hut hat geschrieben: Da ist dann der Flügelschlag des Schmetterlings für das Zustandekommen eines Flugzeugabsturzes z.B. genauso wichtig, wie das Ausfallen eines Triebwerks durch einen technischen Defekte. Einen guten Naturwissenschaftler zeichnet aber dann schon irgendwie aus, dass er da zwischen den wesentlichen und unwesentlichen Faktoren unterscheiden kann und nicht plötzlich philosophisch wird.
Pia Hut hat geschrieben: Erst wenn ich denke mit einer Erklärung fertig zu sein, stelle ich mir auch die Frage was das für mein eigenes Interesse bedeutet. Aber irgendetwas wolltest du doch damit ausgesagt haben, dass uns irgendwie die Selektion vorausging - ich habe mich also gefragt wozu diese Erwähnung gut sein sollte. Was man relativ selbstverständlich findet, erwähnt man doch nicht extra. Gibt das der „Selektion“ z.B. eine ewige Existenzberechtigung?
Pia Hut hat geschrieben: Ich bezweifle offenbar im Unterschied zu dir die Rolle, die du der natürlichen Evolution in modernen Gesellschaften noch beimisst, vielleicht war das ja in der Steinzeit noch so…..
Pia Hut hat geschrieben: Mein Wille ist das Ergebnis naturwissenschaftlicher Prozesse und ist mit diesen dennoch nicht identisch und es sagt verdammt wenig über dessen Inhalt aus, wenn ich an Entstehungsvoraussetzungen erinnere.
Pia Hut hat geschrieben: Auch wenn ich ansonsten nichts vom Begriff der Freiheit halte, wende ich das Wort „frei“ auf den Willen durchaus selbst an und zwar weil man aus verschiedenen Grundwidersprüchen da logisch nicht herauskommt, „frei“ meine ich insofern, dass man keine generelle Bestimmungsgründe des eigenen Willens nennen könnte,
Pia Hut hat geschrieben:Die Infragestellung der Willensfreiheit (v.a. durch die neuere Hirnforschung), geht davon aus, dass der Mensch sich seine Willensfreiheit nur einbildet und diese nur Ergebnis völlig unzugänglicher Naturvorgänge im Gehirn sei. Das ist ein Paradox, ein Glaube, (kein Wissen) das sich logisch betrachtet selbst negiert. Wenn der geistige Inhalt der Hirntätigkeit nur Illusion ist, dann trifft das genauso auf das Hirn des Hirnforschers zu.
Pia Hut hat geschrieben: Oder anders ausgedrückt als Wissenschaftler „unzugängliche Naturvorgänge“ zu behaupten, ist antiwissenschaftlich/wissensfeindlich (kein Erkenntnsfortschritt sondern prinzipielle Infragestellung von Wissen) und es verdankt sich nicht der Forschung sondern in der Regel wirtschaftlicher bzw. politischer Interessen, dass solche Forschungsergebnisse so populär werden - das wäre mein Verdacht.
Pia Hut hat geschrieben:Ich bin etwas im Zweifel ob du bei einigen meiner Formulierungen vielleicht eine „moralische“ Kritik herauslesen wirst, da du mich ja schon zu Moralpredigern und Idalisten einsortiert hast. Ich habe eine Ahnung wo dieses Missverständnis auftritt und versuche da mal einen Unterschied deutlich zu machen, weil ich selbst den Anspruch habe nicht moralisch zu urteilen.
Pia Hut hat geschrieben: Wenn ich so etwas lese wie „Das Fügen würde voraussetzen, dass du dies entscheiden könntest“ dann behauptest du damit doch auch implizit alles was du tust liege sowieso nicht in deiner Verantwortung/Entscheidungsfreiheit oder ist diese Schlussfolgerung für dich nicht logisch zwingend?
Pia Hut hat geschrieben:Wenn ich dir jetzt sage, dass mir ein solch praktischer Standpunkt zur Welt höchst suspekt ist, dann geht es mir nicht darum die Ethik dahinter in Frage zu stellen, z. B. ob man sich als Wissenschaftler dann für jeden Zweck einspannen lassen dürfe, weil man ja sowieso keine Entscheidungsfreiheit habe - auf diese moralische Debatte will ich nicht hinaus.
Pia Hut hat geschrieben: Ich begutachte das vielmehr von meinem eigenen Interesse her. Jemanden der sich für „ferngesteuert/determiniert“ hält, kann ich nicht so recht Ernst nehmen bzw. auf den kann man sich doch in keiner Weise „verlassen“, weil er eben ein „Generalentschuldigung“ für das eigene Tun hat.
Pia Hut hat geschrieben:Das bin ja nicht ich sondern ist alles sowieso durch Naturvorgänge determiniert – ich konnte gar nicht anders handeln. Wie kann man jemandem was zutrauen, der seinen eigenen Willen so rätselhaft findet?
Darth Nefarius hat geschrieben:Wenn es dich interessiert: Ich habe schon meine Ziele, bin äußerst renitent und manipulativ. Mir ist dennoch klar, dass dies auch nur eine Form der Unfreiheit ist. Das bedeutet nicht, dass ich resigniere und mich füge. Man kann auch zum Widerstand determiniert sein, dazu seinen Willen durchsetzen zu wollen.
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