kontra radikaler Atheismus

kontra radikaler Atheismus

Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 17:12

Zunächstmal möchte ich sagen, dass mich dieses Forum schwer beeindruckt hat aufgrund seines (im vergleich zu anderen Foren) sehr hohen Niveaus. Zweitens ist mir auch aufgefallen dass hier eine Atheistische Grundtendenz unterwegs ist, die mehr dem radikalen als dem gemäßigten Bereich entspricht. Dies halte ich für bedenklich. Mich würde folgendes interessieren:
Wie steht es aus der um das Göttliche, nicht als interventionistisches Etwas wie Gott,
sondern als allumfassendes Prinzip, im Sinne einer natürlichen allumfassenden Kraft und energie deren teil wir alle
sind und bleiben werden. Wichtig ist hierbei natürlich ein holistisches weltbild.
Nun warum nennen wir es nicht einfach Naturgesetze?
Die Naturgesetze beziehen sich nunmal nur auf den von uns erkennbaren Teil, viel mehr den erkannten teil den wir quantitativ zu erfassen verstehen. Die Wissenschaft begeht in jedem Fall einen trugschluss in dem sie behauptet was nicht bewiesen werden könne, existiere nicht.
Hier beziehe ich mich nicht auf Poppers Falsifikationismus, sondern es geht mir viel mehr um das Erkennen der begrenzten Kapazitäten quantitativer Methoden. Quantitative Methoden messen nur Quantitäten, keine Qualitäten. Dazu wird im bewustseinsthread sicher mehr zu finden sein. Es geht hier um einen wissenschaftlich gerechtfertigten Dualismus, siehe David Chalmers und Konsorten.
Offensichtlich haben wir ärgste Probleme, Bewustsein zu messen. Nun beshaupten manche Wissenschaftler (crick und Koch, etc) sie hätten die neuralen Korrelate des Bewustseis ausfindig gemacht. Vorsicht: es handelt sich hierbei noch immer um ein korrelat!.
Ich bleibe zunächst beim Thema Bewustein da es ein fundamentaler Punkt meiner Argumentation gegen radikalen Atheismus ist.
Wir haben nun all jene Zahlen gemessen und können noch immer nicht erklären wie das Bewustsein zu Stande kommt (selbst wenn wir so tun als wäre Francis Cricks 40hertz-hypothese unumstritten). Siehe hierzu das berühmte Mary-experiment.
Problematisch daran ist: Angenommen wir hätten nun keine Kenntnis dieses bewustseins durch phenomenale Erfahrung, so hätten wir wenn wir nur die neuralen Korrelate gemessen hätten, niemals die Idee entwickelt, dass es mehr gibt als diese Korrelate, nämlich das subjektive empfinden und gefühl dahinter bewusst-zu-sein. Sprich, wenn es nicht das unmittelbarste "Ding" auf der Welt wäre, dieses bewustsein, so würden wir es aus wissenschaftlicher Perspektive negieren.
Nehmen wir einmal als beispiel Brahman aus dem Hinduismus, der in jedem Menschen steckt und jeder Mensch ist nichts anderes als eine andere Dramenfigur die durch braman gespielt wird. Dies ist selbstverständlich rein symbolisch aufzufassen, und dient in meinem Beispiel nur zur verdeutlichung. Ich habe ansonsten keine Ahnung vom Hinduismus und ich glaube auch nicht daran (dieser zusatz ist wichtig, da die meisten Glaübigen keine Ahnung von ihrer Religion haben, aber trotzdem ganz fest dran glauben :gott: )
Weiter im text: es geht mir hier nicht um Brahman sondern um nicht weniger als "ALLES"!
Gehen wir nun einmal davon aus, dass Alles ein Bewusstsein hätte, was ich nicht für unmöglich halte, wie stünde es dann
also um die aussagekraft unserer wissenschaftliche messmethoden? Und weiter: Warum sollten nicht ganz viele bewusstsein existieren,die wir nur nicht in der Lage sind zu erfassen? Denn wir können unser eigenes ja noch nicht einmal erfassen! Auf ein solch allumfassendes Bewustsein beziehe ich mich mit dem Göttlichen.
ich bin gespannt auf eure Reaktionen.
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 17:32

ich verstehe meinen Atheismus als Ablehnung personifizierter Götter.
Mit Transzendenz fange ich nicht wirklich was an, öhm, ja.
(ein nichtpersonifizierter, "nichts und doch überall"-Gott, der
nichts macht sondern einfach ist, halte ich für sinnlos)

Klar zweifelt man manchmal an seiner Position, allerdings
ist Atheismus (bzw. Naturalismus) für mich eine klare
und widerspruchsfreie Position und keine schwammige
"Ausrede", bei der es zu Missverständnissen kommen kann
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 17:41

Da hast du vielleicht recht in der Frage nach dem Sinn solch eines Göttlichen.
Einen Sinn macht es genau so wenig oder viel wie dein bewusstsein.

Für Nicht-deterministen:

Menschliches bewusstsein macht auch nicht unbedingt Sinn, denn ich bin mir sicher dass
wir alles menschliche verhalten anhand von neuralen korrelaten erklären können, bzw uns eine maschine vorstellen können
die genauso wie der Mensch in seiner Umwelt arbeitet und funktioniert aber kein bewusstsein hat.
Wozu da also ein menschliches bewusstsein? frage ich dich als gegenfrage

Für Deterministen:
Dein bewusstsein greift auch nicht ein, warum sollte also das göttliche bewustsein eingreifen?
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 17:47

Naja, ich kann mein Bewusstsein doch irgendwie wahrnehmen (Cogito ergo sum)
Deines kann ich nur annehmen, nicht wahrnehmen, aber das heißt lange nicht,
dass es etwas Göttliches geben muss, dass wir beide nicht wahrnehmen können...

verstehe aber nich worauf du hinauswillst
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 17:53

aber du kannst es eben nicht wissenschaftlich beweisen und zwar genau so wenig wie das jedes anderen menschen. Das ist aber gerade eben der Anspruch den der Atheist an den Theismus erhebt. (Beweis es!!!)
Sonst hätten wir ja nicht diese Probleme wann man bei Komapatienten im vegetativen Zustand die Geräte abschalten darf
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 17:59

Was bitte wäre denn ein "gemäßigter Atheist"?
Und was ist ein "radikaler Atheist"?

Entweder glaubt jemand an die Existenz von Göttern (welcher Art auch immer) oder man tut es nicht.
Entweder man ist ein Theist (Mono-, Poly-, Pan-) oder man ist ein Atheist.

Der Unterschied liegt möglicherweise nur darin, dass viele Atheisten um ihren Atheismus wenig Aufhebens machen, andere aber offen dazu stehen und darüber reden. Sind Letztere dann aber gleich radikal? Oder einfach nur mutig und ehrlich?

Oder bin ich radikaler Atheist, weil ich weder an Weihnachten noch an Ostern irgendwelche Rituale durchführe? Ich würde behaupten, ich sei eben einfach nur konsequent.
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 18:01

hellgo hat geschrieben:aber du kannst es eben nicht wissenschaftlich beweisen und zwar genau so wenig wie das jedes anderen menschen. Das ist aber gerade eben der Anspruch den der Atheist an den Theismus erhebt. (Beweis es!!!)

Was genau soll ich beweisen? Dass ich ein Bewusstsein habe?
Du kannst es ruhig annehmen, da ich mit dir kommunizieren kann.

Sonst hätten wir ja nicht diese Probleme wann man bei Komapatienten im vegetativen Zustand die Geräte abschalten darf

Welche Probleme meinst du? Sobald das Hirn tot ist, darf man es machen (von mir aus) Oder meinst du was anderes mit vegetativen Zustand?
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 18:04

Die Beweislast liegt immer bei denen, die etwas behaupten.

Wenn ein Theist mir einreden will, dass etwas existiert, was ich nicht wahrnehmen kann (Gott, die Seele, Himmel und Hölle), dann muss er mir das beweisen. Einfach zu verlangen, ich solle das Gegenteil (die Nichtexistenz) beweisen, und solange ich das nicht kann, habe er eben Recht, ist - mit Verlaub - schon etwas dreist.

Wenn z.B. jemand behauptet, die Naturgesetze seien göttlich, hat er den Beweis für seine Behauptung zu erbringen. Dann muss er mir erklären, weshalb sie einem göttlichen Willen (=Willkür) unterlägen, obwohl wir noch keine Ausnahmen beobachtet haben (etwa wie ein Apfel von der Wiese auf einen Baum hochfällt). Und solange bleiben Naturgesetze für mich einfach Naturgesetze.
Zuletzt geändert von Sisyphos am Di 15. Mai 2007, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 18:13

LinuxBug hat geschrieben:
Sonst hätten wir ja nicht diese Probleme wann man bei Komapatienten im vegetativen Zustand die Geräte abschalten darf

Welche Probleme meinst du? Sobald das Hirn tot ist, darf man es machen (von mir aus) Oder meinst du was anderes mit vegetativen Zustand?


Ich vermute, er meint, dass bestimmte Körperfunktionen noch immer vegetativ gesteuert werden (Herzschlag, Atmung, Verdauung), obwohl offensichtlich kein Bewusstsein mehr vorhanden ist. Komapatienten können einen Krankenpfleger, der sie wäscht, ganz spontan umarmen. Männer, die im Koma liegen, können eine Erektion bekommen, etc. Es ist anzunehmen, dass letzteres Reiz-Reaktionen sind.
Zuletzt geändert von Sisyphos am Di 15. Mai 2007, 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 18:15

@sysiphos: Entschuldige wenn ich mich hier misverständlich ausgedrückt habe, es ist allerdings so dass ich in anderen Beiträgen auf dieser Seite immer wieder gelesen habe, dass Leute sich zum radikalen Atheismus bekennen, da dachte ich mir dass es dann wohl auch einen gemäßigten geben müsse, sprich ich kenn mich da mit der Begrifflichkeit weniger aus und dachte hierbei an die sieben punkte-skala an deren einem Ende der Theist, in der Mitte der Agnostiker und am anderen Ende der Atheist steht (hab ich im agnostiker vs atheist-thread gelesen). Ich dachte diese Abstufungen hätten schon ihre Berechtigung.
Ein gemäßigter Atheist wäre für mich an der Schwelle zum Agnostiker.

@Linuxbug: nein kommunikation ist definitiv kein Beweis für bewustsein, die Zukunft im Hinblick auf Künstliche Intelligenz wird dich eines besseren belehren. (siehe Turingtest)
Allerdings hast du recht dass wir im medizinischen Kontext menschliche Kommunikation als ein kriterium für bewustsein gelten lassen können.

@linuxbugDiese PAtienten haben noch Hirnaktivität, sind aber nicht in der Lage diese umzusetzen in verhalten. Man streitet eben darum ob sie nur hirnaktivität oder auch ein bewusstsein haben. ===> Bewustlosigkeit
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 18:17

Sisyphos hat geschrieben:Was bitte wäre denn ein "gemäßigter Atheist"?
Und was ist ein "radikaler Atheist"?


Wikipedia erklärt den Unterschied:
Der schwache Atheismus kommt ohne den Glauben an Götter aus, verneint jedoch nicht die Möglichkeit der Existenz von Göttern.
Vertreter eines starken Atheismus sind davon überzeugt, dass es keine Götter gibt. Sie verneinen also direkt die Existenz von Göttern. Hierfür findet sich gelegentlich auch der Begriff Antitheismus.
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 18:21

@sysiphos: nein ich rede nicht von göttlichem willen, sondern Prinzip, denn Wille beinhaltet dass man auch anders kann wenn man will!
der Apfel allerdings fällt nicht plötzlich entgegen der anziehungskraft, vollkommen richtig.
Mit dass da dinge sein könnten die wir mit wissenschaftlichen mitteln nicht erkennen können stelle ich nicht die Naturgesetze und deren wert für das menschliche Vermögen zur erfassung der Welt in Frage.
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 18:23

hellgo hat geschrieben:@Linuxbug: nein kommunikation ist definitiv kein Beweis für bewustsein, die Zukunft im Hinblick auf Künstliche Intelligenz wird dich eines besseren belehren. (siehe Turingtest)
Allerdings hast du recht dass wir im medizinischen Kontext menschliche Kommunikation als ein kriterium für bewustsein gelten lassen können.

Ich habe überlegt ob ich Künstliche Intelligenz in meiner Antwort berücksichtigen soll.
Nun gut, ich kann dir nicht beweisen, dass ich kein ziemlich intelligenter Roboter bin,
trotzdem wirst du es (höchstwahrscheinlich) ausschließen. =)

@linuxbugDiese PAtienten haben noch Hirnaktivität, sind aber nicht in der Lage diese umzusetzen in verhalten. Man streitet eben darum ob sie nur hirnaktivität oder auch ein bewusstsein haben. ===> Bewustlosigkeit

naja ich kenn' mich da jetzt nicht 100% aus, allerdings gibt es im Hirn unterschiedliche Zentren und wenn bestimmte Zentren keine Aktivität aufweisen, kann man sagen, dass sie auch tot sind... (kein Anspruch auf Richtigkeit)

Aber jemand der sich mehr mit Neurobiologie auskennt, kann dir sicher mehr dazu sagen :^^:
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 18:26

LinuxBug hat geschrieben:Wikipedia erklärt den Unterschied:
Der schwache Atheismus kommt ohne den Glauben an Götter aus, verneint jedoch nicht die Möglichkeit der Existenz von Göttern.
Vertreter eines starken Atheismus sind davon überzeugt, dass es keine Götter gibt. Sie verneinen also direkt die Existenz von Göttern. Hierfür findet sich gelegentlich auch der Begriff Antitheismus.


Ich halte die Unterscheidung für spitzfindig.

Wenn ich ohne einen Glauben an Götter auskomme, dann glaube ich nicht an Götter. Wenn ich nicht an Götter glaube, glaube ich nicht an deren Existenz. Also existieren Götter für mich nicht. Ich gehe davon aus, dass es sie nicht gibt.

"Schwache Atheisten" und Agnostiker, auch Pantheisten wollen einfach nur höflich sein und es sich mit ihren theistischen Mitbürgern nicht allzusehr verscherzen. =)
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 18:27

ja das ist gerade ein bisschen off-topic mit den komapatienten aber lass mich das kurz zu ende erklären, denn ich studiere neuropsychologie, insofern ist das mein Fach ;)
also es gibt viele Fälle in denen die wichtigen Hirnregionen noch Aktivität vertonen, man aber nicht bestimmen kann ob der Patient noch bei Bewustsein ist.
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 18:42

hellgo hat geschrieben:@sysiphos: nein ich rede nicht von göttlichem willen, sondern Prinzip, denn Wille beinhaltet dass man auch anders kann wenn man will!
der Apfel allerdings fällt nicht plötzlich entgegen der anziehungskraft, vollkommen richtig.


Die Vorstellung, die die Menschen von ihren Göttern haben, beinhaltet, dass jene Götter einen Willen haben. Wäre Gott selbst nur Prinzip, wäre er nichts weiter als eine alternative sprachliche Bezeichnung für die Naturgesetze. Wenn die letzte Rückzugsmöglichkeit der Theisten ist, einfach das Transzendente mit dem Immanenten gleichzusetzen, dann haben sie die Diskussion verloren. Denn ein Gott, der Alles ist, ist unnötig wie ein Kropf.

hellgo hat geschrieben:Mit dass da dinge sein könnten die wir mit wissenschaftlichen mitteln nicht erkennen können stelle ich nicht die Naturgesetze und deren wert für das menschliche Vermögen zur erfassung der Welt in Frage.


Welche Dinge sollen das denn sein, die wir mit wissenschaftlichen Mitteln nicht erkennen können? Ich sehe ein, dass es Phänomene geben kann, die wir noch nicht erkennen können, auch welche, an deren Erkenntnis wir uns nur annähern können (weil das bloße Beobachen/Messen diese Phänomene bereits beeinflusst). Aber die Behautung, dass es Dinge geben muss, die wir prinzipiell nie erklären werden können, entbehrt jeder Grundlage.
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Beitragvon hellgo » Di 15. Mai 2007, 18:57

wichtig: in meinem ersten post habe ich geschrieben dass ich nicht über interventionistische Götter rede.
Ich selber bin kein Theist, daher ist dies auch kein Rückzug irgendwohin, vielmehr ist es eine Frage außerhalb des schwarzweissen Theismus Atheismus ob es nicht auch andere betrachtungsmöglichkeiten gibt, die ihre Berechtigung haben.
Nein ich halte es auch für ganz und gar nicht egal ob dieses alles ein bewusstsein hat, und ihm vielleicht bei jeder Umrundung der Erde seitens der Sonne der Hintern juckt, sprich eine Empfindung im Verhältnis zum Zusatnd existiert.
Das bewusstsein ist mit unserer derezitgen Auffassung(es geht hier noch nicht mal um den stand der Technik) nicht zu erklären und ich glaube dass es das auch nie sein wird.
Unbedingt ans Herz legen möchte ich dir das mary-beispiel, versuch mal es im internet ausfindig zu machen.
Andernfalls versuch ichs zu erklärn
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Beitragvon LinuxBug » Di 15. Mai 2007, 19:09

Mary
aber bitte erkläre was du meinst, bzw was wir daraus lernen sollen
(Wikipedia kann man ja nicht vertrauen :^^: )
Zuletzt geändert von LinuxBug am Di 15. Mai 2007, 19:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Sisyphos » Di 15. Mai 2007, 19:17

hellgo hat geschrieben:wichtig: in meinem ersten post habe ich geschrieben dass ich nicht über interventionistische Götter rede.
Ich selber bin kein Theist, daher ist dies auch kein Rückzug irgendwohin, vielmehr ist es eine Frage außerhalb des schwarzweissen Theismus Atheismus ob es nicht auch andere betrachtungsmöglichkeiten gibt, die ihre Berechtigung haben.


Aus welchem Grund sollte man solche Betrachtungsmöglichkeiten (er)finden? Es gibt keinerlei Notwendigkeit, hinter Allem und Nichts das Göttliche zu verorten, es sei denn, man sucht nach einem Ausweg, Gott doch noch irgendwo hinzupacken, wenn einem schon die Illusionen der interventionistischen Götter genommen wurden.

hellgo hat geschrieben:Nein ich halte es auch für ganz und gar nicht egal ob dieses alles ein bewusstsein hat, und ihm vielleicht bei jeder Umrundung der Erde seitens der Sonne der Hintern juckt, sprich eine Empfindung im Verhältnis zum Zusatnd existiert.


Was soll ein Gott, der sich nicht entscheiden kann, sich am Hintern zu kratzen, sobald es ihm juckt?
Warum sollte das Alles eine Empfindung haben, wenn es nicht darauf reagieren kann?

hellgo hat geschrieben:Das bewusstsein ist mit unserer derezitgen Auffassung(es geht hier noch nicht mal um den stand der Technik) nicht zu erklären und ich glaube dass es das auch nie sein wird.


Unser Bewusstsein ist an neuronale Prozesse gebunden. Wir wissen, dass das Bewusstsein quantitativ und qualitativ Schaden nimmt, wenn etwa nach einem Unfall Teile des Gehirns beschädigt werden, wenn im Alter die Aktivität des Gehirns abnimmt, oder wenn Alkoholiker ihre grauen Zellen zerstören. Am Beginn der Bewusstseinswerdung stehen Beobachtungen über Kleinkinder, deren Gehirn sich entwickelt und deren Auseinandersetzung mit der Umwelt zur Ausbildung kognitiver Strukturen führt. Irgendwann sagen sie "Ich". Wir wissen auch, dass viele neuronale Prozesse für uns nicht wahrnehmbar, also unbewusst sind, dass unser Gehirn Entscheidungen trifft (was gemessen werden kann), Sekundenbruchteile, bevor wir diese Entscheidungen als selbst getroffene wahrnehmen. Wir können das Erleben bestimmter Gefühle bestimmten Hirnregionen, die dann aktiv sind, zuordnen. Wir kennen bewusstseinsverändernde Substanzen, die chemisch auf das Gehirn einwirken. Das (die Korrelate) ist schon eine ganze Menge. Natürlich ist unser Gehirn ein sehr komplexer Untersuchungsgegenstand. Ich möchte aber redlicherweise nicht ausschließen, dass wir in der Zukunft in der Lage sein werden, uns einem detailierten Verständnis weitgehend anzunähern.
Zuletzt geändert von Sisyphos am Di 15. Mai 2007, 20:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Peter Janotta » Di 15. Mai 2007, 19:36

Zuerst einmal: Auch ich bin mir der Begrenztheit der wissenschaftlichen Untersuchung bewusst. Genau deshalb nimmt Wissenschaft eben keinen dogmatischen Absolutheitsanspruch ein, sondern setzt sich selbst immer wieder der Kritik und Prüfung und damit der Weiterentwicklung aus. Wissenschaft ist ein evolutionärer Prozess mit der Konsistenz zu allem was wir methodologisch an Erfahrung gewonnen haben als Selektionsfaktor. Wie gesagt ich räume durchaus ein, dass es Möglicherweise Phänomene gibt, die sich der Entdeckung durch die Wissenschaft verschließen könnten. Es ist ja ebenso klar, dass wir noch nicht Alles entdecken haben.
Trotzdem schmälert das die wissenschaftliche Position nicht. Denn auch wenn es die Wissenschaften nicht vermögen die lückenlose Aufklärung der Natur zu vollbringen, so ist sie doch der Ansatz der sich der Wirklichkeit am besten annähern kann. Und das mit überwältigenden Erfolg! Erst die wissenschaftlichen Untersuchungen von Naturphänomenen macht diese für uns begreifbar und durch deren Einsatz in Technik, Medizin, usw. nutzbar.
Obwohl die Wissenschaft Beschränkungen unterworfen ist kann aber Religion keine Lösung dafür sein. Denn Religionen gehen ad hoc von nicht belegbaren Annahmen aus, die vor jeglichen Gegenargumenten hermitisch abgeriegelt werden. Der dogmatische Absolutismus den die Religionen praktizieren ist nicht tolerabel. Der Erklärungsgehalt einer Welterklärung, die nur auf religiösen Überzeugungen fußt geht gegen null. So ist es zum Beispiel undenkbar, dass die Religion Phänomene vorhersagt und diese technisch nutzen kann. Auch bietet die Religion auch keinen einzigen ernstzunehmenden Evaluierungsmechanismus, der es erlauben die Aussagen, die sie macht, objektiv bewerten zu können. Ohne diese Kontrollmechanismen herrscht aber totaler Realtivismus. Auf diese Weise kann man Alles behaupten ohne je in die Verlegenheit zu kommen irgendwelche Erklärungen oder Argumente geben zu müssen. Vielmehr scheint die Logik zu sein "Es ist so weil es so ist (oder da steht)". Dies kann aber keine befriedigende Aussage über die Realität sein. Einzig die Tatsache, dass man die Nichtexistenz eines höheren Wesens nicht im idealen Sinne beweisen kann scheint vielen Anhängern zu genügen. Dass die Beweislast für solch gewagte Thesen bei dem liegt, der diese vertritt, wird dabei völlig übergangen. Ebenso würde uns nämlich mit gleichen "Argumenten" ermöglicht die wüstesten "Wahrheiten" zu verbreiten. So kann niemand beweisen es gäbe keinen riesigen Lila Pfau der mir befiehlt alle Menschen die nicht an seine Existenz glauben grausam zu steinigen.
Und damit kommen wir zu der weit gößeren Brisanz in der Debate über die Plausiblität von Religion. Die heiligen Schrift stellen wörtlich genommen einen Normenkatalog dar, der in keinster Weise mit dem Verständnis einer modernen, rechtsstaatlichen Gesellschaft in Deckung zu bringen ist. Besonders die Gleichbehandlung und den Minderheitenschutz sehe ich in vielen Passagen der Schriften massiv verletzt. Mehr noch: So reicht es nicht das eigene Leben nach den Schriften auszurichten sondern - und das ein Grund der Religonen so gefährlich macht - fordern sie den Glauben zu verbreiten und vorallem Ungläubige auf schrecklichste Weise "zu bestrafen". Und als ob das nicht schon genug sei, werden die Wortlaute der "heiligen" Schriften immer wieder instrumentalisiert, um neue Ideen in das Gedankengut der jeweiligen religiösen Gemeinschaft einzunisten. So werden die Glaubensgemeinschaften gezielt gleichgeschaltet und politsch indoktriniert.
Zurück zur Wissenschaft: Auch wenn wie oben gesagt die Nichtexistenz eines personellen Gottes prinzipiel nicht beweisbar ist, so kann jedoch sein "Wirken" in unsere Welt in Frage gestellt werden, wenn dafür keine Hinweise gefunden werden können, die unweigerlich auf ein höheres Wesen deuten. Die wörtliche Auslegung der Bibel z.B. mit einem Erdalter von ca. 6000 Jahren können auf jeden Fall zweifelsfrei durch eine unfassbare Menge von wissenschftlichen Ergebnissen ausgeschlossen werden. Außerdem gibt es Grundprinzipien die sich in der Modelbilung als höchst erfolgreich erwiesen haben und die der natürlichen Herangehensweise zum Erkenntnisgewinn entsprechen (z.B. das Sparsamkeitsprinzip alias Ockhams Rasiermesser). Die Thesen relgiöser Fanatiker widersprechen diesen Prinzipien.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Wissenschaft zwar nicht ideale, perfekte Beweise liefert (weil dies prinzipiel und ohne Ausnahmen unmöglich ist) bietet aber umfassende Erklärungsmodele, die sich erfolgreich der Faktenlage behaupten konnten und aus denen sogar Vorhersagen ableitbar sind die im Experiment und Alltag überprüft werden können. Religionen bieten im Kontrast dazu nichts Vergleichbares sondern verschließen sich jeglicher Kritik durch Dogmatismus.
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